Samstag, 4. März 2023

G#ttes-Texte in Parabeln (wie G#tt es uns befohlen hat, am Gründonnerstag)

 E i - g e n e s = G e - W ä ch s   # 03


 

 

Von Artikeln: Literarisches Stichwort  G # t t 

[Vgl. https://ixtheo.de/Record/164500094X -]

Artikel XXXV Unsere Gottesbilder

Parabeln von Gott und seinen Bildern bei den Menschen  -

Leit-Text:

Gotthold Ephraim Lessing: „Suche nach der Wahrheit“

Nicht die Wahrheit, in deren Besitz irgendein Mensch ist oder zu sein vermeinet, sondern die aufrichtige Mühe, die er angewandt hat, hinter die Wahrheit zu kommen, macht den Wert des Menschen. Denn nicht durch den Besitz, sondern durch die Nachforschung des Wahrheit erweitern sich seine Kräfte, worin allein seine immer wachsende Vollkommenheit bestehet.

Der Besitz macht ruhig, träge, stolz.

Wenn Gott in seiner Rechten alle Wahrheit und in seiner Linken den einzigen immer regen Trieb nach Wahrheit, obschon mit dem Zusatze, mich immer und ewig zu irren, verschlossen hielte und spräche zu mir: "Wähle!" Ich fiel ihm mit Demut in seine Linke und sagte: "Vater, gib! Die reine Wahrheit ist ja doch nur für dich allein!" (1778)

Lessing (1729 - 1781), der deutsche literarische Stammvater der geistesgeschichtlichen Aufklärung, formuliert seine Intention als eine glückliche Versöhnung zwischen dem allen Menschen dieser Erde eingeborenen Gottesgefühl, der sprachlich-kritischen Vernunft und der historischen Ethik einer umfassenden Humanität und Toleranz. Ich halte die kleine, vorangestellte Parabel nicht nur für geistreich, sondern auch humorvoll, gerade auch in seiner impliziten Kritik an den dogmatischen Wahrheits-Vertreter.

In dieser kleinen Sammlung sind keine biblischen Gleichnisse vorgestellt; sondern literarische Parabeln, die in ihrer grundlegenden, symbolischen Komplexität nicht eindimensional, nicht eindeutig interpretierbar sind.

Es gibt keinen Gott, es gibt nicht den einen Gott; es gab und gibt nur Gottesbilder: historische und aktuelle, rote und weiße oder schwarze, allerliebst geschönte und verdunkelte, gewalttätige und friedvolle, klerikal-zwanghafte und liberale, zölibatär-selektive und liebend-gewährende.

Die Erfahrungen von 4000 Jahren Patriarchat in unsere abendländischen, seit 2000 Jahren christlichen Kultur, sowie der außerchristlichen, weitaus friedlicheren, nichtexpansionistischen Religionen in Nordamerika (Indianerreligionen) oder in Asien (Buddhismus, Hinduimus) und unser gegenwärtigen Übergangsphase mit vielen disparaten Gottesbildern (vom weiblichen Gott z.B.) beweisen bei unvoreingenommener, historisch-kritischer, literarischer und sprachpsychologischer Betrachtung, daß es nicht nur nicht den, ja sogar nicht nur den einen Gott, sondern "nur" Gottesbilder gibt, übe die wir verlässlich sprechen können - individuelle, multiple, polyglotte, archetypische - eingebrannt in die psychischen Instanzen (Es, Ich, Überich) des gesellschaftlichen Individuums als eines sprachbewußten, selbst verantwortlichen Mitglieds der Menschheit und Angehöriger der jeweiligen als göttlich imaginierten oder gottfernen Kultur.

Aus dem „Gott“ (genus hyper-maskulinum; pluralis majestatis) kann mensch, also man und frau, mit eigener Phantasie und gehöriger Berechtigung einen weiblichen (weißen oder schwarzen oder homophilen oder sonstwie funktionalen) auf jeden Einzelfall hin gelobten und gerechten und wirkungsmächtigen Gott versprachlichen. Was allein unveränderlich scheint, ist das Fundament solchen viel-, gar alles versprechenden, macht- und lustvollen Imaginierens: des Göttlichen (neutrum als kein Weibliches und kein Männliches) als des kleinsten gemeinsamen transzendentalen Nenners der Rasse des homo sapiens sapiens.

Die schönsten, inhaltlich und sprachlich überzeugendsten Parabeln der Literatur aus Ost und West, Nord und Süd künden von dieser psychischen Sehnsucht, dieser kognitiven Gewißheit als eines sozialen Auftrages. Personifizierungen und Attribuierungen nach geschlechts-, rassen-, institutions-spezifischen oder personalen Bedürfnissen sind von der nächsten Generation immer wieder in Frage gestellt worden; häufig mit den geistlosen-gewalttätigen Mitteln der sich im Göttlichen legitimierenden Vorgänger, der Kriegs-, Kreuzzugs-, Inquisitions-, Kolonialismus- oder menschenrechtsfeindlichen Strategen.

Wir als Beter und Leser erkennen die parabolische Grundstruktur vieler Prosatexte; wir sie interpretieren den Aufbau, die Personen, die Funktionen der Handlungen, die zentralen Möglichkeiten der tradierten, menschenalten Symbole, die wir existenziell, historisch, ökologisch und religiös deuten können, ohne sie für eine Machtfrage zu deteminieren.

Lebensaussagen und Beschreibungen des Schriftstellers als das gesellschaftliche Engagement eines Autors nach Borcherts Selbstverständnis. In der jungen deutschen Literatur nach 45 war die Verantwortung eines Künstlers entscheidendes Kriterium für einen sprachlichen und moralischen Neuanfang der neuen deutschen Kultur; die Sch. können diese Intention einschätzen. Die Sch. können Beziehungen zu anderen poetologischen Parbeln erkennen und im Unterschied zu anderen Dichtern Lessing, Brecht, Kafka) verschiedene Dichtungsauffassungen benennen und Erörterungen in der Spannbreite von l’art pour l’art bis zu kritisch engagierter Literatur. Borchert akzentuiert im Text sehr stark die kritisch bewußten und gesellschaftlich vernehmbaren Leistungen des Dichters, insbesondere die Verpflichtung in der präzis realistischen Benennung der Umstände eines Hauses (als Bild für die Gesellschaft) und in den dialogischen, vorbildlichen Aufgaben der Person als Ausübung seiner beschreibend-erklärenden und warnenden Funktion gegenüber seinen Mitmenschen, die nicht über seine Perspektive und Kunstmöglichkeit (präzise Nomen, dynamische Verben). Der Dichter ist der psychologischen politischen Aufklärung verpflichteter, poetologisch reflektierender Realist in einer politischen Grenzsituation des Neuanfangs nach 45, im Rückgriff auf die unerfüllten Ideen der humanistischen Aufklärung.

Das „caelum“, als himmlischer Palast, als „Wohn-“ und Herrschaftsort der Göttlichkeit ist als alte allgemein-mittelmeerländische Himmelung abgelöst, literarisch vergessen; bis in die Moderne hinein wird auch der fürstlich-patriarchale Palast, das „palatium“, destruiert – aufgehoben zur Behausung des Poeten (s. Borchert). Die Kirche als Residenz, als „residentia“ (mlat. Wohnsitz) und bischöfliches Palais, wird literarisch nicht mehr realisiert.

Die Geistlichen aller Kirchen und die durch sie Privilegierten haben das Sonderrecht, in großer Harmonie, ohne Hetze, gemäß ihren inneren und liturgisch-historischen Bedingungen, zu leben und ihre klerikale Gefühlswelt als Glaubenpraxis zu realisieren. Gewöhnliche Gläubige haben diese Chancen nie gehabt; sie werden auch nicht darauf warten können, daß sie unter friedlichen, dem eigenen, inneren Zeitgefühl entsprechend leben und arbeiten zu können. Wer hier nicht eine der wesentlichsten Zeit-Erscheinungen der verlorenen Kirchennähe, der angeblichen „Gottlosigkeit“ des Modernen-Zeiten-Menschen - unter dem Diktat des angeblich unabänderlichen Globalismus - erkennt, hat noch nicht begonnen nachzudenken - über Zeit und Ewigkeit, über Gott und Menschlichkeit seines jesuanischen Auftrages.

*


Text 1:

Gotthold Ephraim Lessing (1729 - 1781):

Eine Parabel

  • quae facilem ori paret bolum.”* (Etymologista vetus)

Nebst einer kleinen Bitte, und einem eventualen Absagungsschreiben an den Herrn Pastor Goeze, in Hamburg -

Ehrwürdiger Mann

Ich würde ehrwürdiger Freund sagen, wenn ich der Mensch wäre, der durch öffentliche Berufung auf seine Freund­schaften ein günstiges Vorurteil für sich zu erschleichen gedächte. Ich bin aber vielmehr der, der durchaus auf keinen seiner Nächsten dadurch ein nachteiliges Licht möchte fallen lassen, dass er der Welt erzählet, er stehe, oder habe mit ihm in einer von den genauem Verbindun­gen gestanden, welche die Welt Freundschaft zu nennen gewohnt ist. - Denn berechtiget wäre ich es allerdings, einen Mann Freund zu nennen, der mir mit Verbindlichkeit zuvor gekommen ist; den ich auf einer Seite habe kennen lernen, von welcher ihn viele nicht kennen wollen; dem ich noch Verbindlichkeit habe, wenn es auch nur die wäre, dass seine 20 Wächterstimme noch meines Namens schonen wollen. Doch, wie gesagt, ich suche, bloß durch meine Freunde, eben so wenig zu gewinnen, als ich möchte, dass sie durch mich verlieren sollten.

Also nur, Ehrwürdiger Mann! Ich ersuche Sie, die Güte zu haben, nachstehende Kleinigkeit in einige Überlegung zu ziehen. Besonders aber dringe ich darauf, sich über die beigefügte Bitte nicht bloß als Polemiker, sondern als rechtschaffner Mann und Christ, auf das baldigste zu er­klären.


* wörtlich: die einen leichten Bissen dem Mund bieten soll. Ein alter Sprachforscher [gemeint ist ein altes Wortspiel für ‚Parabel’]


Die Parabel

Ein weiser, tätiger König eines großen, großen Reiches hatte in seiner Hauptstadt einen Palast von ganz unermeßlichem Umfange, von ganz besonderer Architektur.

Unermeßlich war der Umfang, weil er in selbem alle um sich versammelt hatte, die er als Gehilfen oder Werkzeuge seiner Regierung brauchte.

Sonderbar war die Architektur; denn sie stritt so ziemlich mit allen angenommenen Regeln; aber sie gefiel doch und entsprach doch.

Sie gefiel vornehmlich durch die Bewunderung, welche Ein­falt und Größe erregen, wenn sie Reichtum und Schmuck mehr zu verachten als zu entbehren scheinen.

Sie entsprach durch Dauer und Bequemlichkeit. Der ganze Palast stand nach vielen, vielen Jahren noch in eben der Reinlichkeit und Vollständigkeit da, mit welcher die Bau­meister die letzte Hand angelegt hatten; von außen ein wenig unverständlich, von innen überall Licht und Zusammenhang.

Was Kenner von Architektur sein wollte, ward besonders durch die Außenseiten beleidiget, welche mit wenig hin und her zerstreuten, großen und kleinen, runden und viereckten Fenstern unterbrochen waren, dafür aber desto mehr Türen und Tore von mancherlei Form und Größe hatten.

Man begriff nicht, wie durch so wenige Fenster in so viele Gemächer genugsames Licht kommen könne. Denn daß die vornehmsten derselben ihr Licht von oben empfingen, wollte den wenigsten zu Sinne.

Man begriff nicht, wozu so viele und vielerlei Eingänge nötig wären, da ein großes Portal auf jeder Seite ja wohl schicklicher wäre und eben die Dienste tun würde. Denn daß durch die mehrern kleinen Eingänge ein jeder, der in den Palast gerufen würde, auf dem kürzesten und unfehlbar­sten Wege gerade dahin gelangen solle, wo man seiner bedürfe, wollte den wenigsten zu Sinne.

Und so entstand unter den vermeinten Kennern mancherlei Streit, den gemeiniglich diejenigen am hitzigsten führten, die von dem Innern des Palastes viel zu sehen die wenigste Gelegenheit gehabt hatten.

Auch war da etwas, wovon man bei dem ersten Anblicke geglaubt hätte, daß es den Streit notwendig sehr leicht und kurz machen müsse, was ihn aber gerade am meisten ver­wickelte, was ihm gerade zur hartnäckigsten Fortsetzung die reichste Nahrung verschaffte. Man glaubte nämlich verschiedne alte Grundrisse zu haben, die sich von den ersten Baumeistern des Palastes herschreiben sollten, und diese Grundrisse fanden sich mit Worten und Zeichen bemerkt, deren Sprache und Charakteristik so gut als verloren war.

Ein jeder erklärte sich daher diese Worte und Zeichen nach eignem Gefallen. Ein jeder setzte sich daher aus diesen alten Grundrissen einen beliebigen neuen zusammen, für welchen neuen nicht selten dieser und jener sich so hinreißen ließ, daß er nicht allein selbst darauf schwor, sondern auch andere darauf zu schwören bald beredte, bald zwang.

Nur wenige sagten: »Was gehen uns eure Grundrisse an? Dieser oder ein andrer, sie sind uns alle gleich. Genug, daß wir jeden Augenblick erfahren, daß die gütigste Weisheit den ganzen Palast erfüllet, und daß sich aus ihm nichts als Schönheit und Ordnung und Wohlstand auf das ganze Land verbreitet. « '

Sie kamen oft schlecht an, diese wenigen! Denn wenn sie lachenden Muts manchmal einen von den besondern Grund­rissen ein wenig näher beleuchteten, so wurden sie von denen, welche auf diesen Grundriß geschworen hatten, für Mordbrenner des Palastes selbst ausgeschrien.

Aber sie kehrten sich daran nicht und wurden gerade dadurch am geschicktesten, denienigen zugesellet zu wer­den, die innerhalb des Palastes arbeiteten und weder Zeit noch Lust hatten, sich in Streitigkeiten zu mengen, die für sie keine waren.

Einstmals, als der Streit über die Grundrisse nicht sowohl beigelegt als eingeschlummert war, - einstmals um Mitternacht erscholl plötzlich die Stimme der Wächter: »Feuer! Feuer in dem Palaste!“

Und was geschah? Da fuhr jeder von seinem Lager auf, und jeder, als wäre das Feuer nicht in dem Palaste, sondern in seinem eignen Hause, lief nach dem Kostbarsten, was er zu haben glaubte - nach seinem Grundrisse. »Laßt uns den nur retten!« dachte jeder; »der Palast kann dort nicht eigentlicher verbrennen, als er hier stehet!«

Und so lief ein jeder mit seinem Grundrisse auf die Straße, wo, anstatt dem Palaste zu Hilfe zu eilen, einer dem andern es vorher in seinem Grundrisse zeigen wollte, wo der Palast vermutlich brenne. »Sieh, Nachbar! hier brennt er! Hier ist dem Feuer am besten beizukommen.« - »Oder hier vielmehr, Nachbar, hier! « - »Wo denkt ihr beide hin? Er brennt hier!« - »Was hätt' es für Not, wenn er da brennte? Aber er brennt gewiß hier!« - »Lösch' ihn hier, wer da will. Ich lösch' ihn hier nicht.« - »Und ich hier nicht!« - »Und ich hier nicht!«

Über diese geschäftigen Zänker hätte er denn auch wirklich abbrennen können, der Palast, wenn er gebrannt hätte. - Aber die erschrocknen Wächter hatten ein Nordlicht für eine Feuersbrunst gehalten. - (E.G.L.: Werke. Bd. 8. S. 117-120)

Wie im ‚Nathan’ fasst Lessing in die Form der Parabel, was in der philosophisch-argumentierenden Schreibform entweder zu umfänglich geraten müsste oder was überhaupt nicht argumentierend erklärbar wäre.

Im Gleichnis vom scheinbar unvernünftig gebauten Palast wertet Lessing den historischen Aspekt der Religion nicht gegen den ihrer gegenwärtigen Wirksamkeit.

Die Berichte über die Anfänge des Christentums sind nicht falsch oder lügenhaft; aber aus sich selbst heraus sind die historischen Argumente der Urtexte für die Wahrheit des sich enwickelnden Christentums nicht beweiskräftig.

Gerade dadurch, dass Lessing die historischen Zeugnisse in einem gewissen Umfang in ihr Recht setzt, sie nicht zugun­sten des rein rationalistischen Ansatzes beiseite schiebt, versucht er, notwendige Vernunfteinsicht und gegenwärtig-gültige Erfahrung, Ratio und Empirie, zusammenzubringen. Zwar bleibt die Vernunft der Geschichte vorgeordnet, sie zwingt dazu, die Wahrheit des Christentums von innen her zu argumentieren (das meint der erste Teil der Parabel). Die Berufung auf die gegenwärtige Erfahrung von der Wirkung der Religion im zweiten Parabelteil bringt andererseits die geschichtliche Perspektive in neuer Weise herein: nämlich als Legitimation der christlichen Geschichte durch die Gegenwart. Innere Vernunftwahrheit und praktischer Gegenwartsaspekt können eine Verbindung eingehen.. Der erste Parabelteil zeigt, dass eine rein rationalistische Betrachtung, die auf Vernunftregeln abhebt, nichts bringt; sie soll ersetzt werden durch die Einsicht in die Eigenart der religiösen, d. h. geoffenbarten, geschichtlichen Wahrheit. Im Bild der Parabel heisst das: Die innere Betrachtung trifft auf ein Licht von oben, das die eigenartig-beängstigende Struktur des Palasts erst verstehen lässt. Vernunft und Offenbarung sind zwei Seiten des gleichen Glaubens, des aufgeklärten, von der Sonne der Wahrheit abendlich erhellten Christentums.


 

 - AufKlärung als LebensMotiv -

*

(Die letzten Texte Lessings zu diesem Thema sind „Die Erziehung des Menschengeschlechts“ von 1777/80 und das Drama „Nathan der Weise“ von 1779.)

*

Text 2:

(Borchert +1947)

Wolfgang Borchert:

Gottes Auge lag rund und rotgerändert mitten in einem weißen Suppenteller. Der Suppenteller stand auf unserem Küchentisch. Blutfleckige Eingeweide und das milchbleiche Skelett eines größe­ren Fisches ließen den Küchentisch aussehen wie ein Schlachtfeld. Das Auge in dem weißen Teller gehörte einem Kabeljau. Der lag in großen weißfleischigen Stücken in unserem Topf und ließ sich kochen. Das Auge war ganz allein. Es war Gottes Auge.

Du mußt nicht immer mit der Gabel das Auge auf dem Teller hin- und herrutschen lassen, sagte meine Mutter.

Ich ließ das glatte runde Auge durch die Kurven des Suppentellers sausen und fragte: Warum denn nicht? Er merkt es doch nicht mehr. Er kocht doch.

Man spielt nicht mit einem Auge. Das Auge hat der liebe Gott genau so gemacht wie deins, sagte meine Mutter.

Während ich die sausende Rundfahrt des Kabeljauauges plötzlich abbrach, fragte ich: Das soll vom lieben Gott sein?

Natürlich, antwortete meine Mutter, das Auge gehört dem lieben Gott.

Nicht dem Kabeljau, bohrte ich weiter.

Dem auch. Aber in der Hauptsache dem lieben Gott.

Als ich von dem Teller aufsah, merkte ich, daß meine Mutter weinte. An diesem Tag, wo es bei uns Kabeljau gab, war mein Großvater gestorben. Meine Mutter weinte und ging hinaus. Da zog ich den Teller mit dem einsamen Auge mittendrin, mit dem rotgeränderten Auge, das Gott gehören sollte, ganz dicht an mich heran. Ganz dicht brachte ich meinen Mund über den Teller.

Du bist das Auge vom lieben Gott? flüsterte ich, dann kannst du wohl auch sagen, warum Großvater heute mit einmal tot ist. Sag das, du!

Das Auge sagte es nicht.

Das weißt du nicht mal, wisperte ich triumphierend, und du willst das Auge vom lieben Gott sein, und weißt nicht mal, war­um Großvater tot ist. Kommt er denn auch nicht wieder, Groß­vater, fragte ich dicht über dem Teller, weißt du denn, ob er noch mal wiederkommt, du, sag das doch. Du mußt das doch wissen. Kommt er nun nie wieder?

Das Auge sagte es nicht.

Ganz dicht hielt ich meinen Mund an das Auge und fragte noch einmal eindringlich und ernst: Du, sehen wir Großvater denn nicht wieder, du? Sag das doch. Sehen wir ihn noch mal wieder? Wir können ihn doch noch mal irgendwo treffen, nicht? Du, sag doch, treffen wir ihn wieder? Du, sag das, du bist doch vom lieben Gott, sag das 1

Das Auge sagte es nicht.

Da stieß ich den Teller wütend von mir weg. Das Auge glitschte hoch über den Rand auf den Fußboden. Da blieb es liegen. Ge­spannt sah ich hin. Das Auge lag auf der Erde. Und es war Gottes Auge. Gottes Auge lag auf der Erde. Aber es sagte nichts. Ich sah noch einmal hin. Nein, Nichts. ich stand auf. ich stand lang­sam auf, um Gott Zeit zu lassen. Ganz langsam ging ich zur Küchentür. Ich faßte nach dem Türgriff. ich drückte ihn langsam herunter. Mit dem Rücken zu dem Auge hin wartete ich 50 noch einen langen langen Augenblick an der Küchentür. Es kam keine Antwort. Gott sagte nichts. Da ging ich, ohne mich nach dem Auge umzusehen, laut aus der Tür.

(Aus: W.B.: Das Gesamtwerk. Reinbek: Rowohlt 1989. S.….5


Die Analyse einer Parabel zu beherrschen nach unterschiedlichen methodischen Zugängen, bedeutet, den Autor und sein literarisches Selbstverständnis als wichtiges Zeugnis und als Repräsentanten (Borchert, Böll, Bender) der jungen Literatur nach 45 in Kurzgeschichten zu akzeptieren, nach Krieg, Holocaust und Inhumanität. - Weiterhin sind Bezüge möglich zu Borcherts poetologischem und gesellschaftskritischem „Manifest“


Text 4:

HEINRICH BÖLL:


Ich denke, wir sollten Gott, auch das Wort Gott, eine Weile in Ruhe lassen; Gott hat viel und viele »Worte gemacht«, nehmen wir also erst einmal seine Wörtlichkeit; es war eine grausame Verstümmelung Gottes, seine dunkle Wörtlichkeit mundgerecht zu machen, zu fix und fertigen Antworten zurechtzu­schneidern, mit denen alle Probleme gelöst werden konnten; auf diese Weise ist er zu einem »Deus ex machina« erniedrigt worden, der hinter der Kulisse des Todes dann schon »alles recht« machen wird; ein Katechismus Gott, mit dem die Menschen abgefertigt wurden wie an einem Krankenkassenschalter. Daß er lebendig und gegenwärtig sei, schließt Fertigkeit aus; nichts, was lebt, ist fertig ...

Gott fehlt etwas, solange den Menschen etwas fehlt: das Menschgewordene, das man vielleicht an Stelle des Wortes »christlich« einsetzen sollte; vielleicht sollten wir mehr an die Ergänzung Gottes als an ihn selbst denken. Offenbar hatte er mit der Erde etwas vor, das bisher mißlungen ist -. Logos hineinzubringen, das ist einer der Namen Gottes. Es gibt da noch andere Synonyma. Liebe, Gerechtigkeit, Worte, die ebenso zerstückelt als mundgerechte Abfertigungs-Bissen vorgekaut und hingestreut worden sind zur Abfütterung der erwartungsvoll geöffneten Münder unzähliger Ge­schlechter. Was man die »Unruhe der Jugend« nennt, ist die Erwartung einer neuen Menschheit, die unab­hängig ist von dem biologischen Begriff Jugend. Was lebt, ist jung, und was lebt, ist in Bewegung, ist in ständiger Unruhe.

das Wort Gottes ist ein unerforschter Him­melskörper, der, wenn wir ihn entdecken würden, sich als sehr steinig erweisen könnte, weil er voll abgelenk­ter menschlicher Hoffnungen, mißbräuchlich verwen­deter Abfertigungen läge, voller Flüche, die alle zu Steinen geworden sind, weil die Menschen nicht das geworden sind, was der Menschgewordene war: ein Mensch.


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Text 5:

Bertolt Brecht:

Die Frage, ob es einen Gott gibt


Einer fragte Herrn K., ob es einen Gott gäbe. Herr K. sagte. »Ich rate dir, nachzudenken, ob dein Verhalten je nach der Antwort auf diese Frage sich ändern würde. Würde es sich nicht ändern, dann können wir die Frage fallenlassen. Würde es sich ändern, dann kann ich dir wenigstens noch so weit behilflich sein, daß ich dir sage, du hast dich schon entschieden: Du brauchst einen Gott.«


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MAX FRISCH


Im Grunde, ehrlich genommen, hoffe ich doch in allem auf Verwandlung, auf Flucht. Ich bin ganz einfach nicht bereit, ein nichtiger Mensch zu sein. Ich hoffe eigentlich nur, daß Gott (wenn ich ihm entge­genkomme) mich zu einer anderen, nämlich zu einer reicheren, tieferen, wertvolleren, bedeutenderen Per­sönlichkeit machen werde - und genau das ist es ver­mutlich, was Gott hindert, mir gegenüber wirklich eine Existenz anzutreten, das heißt erfahrbar zu wer­den. Meine conditio sine qua non: daß er mich, sein Geschöpf, widerrufe…

Wenn ich beten könnte, so würde ich darum beten müssen, daß ich aller Hoffnung, mir zu entgehen, be­raubt werde. Gelegentliche Versuche, zu beten, scheitern aber gerade daran, daß ich hoffe, durch Beten irgendwie verwandelt zu werden, meiner Ohnmacht zu entgehen, und sowie ich erfahre, daß dies nicht der Fall ist, verliere ich die Hoffnung, auf dem Weg zu sein. Das heißt, unter Weg verstehe ich letztlich noch immer nur die Hoffnung, mir zu entgehen. Diese Hoffnung ist mein Gefängnis. Ich weiß es, doch mein Wissen sprengt es nicht, es zeigt mir bloß mein Ge­fängnis, meine Ohnmacht, meine Nichtigkeit.


*»Mit der Einsicht, ein nichtiger und unwesentlicher Mensch zu sein«, heißt es im Stiller, »hoffe ich halt immer schon, daß ich eben durch diese Einsicht kein nichtiger Mensch mehr sei. Im Grunde, ehrlich genommen, hoffe ich doch in allem auf Verwandlung, auf Flucht. Ich bin einfach nicht bereit, ein nichtiger Mensch zu sein.« )

  • Sclußsatz im „Stiller“.

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Text 3:

Heinrich Heine:

(Ohne Titel)


- oder auf dem Sigmund-Freud-Spazierweg -

So verwerflich aber jede Diskussion über das Dasein Got­tes ist, desto preislicher ist das Nachdenken über die Natur Gottes. Dieses Nachdenken ist ein wahrhafter Gottesdienst, unser Gemüt wird dadurch abgezogen vom Vergänglichen und Endlichen, und gelangt zum Bewußtsein der Urgüte und der ewigen Harmonie. Dieses Bewußtsein durchschau­ert den Gefühlsmenschen im Gebet oder bei der Betrach­tung kirchlicher Symbole; der Denker findet diese heilige Stimmung in der Ausübung jener erhabenen Geisteskraft, welche wir Vernunft nennen, und deren höchste Aufgabe es ist die Natur Gottes zu erforschen. Ganz besonders religiöse Menschen beschäftigen sich mit dieser Aufgabe von Kind auf, geheimnisvoll sind sie davon schon bedrängt, durch die erste Regung der Vernunft. Der Verfasser dieser Blätter ist sich einer solchen frühen, ursprünglichen Religiosität aufs Freudigste bewußt, und sie hat ihn nie verlassen. Gott war immer der Anfang und das Ende aller meiner Gedanken. Wenn ich jetzt frage: was ist Gott? was ist seine Natur? so frug ich schon als kleines Kind: wie ist Gott? wie sieht er aus? Und damals konnte ich ganze Tage in den Himmel hin­aufsehen, und war des Abends sehr betrübt, daß ich niemals das allerheiligste Angesicht Gottes, sondern immer nur graue, blöde Wolkenfratzen erblickt hatte. Ganz konfus machten mich die Mitteilungen aus der Astronomie, womit man damals, in der Aufklärungsperiode, sogar die kleinsten Kinder nicht verschonte, und ich konnte mich nicht genug wundern, daß alle diese tausendmillionen Sterne ebenso gro­ße, schöne Erdkugeln seien wie die unsrige, und über all die­ses leuchtende Weltengewimmel ein einziger Gott waltete.

Einst im Traume, erinnere ich mich, sah ich Gott, ganz oben in der weitesten Ferne. Er schaute vergnüglich zu einem kleinen Himmelsfenster hinaus, ein frommes Greisengesicht mit einem kleinen Judenbärtchen, und er streute eine Menge Saatkörner herab, die, während sie vom Himmel niederfie­len, im unendlichen Raume gleichsam aufgingen, eine unge­heure Ausdehnung gewannen, bis sie lauter strahlende, blü­hende, bevölkerte Welten wurden, jede so groß wie unsere eigne Erdkugel. Ich habe dieses Gesicht nie vergessen kön­nen, noch oft im Traume sah ich den heiteren Alten aus sei­nem kleinen Himmelfenster die Weltensaat herabschütten; ich sah ihn einst sogar mit den Lippen schnalzen, wie unsere Magd, wenn sie den Hühnern ihr Gerstenfutter zuwarf. Ich konnte nur sehen wie die fallenden Saatkörner sich immer zu großen leuchtenden Weltkugeln ausdehnten: aber die etwanigen großen Hühner, die vielleicht irgendwo mit auf­gesperrten Schnäbeln lauerten, um mit den hingestreuten Weltkugeln gefüttert zu werden, konnte ich nicht sehen.

Du lächelst, lieber Leser, über die großen Hühner. Diese kindische Ansicht ist aber nicht allzusehr entfernt von der Ansicht der reifsten Deisten. Um von dem außerweltlichen Gott einen Begriff zu geben, haben sich der Orient und der Okzident in kindischen Hyperbeln erschöpft. Mit der Un­endlichkeit des Raumes und der Zeit hat sich aber die Phan­tasie der Deisten vergeblich abgequält. Hier zeigt sich ganz ihre Ohnmacht, die Haltlosigkeit ihrer Weltansicht, ihrer Idee von der Natur Gottes. Es betrübt uns daher wenig, wenn diese Idee zugrunde gerichtet wird. Dieses Leid aber hat ihnen Kant wirklich angetan, indem er ihre Beweisfüh­rungen von der Existenz Gottes zerstörte. 

(Aus: H. H.: Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland. Stuttgart 1997: RUB 2254.S. 102f.)

In harter. vollkommen ver-STÄND-licher Heinrich-Heine-Prosa:

Du kannst, Du musst Dich entscheiden!

* * ~* *

Text 4:

Ein Steinteppich aus Kafkas letztem Sanatorium, in Kierling/Öster. - Jeder, der das Haus betritt , wird 'salviert'  (im Gruß)
 

Franz Kafka (1883 - 1924):

Eine kaiserliche Botschaft 

Der Kaiser - so heißt es - hat Dir, dem Einzelnen, dem jäm­merlichen Untertanen, dem winzig vor der kaiserlichen Sonne in die fernste Ferne geflüchteten Schatten, gerade Dir hat der Kaiser von seinem Sterbebett aus eine Botschaft gesendet. Den Boten hat er beim Bett niederknien lassen und ihm die Botschaft ins Ohr geflüstert; so sehr war ihm an ihr gelegen, daß er sie sich noch ins Ohr wiedersagen ließ. Durch Kopfnicken hat er die Richtigkeit des Gesagten bestätigt. Und vor er ganzen Zuschauerschaft seines Todes - alle hindernden Wände werden niedergebrochen und auf den weit und hoch sich schwingenden Freitreppen stehen im Ring die Großen des Reichs - vor allen diesen hat er den Boten abgefertigt. Der Bote hat sich gleich auf den Weg gemacht; ein kräftiger, ein unermüdlicher Mann; einmal diesen, einmal den anderen Arm vorstreckend, schafft er sich Bahn durch die Menge; findet er Widerstand, zeigt er auf die Brust, wo das Zeichen der Sonne ist; er kommt auch leicht vorwärts, wie kein anderer. Aber die Menge ist so groß; ihre Wohnstätten nehmen kein Ende. Öffnete sich freies Feld, wie würde er fliegen und bald wohl hörtest Du das herrliche Schlagen seiner Fäuste an Deiner Tür. Aber statt dessen, wie nutzlos müht er sich ab; immer noch zwängt er sich durch die Gemächer des innersten Palastes; niemals wird er sie überwinden; und gelänge ihm dies, nichts wäre gewonnen; die Treppen hinab müßte er sich kämpfen; und gelänge ihm dies, nichts wäre gewonnen; die Höfe wären zu durchmessen; und nach den Höfen der zweite umschließende Palast; und wieder, Treppen und Höfe; und wieder ein Palast; und so weiter durch Jahrtausende; und stürzte er endlich aus dem äußersten Tor - aber niemals, niemals kann es geschehen - liegt erst die Residenzstadt vor ihm, die Mitte der Welt, hochgeschüttet voll ihres Bodensatzes. Niemand dringt hier durch und gar mit der Botschaft eines Toten. - Du aber sitzt an Deinem Fenster und erträumst sie Dir, wenn der Abend kommt.

(E.: 1917; v.: 1919; aus: F.K.: Sämtliche Erzählungen. Hrsg. v. Paul Raabe. Frankfurt/M. 1969. S. 138f.)

Ein großer Traum – wie für den Autor – so auch für Dich, den Leser – mit Kafka kann man ihn voll-emotional, gar literarisch [wie Du es Dir einrichten kannst in Deinem Kunstvständnis] t r ä u m e n .



*

TV-Nachricht (nach einem US-Sender)

Text fehlt noch..


Hinweis:

Zitiert nach: Behrendt, Joachim-Ernst: Geschichten wie Edelsteine. Parabeln, Legenden, Erfahrungen aus alter und neuer Zeit. München 1996. Kösel Verlag. S. 120)

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Text 6:

MARTIN BUBER: Die fünfzigste Pf'orte

Ein Schüler Rabbi Baruchs hatte, ohne seinem Leh­rer davon zu sagen, der Wesenheit Gottes nach­geforscht und war im Gedanken immer weiter vorge­drungen, bis er in ein Wirrsal von Zweifeln geriet und das bisher Gewisseste ihm unsicher wurde. Als Rabbi Baruch merkte, daß der Jüngling nicht mehr wie ge­wohnt zu ihm kam, fuhr er nach dessen Stadt, trat unversehens in seine Stube und sprach ihn an: »Ich weiß, was in deinem Herzen verborgen ist. Du bist durch die fünfzig Pforten der Vernunft gegangen. Man beginnt mit einer Frage, man grübelt, ergrübelt ihr die Antwort, die erste Pforte öffnet sich: in eine neue Frage. Und wieder ergründest du sie, findest ihre Lö­sung, stößest die zweite Pforte auf - und schaust in eine neue Frage. So oft und fort, so tiefer und tiefer hinein. Bis du die fünfzigste Pforte aufgesprengt hast. Da starrst du die Frage an, die kein Mensch erreicht; denn kennte sie einer, dann gäbe es nicht mehr die Wahl. Vermissest du dich aber, weiter vorzudringen, stürzest du in den Abgrund.« »So müßte ich also den Weg zurück an den Anfang?« rief der Schüler. »Nicht zurück kehrst du«, sprach Rabbi Baruch, »wenn du umkehrst; jenseits der letzten Pforte stehst du dann, und stehst im Glauben.«

 *

Text 8

Rafael Seligmann, ein deutsch-jüdischer Schriftsteller unserer gemeinsamen Gegenwart im Politischen und Religiösen, setzt hier neue Akzente:

Vor Gottes Thron steht ein Pokal, ein Tränenbecher. Wann immer ein Jude Unrecht erleidet, tropft eine Träne in den Pokal. Sobald der Becher überläuft, erhebt sich Gott und hilft seinem bedrängten Volk.

Das Märchen muß aber anders lauten:

Gott ist alt. Sehschwäche, Gicht und Schwermut plagen ihn. Der Tränenpokal ist ein Faß ohne Boden, dennoch läuft er ständig über, denn er wird von den Tränen alles Menschen gespeist. Gott fehlt die Kraft, sich um das Leid seiner Geschöpfe und ihre Tränen zu kümmern. Er hat resigniert. Die einzigen, die den Tränenstrom verebben lassen können, sind die Menschen selber.

(Vorangestelltes Motto des neuen Romans von Rafael Seligmann: Der Milchmann. München 1999: dtv 24177. S. 7)

So verweist Rafael Seligmann darauf, statt der alten Mythen mit ihren wirklichkeitsverdrängenden Impulsen, ein realistisches, ein soziales und politisches Engagement anzustreben, das Toleranz, Gemeinschaftssinn und Phantasie entfalten kann.

*

Text 7: 

Als finales Motto - eine außer-europäische Parabel von G#t & seinen Ersatzideologien -

Noble Red Man :

Das Große Geheimnis des Wakan-Tanka

Man kann wakan-tanka nennen, wie man möchte. In der Sprache der Weißen nenne ich Ihn Gott oder Großer Geist.

Er ist das Große Mysterium, das Große Geheimnis. Das ist es, was Wakan-Tanka wirklich bedeutet: das Große Geheimnis.

Man kann Ihn nicht definieren. Er ist eigentlich kein »Er« und keine »Sie«. Wir müssen diese Worte verwenden, weil wir nicht einfach »Es« sagen können. Gott ist nie ein »Es«.

Also nennt Wakan-Tanka, wie ihr wollt.

Aber vergesst nie, ihn anzusprechen.

Er möchte mit euch reden.

(Noble Red Man (1902-1989) war Lehrer und Sprecher der Lakota-Indianer/USA. Der Text ist entnommen „Hüter der Weisheit“. Die spirituelle Welt des Lakota-Häuptlings Noble Red Man. Übersetzt von Bettina Lemke. München 20001: dtv 36244. S. 22f.)

 

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