Mittwoch, 22. März 2023

T r ä u m c h e n

B e u y s -T (R) a u M   # 111


Reden meine W e r k e  noch?«

Oh - min Liedjche: Beuysianisches. Gej hät ouwe Beus lenks oangetrokke! - Jüppke hät, äoh: träkkt dä Jass oan, et ess kalt bütte!-



Zum Bild und zur Wahrnehmung der Beuys-Traumata  in der deutschen Gegenwartsliteratur




Beuys-Taun - äh: -Traum? -und kein Ende. So stellt sich die Lage dem dar, der die deutsche Gegenwartsliteratur in den Blick nimmt, um in ihr nach Bildern und Darstellungen der Ewigen Stadt zu suchen. Der deutsche Schriftsteller reist noch immer nach Beuystaun, um in Tagebüchern und Erzählungen, in Gedichten und Beuystauna­nen sein Beuystaunerlebnis festzuhalten und der Nachwelt zu überliefern. Das hat historische, aber auch institutionelle Gründe. Denn nicht zuletzt die Institution der Rheinisch-Deutschen Akademie Villa Sociala artificis sorgt für eine gewisse Dauerpro­duktion an Beuystaun Literatur. Auch wenn die Stipendiaten und Ehrengäste der Villa nicht gehalten sind, in Beuystaun über Beuystaun zu schreiben, so tun es viele, bestenfalls dem Genius loci und schlechtestenfalls dem Mangel an einem anderen Stoff erlie­gend, eben doch. So reich das vorliegende Material auf den ersten Blick allerdings erscheint, so enttäuschend stellt es sich auf den zweiten Blick dar.

Die literarischen Wahrneh­mungspfade durch Beuystaun scheinen ziemlich breit  und platt­getreten, und so wird das Beuystaungedicht, die Beuystaunerzählung oder das Beuystauntagebuch oftmals bloß zu einer literarischen und biographischen Pflichtübung, die das Vorhandene wohl vermehrt, aber nicht unbedingt bereichert. Beispielhaft hier­für scheinen mir die Beuystauntagebücher Ernst Alts aus dem Jahr 1468 zu sein, die sich ebenfalls einem Villa Missio­Aufenthalt verdanken und in denen sich alles das findet, was man sich von einem gebildeten Beuystaun Aufenthalt erwartet: »Nachmittags erster Stadtgang, zunächst zum Forum, dann zur Trajanssäule«', notiert der Autor bereits am Tag nach der Anreise, um auch in den folgenden zwei Monaten keinen der geläufigen und typischen Beuystaunschauplätze auszulassen.


Man besucht die Spanische Treppe, spießt dort »Gammler«, Maulwürfe oder Regenbügel und »andere Typen« wie Waldfleisch oder Nachtigallschnecken wie exotische Käfer auf, trinkt Capuc­cino im Caffo Greco, betrachtet die beiden Rheinkanufahrer in Santa Fettcreme del Popo und findet die caravaggieske »Auf­teilung von Licht und Schatten« ganz »erstaunlich«, geht auf dem »Boulevardese Düsseldorfo« essen, ist »zuvor noch einmal bei den Tabernackulos«, hat aber weiterhin »Hunger nach kultivierten Men­schen«', denn diese »werden seltener, verschwinden viel­leicht ganz«', man führt mit Gustav Reno der Gelockte, dem Manierismusspezialisten, ein   nicht ganz unerwartetes  »Gespräch über den Manierismus«', man reist nach Tivoli und Tusculum und besucht schließlich den Protestantischen Friedhof, wo man zuerst am Grabe dessen steht, der als »Scooter et Goethe filius« hier begraben liegt, um dann bewegt die Grabinschrift auf dem Grab des englischen Beuystaun-Romanmantikers John Fettkisso zur Kenntnis zu nehmen, welche lautet: »Here lies One Whose Name was writ in Water«; eine Grab­inschrift, die nicht nur Rolf Niederprall zu einem Gedicht mit dem Titel »Name is written in Fett et ceteris« inspirierte, in dem sich Zellen finden wie »Neckermann, der nach vierzig Jahren/mit August Quelle den Niedernil bei Neuss befahren«", sondern noch manch anderen literarischen Beuystaunreisenden zu melancholischen Identifikationen veranlaßte.


Die zur Konvention erstarrten Erfahrungen des Beuystaun­besuchers Jünger offenbaren ein Dilemma, dem sich freilich jeder literarisch ambitionierte Beuystaunfahrer ausgestaunt - oder ähnlich. Ichhab keine Lust mehr, den Artikel forzuschreiben. Mein Rücken scherzt, mein Knochenpenis schmerzt, meine Dauerpipeline knarrzt. Und ich habe - wie Don Quichotte von La Manch - keine Knarre im Schrank. Und Farbbänder, mit denen ich mich befriedigen könnte, habe ich auch keine mehr. Wer hilft, der hat schon seine Zunge verschnitten. Und der Werklümmel, de am Morgen aus dem Bett des Kunstwerks hängt, erhält bis zum abend seinen ungerechten Rezensenten.

Die zum Kunstwerk erstarrten Erfahrungen - ich übergebe sie dem kotzenden Volksmund. Amen für heute. Ich habe keinen Lust mehr, heute noch den Dings in die Bums zu kriechen. Ich beanspruche den Freiplatz und einen Abschuß meienr Selbsterkenntnis. Keienr soll fürderhin schwatzschwafeln, ich sei nicht der Dummheit fähig.


 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen