Mittwoch, 17. Januar 2024

Vom U n b e k a n n t e n: von G o t t und den M e n s c h e n:

 Vom "u n b e k a n n t en   G o t t" -  T e i l  

I 
                                                                   - Darstellung eines Engels -


Friedrich  N i e t z s c h e:

Dem unbekannten Gott



Noch einmal, eh ich weiterziehe
Und meine Blicke vorwärts sende,
Heb' ich vereinsamt meine Hände

Zu dir empor, zu dem ich fliehe,

Dem ich in tiefster Herzenstiefe
Altäre feierlich geweiht,
Daß allezeit
Mich deine Stimme wieder riefe.

Darauf erglüht tiefeingeschrieben
Das Wort: dem unbekannten Gotte.
Sein bin ich, ob ich in der Frevler Rotte
Auch bis zur Stunde bin geblieben:
Sein bin ich – und ich fühl' die Schlingen,
Die mich im Kampf darniederziehn
Und, mag ich fliehn,
Mich doch zu seinem Dienste zwingen.

Ich will dich kennen, Unbekannter,
Du tief in meine Seele Greifender,
Mein Leben wie ein Sturm Durchschweifender,
Du Unfaßbarer, mir Verwandter!
Ich will dich kennen, selbst dir dienen.

(Aus dem Buch  „Der Wanderer und sein Schatten“ ( 1880)

*

Dass dieser Nietzsche-Gott ein ihm – ja, ihm selbst - durchaus ein bekannter ist: Er beschreibt ihn als Bestandteil seines Lebens, seines Werdens, seiner Philosophie: Es müsste ihm selbst aufgefallen sein: Wenn er ihn als 'unbekannt'  g e d a c h t   hätte -NietzGotte. Er, Nietzsche, hat en fatalen Irrtum de fiktionalen Sprache mit der philosophischen Sprache zu mischen, begangen; eigentlich in seiner ganzem Leben; er war so begeisterungsfähig [man sagt auch: emphatisch!],  dass er mit Blättern, mit Tieren, mit sich selbst sprechen konnte; aber immer ; man sollte ihn nur als einen vulgären Poeten achten.

Hier als Bestandteil einer noblen Site: https://www.deutschelyrik.de/dem-unbekannten-gott.html

NietzGotte] Für mic sind Nietche Gottes-Begiffe so vequer, so vom vaaen Hin-und-Heschanken seines Lebns/Treibens/Quasi-Philosophirens gekennzeichneet, daas ich mich nieem niemals – mit ihren geistig verbunden gefühlt habe: „"Wie? ist der Mensch nur ein Fehlgriff Gottes? Oder Gott nur ein Fehlgriff des Menschen?" - Sprüche und Pfeile, 


*

Den VorSpruch dieses jugendlichen Gedichts von Nietzsche - er hat es mit 20 Jahren verfasst - habe ich  hier vorgeschaltet, um ein wenig die Provenienz von Hermann Josef Coenens zentralen GeDicht begreiflich zu machen; er hat ja  den Begriff als "Zitat" besetzt::

 Hermann  Josef  C o e n e n

"Dem unbekannten Gott"  

                     

Das Leben ist längst ausgewandert
aus den verödeten Kirchen.
Museumswärter erklären in drei Sprachen
das verblassende Fresko vom Sündenfall

 

für Touristen. Höchstens gelegentlich

          für eine Hochzeit wird die repräsentative Kulisse
noch gebraucht. Wegen der Fotos.
Die meisten Ruinen verfallen. Sie stehen nicht
unter Denkmalschutz. Dort flattern die Käuze.

In kirchlichen Chefetagen indessen wird weiter
Papier produziert, als ob nichts wäre.
Glaube verwaltet im Bildschirmtext
ohne Bezug zu den Ängsten und Freuden
der Menschen.

Die feiern das Leben im Stadion
und in der Stierkampfarena.
Moderne Mysterienspiele. Bei Demos
und großen Rockkonzerten wird noch kommuniziert
und gesungen. Dort gibt es tiefe Gefühle,
wenn zehntausend Feuerzeuge aufflammen
in vielstimmig-einstimmigem Seufzen.

Andere sind innerlich heimatlos geworden,
lehnen ungetröstet am Tresen,
entwerfen Kontaktanzeigen für ihre Sehnsucht,
fragen die Sterne, beschwören die Toten,
stellen die Kost um auf Vollwert,
warten auf einen Termin beim Therapeuten,
sammeln schon Schlaftabletten.
Sie können nicht leben
allein von Sonderangeboten und Schnickschnack.

Und wo ist der Gott?
Wartet er einsam und traurig im Tabernakel?
Oder ist auch Er, ist auch Sie ausgewandert
aus den Tempeln von Karnack und Delphi und Chartres?
Irgendwo untergetaucht im Bahnhofsviertel
von Frankfurt, dort wo die Menschen sind?“

> In: Credo. Anstiftungen zum Glauben.2000. S. 88f.>   

 

     < Christus verlässt sein Kreuz >

Auch der Pfarrer/Poet lässt seinen "Gott" frei laufen, frei die ausgewählten Problem-BeReiche durchsteifen - zu den Bekenntnis-Stätten der Menschen, die in ihrer Freiheit 'unbehaust' sind; ohne 'schuldig' zu werden.

Dass er als philologisch gebildeter Theologe einen Rückgriff auf die Anfänge der deutschen Aufklärung nehmen will, glaube ich nicht:

Ich verweise auf Lichtenbergs 'Sudeleien', die er aufzeichnete, ohne sie je zu veröffentlichen: Aber – er hat die Maasstäbe für die Aufklärung im Philosophischen Sinne gelegt, von den Strukturen her [den Machtstukturen!], von den Psychologischen, vom G#ttes-Bezug:

"Ist es nicht sonderbar, daß die Menschen so gerne für die Religion fechten, und so ungerne nach ihren Vorschriften leben?

Georg Christoph Lichtenberg (1742 – 1799): Sudelbuch L, 1796-1799. [L 705]

* *

"Sie sprechen für ihre Religion nicht mit der Mäßigung und Verträglichkeit, die ihnen ihr großer Lehrer mit Tat und Worten predigte, sondern mit dem zweckwidrigen Eifer philosophischer Sektierer, und mit einer Hitze, als wenn sie Unrecht hätten. Es sind keine Christen, sondern Christianer. Georg Christoph Lichtenberg (1742 - 1799), Sudelbuch H, 1789-1793. [H 131]

Folgendes im Weiteren!   




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