Dienstag, 28. Februar 2023

Seckbach: .. und Gottfried B e n n

Von einem Schmucktelegramm

- auch:

Auf dem Quittenweg

Oderoder:

S e c k   a  c  h   # &#&

Vom Quittenweg bis zur Bundespost wg. Hochzeit


Wie ich einmal eine Glückwunsch-Vermählungskarte – respektive ein Telegramm versenden wollte – aber in Verwirrung geriet und meinen Glückwunsch nach dem Zufallsprinzip sortieren musste

https://i.ebayimg.com/images/g/qfEAAOSwdYFeyTiM/s-l1600.jpg

Nein, ich konnte mich nicht entscheiden. Von den zwanzig zur Versendung angebotenen Vorlagen: Ich konnte mich nicht entscheiden. Alles Angebotene war dürftig, blass, zumeist eklig naiv. Und ein Buch, nein, ich wusste keines, das passend gewesen wäre. Und ein Benn war mir ein Sakrileg … Nun, ich wählte die Zahl 13 und verschickte das enstprechende Telegramm mit der möglichst knappen Wortzahl: Ein Hochzeitgruß, nach Leverkusen gesandt von Stephan Drissen.

Die Anschrift, die postalischen Angaben – ich habe alles vergessen. Ihc habe

Dass ich mich einmischte – ich vergaß es auch – aber mein Gewissen wabbertr mir nie düsselig rum, das ich dir diese sory gesschrieben habe, liebe Gerda Fütterer.

https://i.ebayimg.com/images/g/8VIAAOSwpIhe-Olh/s-l1600.jpg


Jaja, auf der Buchhändlerchule (irgendwo in Frankfurt-Seckbach) erlebte ich mal eine edel-schöne Zeit: Unterkunft gesichert (mit einer Hoffmann-Hoffmann-Gedächtmisstiftung), Tagsüber gelehrige. Manchmal lustige Unterhaltung – Literaturkunde, Buchhndelsnterericht, Kunst, Philosophie, Religion - alles so schöne Sächelchen, im Stil der 60er Jahre.

Und ich war nicht alle da;

Inge Thom, Ulrike Tillmanns, Gertaud Schneider (nee, mehr weiß ich nicht mehr; und dann Gerda Fütterer; die hat gleich mal einen schönen Aus-äh: Auftritt) – und von den Junges, nee, die wollte ich nicht kennen, das drängte sich auch keiner hervor. Morgens Brötchen, Mittags Salate (Fisch, Flisch, undso Sachen), abends: Salate

Ach, liebe Gerda. Ich habe dich nicht verraten.Weil ich dic nicht vergessen kann.

Eines Morgens, zur Kaffeezeit, wurde ich angesprochen: ähm mhm: es war die Schneidersche. Gerda hätte ich was zu sagen.Sie wolle nur ein Benn-Gedicht mit mir sprechen.

Warum? Wozu? Eine Kinderfrage. Mit Kamilleblümken

Gerda, eine kleine, fast Schüchterne; sie war mir bisher nicht aufgefallen. Ja, sie war auch der Düsseldorfscher Fachklasse; aber da war ich nicht aufgefallen, neben den anderen Frauen; da war ich nur geeichet auf meine liebe K. Da war so dass anderen nicht beachtete.

Also, gut, ich konnte sie, eben unter ferner liefen. Sie hatte etwas Verhuschtes in ihrem Wesen. Ich konnte sie nicht einschätzen, Sie trug fast immer Trägerkleidchen, mit dem recht langen Haar, einfach zum Zopf geflochten. Sie war schlank. Dass sie an der Hüfte passabel dick war, versteckte sie leicht untem Kleid. Sie war nicht groß; irgendwie passt sie mir unter meinen Am.


Aber dann brachte sie mir einen Benn mit, sauber angeschrieben.


Gottfried Benn: Nur zwei Dinge

Durch so viel Formen geschritten,
durch Ich und Wir und Du,
doch alles blieb erlitten
durch die ewige Frage: wozu?

Das ist eine Kinderfrage.
Dir wurde erst spät bewusst,
es gibt nur eines: ertrage
- ob Sinn, ob Sucht, ob Sage -
dein fernbestimmtes: Du musst.

Ob Rosen, ob Schnee, ob Meere,
was alles erblühte, verblich,
es gibt nur zwei Dinge: die Leere
und das gezeichnete Ich.


Und wo stand diese Angabe; hübsch abgeschrieben: Die Neue Zeitung. Frankfurt Ausgb. Nr. 72. 26.03.1953. S. 4. Im Buch: Destillationen. Neue Gedichte. Wiesbaden 1953. S. 19)

Ja, diese alte Kinderfrage: ob Sinn, ob Sucht, o Sage. - Die Antworten kenne ich auch. Das ist Benn pur. Jedenfalls der alte. Und ich zitierte was vom jungen Benn: Ein ersoffener Bierfahrer wurde auf den Tisch gestemmt. / Irgendeiner hatte ihm eine dunkelhelllila Aster - - und brach dann ab.

Sie war ein schlankes Mädel. Nicht groß (für mein erstes Interesse.).

Sie hat immer nur seitwärts gesprochen, mich nie direkt angeredet. Immer wie verhuscht. Sie hat mir nie das in Ged-, pardon: Gesicht gesagt, war sie nur ausdrücken wollte: Du. Ich habe verliebt in dich. Schon der Düsseldolferer Klasse. Und mit einem neuen Ansatz: Auch wenn du mich nie beachtest hast.

Du. Ich haben einmal gehört,, als der Keller sich, als ihr vorne standet, wieder mal mal gänzendn verhielt und deine Angebete blaff anredete: „Katharina, was für ein schöner Name!“ Und du ihm geanwortet hast. „Namen sind Schall und Rauch...“

Ja, der alte Keller, der holte sie immer Mädchen, in seine lyrische Bude nachNeuss oderso. - Und wollte sie gerne vernaschen.

Nach dem Mittag trafen wir uns, sozusagen automatisch. G. in sicherer Entfernung vor den Stufen, die sich als Treppen nach oben zu den Gebäuden: Du, G. will dich treffen. Sie hat sich, äh, wie sagt man das: ja, verschossen in dich. - Wie bitte-? Ja, mach! - Also, das war G., die ich Bärbel (man kann den Fotos nicht trauen) nennen will. Verstehst du, wegen der Szenen am Brunnen, später.

Nach gut, zum Ausgang. - Sie war mir gefolgt, aber als ob sie wieder ins Haus wollte,, zurück, weil ihr bange wurde. Ich ging weiter. Ich setzte mich auch die erste Bank, außerhalb des Geländes, als ob diese schäbige Bank nur dazu aufgestellt war, um sie einzulanden. Ich ließ ihr Platz, genügend, und sie setzte sich.

Die Tussi von unserer Gruppe hatte mir gesagt, sie wolle mir sprechen. Sie hätte sie in mich verliebt. Na, gut. -

Aber, es existiert ein Foto. Ich habe es gefunden in meinem verhunzten Fotoalbum: Auf dem Lohberg-Park, sie beiden sitzen mir gegenüber, an einem schmalen ischchen: Und ich kuck ihnen zu, scheel; nicht dass ich schiele, aber ich linse direkt hinüber; er fummelt an seinem Foto; sie, mit einer luftigen Weste bedeckt, schaut zu mir; und ich sitze mit einem Pepitaanzug, passgenau, mit einem Schlipschen. Alle drei sitzen wir auf kruden Gaststättenstühlen; irgendwas steht auf dem Tisch, in Tassen. Das hat eine aufgenommen, vertrau-mich-nur!

Na – erzähl mir was – wo kommst du eigentlich her? - Sie schweigt, aber freundlich. Sie lacht zum ersten mal.

Und? Wie hat dir der Salat zum Fisch geschmeckt? Sie lacht. Und was willst du wissen? Von heute oder von Bad Godesberg?

Nein,ich fahr immr zur Fachklassen anch Dü-Bilk.

Na, daher kennst du mich. - Nein,aufgefallen, war sie mir nicht. - Sie lacht.

Sollen wir ein bisschen laufen? Dann kann ich am besten quatschen, wen ich laufe.

Sie nestelt an einem kleinen Handtäschen, das ich noch nicht bemerkt habe. Öffnet es. Nimmt einen kleinen zusammenfaltenten Papierchen heraus.

Für dich. Na, mach. Ich kucke ihr zum ertsn mal ins gsicht (hübscher, als ich es erwaratet habe; das machen ihre langen Haare, braun nennt da das. - Kannst es öffnen.

Und wie. Da stand auf einem Blatt Papier, das geschmückt ist, sogar mit einem roten Blutstropfen, ein Finderabdruck war es gewesen.

Von dir? Das ist nicht so wichtig. Ist mir passiert, nachdem ich den Benn aufgeschrieben habe, hab mich gestoßen. Und konnte den Flock nicht wegmachen.

Von dir. Sozuagen für mich?

Wenn du es nicht machst – gib es zurück.

Wo wir spazierten, ich weiß es nicht mehr. Aber an den Wasssserspielanlangen sind wir wiederholt vorbeigekommen. Auch bei der Kneippgarten, mit den zwanzig Schritte im schönen, kühlen Wasser.

Und dann hast du auf dem Zettel ein Schiffchen gefaltet – und es ausgesetzt. Und ich habe es begletet. Und nochmal die „Kinderfrage“ zitiert. - Ich blieb ...



Äh, ....willkommen in der Lohrberg-Schänke. Genießen Sie die schöne Aussicht auf Frankfurt bei einer Tasse Kaffee und Kuchen, bei einem Glas Wein

oder einem Bier, probieren Sie unsere leckeren Mahlzeiten, es ist bestimmt für jeden etwas dabei.

Unser Team wünscht Ihnen einen unvergesslichen Aufenthalt in der Lohrberg Schänke.

Ja, es war ein Freitag. Und Samstags haben wir uns wieder geoffen, Schon ach dem Frühstück. Und mir alles ezählt:

Und was ich erfuhr, ich war baff, wie ich mich wunderte:


Von dem Freund, ja, sogar dem Verlobten. Er war nach Griechenland getrampt. Sozusagen vor der Ehe. So einfach vor der Heirat, die schon in zwei Monaten sein sollte.

Und warum so eilig?

Damals könnte ich nichts Vernüftiges kritzteln. Auf der Schmucktelegramm. Ein Antwort habe ich auch nicht erhalten.

Und dann war er da. Bärbel stellte mir ihn vor: Heiko, der Grstählte, der Getrampte. Aber, er war vozeitig zurückgekommen. Auf dem Absatz dreht nicht mal Athen hatt er besucht. Das wollt er nicht seiner Bärbel nachholen.

Alles gut, er hatte Geld, von den Eltern, nach einem Verkehrsunfall gestorben. obwohl er der Form halber noch studierte. Seine Frau solltt nur noch den Abschluss machen; und dann in seine Heimat nach – aber noch zwei Kochkurse bescuchen: Greichisch und koratisch kochen lernen!

Aber so könnte es enden:

Glück? Es kein Glück. Nur die Sehnsucht danach. Sagte Anton, äh: Tschechow.

Was würdest du mir antworten, nach mehr als 60 Jahren?

Längst im grenzenlosen Nicht?

Vielleicht das: Vergiß nicht, daß es besser ist, Opfer zu sein als Henker.

Verstehst du mich:

Das war doch damls mit dem „Troubled Water“; äh, ja, mit der "Bridge over Troubled Water"

Da hattest du doch mit einem kleinen Tansistor mitgebracht, als wir zum letzten Mal den Lohrberg rauf wanderteten. Statt mit dem Gottfried.


If I cloud – Sourly I would.


Zwischen den beiden - komisch, so fand ich in meinem Album: Ach, kuck - so scheel betrachtest du diese Szene.



                                                Ich am Lohrberg vor Gerda F...


Noch gerade zuvor, als ich allein da sass, kam der Strolch aus unserer Gruppe, in weißen Anzug, quatsche mich an: Ach, du – du wartest auf die Intellektuellenfresse, grässlich. Kenn ich von Bad Godesberg

Von einem Schmucktelegramm

- auch:

Auf dem Quittenweg

Oderoder:

S e c k b a c h #

Vom Quittenweg bis zur Bundespost wg. Hochzeit


Wie ich einmal eine Glückwunsch-Vermählungskarte – respektive ein Telegramm versenden wollte – aber in Verwirrung geriet und meinen Glückwunsch nach dem Zufallsprinzip sortieren musste


https://i.ebayimg.com/images/g/qfEAAOSwdYFeyTiM/s-l1600.jpg


Nein, ich konnte mich nicht entscheiden. Von den zwanzig zur Versendung angebotenen Vorlagen: Ich konnte mich nicht entscheiden. Alles Angebotene war dürftig, blass, zumeist eklig naiv. Und ein Buch, nein, ich wusste keines, das passend gewesen wäre. Und ein Benn war mir ein Sakrileg … Nun, ich wählte die Zahl 13 und verschickte das enstprechende Telegramm mit der möglichst knappen Wortzahl: Ein Hochzeitgruß, nach Leverkusen gesandt von Stephan Drissen.

Die Anschrift, die postalischen Angaben – ich habe alles vergessen. Ihc habe


Dass ich mich einmischte – ich vergaß es auch – aber mein Gewissen wabbertr mir nie düsselig rum, das ich dir diese sory gesschrieben habe, liebe Gerda Fütterer.

https://i.ebayimg.com/images/g/8VIAAOSwpIhe-Olh/s-l1600.jpg



Jaja, auf der Buchhändlerchule (irgendwo in Frankfurt-Seckbach) erlebte ich mal eine schöne Zeit: Unterkunft gesichert (mit einer Hoffmann-Hoffmann-Gedächtmisstiftung), Tagsüber gelehrige. Manchmal lustige Unterhaltung – Literaturkunde, Buchhndelsnterericht, Kunst, Philosophie, Religion - alles so schöne Sächelchen, im Stil der 60er Jahre.

Und ich war nicht alle da;

Inge Thom, Ulrike Tillmanns, Gertaud Schneider (nee, mehr weiß ich nicht mehr; und dann Gerda Fütterer; die hat gleich mal einen schönen Aus-äh: Auftritt) – und von den Junges, nee, die wollte ich nicht kennen, das drängte sich auch keiner hervor. Morgens Brötchen, Mittags Salate (Fisch, Flisch, undso Sachen), abends: Salate

Ach, liebe Gerda. Ich habe dich nicht verraten.Weil ich dic nicht vergessen kann.

Eines Morgens, zur Kaffeezeit, wurde ich angesprochen: ähm mhm: es war die Schneidersche. Gerda hätte ich was zu sagen.Sie wolle nur ein Benn-Gedicht mit mir sprechen.

Warum? Wozu? Eine Kinderfrage.

Gerda, eine kleine, fast Schüchterne; sie war mir bisher nicht aufgefallen. Ja, sie war auch der Düsseldorfscher Fachklasse; aber da war ich nicht aufgefallen, neben den anderen Frauen; da war ich nur geeichet auf meine liebe K. Da war so dass anderen nicht beachtete.

Also, gut, ich konnte sie, eben unter ferner liefen. Sie hatte etwas Verhuschtes in ihrem Wesen. Ich konnte sie nicht einschätzen, Sie trug fast immer Trägerkleidchen, mit dem recht langen Haar, einfach zum Zopf geflochten. Sie war schlank. Dass sie an der Hüfte passabel dick war, versteckte sie leicht untem Kleid. Sie war nicht groß; irgendwie passt sie mir unter meinen Am.


Aber dann brachte sie mir einen Benn mit, sauber angeschrieben.


Gottfried Benn:

Nur zwei Dinge


Durch so viel Formen geschritten,
durch Ich und Wir und Du,
doch alles blieb erlitten
durch die ewige Frage: wozu?

Das ist eine Kinderfrage.
Dir wurde erst spät bewusst,
es gibt nur eines: ertrage
- ob Sinn, ob Sucht, ob Sage -
dein fernbestimmtes: Du musst.

Ob Rosen, ob Schnee, ob Meere,
was alles erblühte, verblich,
es gibt nur zwei Dinge: die Leere
und das gezeichnete Ich.



Und da stand diese Angabe: Die Neue Zeitung. Frankfurt Ausgb. Nr. 72. 26.03.1953. S. 4. Im Buch: Destillationen. Neue Gedichte. Wiesbaden 1953. S. 19)

Ja, diese alte Kinderfrage: ob Sinn, ob Sucht, o Sage. - Die Antworten kenne ich auch. Das ist Benn pur. Jedenfalls der alte. Und ich zitierte was vom jungen Benn: Ein ersoffener Bierfahrer wurde auf den Tisch gestemmt. / Irgendeiner hatte ihm eine dunkelhelllila Aster - - und brach dann ab.

Sie war ein schlankes Mädel. Nicht groß (für ein erstes Interesse.).

Sie hat immer nur seitwärts gesprochen, mich nie direkt angeredet. Immer wie verhuscht. Sie hat mir nie das in Ged-, pardon: Gesicht gesagt, war sie nur ausdrücken wollte: Du. Ich habe verliebt in dich. Schon der Düsseldolferer Klasse. Und mit einem neuen Ansatz: Auch wenn du mich nie beachtest hast.

Du. Ich haben einmal gehört,, als der Keller sich, als ihr vorne standet, wieder mal mal gänzendn verhielt und deine Angebete blaff anredete: „Katharina, was für ein schöner Name!“ Und du ihm geanwortet hast. „Namen sind Schall und Rauch...“

Ja, der alte Keller, der holte sie immer Mädchen, in seine lyrische Bude nachNeuss oderso. - Und wollte sie gerne vernaschen.

Nach dem Mittag trafen wir uns, sozusagen automatisch. G. in sicherer Entfernung vor den Stufen, die sich als Treppen nach oben zu den Gebäuden: Du, G. will dich treffen. Sie hat sich, äh, wie sagt man das: ja, verschossen in dich. - Wie bitte-? Ja, mach! - Also, das war G., die ich Bärbel (man kann den Fotos nicht trauen) nennen will. Verstehst du, wegen der Szenen am Brunnen, später.

Nach gut, zum Ausgang. - Sie war mir gefolgt, aber als ob sie wieder ins Haus wollte,, zurück, weil ihr bange wurde. Ich ging weiter. Ich setzte mich auch die erste Bank, außerhalb des Geländes, als ob diese schäbige Bank nur dazu aufgestellt war, um sie einzulanden. Ich ließ ihr Platz, genügend, und sie setzte sich.

Die Tussi von unserer Gruppe hatte mir gesagt, sie wolle mir sprechen. Sie hätte sie in mich verliebt. Na, gut. -

Aber, es existiert ein Foto. Ich habe es gefunden in meinem verhunzten Fotoalbum: Auf dem Lohberg-Park, sie beiden sitzen mir gegenüber, an einem schmalen ischchen: Und ich kuck ihnen zu, scheel; nicht dass ich schiele, aber ich linse direkt hinüber; er fummelt an seinem Foto; sie, mit einer luftigen Weste bedeckt, schaut zu mir; und ich sitze mit einem Pepitaanzug, passgenau, mit einem Schlipschen. Alle drei sitzen wir auf kruden Gaststättenstühlen; irgendwas steht auf dem Tisch, in Tassen. Das hat eine aufgenommen, vertrau-mich-nur!

Na – erzähl mir was – wo kommst du eigentlich her? - Sie schweigt, aber freundlich. Sie lacht zum ersten mal.

Und? Wie hat dir der Salat zum Fisch geschmeckt? Sie lacht. Und was willst du wissen? Von heute oder von Bad Godesberg?

Nein,ich fahr immr zur Fachklassen anch Dü-Bilk.

Na, daher kennst du mich. - Nein,aufgefallen, war sie mir nicht. - Sie lacht.

Sollen wir ein bisschen laufen? Dann kann ich am besten quatschen, wen ich laufe.

Sie nestelt an einem kleinen Handtäschen, das ich noch nicht bemerkt habe. Öffnet es. Nimmt einen kleinen zusammenfaltenten Papierchen heraus.

Für dich. Na, mach. Ich kucke ihr zum ertsn mal ins gsicht (hübscher, als ich es erwaratet habe; das machen ihre langen Haare, braun nennt da das. - Kannst es öffnen.

Und wie. Da stand auf einem Blatt Papier, das geschmückt ist, sogar mit einem roten Blutstropfen, ein Finderabdruck war es gewesen.

Von dir? Das ist nicht so wichtig. Ist mir passiert, nachdem ich den Benn aufgeschrieben habe, hab mich gestoßen. Und konnte den Flock nicht wegmachen.

Von dir. Sozuagen für mich?

Wenn du es nicht machst – gib es zurück.

Wo wir spazierten, ich weiß es nicht mehr. Aber an den Wasssserspielanlangen sind wir wiederholt vorbeigekommen. Auch bei der Kneippgarten, mit den zwanzig Schritte im schönen, kühlen Wasser.

Und dann hast du auf dem Zettel ein Schiffchen gefaltet – und es ausgesetzt. Und ich habe es begletet. Und nochmal die „Kinderfrage“ zitiert.



Äh, ....willkommen in der Lohrberg-Schänke. Genießen Sie die schöne Aussicht auf Frankfurt bei einer Tasse Kaffee und Kuchen, bei einem Glas Wein

oder einem Bier, probieren Sie unsere leckeren Mahlzeiten, es ist bestimmt für jeden etwas dabei.

Unser Team wünscht Ihnen einen unvergesslichen Aufenthalt in der Lohrberg Schänke.

Ja, es war ein Freitag. Und Samstags haben wir uns wieder geoffen, Schon ach dem Frühstück. Und mir alles ezählt:

Und was ich erfuhr, ich war baff, wie ich mich wunderte:


Von dem Freund, ja, sogar dem Verlobten. Er war nach Griechenland getrampt. Sozusagen vor der Ehe. So einfach vor der Heirat, die schon in zwei Monaten sein sollte.

Und warum so eilig?

Damals könnte ich nichts Vernüftiges kritzteln. Auf der Schmucktelegramm. Ein Antwort habe ich auch nicht erhalten.

Und dann war er da. Bärbel stellte mir ihn vor: Heiko, der Grstählte, der Getrampte. Aber, er war vozeitig zurückgekommen. Auf dem Absatz dreht nicht mal Athen hatt er besucht. Das wollt er nicht seiner Bärbel nachholen.

Alles gut, er hatte Geld, von den Eltern, nach einem Verkehrsunfall gestorben. obwohl er der Form halber noch studierte. Seine Frau solltt nur noch den Abschluss machen; und dann in seine Heimat nach – aber noch zwei Kochkurse bescuchen: Greichisch und koratisch kochen lernen!

Aber so könnte es enden:

Glück? Es kein Glück. Nur die Sehnsucht danach. Sagte Anton, äh: Tschechow.

Was würdest du mir antworten, nach mehr als 60 Jahren?

Längst im grenzenlosen Nicht?

Vielleicht das: Vergiß nicht, daß es besser ist, Opfer zu sein als Henker.

Verstehst du mich:

Das war doch damls mit dem „Troubled Water“; äh, ja, mit der "Bridge over Troubled Water"

Da hattest du doch mit einem kleinen Tansistor mitgebracht, als wir zum letzten Mal den Lohrberg rauf wanderteten. Statt mit dem Gottfried.

If I cloud – Scourly I would.

Zwischen den beiden - komisch, so fand ich in meinem Album: Ach, kuck - so scheel betrachtest du diese Szene.

file:///C:/Users/Anton/Pictures/Anton_Gerda_IMG_20200726_124408.jpg
Ich am Lorberg vor Gerda F. In deinen Garten, Gerda!

Noch gerade zuvor, als ich allein da sass, kam der Strolch aus unserer Gruppe, in weißen Anzug, quatsche mich an: Ach, du - du wartest auf die Intellektuellenfresse, grässlich. Kenn ich von Bad Godesberg -

- ganz rechts, kannst du den Weg sehen, an der Ecke des Wegs mit dem Quitengesträuch, da geht es zum Lohrberg hoch -

Und dann am dürftigen Quittengesträuch, wo es rechts raufgeht, dem Lohrberg hinan – da habe ich auf sie gewartet, und bin zu ihr zurückgegangen, weil sie verharrte an dee Ecke – und wieder zurücklaufen wollte; so schien's: Kuck mal, da die Bank, die ist gerade frei –

Du, da (so stotterte ich wohl beginnen); hab' aber alles vergessen; ist ja nicht schlimm, wenn man sich in jemandem verliebt. - Schlimm, ist es nur, wenn man sich das verbieten muss.

Sie kuckte mich an.

Und du musst dich nicht schämen. Kann ich ja verstehen, wenn man von den Freudinnen so ... verpetzt wird; wollte ich sagen.

Yeah, die das Wichtigste von dir wissen - und sagen, so blöd-frei heraus.

Aber, was sie zuerst gedacht habe, als Gertraud mir das gluchzte; und ich sollte dich fair behandeln et cetera. - Also, ich hab mir gedacht, wenn das jemand von mir so rumposauen würde – fruchtbar. Ja, wem ich das wohl gesagt hatte. Ich hab hier auch niemanden, der so was gesagt wissen will. Höchstens, zuhause, meine Schwägerin. Der würde ich das erzählen. Sozusagen als Schulerinnerung: Weisst du: Von nix kommt nichts. Ich meine: wie man begehrt.

"Ein Gedicht entsteht überhaupt sehr selten - ein Gedicht wird gemacht." - Wie die Liebe, ja, wie bei Benn, dem Facharzt! - Oder „Probleme der Lyrik „[1951]

*

Na, das wollte ich dich fragen: Warum ist der Typ, ach, wie heißt er? - nach Griechenland? Als Apoll? Und du? Wie kamst du zum Buchhandel. Wegen der üblichen Fehleinschätzung, das man da Bücher lesen kann? Und wolltest du noch das Abitur nachmachen? Odder schreibst du selber? Was ist dein Lieblingsspoet? Doch nicht nur Benn? Wie kamst du an den dickligen Gottfried? Den würde ich nie als meinen Lieblingspoeten ausgeben. Ich hab zwei Reclam-Heftchen mitgenommen: Keller, der Gottfried, mit Romeo und Julia auf dem Dorfe. Und von einem tollen Poeten ein Heftchen, von Wilhelm Lehmann, hier siehe: Ruhm des Daseins.

Was hast du da am Fuß? - ich trage gerne Sandalen. - Aber siehst du den roten Fleck, den roten Stich? Da hast du dich entzündet, oberhalb von deinem Pflaster? Das musst du kontrollieren lassen.

Doch! - Willst du es mir erklären. Seit Düsseldorf. Ich kannte dich da noch allein. - Abrer ich hab dich beobachtet. Aber, - Nein, sag ruhig ich glaube, das man immer alles sagen muss. Wenn man was nicht sagen kann, dann brennt sie das ein. Ja. Ich glaub, das ich es vergesen kann. Oder das ich es nicht sage, an andere; auch nicht hier in dem Gewusel. Auch deinen Freudinnen nicht. - Ach, du magst ja die Katharina gerne. - Ja, in Düsseldorf. Sonst haben wir keinen Kontakt. Jedenfallss bisher nicht.. Gut, ich schreib ihr. Und manchmal schrieb sie mir. Sie hat - na, auch einen Verlobten, der ist reichlich alt! -

Ja, das habe ich geredet. Ihr Sandtsandale mit dem Keller vorne am Plut.

Aber, komisch, dreizwanzig Stunden später war der Freude da, schwups aus Griechenland zurückgekommen.

Und der ging dann mit Gerda zum einem Arzt. Der hat sie verarztet, das war eine Blutvergiftung.

Nein, ich kann die Schwalben nicht vergessen: „Schwälende Astern“, abhängig von Astern.

Das vergesse ich nicht, weil ich meine Mutter damit verbinde. - Mhm, warum?

Wir waren früher, das man meine Kindheit - auf einem Bauernho, am Niederrhein. Und Mutter - wie soll ich sagen.

Sag's bitte. Ich hör dir gerne zu. Anton.

Zum ersten Mal hat sie mich benannt.

Mutter verkörperte alles, was sie mir von Schwalben beigebracht hat: Sie wartete nach April, dem Ersten, auf die Rückkehr der Schwalben. Sie hatten Nester bei uns oberhalb der Kuhstalltür, direkt am Misthaufen. Dort hat mir Mutter alles von den Schalbern erzählt, was sie wusste, bis sie an Maria Geburt abflogen; auf unserem Teleföner setzten sie zu Hauf. Dann. Bis eine hochfliegt. Und einmal, wenn wir Schule mussten, wenn wir früh am Tag loszogen, waren sie fort. Und ich hab da gelernt, wss wir beten solleln, für den Flug der Schalben, bis zur Wiederkehr im nächsten April/Mai.

Ah, so, da bist du - beim Benn -

Ach, weisst, warum ich mich gemeldet habe?

- Mhm, bitte!

Aus der Rede vom Benn waren vier Todsünden formuliert, sie sind berühmt geworden - und sie stimmen, wenn wir Lyrik beurteilen:

Die Schwalben streifen die Fluten
Und trinken Fahrt und Nacht.

- Schau, doch noch mal hin.

Zwei gewagte Zeilen, als Ende des Gedichts. Ich haben sie noch immer nicht erschlossen; jedesmals komm eich auf andere Gedanke.

Aber, da noch aus meinem Büchlein, von Benn, einfach Mutter genannt:

Ich trage dich wie eine Wunde
auf meiner Stirn, die sich nicht schließt.
Sie schmerzt nicht immer. Und es fließt
das Herz sich nicht draus tot.
Nur manchmal plötzlich bin ich blind und spüre
Blut im Munde.


Und – ich kucke nach ihrem Gesicht - was war dir die Mutter?

Weißnich.

Was heißt »das gezeichnete Ich«?

  Man kann die vieldeutige Aura dieses Ausdrucks   in einem anderen bekannten und benachbarten Gedicht Benns ist von dem »sich umgrenzen­den Ich« die Rede (111, 327)   zu umschreiben versuchen: das mit einem Zeichen, einem Mal versehene Ich; also das gebrandmarkte und das ausgezeichnete Ich; das verwundete, das leidende, das ausgestoßene, das einsame   und das berufene und auserwählte Ich. Benn selber hat in dem Gedicht Ach, das Erhabene, das er am 3. September 1935 an Oelze schickte, eine genaue lyrische Definition gegeben: Nur der Gezeichnete wird reden und das Vermischte bleibe stumm, es ist die Lehre nicht für jeden, doch keiner sei verworfen drum. (111, 18 1)

Der »Gezeichnete« sei der im Unterschied zur unerfahrenen »Menge« Berufene und Auserwählte, dem das »Erhabene« aus »einer Wolke« tönt, der einer unbekannten »Gottheit«, einem Deus absconditus dient und verpflichtet ist, also einem »fernbestimmten: Du mußt«. Dieses elitär-religiöse Bewußtsein ist Teil einer Christus Typologie, eines Rückbe­zugs auf christliche Vorbildfiguren, Lebensformen und Erfahrungen, die in zahlreichen brieflichen und lyrischen Zeugnissen der Jahre 1934 37 anzutreffen sind. Sie bilden ein konsistentes Bewältigungsmodell, in dem und durch das sich Gottfried Benn mit den traumatischen Erfahrungen der Jahre 1933/34, mit seinem Irrglauben an den deutschen Faschismus, an eine Synthese von Geist und Macht und mit seiner baldigen Enttäuschung und Abwendung von ihm auseinandersetzte. Dieser Prozeß kulminiert in mehreren Gedichten des Jahres 1936, in denen es zu einer unverhüllten Usurpation und Überbietung des leidenden, gekreuzigten Christus und seiner Heils  und Erlösungstat durch die

Gestalt des Künstlers und die Kunst kommt (z. B. in Valse triste). Seitdem enthält die ambivalente Aura des Gezeichne­ten, des Künstlers, des »gezeichneten Ich« stets einen gehei­men, hybriden Christus Bezug. In der ersten großen Abrechnungs  und Rechtfertigungsschrift seiner »Inneren Emigration«, dem Weinhaus Wolf (1937), erscheinen die »Gezeichneten«, die Träger der »außermenschlichen Wahr­heit«, daß sich der Geist nicht mehr im Leben, in der Geschichte verwirklicht, in einer Reihe mit den »Esoteri­schen, Zersetzten, Klüngel, Destruktiven, Abgespaltenen, Asozialen, Einzelgängern, Intellektualisten« (11,146). Welch erhabenes Zeichen diese Ohnmächtigen und Parias jedoch tragen, das wird am Ende des Weinhaus kaum noch chif­friert:

[ ... ] diese Erkenntnis war nicht mehr zu verdrängen: die Geschichte war machtlos geworden gegenüber dem Menschen, sein Kern war noch einmal auferglüht, der hatte ein Wort geschrieben auf sein Kleid und einen Namen auf seine Hüfte. (11,150)

*

Benn zitiert ...:

Hegel lt. Gottfried Benn: Nicht das Leben, das sich vor dem Tode scheut und von der Verwüstung rein bewahrt, sondern das ihn erträgt, und in ihm sich erhält, ist das Leben des Geistes. (G.B.: Problem der Lyrik. (1951/1966)

Er gewinnt seine Wahrheit nur, indem er in der absoluten Zerriſſenheit sich selbst findet.

*

Als ich einmal angesprochen wurde

Yeah, in einer Buchhandlung. Es hatte sich rechts von mir hingestellt, fasst normala, seine Jacke war mittelallterlich. Und sprach mich an, stellte sich vor. Oh, sagte ich: natürlich, Dann sind Sie Axels Vater. Ja, auch von der Statur her konnte er es sein, wohl zwnzig Jahre älter als ich.

Gleichzeitig versank ich meinen Erinnerungen. Ein Schüler, der sich .

Und meine Frau hat sich getrennt. Sie hat den Tod von Axel nicht anders verwunden, als ssie sich umabhängig zu machen versuchtet. Und der junge Sohn ist schon lange aus dem Haus. “ - Das klang sehr traurig. Warum habe ich nicht mit ihm verabrechet. Vielleicht sogar gleich, in den nächsen Minuten, in einer kleinen Brotladen, mit Erfrischungsgetränken. Ich glaube, ich werde ihn nicht mehr begegnen. Die Buchhandlung hat dicht gemacht.

... mich nicht - schickt dir Käthe, die du soso verehrst -

*

Ja, ein Text von Stefan Zweig: „Dank an die Bücher“ -

Schon lange nicht mehr gelesen. -

Dann .. kam die Benn-Phase -

Sag nich so'ne Scheiße!.

Nee, ich haben den Text gefunden in einem Almanach für LiebesLyrik.

Dadann dies ist hier der Anfang vom Text, überschreiben:

Dank an die Bücher“ -

Und ich las ihr zwei Zeilen vor - „Sie sind da, wartend und schweigend. (...)“ - Odernoch: Sie sind da, wartend und schweigend. Sie drängen, sie rufen, sie fordern nicht. An der Wand lehnen sie stumm. Schlaf scheint über ihnen und doch blickt von jedem wie aufgeschlagenes Auge ein Name Dich an.

Als ich meine erste Liebe malen lernte

Einfach mit schwarzer Kohle zeichnen elernen. Ich konnt sie zeichne den schwaren Sifte hinund herbewege. Ihr Mund – und ihre Augen. Daas war#s, wie der freund meines Bruder es mir lehrte. Ob ich es auch noch heute kann.

Na, mich hinderte das Berühungsverbot.

*

Mein Vocabularium: Ihc zähle: Ich lieb dich - du mich nicht!

Nach dem Abitur hatte ich es mir angewöhnt: Sätze, häufig Aphorismen einzutragen, die mich begleiten sollten.

Siehst du – hier Auszeichnungen von Hofmannsthal, Mallarme, Benn, Böll, Hesse. So einfach aufgezeichnet:

Es führt von der Poesie kein direkter Weg ins Leben, aus dem Leben keiner in die Poesie.

Alle Worter sind anderes als vermutet - oder alles.

Ja, eigentlich müsste ich noch alle Sätze konrollieren, oder sie verifizieren in ihren Worten oder Wörter.

Wenn nur die Hauptsache da ist, die Liebe, das Brennen, das Ergriffensein, dann ist es einerlei, ob du Mönch auf dem Berge Athos bist oder Lebemann in Paris.
Hermann Hesse

*

Der Leser der letzten Stufe ist überhaupt kein Leser mehr. Er pfeift auf Goethe. Er braucht Shakespeare nicht. Der Leser der letzten Stufe liest überhaupt nicht mehr. Wozu Bücher? Hat er nicht die gesamte Welt in sich selber?
Hermann Hesse – Weisst du, die letzte Stufe werden nie erreichen; unbegreiflich ob unserer dritten Stufe unsereres Gehirns.

*

So, wie ich vollkommen unvorbereitet war, von der Liebe einer mir unbekannten Dame angestauant zu werden, überrascht, so kann ich es mir nur so erklären, dass es für uns keine ewigen Werte wie Liebe gibt: aber ewig ist wohl nur unsere Sehnsucht nach ihnen.

Später, vor dem Foto:

Der scheele Blick des Betrachters spielt mit dem Gefühl. Wer hat es gemacht.

Klaus Staemmler geht vorbei, entfernt von der Bank. Guten Tag, Herr Dozent, sagt G. - Er hätte uns in Ruhe gelassen. - Benn hat er nicht übersetzt. -

Er läuft zum Lohrberg. Ist dort jeden Freitagabend Fisch: Heute Saurer Aal!

Aber – warte! Bitte!

Äh, bis zum Quittenweg – da -da steht er, das Bäumchen -

Wie, dort wo die Quitten steht -

Ja, ja: von dort ab wollte ich alleine laufen -

** ? ?

!! Äh – ja, vielleicht kommt mein Verlobter; die Schneider hat ihn herbeibestellt.

Das muss doch die Tage dauern -?

Wie?

Ja – am Telefon in der AbendZelle.

> Na - lauf.

Aber, ich schreib Dir den Text – ja, vom Stefan, dem Zweig – den Text schreib ich-ab – für Dich!

- ganz rechts, kannst du den Weg sehen, an der Ecke des Wegs mit dem Quietschengeschräuch, äh, dem, Quittengesträuch - da geht es zum Lohrberg hoch -

Und dann am dürftigen Quittengesträuch, wo es rechts raufgeht, dem Lohrberg hinan – da habe ich auf sie gewartet, und bin zu ihr zurückgegangen, weil sie verharrte an dee Ecke – und wieder zurücklaufen wollte; so schien's: Kuck mal, da die Bank, die ist gerade frei –

Du, da (so stotterte ich wohl beginnen); hab' aber alles vergessen; ist ja nicht schlimm, wenn man sich in jemandem verliebt. - Schlimm, ist es nur, wenn man sich das verbieten muss.

Sie kuckte mich an.

Und du musst dich nicht schämen. Kann ich ja verstehen, wenn man von den Freudinnen so ... verpetzet wird; wollte ich sagen.

Yeah, die das Wichtigste von dir wissen - und sagen, so blöd-frei heraus.

Aber, was sie zuerst gedacht habe, als Gertraud mir das gluchzte; und ich sollte dich fair behandeln et cetera. - Also, ich hab mir gedacht, wenn das jemand von mir so rumposauen würde – fruchtbar. Ja, wem ich das wohl gesagt hatte. Ich hab hier auch niemanden, der so was gesagt wissen will. Höchstens, zuhause, meine Schwägerin. Der würde ich das erzählen. Sozusagen als Schulerinnerung: Weisst du: Von nix kommt nichts. Ich meine: wie man begehrt.

"Ein Gedicht entsteht überhaupt sehr selten - ein Gedicht wird gemacht." - Wie die Liebe, ja, wie bei Benn, dem Facharzt! - Oder „Probleme der Lyrik „[1951]

*

Na, das wollte ich dich fragen: Warum ist der Typ, ach, wie heißt er? - nach Griechenland? Als Apoll? - Er ist ein Naturbusche! - Und du? Wie kamst du zum Buchhandel. Wegen der üblichen Fehleinschätzung, das man da Bücher lesen kann? Und wolltest du noch das Abitur nachmachen? Odder schreibst du selber? Was ist dein Lieblingsspoet? Doch nicht nur Benn? Wie kamst du an den dickligen Gottfried? Den würde ich nie als meinen Lieblingspoeten ausgeben. Ich hab zwei Reclam-Heftchen mitgenommen: Keller, der Gottfried, mit Romeo und Julia auf dem Dorfe. Und von einem tollen Poeten ein Heftchen, von Wilhelm Lehmann, hier siehe: Ruhm des Daseins.

Was hast du da am Fuß? - ich trage gerne Sandalen. - Aber siehst du den roten Fleck, den roten Stich? Da hast du dich entzündet, oberhalb von deinem Pflaster? Das musst du kontrollieren lassen.

Doch! - Willst du es mir erklären. Seit Düsseldorf. Ich kannte dich da noch allein. - Abrer ich hab dich beobachtet. Aber, - Nein, sag ruhig ich glaube, das man immer alles sagen muss. Wenn man was nicht sagen kann, dann brennt sie das ein. Ja. Ich glaub, das ich es vergesen kann. Oder das ich es nicht sage, an andere; auch nicht hier in dem Gewusel. Auch deinen Freudinnen nicht. - Ach, du magst ja die Katharina gerne. - Ja, in Düsseldorf. Sonst haben wir keinen Kontakt. Jedenfallss bisher nicht.. Gut, ich schreib ihr. Und manchmal schrieb sie mir. Sie hat - na, auch einen Verlobten, der ist reichlich alt! -

Ja, das habe ich geredet. Ihr Sandtsandale mit dem Keller vorne am Plut.

Aber, komisch, dreizwanzig Stunden später war der Freude da, schwups aus Griechenland zurückgekommen.

Und der ging dann mit Gerda zum einem Arzt. Der hat sie verarztet, das war eine Blutvergiftung.

Nein, ich kann die Schwalben nicht vergessen: „Schwälende Astern“, abhängig von Astern.

Das vergesse ich nicht, weil ich meine Mutter damit verbinde. - Mhm, warum?

Wir waren früher, das man meine Kindheit - auf einem Bauernho, am Niederrhein. Und Mutter - wie soll ich sagen.

Sag's bitte. Ich hör dir gerne zu. Anton.

Zum ersten Mal hat sie mich benannt.

Mutter verkörperte alles, was sie mir von Schwalben beigebracht hat: Sie wartete nach April, dem Ersten, auf die Rückkehr der Schwalben. Sie hatten Nester bei uns oberhalb der Kuhstalltür, direkt am Misthaufen. Dort hat mir Mutter alles von den Schalbern erzählt, was sie wusste, bis sie an Maria Geburt abflogen; auf unserem Teleföner setzten sie zu Hauf. Dann. Bis eine hochfliegt. Und einmal, wenn wir Schule mussten, wenn wir früh am Tag loszogen, waren sie fort. Und ich hab da gelernt, wss wir beten solleln, für den Flug der Schalben, bis zur Wiederkehr im nächsten April/Mai.

Ah, so, da bist du - beim Benn -

Ach, weisst, warum ich mich gemeldet habe?

- Mhm, bitte!

Aus der Rede vom Benn waren vier Todsünden formuliert, sie sind berühmt geworden - und sie stimmen, wenn wir Lyrik beurteilen:

Die Schwalben streifen die Fluten
Und trinken Fahrt und Nacht.

- Schau, doch noch mal hin.

Zwei gewagte Zeilen, als Ende des Gedichts. Ich haben sie noch immer nicht erschlossen; jedesmals komm eich auf andere Gedanke.

Aber, da noch aus meinem Büchlein, von Benn, einfach Mutter genannt:

Ich trage dich wie eine Wunde
auf meiner Stirn, die sich nicht schließt.
Sie schmerzt nicht immer. Und es fließt
das Herz sich nicht draus tot.
Nur manchmal plötzlich bin ich blind und spüre
Blut im Munde.

Und – ich kucke nach ihrem Gesicht - was war dir die Mutter?

Weißnich.

Was heißt »das gezeichnete Ich«?

  Man kann die vieldeutige Aura dieses Ausdrucks   in einem anderen bekannten und benachbarten Gedicht Benns ist von dem »sich umgrenzen­den Ich« die Rede (111, 327)   zu umschreiben versuchen: das mit einem Zeichen, einem Mal versehene Ich; also das gebrandmarkte und das ausgezeichnete Ich; das verwundete, das leidende, das ausgestoßene, das einsame   und das berufene und auserwählte Ich. Benn selber hat in dem Gedicht Ach, das Erhabene, das er am 3. September 1935 an Oelze schickte, eine genaue lyrische Definition gegeben: Nur der Gezeichnete wird reden und das Vermischte bleibe stumm, es ist die Lehre nicht für jeden, doch keiner sei verworfen drum. (111, 18 1)

Der »Gezeichnete« sei der im Unterschied zur unerfahrenen »Menge« Berufene und Auserwählte, dem das »Erhabene« aus »einer Wolke« tönt, der einer unbekannten »Gottheit«, einem Deus absconditus dient und verpflichtet ist, also einem »fernbestimmten: Du mußt«. Dieses elitär-religiöse Bewußtsein ist Teil einer Christus Typologie, eines Rückbe­zugs auf christliche Vorbildfiguren, Lebensformen und Erfahrungen, die in zahlreichen brieflichen und lyrischen Zeugnissen der Jahre 1934 37 anzutreffen sind. Sie bilden ein konsistentes Bewältigungsmodell, in dem und durch das sich Gottfried Benn mit den traumatischen Erfahrungen der Jahre 1933/34, mit seinem Irrglauben an den deutschen Faschismus, an eine Synthese von Geist und Macht und mit seiner baldigen Enttäuschung und Abwendung von ihm auseinandersetzte. Dieser Prozeß kulminiert in mehreren Gedichten des Jahres 1936, in denen es zu einer unverhüllten Usurpation und Überbietung des leidenden, gekreuzigten Christus und seiner Heils  und Erlösungstat durch die

Gestalt des Künstlers und die Kunst kommt (z. B. in Valse triste). Seitdem enthält die ambivalente Aura des Gezeichne­ten, des Künstlers, des »gezeichneten Ich« stets einen gehei­men, hybriden Christus Bezug. In der ersten großen Abrechnungs  und Rechtfertigungsschrift seiner »Inneren Emigration«, dem Weinhaus Wolf (1937), erscheinen die »Gezeichneten«, die Träger der »außermenschlichen Wahr­heit«, daß sich der Geist nicht mehr im Leben, in der Geschichte verwirklicht, in einer Reihe mit den »Esoteri­schen, Zersetzten, Klüngel, Destruktiven, Abgespaltenen, Asozialen, Einzelgängern, Intellektualisten« (11,146). Welch erhabenes Zeichen diese Ohnmächtigen und Parias jedoch tragen, das wird am Ende des Weinhaus kaum noch chif­friert:

[ ... ] diese Erkenntnis war nicht mehr zu verdrängen: die Geschichte war machtlos geworden gegenüber dem Menschen, sein Kern war noch einmal auferglüht, der hatte ein Wort geschrieben auf sein Kleid und einen Namen auf seine Hüfte. (11,150)

Hegel lt. Gottfried Benn: Nicht das Leben, das sich vor dem Tode scheut und von der Verwüstung rein bewahrt, sondern das ihn erträgt, und in ihm sich erhält, ist das Leben des Geistes. (G.B.: Problem der Lyrik. (1951/1966)

Er gewinnt seine Wahrheit nur, indem er in der absoluten Zerriſſenheit sich selbst findet.

*

Als ich einmal angesprochen wurde

Yeah, in einer Buchhandlung. Es hatte sich rechts von mir hingestellt, fasst normala, seine Jacke war mittelallterlich. Und sprach mich an, stellte sich vor. Oh, sagte ich: natürlich, Dann sind Sie Axels Vater. Ja, auch von der Statur her konnte er es sein, wohl zwnzig Jahre älter als ich.

Gleichzeitig versank ich meinen Erinnerungen. Ein Schüler, der sich .


Und meine Frau hat sich getrennt. Sie hat den Tod von Axel nicht anders verwunden, als ssie sich umabhängig zu machen versuchtet. Und der junge Sohn ist schon lange aus dem Haus. “ - Das klang sehr traurig. Warum habe ich nicht mit ihm verabrechet. Vielleicht sogar gleich, in den nächsen Minuten, in einer kleinen Brotladen, mit Erfrischungsgetränken. Ich glaube, ich werde ihn nicht mehr begegnen. Die Buchhandlung hat dicht gemacht.

mich nicht - schickt dir Käthe, die du soso verehrst -

*

Ja, ein Text von Stefan Zweig: „Dank an die Bücher“ -

Schon lange nicht mehr gelesen. -

Dann .. kam die Benn-Phase -

Sag nich so'ne Scheiße!.

Nee, ich haben den Text gefunden in einem Almanach für LiebesLyrik.

Dadann dies ist hier der Anfang vom Text, überschreiben:

Dank an die Bücher“ -

Und ich las ihr zwei Zeilen vor - „Sie sind da, wartend und schweigend. (...)“ - Odernoch: Sie sind da, wartend und schweigend. Sie drängen, sie rufen, sie fordern nicht. An der Wand lehnen sie stumm. Schlaf scheint über ihnen und doch blickt von jedem wie aufgeschlagenes Auge ein Name Dich an.

Als ich meine erste Liebe malen lernte

Einfach mit schwarzer Kohle zeichnen elernen. Ich konnt sie zeichne den schwaren Sifte hinund herbewege. Ihr Mund – und ihre Augen. Daas war#s, wie der freund meines Bruder es mir lehrte. Ob ich es auch noch heute kann.

Na, mich hinderte das Berühungsverbot.

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Mein Vocabularium

Nach dem Abitur hatte ich es mir angewöhnt: Sätze, häufig Aphorismen einzutragen, die mich begleiten sollten.

Siehst du – hier Auszeichnungen von Hofmannsthal, Mallarme, Benn, Böll, Hesse. So einfach aufgezeichnet:

Es führt von der Poesie kein direkter Weg ins Leben, aus dem Leben keiner in die Poesie.

Alle Worter sind anderes als vermutet - oder alles.

Ja, eigentlich müsste ich noch alle Sätze konrollieren, oder sie verifizieren in ihren Worten oder Wörter.

Wenn nur die Hauptsache da ist, die Liebe, das Brennen, das Ergriffensein, dann ist es einerlei, ob du Mönch auf dem Berge Athos bist oder Lebemann in Paris.
Hermann Hesse

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Der Leser der letzten Stufe ist überhaupt kein Leser mehr. Er pfeift auf Goethe. Er braucht Shakespeare nicht. Der Leser der letzten Stufe liest überhaupt nicht mehr. Wozu Bücher? Hat er nicht die gesamte Welt in sich selber?
Hermann Hesse – Weisst du, die letzte Stufe werden nie erreichen; unbegreiflich ob unserer dritten Stufe unsereres Gehirns.

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So, wie ich vollkommen unvorbereitet war, von der Liebe einer mir unbekannten Dame angestauant zu werden, überrascht, so kann ich es mir nur so erklären, dass es für uns keine ewigen Werte wie Liebe gibt: aber ewig ist wohl nur unsere Sehnsucht nach ihnen.

Später, vor dem Foto:

Der scheele Blick des Betrachters spielt mit dem Gefühl. Wer hat es gemacht.

Klaus Staemmler geht wieder vorbei, entfernt von der Bank. Guten Tag, Herr Dozent, sagt G. - Er hätte uns in Ruhe gelassen. - Benn hat er nicht übersetzt. -

Er fläuft zum Lohrberg. Ist dort jeden Feitagabend Fisch: Heute Saurer Aal!


Aber – warte! Bitte!

Äh, bis zum Quittenweg – da -

Wie, dort wo das Quittenbäumchen steht -

Ja, ja: von dort ab wollte ich alleine laufen -

** ? ?

!! Äh – ja, vielleicht kommt mein Verlobter; die Schneider hat ihn herbeibestellt.

Das muss doch die Tage dauern -?

Wie?

Ja – am Telefon in der AbendZelle.

>Na - lauf.

Aber, ich schreib Dir den Text – ja, vom Stefan, dem Zweig – den Text schreib ich-ab – für Dich!

 

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