Donnerstag, 4. Juli 2013

„E r k a n n e s!“

Er kann es!

Maau: Flotte Geschichte einer flauen Redensart im mauen Wahljahr


„Darf er das? – „Ja, er kann es!“


Ein lästerlicher Vorgriff in diese unsre aller Geschichte.

Zeit- und Kron- und Immer-Oben-Zeuge: Walter J e n s (1976):

„(…)[A]m 25. Juni 1708, wurde, an der gleichen Universität, ein vierzehnjähriger Stipendiat mit Namen Wilhelm Eyrich relegiert, weil er sich während eines Gewitters zu dem Ausspruch hatte hinreißen lassen: „Gott“ – so die protokollierte Zeugenaussage – „hat Sauerkraut und Buttermilch gegessen, daher rumpelt sein Bauch also.“ Die Orthodoxie pochte auf ihre Rechte; der Student wurde, weil er „entsetzliche Gotteslästerungen unter höhnischem Gelächter ausgestoßen habe“, mit Schimpf und Schande entlassen – wäre er älter gewesen, man hätte ihm noch ganz anders die Leviten gelesen. „Wann Inquisit 18 Jahre alt wäre“, erklärte der Dekan, „gehöre ihm der Kopf vor die Füße.“ (…)“
„Er kann es! – Er darf es!“, hätte man heute geurteilt! Aber heute sagen sie: „Er kann est!“ - „Er kann es?“ - Wie gehabt? Als Papa Schmidt dem Burschi Steinbrück das Limit erteilt?
Behauptung: „Er kann es!“ - Nein: Pardon: „Er kann es!“ Oder? „Er kann es!“
Nu, was wurde er gefragt, der Old Captain der Normanen? Fragte man ihn: „Kann er die Wahl vergeigen?“ „Jep! Dat kann er!“ Nein! Das ist gelogen. Wurde der Old Käpten - von Kap Horn bis nach Narvik, der OldGoodMan aller Bypässe &Wassssssssserstände aller Zeiten: Wurde er gefragt: Soll er die Wahl verlieren?“ „Er kann es!“
Folglich vergeigt [präsentisches Futur!] er die Wahl.

„Er kann es!“

– Das Mentekel der Old Pythia, recte: Pythius, behielt Recht:
„Soll er die Wahl vergeigen?“ "Jau: Er kann es!“

Aber, weiter im redegewaltigen Text, äh, in der Redensart/Phraseologie einer murkeligen Absonderung: "Er kann es.":

Da hilft nur der Satiriker, z.B. Harald Schmidt:

Schmidt: Er kann es!

Harald Schmidt über Helmut Schmidt und die Kanzlerkandidatenkür Peer Steinbrücks und Promis, die es auch nicht können.25.10.2011 23:15 Uhr - © SAT.1

Von lehr- und lehrerhaften N u l l s t e l l e n

#Nullstellen

Mona Steiniger schreibt im SPIEGEL (27/2013): „Nullstunden“ (ihrer Schule? Ihres Lebens!)


[Donum hospitale de femina et matre Seligmeier.
Confer medium internale: nomen est omen!

Abschluss 10 – im Gymnasium: Ja, ich erinnere mich an viel vergebliches, auch an die Behandlung der „Metamorphosen“ des Ovid, mit Klassenarbeiten. Das habe großen Erklärungswert für das Selbstverständnis der Schüler; richtige Fakten und so weiter. Und das in Latein; so ein StD, ja, an einer altsprachlichen Schule, einem sog. klassischen Theater, pardon. Gymnasium an einem „Petrinum“; es könnte „Paulinum“ heißen oder „Putativum“ oder „Furzmich“; das sich so nobel, gerade „adelig“, nennen muss, wg. langhundertjähriger Verdienste und Fortschritte, sprich:Nullstellen.

Und nach der vorletzten Arbeit zum fälligen Latinum in 10/2 (der Sommer wabert, auch im Garten der Nachbarn! Für Feten bis fast Mitternacht!) wurde noch eine, eben die letzte #Lateinarbeit angesetzt, fürs Latinum. #Memento-mori-in-schola.

Explorationibus praeclaris gestis: Pardon: Durch genaue Erkundigungen erfuhr unsere Tochter, dass sie sich – gegen flott kassierte 20 Mark, ja, es waren D-Mark-Zeiten, die zweite, bekannte Arbeit, wie sie dieser Lehrer seit Jahrzehnte praktizierte – als Nachhilfe von einem Oberstudien-, nein, ein paar -schüler vorlegen, übersetzen – und dann wieder entzogen bekommen könnte. Textum permixtum! Bäh!) So gut wusste die Clique der flotten Pennäler in altsprachlichem Niveau, sprich: Dressur, wann und wie der StD, hochgeehrter Kollege für Late und Mathe – ideale Gelegenheit für Komiker - seine Lektüren durchzieht, in nicht perennis [endenwollender] stabilitas et loquacitas, vulgo: „consuetudo es quasi altera natura (eius)“ Puh: Cicero: De finibus bonorum et malorum 5.74 [Cicero – also unnütz für das Kleine oder Große Latinum; für den Schulgebrauch ibid.]

Familienrat? Auf zur Schule, nachdem man – sprich: ich - sich mühsam eine „Besprechung“ in der im Stundenplan regulär angesetzten Sprechstunde des Lehrers zugesagt bekommen hatte. (Man war so überlaustet. Feriae et feiern undso. (Non est datur obligio! Oder heißt es obligatio?) – Quatsch: Tale, quale.]

Wie das ablief?

Ich habe den schriftlichem Bericht [Sachstandswahrung!] an den Direktor in Aussicht gestellt; mit direkter Kopie an das ehrenwerte Schulkollegium.
Nullstellen? Plus Deputat! Ja: bei Lehrern, die sich so erhoben fühlen, dass sie Latein unterrichten:
Tua res agitur (paries cum proximus ardet). Horaz, Episteln I, 18.
„Deine Sache wird verhandelt.“: Ja, zumeist ein verkürztes Horaz-Zitat: „Nam tua res agitur, paries cum proximus ardet.“ („Dann geht es um deine Sache, wenn die Wand des Nachbarn brennt.“)
Es müsste statt WAND Wandlungen heißen: Metamorphosen. Also: Vestra res aguntur, Metamorphoseon libri cum proximorum discipulorum ardent. [Oder passim die Genitivi recte aut geschickt vertauschen. Eine Ablenkungsaufgabe: Avocate animos!]

Die letzte Arbeit in der 10, die meine Tochter erleben und erschreiben musste? In Latein? Mit einer neu getippten Arbeit des aufgescheuchten Philologen? Sie handelte von dem welterschütternden Erlebnis des Jünglings Narcissus. - Erschütternd als blasse Theorie, für 16-Jährige aufgemotzt, nein: aufgeprotzt:

Post factum et factura?

Die selbst und in Geld verliebten Oberstufenschüler vertickten in den nächsten Jahren drei Ovid-Arbeiten! Streng mit Vorbehalt. Silentio (Abl. Adv.). Moneta est nervus scholae. – Aber solche Null-Sätze werden nicht gelehrt. Nicht abgeschrieben. Nicht übersetzt. – Man könnte sie bei Wikipedia ausdrucken eine „Liste lateinischer Phrasen von A bis V“.
[Mehr gibt es nicht. Sero! Ultimo! – Aber es würde reichen fürs ius scholae Latium. Pardon: Latinum.]

Post Scriptum:
(Heine-Redivivus) schreibt über das Gewerbe der Lateinlehrer: „Philologe in Handelsstädten . Handwerker oder Philologe soll man werden, man wird zu allen Zeiten Hosen brauchen, und es wir immer Schulknaben geben, die Deklinationen und Konjugationen gebrauchen -“
(Heinrich Heine. Sämtliche Schriften. Bd. 6.1.: Aufzeichnungen. Hg. v. K. Briegleb. Darmstadt 1975. S. 615); Heinrich Heine und seine Frau Mathilde, auf einem Ölbild von Benedikt Kietz aus dem Jahr 1851 (Rechte: Heine-Institut Düsseldorf)