Montag, 6. März 2023

Ein D e u t s c h -Lehrer auf G. (von mir als Schüler erlebt)

 

S  c  h  u  l  -  erinnerungen  - nummero 1 -

Quoniam et/aut curmodo -  Sero ad scholam a d v e n i

Memoria: scholae ... et  saxi Sisyphi et Werneri C o q u i (+)  volvere -

- meine (groteske Heimat: Gaesdonck: alt/neu ...)


Ukrainisches I

Gesucht: ein Deutsch-Lehrer, Studienassessor auf der Gaesdonck, meinem Gymnasium (bis zum Abitur):

Wie ich „Ukrainischrd“: also den Nicolai Gogol kennenlernte:

Internatsschule. bischöfliches Konvikt: Ein Lehrer (anno 1960 in der Ulll) - und was mir von ihm blieb: Ein Erzählbeispiel aus dem Deutschunterricht (im alten Museum der Gaesdonck, beim StAss. W. Koch; später in einem Gymn. Werne; längst verblichen, äh: verstorben):

Er bat uns unser Deutschheft herauszunehmen und las uns einen kurzen Abschnitt vor aus dem Deutsch-Lesebuch (ich vermute: Bender. Bd. 5) und las den Eingang der Taras-Bulba-Story von Gogol (1835). - Spät, später las ich im Bender nach: Die Erzählung spielt in der Ukraine in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts und erzählt die Geschichte des alten Saporoger Kosaken Taras Bulba und seiner beiden Söhne, Andrej und Ostap, die erst an der Akademie in Kiew studierten, um sich später in der Saporoger Sitsch anderen Kosaken im Aufstand gegen Polen anzuschließen. Bei der Belagerung von Dubno läuft sein Sohn Andrej wegen eines Mädchens zu den gegnerischen Polen über, und wird daraufhin von Taras Bulba erschossen. Nachdem die Polen Bulba gefasst haben, verbrennen sie ihn bei lebendigem Leibe. Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Taras_Bulba_(Erz%C3%A4hlung)


Herr K. (von Ostern 1959 bis Ostern 1960 als Musik- und Deutschlehrer beschäftigt, er las:das erste Kapitel (in der Übersetzung von Korfiz Holm)

»Dreh dich schnell einmal um, mein Sohn! Lächerlich siehst du aus! Was habt ihr für Pfaffenkutten am Leib? Lauft ihr auf der Akademie alle in solchen Kutten herum?«

So begrüßte der alte Bulba seine beiden Söhne, die auf der geistlichen Schule in Kiew studiert hatten und nun ins Vaterhaus heimkehrten.

Die Söhne, stämmige Burschen, die als kürzlich entlassene Seminaristen noch ein bißchen ducknackig dreinsahen, waren grade von den Pferden gestiegen. Ihre kräftigen, gesunden Gesichter zeigten den ersten Bartflaum, den noch kein Rasiermesser berührt hatte. Daß ihr Vater sie so empfing, verblüffte sie nicht wenig; sie standen reglos, mit gesenkten Lidern.“

*

Er gab uns den Auftrag diesen Abschnitt mit eigenen Worten in unser Deutschheft zu schreiben. Es war ihm ein Leichtes, zu prüfen, wo wer/wir denn Eingangstext verstanden hatte; also ob unsere Inhaltsangabe im Präsens geschrieben - und wir die hauptsächliche Charakterisierung der Figuren und der Handlung verstanden hatten.

Ob ich den Ausdruck Pfaffenkutten verstanden und ihn semantisch wiederholt habe, weiß ich nicht mehr. Aber der Lehrer war zufrieden mit meiner Inhaltsangabe; denn ich war der neue Schüler der in allen Klassen erst mal überprüft wurde, ob ich auch auf dem Stand der Klasse war.

Ich glaube, dieser Text könnte dem Deutschlehrer zum Absprung von der G, verholfen haben: „Pfaffenkutten“ - auf jeden Fall hat er lange, lange nachträglich meine Wünsche an einen agilen und freundlichen Lehrer erfüllt; auch ihm zu Ehren - oder in honore personae– bin ich Deutschlehrer geworden!

In unserer Klasse wurde das Halbjahrzeugnis so ausgestellt: Für die Noten in Deutsch und Musik stand: (handschriftlich korrekt ich kann's nachlesen)  "Das Fach konnte in diesem Halbjahr nicht erteilt werden." - Herr Koch wurde verschwiegen.

Und ich übernahm später die Praxis, Schüler unvorbereitet Texte für die kleine Inhaltsangabe, besonders da ich die Wortfelder in Ehren hielt, in Theorie&Praxis: Wer sich an einen Text erinnert (nach dem Vortrag), bildet die Felder oder Oberbegriffe selber – im Kopp. (Aber auch die Fehler in der Wiedergabe.)

Und … ob ich von ihm träumte, wie er herzlich war, freundlich und lobte angemessen. Nicht schmerzlich, war - und buchstäblich schöpferisch: Sein Unterricht als aktuell und nicht lehrbuchmäßig abgehoben (wie die alten Stunden, die mich später erlebt hatte, im Deutschen: Kapitel für Kapitel entwickend übersetzt; und der Lehrer hat immer recht mit seiner Überweisung, pardon: Übertrügung...

Er, ein ehrenwerter Lateiner Ex-Wehrmachtssoldat, hatte - besonders in der Humanität: Latein/Griechisch: Dr. V.) ja schon mit Hi-, äh: mit Caesar gesoffen und war ihm Krieg gegen Vercingetorix († 46 v. Chr. in Rom) sein Adjutant gewesen; als Flügelmann.

Aber, zurück zu Herrn Koch, ... und … ob sie von ihm träumte, gemäß seiner Siegenart, wie wir schon vor dem Unterricht gesteckt war: Er pflegte seinen Auftritt mit kleinen Gags zu zelebieren: „Na, da hat mir meine Frau die passende Krawatte angezogen: Ja, die schöne hellblaue!“ - Oder ein anderer, kolportierter Auftritt: “Ist das denn blassrosa Söckchen, das ich mir heute Morgen aufziehen durfte?“

Und ob ich mir solch eine Fortsetzung zurecht träumte? - Und er klettert auf das Pult, ja, es ist stabil. Und er zeigte uns seine Unterhosen: „jJa, jetzt sie noch weiß!“ - Und wir frieren „Huhu!“

Und was macht er - auch noch nachts: Er kam mit Stelzen in den Unterricht. Und er stieg auf dem Lehrerstuhl und dann aufs Pult; und legte das Deutschbuch unter (unter die Selze!). Und er hielt Balance! Unw er sagt: „Aber, darf ihr nicht machen. Das müsst ihr erst vorher beim Turnlehrer üben. - Und er zeigte es uns: Wer fängt an mit der rechten Stelze? Und dann das linke Bein... - Ja, es klappte.

Äh, äh: Der Abschnitt im Gogol ging weiter:

»Halt, halt! Laßt euch doch richtig ansehn!« fuhr Bulba fort. »Was für lange Kittel habt ihr da an? So was von Kitteln! Solche Kittel muß es auf der Welt noch nicht gegeben haben. Lauft doch einmal ein Stück! Ich möchte sehn, ob ihr nicht über eure Schöße stolpert und in den Dreck fliegt.«

»Laß doch das dumme Lachen, Vater, laß das!« sagte endlich der ältere von den beiden.

»Sieh nur den Hitzkopf an! Warum soll ich nicht lachen?«

»Darum! Und magst du zehnmal unser Vater sein – wenn du mich auslachst, nun, bei Gott, dann hau ich zu!«

»Na, du bist mir ein Sohn . . .! Was . . .? Deinen Vater . . .?« sagte Taraß Bulba und prallte vor lauter Staunen ein paar Schritte zurück.:

*

Ja, bei Gutenberg.org steht die Holmsche Übersetzung (von 1940):

https://www.projekt-gutenberg.org/gogol/bulba/bulba.html

*

Dort gibt es auch eine andere Übersetzung von Karl Noetze (1924): Dort steht der erste Satz, so übersetzt: »Dreh' dich doch um, mein Sohn! Ach, was bist du komisch! Was habt ihr da für Popengewänder an? Gehen so alle in der Akademie?«

Mit diesen Worten begrüßte der alte Bulba seine zwei Söhne (....)“

https://www.projekt-gutenberg.org/gogol/mirgorod/chap002.html

Warum ich so informiert/„uninformiert“ bin über den Herr K o c h?

Ich weiss es von einem anderen Lehrer, der später OSDir. der Anstalt wurde: Er wollte sich über Herrn Koch informieren und wissen, was ihm passiert sei: Er fand an der Schule nicht Schriftliches: yeah: k e i n e  Auskunft! - Der Bischof hat alles verschwinden lassen: Ab ins Archiv nach Münster in Westfalen; was von dort noch aufgearbeitet wird - man kann es nicht wissen ...

... und einen Gruß an meinen Lehrer, Naturwissenschaftler der Physik, der Mathematik und Latein/Griechisch/Philosophie) – meinen Lehrer beim Abitur; ich denke ihm viel: auch mein Lehrer-Dasein (nach meiner Buchhändlerzeit in Goch/Kleve) ..: Herrn Laurenz van der Linde, Goch am Niederrhein.

 *  ~  *

Im Herbst  fand ich auf der G., wohin mich [samt Spazierstock] mein Sohn T. gefahren hatte, diesen Stämmling - auf einer Anlage, gestaltet als Streuobstwiese, mit fünf  Bäumchen: wobei mir die Frage kam: Ob der Grundstämmling oder der aufgeprofte Hochstamm-Teil den schönen Namen erhielt: "... Gülderling". [Ein magistrales Hoch auf den Biologielehrer, der diesen Pröpfling [für die Streuobstwiese, die dort nie gewesesn ist!] erwarb/zu-gestalten wusste ...!]

Seitab:

 Münster: Paulinum: wo ich einst die Studienzeit erblickte, bis es ein OStR. A. beschloss, mir mitzuteilen: „Dein Vater muss Schulgeld bezahlen.“ - Und er trat, absatzkehrt (wahrscheinlich soldatisch gelernt) - und seitab wieder sich auf zum Lehrerzimmer absetze. - Danke an die Herren Hohen Lateiner! (1959)

Wie eine Inschrift lehrt: „Erlernet der Künste Bildung, erforschet vielfältige Ordnung, in der Erscheinungen Flucht spähet nach Ewigem aus.“ - Und das noch auf Lateinisch als Chronodistichon (vgl. Festschrift Paulinum Münster. Jg. 1959. S. 74): Artes noscere opus, varias exquierere leges, e fluxus specie ducite perpetuum. [Arctifiziell auf die Zahl „1959“ gestaltet; ohne Zitat, ohne Herkunftsnachweis; äh, nix mehr zu ermitteln.]

Und so das fertige Chrono-Distichon:

ARTES NOSCERE OpVs, VARIAS EXQVIRERE LEGEs, E FEGES, FlVXA SPECIE DVCITE PERPETVVM.

...> Wem es sich erschließt - möge jubelnSi charta cadit, tota scientia vadit. - „Äh - wenn das Blatt [mit allen Zahlen, Figuren, Nummern] hinunterfällt, ist die ganze Wissenschaft dahin.“ (Maccharonischer Vers)


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