Dienstag, 30. Januar 2024

Von den Leiden der Er-Lebn & Er-[oder: Sie]-Strebn-i s s e Franz K a f k a s

  

Entgrenzungsphänomene bei F. K.:

  • Semantische Segmente zur Prosa Kafkas

    < Oder: Warum sich Kafka auf den 'Mond' wünschte >

Die üblichen Entgrenzungs-Phänomene bei F. K: 

Als Details, ob mental-emotionale, ob sozial, ob geografisch – oder politisch, ob philosophisch … erscheinen in Kafkas Darstellungen ohne Grenzen zu verlaufen: In allen Briefen versucht er ach, die Entgrenzungen deutlich zu machen: Man muss ihm vertrauen – oder ihn in seinen Ent-Grenzungen - man könnte auch sagen: in der Transzendez laufen lassen; und ob man beim Kafka-Lesen „glücklich“ werden kann; mir hat es nie/anderweitig geholfen; er hat mir immer in diesen Detailinformationen „abgestoßen“; er – als Person, als Informant, als Ich-Erzähler - wurde mir nie 'heimisch', gar 'heimelich', also vertraut. Es blieb mir immer kafkaesk; nur vertraut im Psychoanalytischen.

Franz Kafka an Minze Eisner:

[…] Mein Kranksein hat den Brief verzögert, es ist übrigens kein eigentliches Kranksein, aber allerdings auch kein Gesundsein und gehört zu jener Gruppe von Krankheiten, die nicht dort ihren Ursprung haben, wo sie zu stecken scheinen und vor denen die Ärzte deshalb noch hilfloser sind als sonst. Gewiß, es ist die Lunge, aber es ist auch wieder die Lunge nicht. Vielleicht fahre ich doch nach Meran oder auch nach dem Mond, wo überhaupt keine Luft ist und sich die Lunge deshalb am besten ausruhn kann.

(….)# F. K. : Briefe:

https://homepage.univie.ac.at/werner.haas/1920/br20-009.htm

*

Die Fortsetzung von solchen Grenze-Beschreibungen, auch als Klein/Klein-Formulierungen setzt er und im Verhältnis zu anderen setzt sich fort:

Franz Kafka an Minze Eisner (von Prag aus, März 1920])

Liebe Minze,

man liegt krank, hat zartes Fieber nach alter nicht mehr abzugewöhnender Gewohnheit, und dann kommen noch Sie und melden, dass man Sie in Ahlem nicht angenommen hat. Man hätte schon noch ein Plätzchen für Sie finden können, offenbar weiß man dort nicht, wie klein Sie sich zusammenrollen können. 

Im Einzelnen haben sie die Funktion der Be- oder Einschränkungen literarische Traditionen: Metaphern, Homonyme. Absolute oder Sprossmetaphern. Tiermetaphern (besonders häufig bei F.K., häufig i pessimistischen Semantik)) Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Metapher#Psychologische_Metapherntheorie

Nachrichtlich zu Minze Eisner, eine Frau, die nci sher alaen aufritt als Begleitung oder als Briefempfängerin: Nachgewiesen ist Frau Eisner so: „Aufenthalt [F.K.] in der Pension Stüdl in Schelesen. Dieses Mal in Begleitung von Max Brod, der ein paar Tage bleibt. Begegnet dort der jungen Minze Eisner mit der er bis 1923/24 noch in brieflichen Kontakt bleibt.“

Wer mag, kann die pathetisch-operettenhafte Inszenierungen eines Spiegel-Redakteur lesen:

https://www.spiegel.de/kultur/warum-weinen-sie-denn-herr-doktor-a-1ad57ce2-0002-0001-0000-000013510169


Kafka schreib, äh wusste zu schreiben, weil er sich selbst [immer selbst-verliebt - oder psychisch-irritiert] schrieb:

Alle Leiden um uns müssen auch wir leiden. Wir alle haben nicht einen Leib, aber ein Wachstum, und das führt uns durch alle Schmerzen, ob in dieser oder jener Form. So wie das Kind durch alle Lebensstadien bis zum Greis und zum Tod sich entwickelt (und jenes Stadium im Grunde dem früheren, im Verlangen oder in Furcht unerreichbar scheint) ebenso entwickeln wir uns (nicht weniger tief mit der Menschheit verbunden als mit uns selbst) durch alle Leiden dieser Welt. Für Gerechtigkeit ist in diesem Zusammenhang kein Platz, aber auch nicht für Furcht vor den Leiden oder für die Auslegung des Leidens als eines Verdienstes.{[So,, als A*PhorisMus, in dem er sich selbst 'reflektierte' – ohne Konsequenzen des Altwerdens – oder Älterwerdens zu ziehen.] - Konsequenzen im Sinne der Psychoanalyse ... zog er nie; obwohl er sich – beiläufig – für sie interessierte. Ein bewundernde Liebe, mit allen ErGebenHeiten, für das Weibliche ... hat er immer ausgeschlossen. Er diskutierte lieber mit sich selber und seinen psychisch notwendigen Ovationen.. per se ]}

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Undsoweiter:

"Es ist gut, seinen Träumen nachzujagen, aber schlecht, von ihnen gejagt zu werden." -  Franz Kafka, so zitiert: https://homepage.univie.ac.at/werner.haas/1920/br20-001.htm

Dort bei Franzl, aber im Gesamttext zu lesen: 

Wie haben Sie die Zeit in Schelesen und nachher verbracht? Mit Rolf und In-den-Feldern-Herumlaufen? Das wäre ja sehr gut, aber zu wenig oder zu viel. Es ist gut, seinen Träumen nachzujagen, aber schlecht, wie es dann meistens auszugehen pflegt, von ihnen gejagt zu werden. Und die Welt ist zwar groß und weit, wie Sie schreiben, aber um keine Haarbreite größer als man sich sie selbst zu machen versteht. In der Unendlichkeit, in der Sie die Welt jetzt sehn, ist doch neben der Wahrheit eines mutigen Herzens auch die Täuschung der 19 Jahre. Sie können das leicht daran überprüfen, dass Ihnen ebenso unendlich etwa ein Alter von 40 Jahren erscheint, das doch, wie Ihnen Ihre ganze Umgebung zeigen wird, zumindest die Unendlichkeit, von der Sie träumen, nicht enthält.“

              Franz Kafka
                                                                         

Es ist, wie immer bei Franzl, bei sich, in Bezug zu anderen, auch bei geträumten oder gezeichneten oder fiktiven, also er-zähl-ten F i g u r e n: Es sind Fluchtgeschichten; die seine eigenen psychischen Situationen spiegeln. Also, ergo sagt der Lateiner: vergebliche Selbst-Tröstungen darstellen – meist ohne konkrete Angaben leisten ... -- Equi et emotiones sui generis donati dentes non inspiciuntur. - 

Immer irr-gendwie irritiert:

"Es ist gut, seinen Träumen nachzujagen, aber schlecht, wie es dann meistens auszugehen pflegt, von ihnen gejagt zu werden."

Warum d a n n - leben &  t r ä u m e n? - kann man s i c h  fragen ...

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