Freitag, 30. Januar 2015

Von zeitgemäßem L e i d e n

Leiden, mitleiden - über-leiden..
 
Eine sehr gewundene Argumentation öffentlicher Argumentationen, exempalarisch hier, bei Frau Kiyak, Deutschlehrerin. 


M i r  fiel an Herrn Gaucks Rede zum Auschwitz-Gedenktag 2015 Existenzielleres auf:
Unser jetziger Bundespräsident "leidet". 
Wörtlich und in einer Konsekutivkonstruktion: "Solange ich lebe, werde ich darunter leiden, dass die deutsche Nation mit ihrer so achtenswerten Kultur zu den ungeheuerlichsten Menschheitsverbrechen fähig war."

Ein Ex-Präsident, Christian Wulff,  l i t t profaner aber wortidentisch: "Ich leide physisch darunter, dass wir keinen unbefangenen Bundespräsidenten [gemeint war Johannes Rauh] haben", sagte Wulff dem "Focus", zu vergleichsweise nichtigem Anlass.

Ist das Berühmtsein, die Polit-Wichtigtuerei - oder die Bundespräsidialamts-Repräsentanz ein Ort von physischem L e i d e n s-druck?
Für Mörike (confer diese Adresse)(1828) war seine Peregrina (Maria Meyer) "das "Bildniß mitleid-schöner Quaal" (in: "Nachklang von Agnes").


In der Poesie lässt man sich das MitLeiden gefallen, wie in unmittelbarer Empapthie bei Leid, Schmerz und Trauer von Geliebten oder Nahverwandten.

Ist das rhetorische L e i d e n ad infinitum et finem aliquem ausgebrochen? Bei zu oder sehr gutem Willen ist die Schmerzgrenze des Verständnisses oder der Compassion leichthin überschritten.
L e i d e r.


*
Dieser Text ist eine Überarbeitung eines pseudonymen Beitrags zu dem o. g. Artikel MeliyKiyaks in der ZEIT "Fühlen in Imperativen"

Leiden oder MitLeiden in Imperativen?