Samstag, 23. September 2023

E i n L e i d e n - (altersgemäß?)

Bericht vom T a g e, vom  g e s t e r n & f o r t-laufend   g   e   w   e   s   e  n    T  a  g e :








Ich rede, er-wähne, erwähle – zusammen mit meiner Schluckstörungen – ein  elendes  L e i d e n,  das mich 

e r w ä h l t  hat, ich weiss nicht warum/wozu:


Ich lese, lese mir an, prüfe, was ich finde, z.B.


https://de.wikipedia.org/wiki/Dysphagie


Ich rede, er-wähne, erwähle – zusammen mit meiner Schluckstörungen – ein L e i d e n, das mich e r w ä h l t hat:


Ich lese, lese mir an, prüfe, was ich finde, z. B.


https://de.wikipedia.org/wiki/Dysphagie

Donnerstag, 21. September 2023

F a b e l von Meisen (und von allen Tieren > Vögeln <> wie sich Menschen mit ihnen einstimmen können.

es ist ein Hörnli das sich im Meisenkasten gehörig éingerichtet hat -
  

## Beispiel innerhalb meiner Anthologe von bevorzugten Stories ##

 

Fabel und Bei-Fall in den Psalmen


Ein Geistlicher erzählt eine Parabel, von Mensch und Tier; eise Theologin spendiert die Zeilen von Psalm 148:


Eugen Drewermann: Die Meisen


Alles entgleitet mir. Was mach’ ich denn nur?“

Ihre dunklen, angsterfüllten Augen leuchteten fragend aus ihrem bleichen Gesicht hervor. „Den Glauben meiner Kindertage habe ich schon vor langer Zeit verloren, aber geblieben sind Schuldgefühle, und immer die Angst, etwas falsch zu machen?“


Sie sagte es fast unhörbar leise, und ihr faltiges Gesicht schien bei diesen Worten verlegen zu lächeln, so als schämte sie sich, ein solches Problem überhaupt noch zu haben, - in ihrem Alter! Aber sie litt an ihren Angstanfällen schon ein Leben lang, und je schwächer ihr Körper und je müder ihr Geist sich fühlte, desto ohnmächtiger und wehrloser empfand sie sich gegenüber ihren religiösen Zwängen.


Ich komme mir so schlecht vor, wenn ich es tue.“
Es“ - das war eine Litanei von Gebeten, die sie jeden Morgen für alle möglichen Leute aufzusagen hatte, das war der pflichtmäßige Besuch des „Messopfers“ in der katholischen Kirche am Ort, das war die Wiedergutmachung all der Minuten, da sie „unandächtig“ den priesterlichen „Amtshandlungen“ am Altar „beigewohnt“ hatte.

Sollte es dieser bald 80jährigen Frau nicht endlich erlaubt sein, einmal des Morgens ohne Angst sich zu erheben und die Glocken im Kirchturm hängen zu lassen? Aber wie?

Ich wußte, daß sie sich angewöhnt hatte, auf ihrem Balkon die Meisen zu füttern. Natürlich war ihr bekannt, daß die Naturschützer davon abrieten: Man verwöhnte die Vögel nur, man brachte das Verhältnis unter den Arten durcheinander, man griff in die Aufzucht der Jungtiere ungünstig ein. Doch all diese Bedenken kamen nicht auf gegen die Freude dieser Frau an dem Anblick ihrer kleinen gelbschwarzen Freunde. Noch vor Sonnenaufgang kamen sie zu ihrem Futterhäuschen, so da? sie oft genug wach wurde gar nicht vom Läuten der Glocken, sondern von den hämmernden Klopfgeräuschen, mit denen die Vögel an den Holzkanten des Häuschens die Schalen der Sonnenblumenkerne und Bucheckern zu öffnen versuchten.
Sollten wir das Beten nicht einfach den Vögeln überlassen?“ fragte ich sie.
Wie?“ Sie schaute mich ungläubig an, voller Furcht, für ihr so notvolles „Problem“ auch noch verspottet zu werden. Ich aber meinte meine Frage ganz ernst.
Sie kennen bestimmt ein wenig die Bibel. Wissen Sie, daß es ein Gebet darin gibt, das die Tiere und Vögel auffordert, sie sollten beten zu Gott? Doch, das gibt es, den Psalm 148! Wie wäre es, Sie beten ganz einfach mit den Tieren? Im Grunde tun Sie das doch schon. Sie möchten sie glücklich sehen, und Sie freuen sich, wenn sie glücklich sind. Und was für ein Gebet könnte schöner sein als das Glück der Kreaturen??

Gewiß, dieser Frau hatte man als Kommunionkind bereits beigebracht, daß Gott gestreng sei, daß er Opfer und Einschränkungen von uns Menschen verlange. Wie aber, es wäre ein weit wahrerer Gottesdienst, dem Beispiel der Tiere zu folgen? Sie opfern nicht, sie besuchen nicht zu besonderen Zeiten besondere Orte, die sie als Tempel und Kirchen bezeichnen, sie sprechen nicht bestimmte Formeln, um fromm zu sein, sie sind nur einfach da, eins mit der Macht, die sie in ihr Dasein rief. Und manchmal, vor lauter Glück, singt es in ihnen. Dann bebt ihr Herz, und dann betet ihre Seele. Wir müßten’s nur wagen, ein wenig glücklich zu sein, und es breitet sich ein Gefühl der Dankbarkeit über die blühenden Büsche der Fliederbäume, über die leuchtenden Blütenpyramiden im Blätterdach der Kastanien, über die weißglänzenden Stauden der Holunderbüsche - welch ein ewiger Morgen der Kreatur! Welch eine besänftigende, gütige Fürbitte auch über alles Versagen und über alle mögliche Schuld! Das fröhliche Gezwitscher der Meisen könnte dieser Frau helfen, sich tiefer geborgen zu fühlen als in dem vergeblichen Flehen ihrer angsterfüllten Kirchengebete.
(Aus: Eugen Drewermann: Von Tieren und Menschen. Moderne Fabeln. Zürich/Düsseldorf: Walter Verlag. 1998. S. 123f.)

*

Drewermann (* 20. Juni 1940) - ein Geistlicher, der sich auskennt: nicht nur in der Bibel, in der Theologie; auch bei Märchen, im Leben bei Mensch und Tier – ein Seelsorger, der Ängste und Hoffnungen vom individuellen, hoffenden oder leidenden Menschen her betrachtet – nicht von Dogmen, die aus irgendwelchen Macht- oder vermeintlichen Zwängen oder Schuldzuweisungen formuliert und tradiert und zum Lebensersatz wurden – als humanes oder gar vermeintlich christliches Elend.

Ornithologisch will ich hier nur betonen, dass Meisen in mehr als fünfzig Arten ganzjährig unsere Begleiter im Haus, im Garten, im Park – bei knappem Futterangebot bis in unsere nächste Nähe sind.

Click:

http://de.wikipedia.org/wiki/Meisen

Dazu klingt – wahrlich – eine Morgenandacht:


https://www.kirche-im-swr.de/beitraege/?id=18197


SWR2 Lied zum Sonntag

05.OKT.2014

Erfreue dich, Himmel

von Maria Meesters, Baden-Baden, Katholische Kirche

1. Erfreue dich, Himmel, erfreue dich, Erde;
erfreue sich alles, was fröhlich kann werden.
Auf Erden hier unten, im Himmel dort oben:
den gütigen Vater, den wollen wir loben. 

Ein passendes Lied zum Erntedank ist das. Ursprünglich war es aber ein Weihnachtslied.

„Auf Erden hier unten, im Himmel dort oben
das Kindlein im Krippelein wollen wir loben“.

So steht es im Straßburger Gesangbuch von 1697. Ausgangspunkt war damals ein Satz aus der Weihnachtsliturgie: „Es freue sich der Himmel, und die Erde frohlocke vor dem Angesicht des Herrn, denn er ist gekommen.“

Sehr viel später, im Jahr 1963 hat die Theologin und Schriftstellerin Marie Luise Thurmair 4 Strophen hinzugedichtet, und die Freude ausgeweitet auf die ganze Schöpfung. Das Lied wurde so zu einem Lob- und Danklied mit vielen Motiven aus dem Psalm 148.

Der ist reich an Details, die das Lied mit offensichtlicher Freude aufnimmt.

2. Ihr Sonnen und Monde, ihr funkelnden Sterne,
ihr Räume des Alls in unendlicher Ferne: 

3. Ihr Tiefen des Meeres, Gelaich und Gewürme,
Schnee, Hagel und Regen, ihr brausenden Stürme:

 4. Ihr Wüsten und Weiden, Gebirg und Geklüfte,
ihr Tiefen des Feldes, ihr Vögel der Lüfte: 

5. Ihr Männer und Frauen, ihr Kinder und Greise,
'ihr Kleinen und Großen, einfältig und weise:

Auf Erden hier unten, im Himmel dort oben:
den gütigen Vater, den wollen wir loben.

Der Gedanke, daß die Schöpfung jubelt, darin wir Menschen jeden Alters, mit hohem oder niedrigem IQ, der hat etwas Mitreißendes. Im gemeinsamen Loben des Schöpfers ist alles Trennende aufgehoben. Jubeln und sich freuen verbindet. Es beheimatet mich in allem, was ist. In einem andern Lied heißt es: „Alles, was Atem hat, lobe den Herrn“, aber unser Lied geht darüber noch hinaus: Nicht nur alles, was atmet, sondern alles, was existiert, soll den Herrn loben, auch die Elemente und Gestirne und Landschaften. Indem das Lied sie zum Lob des Schöpfers auffordert, lobt es den Schöpfer schon. Und dieses Loblied ist zugleich ein Bekenntnis: Es sagt aus: die Elemente und Gestirne sind keine Gottheiten, sondern auch sie sind Geschöpfe, geschaffen von dem einen Gott. Und noch mehr: Alles was ist, ist Schöpfung. Nichts existiert aus sich heraus, alles verdankt sich dem einen Schöpfer, den es anzuerkennen gilt. „Loben sollen sie den Namen des Herrn; denn er gebot, und sie waren erschaffen.“ (148,5) So heißt es im Psalm. Und unser Lied fasst in der letzten Strophe noch einmal alles zusammen: 

6. Erd, Wasser, Luft, Feuer und himmlische Flammen,
ihr Menschen und Engel, stimmt alle zusammen:

Auf Erden hier unten, im Himmel dort oben:
den gütigen Vater, den wollen wir loben.

(Regensburger Domspatzen, Leitung: Roland Büchner, Orgel: Thomas Aumer. Chormusik zum Gotteslob. Carusverlag 2.16099; Take 26,   1’10)

Ja, auch die Vögel haben ihre Stimme vom Atem Gottes, egal wie die Evolution sie vor-formte (dsss sie auch uns ereeischen mit Gebein und Gesang), – wenn ich diese Symbolik anbieten kann.

*

 


Wilhelm Morgner:
Wilhelm Morgner: Der Holzarbeiter, 1911
Museum Wilhelm Morgner, Soest; Foto: Thomas Drebusch
 Ja, ein feder/loser Himmel; aber man kann ihn ja selbst befreien, 
mit Meisen, Wunschgemäss; die man von Hörlis retten kann ...- 
Der Holzabiestre wird helfen.

Oder, wenn wir einer schönen, naturnahen Gestaltung von Hans Fallada folgen; dem Psalmisten hatte es auch gefallen:

Sie hat Futterplätze für manche Vogelarten. Aber für die Meisen macht sie es so, wie sie es schon als kleines Mädchen gemacht hat: eine Kokosnuß wird in der Mitte durchgesägt, das Nußfleisch ißt man, und nun gießt man die leeren Schalen mit warmem Talg aus, in das Körner gestreut sind. Fett und Körner, das ist es, was die kleinen, eiligen, fröhlichen Vögel brauchen. Sonst ist Christiane kaum je in ihrer großen Küche. Aber die Mischung für ihre Nüsse macht sie selbst. Und überall im Park schaukeln nun an Drähten die kleinen braunen Glocken. Und überall sitzen die Meisen daran, verkehrt herum, mit dem Rücken zur Erde, und picken.“ > H. F.; Wir hatten mal ein Kind. Eine Geschichte und Geschichte. Rowohlt. Berlin (1934)


  ..

Mittwoch, 20. September 2023

Gottes-Notizen:

Das T e i l / D e t a i l  des Gläubigkeits-Symptome:

Wie man mit Gott umgeht:

.. in der Waffenkunde.

... in der Männerbereitschaft, sic hzum Kämpfer ausbilden  zu lassesn.

...im Zentrum ds Glauben: Mann/Fau/Christ: Ebenbild gottes -

... in der Bereictscheit, Prisetesr zu sseien, sich zum Priester ausbilden zu lassen.

...in der Alltagskultur.

.. in den lierarischen Zeugnissen.

 ... in der Symbmoli: (hier des "Feigenblatts".



"Im Zeichen des Feigenblatts". -Karikatur von Wilhelm Schulz. München 1905. Jg. 10. Nr. 27. Simplicissimus 1905




...von den angebliche A-Theisten, die sich niht beegen wollen:


Die einzige Entschuldigung Gottes ist, dass er nicht existiert. - Stendhal. *]

Das vorige Kapitel hat gezeigt, dass der Nicht-Gottgläubige eine ebenso unangreifbare Position hat wie der Gottgläubige, während der Gottesläugner sich insofern im Irrtum befindet, als er übersieht, dass für den, der an Gott glaubt, Gott eben existier.<Gott kämpft mit, wenn wir kämppfen wollen ->                                              

 Aus: Für den Rest der Schöpfung müssen die Menschlein aller Art, aller Völker Verantwotung übernehmen. - Yeah: die neuen Unternehmer der Diversiität.

* * *

  • Prosper Mérimée in Ehren… Vielleicht bin ich selbst auf Stendhal neidisch? Er hat mir den besten Atheisten-Witz weggenommen, den gerade ich hätte machen können: „die einzige Entschuldigung Gottes ist, dass er nicht existirt“… - Friedrich Nietzsche: Ecce Homo. Warum ich so klug bin. 3. nietzschesource.org.
  • (Original französisch: “ Ce qui excuse Dieu, disait-il, c’est qu’il n’existe pas. ” - Prosper Mérimée: H.B. [Henri Beyle = Stendhal] (1850),
  •  ** 

Wie: geadelt von Mérimée/Stendhal/Nietschze - >> irgendwie von Teufel/Bellzebub/Olifant - Odesr F.N. autos: "Prosper Mérimée in Ehren… Vielleicht bin ich selbst auf Stendhal neidisch? Er hat mir den besten Atheisten-Witz weggenommen, den gerade ich hätte machen können: „die einzige Entschuldigung Gottes ist, dass er nicht existirt“… Ich selbst habe irgendwo gesagt: was war der grösste Einwand gegen das Dasein bisher? Gott." http://www.nietzschesource.org/#eKGWB/EH-Klug-3


- Ende des Denkens >> sich so von Gottes-Besgriff abhängig zu machen:

 *] Die nützlichste Idee für die Tyrannen ist die von Gott. Henri Stendhal (1783 - 1842), eigentlich Marie Henri Beyle.

Montag, 18. September 2023

Was das Kristentum ausmacht: Bauen - Versagen - Aufbauen (bis das Chaos ausbaut; das auch noch gehegt werden soll) -

 

Goch: St. Marais-Magdalena: ein Turm musste neu aufgebaut werden - wg. Kristems-Vesagens -

 


Aus meinen/unserem  S p r a c h P a c h S a c k :

The only excuse for God is that He does not exist.“ Help us translate this quote — Stendhal As quoted in "A Sentimental Education" by James Huneker, Scribner's Magazine, Vol. 43 (1908), p. 230, also quoted in Albert Camus's The Rebel and Nietzsche's Ecce Homo.

Hanns Floerke

Hanns Floerke wurde am 25. März 1875 in Weimar geboren und starb 1944. Er war ein deutscher Kunsthistoriker, Schriftsteller, Übersetzer und Verlagsdirektor des Albert Langen/Georg Müller Verlages in München. Er war Verfasser kunstgeschichtlicher Werke, Übersetzer und Herausgeber zahlreicher Werke der Weltliteratur, vor allem aus dem Französischen und Italienischen, auch aus dem Lateinischen und dem Griechischen.

https://www.projekt-gutenberg.org/floerkeh/kirchen/titlepage.html

Hanns Floerke: Das Kirchentum

[...[ 2. Die Atheisten.

 »Die einzige Entschuldigung Gottes ist, dass er nicht existiert.«

Stendhal.  

Das vorige Kapitel hat gezeigt, dass der Nicht-Gottgläubige eine ebenso unangreifbare Position hat wie der Gottgläubige, während der Gottesläugner sich insofern im Irrtum befindet, als er übersieht, dass für den, der an Gott glaubt, Gott eben existiert. -  Aus:

für den Rest der Schöpfung müssen die Menschlein aller Art, aller Völker Verantwotung übernehmen. - Yeah: die neuen Unternehmer der  D i v e r s i t ä t  e n.

 


.. da hat der Heige Geist, der schon vor allem/aller Zeit Maria befruchtete .. mitgebaut; am neuen Turm der St. Maria-Magdalena; in nur 20 Jahen; aus ganz Deutschland kamen die Spenden zum toten Immobilien-Kapitel des Kristentu(r)ms: "...- wo laufen sie denn hin, die Schäfchen!?! - Nicht mehr in die Kirchlein, die leeren Kapitals-Burgen" 



.. I n d e n S t a a t s b a h n e n

... auch  i m  Winter -  Wir feiern  O  s  t  e  r  n:

 



Stephan Reyntjes-Drissen


Reyntjes@web.de

In den  r u s s i s c h e n  S t a a t s b a h n e n

"Topp-den-Hut, meine Herren, dem Gorbi geht es gut! - Ja, Hallo, der Herr! - Die Fahrkarten, bitte! - Aber, sehr!"

Eine Taschenlampe mit tropfendem Licht leuchtete in das finstere, vom Notlicht matt erhellte Abteil 1. Klasse. Und Dreck! Eine durch festgeriebenen Schmutz schon glänzend gewordene Hand streckte sich vor.

"Wie weit ist es noch bis zum See?" fragte aus dem Dunkel eine Stimme mit unverkennbar deutschem Akzent, die, wie wir wissen, Alfred Kersjens, genannt

Pico, einem Biologen, verdientem Oberstudienrat und realfundamental unbefriedigter Ökofreak, gehörte, der sich auf einen Rußland-Trip eingelassen hatte, der ihn nach Irkutsk am Baikalsee im südlichen - na, östlichen, Sibirien führen sollte.

"Unseren göttlichen Baikal - den meinen Sie - Ja?“ - Er schlägt ein Kreuzzeichen über seinen spitzen Wanst! „Noch fast zwei Stunden", sagte der Schaffner und knipste die Fahrkarte.

"Heda, dort liegt ja noch jemand! Die Fahrkarte, bitte. Hallo!" Und er wartete geduldig und vergebens. "Das Ticket bitte, mein Herr!" Und er zupfte an einem Ärmel, der im huschenden Lichtschein der Lampe auf dem gegenüberliegenden Polster sichtbar wurde.

"Ach, du Blödian, ich hab dir doch gesagt, daß du mich nicht vor sieben Uhr wecken sollst, geh zum Teufel, du Bahnblödmeier! Verdammtes Beamten-Kommunistenschwein! Und Kartenscheißer!"

"Ach Sie sind es, mein Herr! Verzeihen Sie, ich habe Sie im Dunkel nicht erkannt. Ich dachte, Sie seien im Speisewagen geblieben. Und (leiser) tafelten mit einer Kurnikova!" Beruhigende Handbewegungen, erkennbar gütig, begleiten seinen Rückzug. "Beunruhigen Sie sich bitte nicht, ich werde Sie bestimmt um sieben Uhr wecken! Garantiert. Mein Herr! - Angenehme Ruhe noch, der Herr!"

Und so nun verschwand der Schaffner, die Dienstmütze in der Hand, mit einem entschuldigenden Blick und einem hilflosen Achselzucken zum Deutschen hin.

"Wird mich noch um sieben wecken, der beamtete Grobian! Was nützt mir das, wenn er mich dummerweise jetzt schon geweckt hat!" brummte eine verärgerte Stimme. "Was sind doch diese Beamten, schlecht besoldeten Schaffner, für Esel! Da gibt man ihm ein gutes Trinkgeld in Westvaluta, und der? Er erkennt einen im Abteil nicht! So ein Absinth-Trottel!"

"In Deutschland wäre das aber nicht möglich!" ließ sich der Herr aus der anderen Ecke des Abteils vernehmen.

"Das glaube ich wohl: Dort ist man pünktlich und genau. Und kassiert stündlich die Zinsen. Unseres Erspartes. Unsre ersparten Rubelchen!", knurrte es von drüben, muffelig, aus dem Dunkel des Beleidigtsein.

"Nein, ich meine, bei uns in Deutschland wäre das nicht möglich, daß man einen Schaffner, der seine Pflicht zu tun hat, einfach beschimpft und hinausjagt!" entgegnete der Deutsche, etwas nachdrücklicher. Mutiger, schon!

"Ja, ihr Deutschen! Ihr seid ein ordentliches, ja sogar akkurates Volk, ihr Westler, immer des Gewissens! Lassen Sie uns in Gute die Schmarzen des Salzes teilen. In unseren Wunden. - Ach. - Bei euch lauft alles wie am Schnurchen!" erwiderte der Russe und richtete sich auf, um genauer in die Ecke des Deutschen hinüberzuschauen. Von wo es nun fragte: "Wie war es denn übrigens im Speisewagen? Kann man dort noch hin?"

Wozu - Sie sind Optimiste? - Wie Klassisches? Wie gutes Gothe?“

Aber immer. In Ihrem Land kann man mit allem rechnen. Auch mit jedem Wunder, mit dem man eigentlich schon nicht mehr gerechnet hat.“

Na, der Teufel auch. Und daß hier niemand mehr von Gorbi und seinem Kamillentee für arme Rentnerinnen quatscht. Jelzin! Ja, ja, der hat die Saubande im Weißen haus zusammenschißen lassen. Ausräuchern! Alte sibirische Kampftaktik!“

Und dann - was dann - wenn ihn der Stein des Wodkas trifft?“

Haja. Und dann vielleicht ein neuer Ras-Putin!“

Da kann man gespannt sein!“

Mussen Sie! Da bin ich ja geturmt!“

Was?“

Aus dem Speisesalon! Alles kalt da! Und Wodka und sonst was hab ich selber im Rucksack! Die kriegen keinen Strom mehr rüber von der Lokomotive. Wohl ein Schaden in der Elektrik, den sie erst in Komsomolsk reparieren können, wenn überhaupt. Aber an Schlaf ist sowieso nicht mehr zu denken. Erlauben Sie, mein Herr, daß ich hier Licht mache?"

"Bitte sehr, ich bin völlig wach. Und muß sowieso bald aussteigen, in Irkutsk."

"Wiewas? In Irkutsk? Göttin Babuschka Transbaikal! Da sind Sie aber arg falsch dran. Sie hätten schon lange die Baikal-Amur-Magistrale verlassen müssen. Unser nächster Halt ist Sewerobaikalsk, dann kommt schon Nischneagarsk, oberhalb unseres heiligen Baikalmeeres. Gott schütze es, das Unergrundliche! Am Nordufer sind wir. Und Irkutsk, die selige Stadt. Wenn wir Weihnachten und diesen Winter erst überlebt haben..."

Mein Gottohgottchen, nur keine Panik - ich weiß, am südlichen Ufer! Am Angara-Abfluß! Ich bin Geograph und Biologe! Deutscher Beamter! Gymnasiallehrer neben meiner biologischen Obsession. Auch kulturell interessiert. Und da soll ich mich so - so verratzt haben? Ja? - Nun, aber? - Da muß mir der Schaffner aber helfen."

Der Russe holte aus seinem Rucksack eine Armeestabtaschenlampe, legte sie auf das Tischchen an der Fensterseite und drehte den Strahl langsam hin zu dem Deutschen.

*

Im schwachen Lichtschein konnten sich jetzt die beiden einzigen Fahrgäste im neunten Abteil der ersten Klasse betrachten. Der Russe war ein mittelgroßer, schmalschultriger Mann von etwa vierzig Jahren mit dünnem, rötlichem Vollbart bis hinter die Ohren, gelbbraunen Wangen und müden, etwas schwermütigen Augen. Der Deutsche ein großer, hagerer Herr, mit spärlichen, glattgescheitelten, gut parfümierten Härchen über einer flachen, sich anstrengenden Stirn und beweglich wachsamen Augen hinter einer eleganten, randlosen Brille mit petrolgrüner Fassung. Woher nur?

"Ja, bei euch läuft alles wie geplant, wie von selbst", wiederholte der Russe, reichte dem Gegenüber ein silbern elegantes Etui, bot ihm an und entzündete sich eine Zigarette, als der Deutsche dankte. "Aber bei uns muß man eben austeilen, ich meine: schmieren! Das ist ein komplexes soziales System! Hoch interessant."

"Geben Sie mir ein tausend tüchtige Beamte, mit betriebswirtschaftlichem Knowhow, und ich will die russische Kraftmaschine, dieses herrliche Land voller Möglichkeiten und Überraschungen, wieder in Ordnung bringen, damit sie wie geschmiert läuft und von selbst sich erneuert. Wie die Kommunistenbanden es versprachen und nie einhielten! Das Mütterchen Rußland sei gewogen - und das alles freundlich, ohne Streit, lautlos, ohne Mafia und ohne die Suffköppe und Herzkasper im Kabinett!" versicherte der Deutsche stolz, freundlich und lächelnd.

Der Russe sah ihn mitleidig-ironisch, mit kaum unterdrücktem Mißbehagen an. Er rauchte einige tiefe Züge. Dann sagte er seelenvoll lächelnd: "Je nun! Sohn einer treuherzigen Balalaika und eines deutschen Examens. Und doch will ich nicht mit Ihnen und Ihrem Lande tauschen. Hier geht alles langsamer, nicht so pünktlich, zugegeben, aber dafür angenehmer und bequemer und irgendwo, ach, sehen Sie! Sehen Sie - schon diese Eisenbahn: Ich bin nur einmal über Warschau hinaus bis nach Frankfurt/Oder gefahren, von Kaninchengrad aus. Ab der polnischen Grenze, da ging es aber so, - so, daß ich dachte, mir würden die Eingeweiden aus dem Leib gerissen! Wie das stuckert und saust und polkt! Ballert und knallt! Sex auf Rädern. Eisenhart, aber gesund! Und wie angenehm und glatt geht es dagegen hier! Sie erleben es doch selber!"

"Ja, in Rußland hat man noch Zeit für alle Sperenzchen", meinte der Deutsche nachsichtig, mit Gnade und Wohlwollen. Von den Popen und euern Dichtern eingecremt! Was könnte man bei uns im Westen alles mit dieser Zeit angefangen, die ihr hier verschwendet wie im Paradies! Und mit euren Schmiergeldern, Trinkgeldern, eurer großrussischen Bestechlichkeit! Welche Summen, die man hier täglich zum Fenster hinauswirft - nur damit die Räder überhaupt rollen. Und dann versagt, pitschpatsch, knallaballa, die ganze altertümliche Elektrik! Und der Komfort in der ersten Klasse. Ach, was! Überall, zum Teufel ist’s, da ist alles kalt und dunkel!"

"Und wenn wir, wie Sie sagen, das ganze Geld zum Fenster hinauswerfen, so mussen Sie nicht vergessen, daß auch draußen Menschen auf uns warten, die eben von diesem Geld leben, ja, leben mussen!" ergänzte der Russe lächelnd. "Gestatten, unhoflich ich! Mein Name ist Boris Leonowitsch Sakuskin-Sologun. Ja, Sologun der Große! Sie kennen? - Aus Petersburg. Reisend in Banken. In Bankes Geschaften."

Auch der Deutsche stellte sich vor, genau, ein Biologe namens Alfred Kersjens, Oberstudienrat am - ach, was! Er sagt: "Aus Korthusen. Einem lümmelig kleinen, schnuckeligen Ort im Ruhrgebiet. Wo’s nich mal ‘nen Puff gibt. Weil der Pastor noch alle Jungmädchen beaufsichtigt. Sie haben’s gehört! Na, ich fahre zum Baikal, um mit dem Prof. Barkowa und dem Ökokämpfer Rasputin -"

"Ah, ja, aus dem großen, kraftvollen Ruhrgebiet, der Kohlen- und Stahlmaschine des Germanischen.“ Er wiegt heldisch-spitzbübisch den Wuselkopf. „Das wissen wir wohl seit Adolfs Blitzkriegen: Dortmund, Dusburg und Essen. Oder ist es umgekehrt? Aber egal! Dann die Menschen da draußen, unter den Fenstern! Im Grunde ist es dasselbe, man zahlt und man verdient."

"Und die Moral? Die gute Kultur des Humanen! Und das gute Geschäft des Kaufmanns? Die menschliche Würde?" trumpfte Kersjens Pitundjanfred auf und zündete sich ein eigenes Zigarillo an, legte dann aber die Schachtel für den Reisegefährten auf das Tischchen zwischen ihnen. "Das sind doch schon Mafia-Verhältnisse! Wenn ich mir Geld verdiene, dann habe ich es mir verdient. Der Verdienst! Das Verdienst! Ahja? Sie verstehn? -Wenn ich es aber mir in die Hand drücken lasse - dann -"

"Da haben Sie es doch leichter, noch besser verdient! Als schulischer Beamter - Sie -Regierungspräsidenkulaker - brauchen Sie es wohl nicht?" schnitt ihm der Russe lachend das Wort ab, zückte aus der Pelztasche ein Flaschchen Madeira, entschraubte es und füllte den Kappenbecher: "Darf ich Ihnen ein Schluckchen anbieten?"

Im Deutschen kämpften einen Augenblick Stolz und Nütz-. „Äh, Nutzlichkeitserwägungen, Herr Baris!“. Aber der herb-gute Madeirageruch trug den Sieg davon. Er trank ein Schlückchen und dankte.

Sologun goß nach und leerte den Becher und bot dem Deutschen nochmals an; als der wegnickte, trank er selber noch zwei Kappen und fuhr fort: "Nein, nein, Sie konnen sagen, was Sie wollen: bei uns in Rußland lebt es sich doch besser, man kann alles haben -"

"Und was kann man denn erst recht bei uns im Westen nicht haben?" schnitt Kersjens das Wort ab. "Da bitte ich Sie aber!“

Schon Dostojewski sagte - äh-“

Dostojewski - der Spieler...?“

"Alles, ja, alles - alles - was - Sie brauchen. Ich weiß!" verbesserte der Russe ruhevoll lachend.

Da war noch ein Rest im Fläschchen, der jetzt vernichtet werden mußte.

"Sagen wir, zu einem Beispiel: Es kommen doch solche naturlichen Falle vor: Sie wollen, wie man sagt, sich amusieren?"

Da demonstriert dieser Herr doch fickificki!

Jetzt war das Thema eigenartig interessant geworden für den deutschen Mann.

"Was machen Sie dann, mein Herr Kersjenkow?"

Der Deutsche überlegte es sich, erst beamtenmäßig, dann leidenschaftlich-kreativ. Da sagte er, und seine bewegliche Augen bekamen einen eigentümlichen Glanz:

"Wenn ich verheiratet bin, gehe ich zu meiner Frau, und wenn ich nicht verheiratet bin, in ein - äh, ein öffentliches Haus. Der Freude und de Mitschwestern!"

Der Russe lächelte mitwisserisch: "Wie der Deutsche sagt: Ja, ein Hauschen der Freude. - Aber wenn ein solches Hauschen nicht vorhanden ist?"

Jaja, nicht auf den Gleisen wachst!“

Jahaha! Meister der Blumen! Sprache, ich meine.“

"Dann versuche ich im Kollegium auf dem Ausflug - nein! Da sage ich lieber so: Da mache ich auf der Straße Bekanntschaften, bei einem Bummel in der Fußgängerzone, und dann in einem Café. Na, da such ich mal eben."

"Und wenn Sie, aus irgendeinem Grunde, keine solche Bekanntschaft machen können, mein Herr?"

"Ich verstehe Sie nicht."

"Nun, sagen wir zum Beispiel, wie hier im Abteil. Nehmen wir an, Sie wollen gerade jetzt, bevor es hell wird, eine Bekanntschaft machen, im Zuge hier. Was wurden Sie in diesem Fall tun?"

"Ich würde wohl warten mussen, nu - bis ich in Irkutsk angekommen bin oder da in, meinetwegen, Sewerobaikalsk. Man braucht doch nicht immer gleich, äh, man kann sich doch auch gedulden oder so. - Sagen wir allen unseren Schulern: Erst TIMMS! Dann simssimsen auf Schwesters Karte!“

"Es gibt aber Falle. Oh!“- prustend: „oh!", schluchzt mein Russe nachdenklich, "wo man sich nicht gedulden mochte oder kann. Das ist eine rein phusische Sache. Ist ein Sturmchen im Wasserglas. Gottes - gutes Lenin ‘sagt! Das ist sozusagen normal. Flussigkeit. - Etcetera-etceterum."

"Schön, na, gut, was macht man da? Was machen Sie da in Rußland? Zum Beispiel, wenn man eine Wette darum abschließt und sie entscheiden muß?" fragte Kersjens neugierig und sezte sich aufrechter.

"Ich hole mir ein Madchen!"

"Was? Hier, im Zug?"

"Ja, auch im Zuge hier."

"Sie machen Witze, Herr Sasczusolukin. Unedles Witzchen! Wie kann man sich denn im Zuge ein Mädchen holen? Da brauchen Sie doch zwei Tage - und eine Nacht in einem Hotel mit westlichem Standard, um sie rumzukriegen. Wenn sie keine Edelnutte ist."

"Richtig. Nitribit! - Aber: Ich sagte Ihnen doch, daß man bei uns im Rußland alles haben kann, wenn man es nur in Valuta bezahlen mochte.“ Zuzwinkernd: „Wann mussen Sie aussteigen, Herr Kersjenkow?"

"Wohl in einer Stunde. Da ist ja alles noch durcheinander, ob und wie ich von da weiterkomme. In den Suden rünter. Ich weiß auch nicht, ob wir Verspätung haben. Bis in den suff - so wird’s reichen."

"Wir konnen ja den Schaffner fragen! Aber ich weiß, wir haben noch Zeit, mehr als eine Stunde. Kommen Sie mit, dann konnen Sie sich selbst ein Madchen aussuchen. Glauben Sie mir, Vaterchen!"

Und dabei stand der Russe auf, öffnete die Tür und trat in den dunklen Korridor. Der Deutsche folgte ihm zögernd.

Am Ende des Ganges hockte der Schaffner auf einem Bänkchen und schlief.

Der Russe zupfte ihn am Kragen, dann rüttelte er ihn stärker. Als der Beamte aufsprang, fragte der Russe in einem Ton, den der Deutsche nicht barsch, aber auch nicht bittend bezeichnen wollte: "Du hast mich vorhin geweckt, ich kann nicht mehr schlafen. Auch der Deutsche hier langweilt sich. Verschaff er uns, bitte sehr, Madchen, bitta schon! - Er horen? Muss horen? Verstehen doch deutsch er! Madchen! Schone! Gute! Ohne TBC! Verstehen! - und kaan ADS!" Und steckte ihm eine 50-Dollar-Note zu.

Kurzes intensives Erfassen -

"Ganz, wie der Herr befehlen, Euer Hochwohlgeboren. Und wieviel, wenn ich fragen darf?" - mit einem Blick auf den Deutschen. "Zwei Stuck! Aber nicht zu alte oder zu dicke! Horst du, Herr Eisenbahn- und Transportminister! Keine zahen Rocke! Und keine Hopfenstangen. Die wollen immerzu so Intellektuelles! Coitus cum Vorspiel. Eher Sanftes und Gerundliches. Wie man so sagt: ein gutes Bett voll."

"Wie der Herr befehlen. Wir haben verschiedene Schonheiten in der dritten Klasse. Am besten die Herren kommen mit und suchen sich selbst was Passables!"

"Gut dann - wir kommen mit."

Kommen wir.“

Der Schaffner schritt voran. Der Banker gab ihm seine Stablampe.

Nachlässig und zugleich huldvoll, wie ein Fürst in seinem Revier, der seinen Untergebenen eine Gnade erweist, folgte Sakuskosologun ihm. Scheu und auf Äußerste gespannt, schlich der Deutsche hinterdrein. Gereckten Hauptes. Wie wir wissen.

Sie durchschritten noch einen Wagen erster Klasse. Nur in einem Abteil war Licht (von Kameras) und Leben. Eine Gesellschaft? Ein Team, das Kersjens am blauen Aufkleber in einem Wagen erster Klasse. Nur in einem Abteil war Licht von Batteriescheinwerfern. Kameras und Leben. Ein Team, das Kersjens am blauen Sticker wdr auf den Pullovern erkannte.

Weiter ging es durch dunkle Waggons. Voller Leben im Traum.

Schließlich gelangten sie zu den Wagen der dritten Klasse. Eine dumpfe, sauerlich-verbrauchte Luft schlug ihnen entgegen. Der schneidende Strahl der Lampe ging mit dem Schaffner von Bank zu Bank, leuchtete bald hierhin, bald dorthin. Überall lagerten Männer, Frauen, Mädchen, Kinder auf den Bänken und schliefen. Ein Kleinkind plärrte aus einem Gepäcknetz.

Endlich blieb der Schaffner vor der achten Bank stehen und fragte flüsternd über die Schulter zurück: "Wie gefällt Ihnen diese? Hier!"

Der Russe trat näher: "Zeig mal her!“ Leiser: „Wichser!" Und nochmals: „Oh Wunderchen von Petrograd! - Andrej! Andrej! Dobryj angel smert!“

Der Schaffner leuchtete mit der Laterne. Ein rundlich-rosiges Mädchengesicht, umrahmt von einem weiß-blauen Kopftuchlein, bewegte sich ruhevoll leise im Schlaf. „Pfü.“

"Hm, schon, nicht ubel. Aber zeig mal noch die andere hier!" und der Russe wies auf eine weibliche Gestalt, die auf der Bank gegenüber ausgestreckt lag.

Der Strahl der Lampe glitt fickrig über ein Antlitz mit nach unten gekehrten Kopfchen, blond, so blond, mit gelösten, strähnigen Haaren.

"Dreh sie mal um! Da! So!" befahl Sologun und griff selber zu.

Doch der Schaffner drängt ihn ab und faßte die Frau leicht rüttelnd an der Schulter und zog sie leicht nach oben. Ein stupsnäsiges, appetitliches Gesichtchen mit einem frechen Kinngrübchen kam zum Vorschein.

"Niedliches Geschopf", schmunzelte der Schaffner.

"Zwei Treffer! Bring sie beide!" entschied der Russe und trat mit dem Deutschen, der abwartend in der Abteiltür stehen geblieben war, den Rückweg an.

"Ich bringe noch Decken! Saubere!", beeilte sich der Schaffner. „Wird zwanzig Dollar kosten. Oder dreißig.“

"Und wenn die Frauen nicht wollen - was dann?" fragte der Schulbeamte seinen Reisekumpan.

Der Russe blieb stehen und zeigte lauschend zurück.

Sie hörten noch die eifrig flüsternde Stimme des Schaffners: "Steh auf, steh auf. Verstehen deutsch? Man sagt dir, du sollst aufstehen. Die Herren warten nicht gerne vergebens. Bis zum Morgengrauen. Und Geld gibt's hinterher von mir."

Nur ein Stustündchen noch.

"Nun, was sagen Sie?" Sakuskin grinste. "Auch wir konnen organisieren - ganz wie die Deutsches."

Einmal sah er ihr Gesicht vollauf erhellt. Er erblickte ihre rechte, verkräuselte Ohrmuschel. Und er versuchte auf ihr ermunterndes Lächeln zu antworten, auf ihre Geste hin zu lächeln, als sie mit zärtlich vorsichtigen Fingerkuppen lockend auf seinen Mund zeigte und die eigenen Lippen aufstülpte. ‘Irre, kuck einem Menschlein ins die Ohrmuschel, und du kriegst keinen mehr hoch.’ Und von vorn. Er sah ihr breites Lippenbändchen und ihre rosige Züngeln. Und näherte sich ihrem Mund. Er genoß ihr Gesicht. Atmete tief den Anblick ihres Leibes.

Darf ein Mädchen so jung und so schön sein? In diesem Land, wo sie sich verkaufen muß! Sie ist kaum älter als meine Tochter. So erblüht zum - pfui, Freddy? Was willst du, mit ihr quatschen? - Pute-Schnute!’

Ju kan kis mi“

Hat er sie nicht verstanden? „What?“

Ju ar allaud, to kiss mi! Plies! Trei id! Värri, pliese!“

Schulenglisch, nicht schlechta als meins!’

Sie wartet mit einem Mund, der sich freut. Die Augen schließt sie. Und schaut dann wieder aus den Höhlen ihrer Haut.

Aber ich darf sie nehmen. Ich darf! Wer zahlt!’

Schauen Sie?“ Und speichelte schimmernd.

Ja. Und!

Als der Zug sich nach einem knappen Stündchen Sewerobaikalsk näherte, reckte und streckte und tänzelte der Deutsche wie zu einem Sommermorgen-Jogging, putzte sorgfältig seine Gläser, mit dem Ärmel einer Seidenbluse, für die er noch zusätzlich bezahlt hatte. Feines Stück, er roch nochmals. Parfüm genug, wie in Köln, Brüssel oder Milano: leicht, herb und frühlingshaft.

Der Kumpel, neben ihm, still, leerte sein letztes Madeirafläschchen und warf es zum Fenster hinaus. Dann empfand er sich sehr sensibel: "Es bleibt doch immer was wie ein Korkengeschmack im Mund. Post coitum allemal russisches Leiden!“ Er spuckte aus. „Aber für den Abschluß der Fahrt zum heiligen Baikalsee war es gut genug. Im Sommer, mein Herr, ja, zur Sommerszeit, ja, im Hochsommer mussen Sie unseren heiliges Meer erleben. Sagen wir Juli bis Mitte August. Wissen Sie, wie groß das ist? Das reicht flott von Stuttgart bis Hannover durch die deutschen Mittelgebirge, und 50 bis 60 km breit. Na, ist das nicht ein unruhiges Herz, bis es ruhet im Mull, im Dreck und in den Abwassern der Papier - und Zellulosefabriken. Aber, was soll's jetzt, mein Herr! (Pause!) Diese Eisenbahnmietzen und Flugzeug-Braute haben westlichen Schick. Ja, ja! Nicht ubel! Sie sind aber etwas aus Holz, obwohl gefugig und voller Erwartungen an den westliches Mann. Hast du genieß?“

Wartet vergeblich.

Ja, aber war okay.“

Silentium? Nein: „Sagte mir zuerst: Schauen Sie -?“

Und nicht mal dumm, wenn es ums Vogeln geht. Ja, mein Herr, ist so?"

"Ja, und nicht zu teuer. Mit fünfundsiebzig ehrlichen Mark war meine Anjuta schon zufrieden. Vorher! Als sie nachher mehr wollte, habe ich ihr das leere Portmonee gezeigt." Er kicherte sanft: "Vertrag ist Vertrag. Pah, das mussen die auch noch lernen, die Madchen! In Charkow zahlte ich, damals das erste Mal, 200 Rubel, noch vor der gloriosen Perestrojka. In Kaliningrad kann man die Preise drucken, wenn Mann es nicht zu eilig hat. Zuvor schwatzen! Und versteht mit einer Sonja-Frau zu verhandeln.“

Ja, man wird in Zukunft in der Bahn fahren müssen, nur um Geld zu sparen", und schloß gackernd Alfred der Deutsche das Geschichtchen.

Gut nicht! Meine wollte mir doch erst ein Praservativ uberstulpen. Da hab ich sie gedroht, sie fortzujagen und andere kommen zu lassen mir.“

Ach, und so träumt der deutsche Hausaufgabenforscher und Biologe, indem er, gestärkt in seinem Mannesmut, sanft hinausdämmert in die innere Welt seiner Ideen, hätte ich doch meine Baikaltour in den Sommerferien gemacht, da wäre es warm und viel bequemer gewesen! Mit einer jüngeren Anjuta im heißen Sand auf den Uschkani-Inseln - und gegenüber die Robbenstrände an der Halbinsel "Heiligen Nase" mit ihrer Überfülle von biologischem Leben. Auf jeden Fall muß ich aber im Sommer wiederkommen. Vielleicht entdeck ich eine spezifische Unterart der Baikalrobbe. Anden Blumenkohlohren, supersüß gefältelt, identifizierbar. Robbus baicalus cerstiensis! Haha! Irgendwas Eigenes an den Außenohren oder dem Lippenbändchen. Da würd ich noch eingehen in die Annalen der Naturgeschichte! Die Kersjes-Robbe, Die ich nach meinem Namen benennen kann. Den Schülern in den Unterricht mitbringen! Und in Dusburg - Quatsch nich, Freddy: Düsbürg aussetzen. Mit Gewalt! Garantiert! Jetzt, in dieser Kälte werden wir mit Traktoren und Lastwagen hinausfahren, zum Fischen und zum Beobachten der Robben. Und im Sommer werden wir drei Robben fangen und in den Duisburger Zoo bringen. Alles gut vorbereiten, daß die Naturspinner keinen Wind davon kriegen. Sonst entfesseln die noch eine Kampagne: Der Baikal ist heilig und steht unter dem Schutz der UNESCO. Als Weltkulturerbe. Da darf nicht mehr, als schon passiert, versaut werden.

Schauen!“ flüsterte die Kleine! Jaja, weiß noch! Anjuta! „Schauen, junger Herr!“ Ja! Sie hat mir ein Tattoo gezeigt. Als erstes. Links unter der linken Brust. Anjuta-Nutella. War neger- äh, negroid! In den Innenflächen hell, sogar mal bläulich! Irgendwie leuchtet’s da im Dunkeln! Die aufgerissenen Pupillen, wenn ich suche? Hatte ich nicht gesehen zuerst, das Bildchen. Am wunderlichen Hügelchen mit seiner taubenbraunen, hohlen Warze, niedlich - nich anpäkk’n - hochwachsend, spillerig, knittrig, ein bißchen: Tatsächlich: Heinerich. Der germanische Heinrich. Der protestantische! Der Dichter! Sein Porträt! Sauber und wie eine Briefmarke gestochen. Heinrich! Der Heine eben! Dieses Bild mit 'ner regenbogenbunten Papageienfeder im Haar. Kenn’ ich irgendwoher. Von ‘ner alten DDR-Briefmarke? - Deklamiert die doch, lacht noch dabei: "Lächelnd sie saßen und tranken am Klapptisch." "Na, gut: Teetisch...! Oder?"

Und ich wollte doch - doch mitmachen - harte Valuta austeilen. - Kuck hin! Was macht die mit dir? - "Madchen, nicht weinen! Ah, was gonn ich dir? Was vom guten Heine?" - "Zucka!" Ich erschrak: "Zucker? " "No! Zuckaäbsen!" "Das im sausenden Zug: "Die Zuckererbsen....! - wo krieg ich die nur her? Meine Mutter hatte sie im Garten...

Der Zug dreht sich in eine Kurve. Mein Magen meldet sich leicht. Ich verdrehe mich. Er verlangsamt. Quietschend. Nicht hinhören!

"Was, mein Hä-?"

Er wieder!

Z'ung - wa - z'jung?"

"Ja, zu jung, ja, das Weibchen!“ - Quatschen wir also! Inglisch könn’n ju? - Und Heinrich? - Dein was? - Hier, schnief mal! - Dein - was? So: Mei pätron-seint? - Was heißt das - sänt? - Seint?

*

Copyright 2001 Stephan Reyntjes-Drissen


O s t e r / Osterwasser (aus dem österlichen Sprachsack)

Aus dem Sprachsack zu Ostern/Osterwasser:



 

Osterwasser
von Gert O.E. Sattler

Zu Ostern in der Frühe,
da sprang auf nackten Zeh'n,
die Eva durch die Auen,
ein Jäger hat's geseh'n.

Doch Evchen tat, als wüßte
sie nichts von einem Mann,
und zwar so unbefangen,
wie's nur die Eva kann.

Sie holte Osterwasser
im ersten Sonnenlicht,
sie durfte ja nicht sprechen,
sonst wirkt der Zauber nicht.

Sie wusch sich mit dem Wasser
und wußte ganz genau:
Im Sommer zu Johanni,
da bin ich seine Frau.

Copyright by
Gert O.E. Sattler



Wir
- du, meine Kratze, und icke
Lyrik von Stephanie Drissen


Kromm, kröne Kratze, an mein Punzenherz,
doch zieh ein deine scharfen Klauen;
laß mich in deine Pantheraugen schauen,
deine Kontaktlinsen aus Brennstein und Tränenschmerz.

Wenn ich dich dann lustlistig streuchle,
das Köpf- und schlanke Rückchen,
So bebt die Vorhaut mir vor Verzückchen,
auf ich dich noch fest ummeuchle.

Im Flaschengeist seh ich dat Frausein in dir;
Blakenden Blicks gleichst einem, mucksig Tier.
Es geht mir geilfroh durch Bark und Mein.

Vom Lipp- zum Füßchen hüllt dich ein
ein streng-streicher Hauch, pfeilfährlichschnell
entströmt er deinem,
meinem Fell.
Worin wir blutig uns vermausen....

Copyright by Stephanie Drissen




Laute Welt
von Gert O.E. Sattler

Es lärmt der Mensch auf dieser Welt,
er jault und johlt, wie's ihm gefällt,
er sieht bei Brot und Spielen rot,
und manchmal trampelt er sich tot.

Er paukt und plärrt und ruckt und rockt,
er blökt und brüllt und schreckt und schockt,
er quiekt und quakt, er schrillt und schreit
und sucht mit and'ren Menschen Streit.

Die Nachtgestirne schweigen still,
weil Gott dem Menschen zeigen will,
die Ruhe liegt in jener Kraft,
die Gutes will und Großes schafft,
in Frauenlieb' und Mannessaft.

Wär' jeder Stern, der auf uns schaut
so penetrant und gräßlich laut,
ich glaub', den Menschen platzten schnell
die Adern und das Trommelfell.
Nur schöne Leidenschaft macht Leben hell.

Copyright by
Gert O.E. Sattler

 

Sonntag, 17. September 2023

Aus dem l y r i s c h e n S p r a c h - S a c k

                   ..  aus/im  l y r i s c h e n    S  p  r  a   c   h   s   a  c  k:

                                       




    • Anhalter im Packeis

    • Pinguine, Kindertiere,

    • und Erwachsne ebenfroh.


    • Machen wir uns mal

    • frei, Schmuseform, Kussschelbauch,

    • Berührungsschnute,


    • stell mich

    • auf die Watschelfüße,

    • leg dich auf die Wärmetasche,


    • dreimal um den Südpol rum,

    • dreimal

    • um den Südpol

    • rum,

    • drei -

    • guten Morgen die Damen,

    • gute Nacht ihr Herren

    • Forscher.



Der Mahn



Nun regne blau doch schon,

hier blüht der Schlaf theater .

Es blüht und loht

vergiß den Tod,

so feuerrot ins Haus geschlagen.

Doch laß ihn glühn!

Wenn du ihn pflückst,

dann fällt das Dach herab -

die Nas' ist hin.




Paul Celan

Mohn


Die Nacht mit fremden Feuern zu versehen,

die unterwerfen, was in Sternen schlug,

darf meine Sehnsucht als ein Brand bestehen,

der neunmal weht aus deinem runden Krug.


Du mußt der Pracht des heißen Mohns vertrauen,

der stolz verschwendet, was der Sommer bot,

und lebt, daß er am Bogen seiner Brauen

errät, ob deine Seele träumt im Rot.


Er fürchtet nur, wenn seine Flammen fallen,

weil ihn der Hauch der Gärten seltsam schreckt,

daß er dem Aug der süßesten von allen

sein Herz, das schwarz von Schwermut ist, entdeckt.



Mittels Schlafanker


Schwimmend Käptn

laß Dampf

stoß ins Nebenhorn

es zittert der Nebel.


Da rammt das Schiffchen

ein Kindereimerchen

auf großer Fahrt,

am Rumpf zerschellt

ein Reim.

Auf der Schlafstatt

der Ankerwurf

- die Ladung Mohn ist geslöscht -

zählt uns an


einausaauuss.



Eidolon

oder

Seelenauge


Voll Sand dein Gehölz

unter den Lidern. Adern

des Lavendelatems

wachsen blauüber.

Wie steht dir ein Maiglöckchen

giftgrün

unter allergischem Augenregen.

Sei kein Frosch,

greif zum hippen Pfeil -

zeig dein Glückszucken,

für einen RotdornLidschlag

deine Schneehecke.


Und daß du lebst,

überzuckertes Klappergestell,

mit Stamm, Ast und Ausschlag,

wer hätte das gedacht,

auf deine alten Sekunden,

überwuchert hast du die zielgewisse

Heckenschere.

 

Im Fernsehen überliefert: ein g e i l e r Kuss [mit Händchen am Körper des Küssenden halten!]

S p r a c h k l a m o t t e n- 

oder aus meinen Sprachsack (wenn ich mich noch auskennen tu -

 Hej - der "s e x u e l l e  K u s s" - keine*r will da widersprechen: so sind  K ü s  s e  eb'n - [weiss mann/weib/mädchen/kind/ doch [wenn man ein  M ä n n e  ist]

 

... sie  a l l e  wollen  b e i s s e n n  oder k ü s s e n:

 






 

 

 

 

Hej - Ach, ein sexueller Kuss, hast du die angeshen: Dass die Sportlerin: Fußballlerin: Weltmeisterin, Spanierin > geküßt, die auch die Hände konkret auf den Rücken gelegt hat> des Mannes; und sie bekräftigte; wie gekonnt, eingeübt>du mein Männe! nee, das war ein  g e i l - e r o t i c h e r  K u s s [ich habe ihn nachgestellt - s o l o]; sie, ich hat ihre Ärmchen nicht kontrolliert; das hätte auch jede Frau*in passieren können, die dort bei der tollen Siegerehrung den Geliebten {leider verheiratet} trifft; mit dem sie sie schon bekannt war.: Kuss {mit beiden-vollen Lippen}, Händchen; Wippen: Dankbar zur Reihe zurück. Wenn die Spaier einen verprechbaren BILD-Kuss hatten... < hätten sie schon längst recherchiert, dass die beiden bekannt waren: ahäh, das Hotel >wo sie genächtet haben; Oder der Reporterin holt sich eine deftige Prämie > weil er die Geschichte nicht ins Blickfeld der Weltpresse gebracht hat> ja, yeah, soll er/ sie sich einstecken. 

    *Äh, ah: wann kommt das, wss man Wahrheit nennt, ans Licht der begierigen Öffentlichkeit... -

     

                                     - im A b -Schuss ... ohne Kuss - lebenslang >