Mittwoch, 24. Januar 2024

F r e u d - oder .... Nicht - F r e u d?

 "Des einen Leid ist des anderen Freud." - Versus: 'Des einen Freud ist des anderen Leid(en)'.


Freud, lesend, und ein Schülerchen [grafisch zu gross geraten; okay]


Wie mann/frau sich 'Freuds' bedienen kann; wenn  man den Menschen als „Geist“ beehren will

Oder:

Wenn Frau eine  Freud'sche Kapellen einrichten will.

MAI

2015


## 'SWR2 WORT ZUM TAG

Der Mensch ist Geist“

von  Marita Rödszus-Hecker, Heidelberg, Evangelische Kirche

https://www.kirche-im-swr.de/beitraege/?id=19827

Früher gab es den Dauerlauf. Da sah man ältere Herren in pluderigen dunkelblauen Trainingsanzügen bei schlechtem Wetter durch den Wald rennen. Und niemandem unter dreißig schien so eine Tätigkeit attraktiv. Irgendwann nannte man das dann „Joggen“ – und keiner genierte sich mehr für diese sportliche Tätigkeit. Früher gab es Frömmigkeit:  Bibelsprüche und Kirchenlieder, Weihrauch und Rosenkranz, Engelsbilder über dem Kinderbett und Kerzenschein. So ab 15 wurde das dann manchem eher peinlich. Aber irgendwer gab dem Ganzen einen frischen Anstrich - und nannte es „Spiritualität“.(...)

Entsprechend formuliert der Arbeitskreis Seelsorge der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin: „Unter Spiritualität kann die innere Einstellung, der innere Geist wie auch das persönliche Suchen nach Sinngebung eines Menschen verstanden werden, mit dem er Erfahrungen des Lebens und insbesondere auch existenziellen Bedrohungen zu begegnen versucht.“ (DGP, 05.12.06) Also: wenn es einem schlecht geht, hilft manches, von dem man eigentlich nicht genau sagen kann: wie es hilft und warum. Das Wissen der Ärzte hilft weit, aber auch sie stoßen irgendwann an eine Grenze. Die Wissenschaft ist "den Menschen eine mächtige Helferin", hatte schon Sigmund Freud formuliert. Aber in vielen Lagen müsse auch sie "den Menschen seinem Leid überlassen", so dass ihm einzig zur Unterwerfung zu raten wäre. Manchen Menschen gibt es dann Kraft, in der Kapelle eine Kerze anzuzünden und zu zu beten: „Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, so fürchte ich kein Unglück“ (Ps 23).

*

Wenn ich Freud richtig interpretieren kann, hat er die Religion eine „Illusion … des Menschen“ genannt. Und in diesem Fall des Leids, der Leiden so er argumentiert:

"Wenn sie die Angst der Menschen vor den Gefahren und Wechselfällen des Lebens beschwichtigt, sie des guten Ausganges versichert, ihnen Trost im Unglück spendet, kann die Wissenschaft es nicht mit ihr [der Religion!] aufnehmen. Diese lehrt zwar, wie man gewisse Gefahren vermeiden, manche Leiden erfolgreich bekämpfen kann; es wäre sehr unrecht zu bestreiten, daß sie den Menschen eine mächtige Helferin ist, aber in vielen Lagen muß sie den Menschen seinem Leid überlassen und weiß ihm nur zur Unterwerfung zu raten. In ihrer dritten Funktion, wenn sie Vorschriften gibt, Verbote und Einschränkungen erläßt, entfernt sie sich von der Wissenschaft am meisten. Denn diese begnügt sich damit, zu untersuchen und festzustellen. Aus ihren Anwendungen leiten sich allerdings Regeln und Ratschläge für das Verhalten im Leben ab. Unter Umständen sind es dieselben, die von der Religion geboten werden, aber dann mit anderer Begründung."(In: S. F.: Neue Folge der Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse. 35. Vorlesung. Über eine Weltanschauung [1933])

Die ansatzlose Verklärung der Freud'schen strikten Ablehnung von Religion - so lässig zu verbinden, mit den eigenen „Kerzen … in der Kapelle“ und den Psalmen-Weisheiten, ist eine solche Wissenschafts-Verfehlung, die mensch auch in 'Kirche-im-SWR' selten findet.


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