Dienstag, 31. Oktober 2023

Goethe-Memoralibilie ###: "a-meisig/un-a-meisig"

 

G o e t h e _  Memorabilien  #  22

  

>> Goethes 'Prometheus'

 

Goethes Interesse an Ameisen…?

"Unameisig“ – von Ameisen und zwei Dichter: Goethe und Kaléko

Im Goethe-Wörterbuch zu finden: Bauersmann der Erde

Brief an Knebel vom 17.4.1782

Von der Natur zur Finanzwirtschaft. Speziell von den Verschwendern (Hofgesellschaft) und den ameisenhaften Vorbildern (in Wald und Forst)::

Das luxuriöse Leben und das Vergnügen der Hofgesellschaft auf Kosten eines Großteils der Bevölkerung brachte Goethe in die Nähe „klassenkämpferischer“ Ansichten:

Goethe an Knebel: „[Ich] sehe den Bauersmann der Erde das Nothdürftige abfordern, das doch auch ein behäglich auskommen wäre, wenn er nur für sich schwizte. Du weißt aber wenn die Blattläuse auf den Rosenzweigen sitzen und sich hübsch dick und grün gesogen haben, dann kommen die Ameisen und saugen ihnen den filtrirten Safft aus den Leibern. Und so gehts weiter, und wir habens so weit gebracht, daß oben immer in einem Tag mehr verzehrt wird, als unten in einem organisiert [und] beygebracht werden kann.“ (An Knebel, 17.4.1782., HAB 1, S. 395).

Vgl. dazu auch Goethes Brief an Herder vom 20.6.1784: „Das arme Volck muß immer den Sack tragen und es ist ziemlich einerley ob er ihm auf der rechten oder lincken Seite zu schweer wird.“ (WA IV.6 (99), S. 308)

Von einem ulkigen Wort berichtet mir mein Freund – und ich finde mich angesprochen:

... „unameisig“. Nu, denk ich: das ist ja ein Neuwort. Und selbst „ameisig“ ist Neusprech, aber poetisch und gelungen!

Wie und wo und woher stammt „unameisig“. Nu, bitte!

Er liest mir vor. Und gibt mir diesen Text:

Mascha Kaleko

Die Ameisen

(oder. Lob der Natur)


Die Ameisen sind fleißig.

Faulsein ist unameisig!

Das liest man schon bei Salomo

- Und kuschelt sich in das Plumeau.


(Etymologisches Nachwort)


Ameisig kommt von emsig.

Werd ich dass mal, dann brems ich.

Dem einen gibt’s der Herr ganz leis,

Dem andern nützet auch kein Schweiß.

Wunschlos beglückt die Faulheit preis ich

Und Gott, - der mich schuf „ameisig“…

(Aus: M.K.: Sämtliche Werke und Briefe. Bd. I. Werke. München 2012. S. 272)

Also: ... vom angesprochenen „Salomo“:

Ja, ich wundere mich: ein hochpoetischen, gelungenes Plädoyer für ameisische Denk- und Sprachweise, hier: der Poetin Kaléko:

Ja, die Dichtern Mascha Kaléko hat mich schon oft be-, ver- und entzaubert, poetisiert und zum Nachdenken über Konvention und Innovation ver-, pardon: bezaubert.

Vom Stichwort zum (fast unbekannten) Sprichwort lässt sich leicht, zu Internetzeiten, verifizieren: Das Gedicht handelt von einer besonderen „ Ameise“, einer zitierten Ameise In Salomos Sprüchen (6, 6-8) finde sich:

„Geh zur Ameise, du Faulpelz,
sieh, was sie tut, und lerne von ihr!
Sie hat keinen König und keinen Chef,
und doch holt sie ihr Futter im Sommer,
und sammelt sich Vorräte für den Winter.“

In der Sprache Luthers:

6, 6-8: „Gehe hin zur Ameise, du Fauler; siehe ihre Weise an und lerne! Ob sie wohl keinen Fürsten noch Hauptmann noch Herrn hat, bereitet sie doch ihr Brot im Sommer und sammelt ihre Speise in der Ernte.“

Weiter in der Bedeutung des Kaléko-Gedichts:

Vom „… Herrn…“ – hier spielt Frau Kaléko an auf den Psalm 127 an; “… denn seinen Freunden gibt er es im Schlaf“.

Und die letzte Allusion in diesem raffinierten Gedicht:

„Dem andern nützet auch kein Schweiß“ – zitiert aus 1. Buch Mose (3,19): „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen.“:

Über und von Salomo, Mose und die Psalmisten – inclusive Luther – zu lesen, nachzudenken und zu danken – ein herrlich, poetischer und religiöser Text der großen Dichterin Kaléko, die 1907 in im galizischen Chrzanów, Österreich-Ungarn geborene Golda Malka Aufen (so ihr Mädchenname)!


Weitere Lesetipps:

http://www.bibelwelt.de/html/ameise.html

Zur Poetin, biografisch und historisch:

http://de.wikipedia.org/wiki/Kal%C3%A9ko

Zur Etymologie der „Ameise“ (hier nach Pfeifers Etymologie im hervorragen dwds.de):

http://www.dwds.de/?qu=Ameise

UnNötige Ergänzungen, synonymisch:

Ameisig? Ameisenhaft, ameisisch.

Der Ameisenfließ, äh, mhm: der Ameisenfleiß, sei ameisenfleißig, Nie: unameisig

Und

Unameisisch. Da bedarf es einer großen Künstlerin, ein solches Wort zu erfinden…

Und, wie treiben es die üblichen Synonyme?

Duden schlägt vor:

Fleiß; Arbeitseifer, Arbeitsfreude, Beflissenheit, Bienenfleiß, Eifer, Eifrigkeit, Emsigkeit, Strebsamkeit; (süddeutsch, schweizerisch umgangssprachlich) Schaffigkeit; (veraltend) Arbeitsamkeit; (veraltet) Applikation, Diligenz

http://www.duden.de/rechtschreibung/Ameisenfleisz

* *

Noch zu  G o e t h e: Ein Ausritt auf einem Gotehe-Verein, smt Vereins-Vorsitzenden::

Lieber Herr D. B.: -

ich habe beschlossen, ausscheiden aus dem Kreis der "Goethianer", indem/weil dort nur Bekannte, vorm. Duzfreund von dem Obersten 'Goethianer' begrüßt&bessprochen werden kann;  und er >anstelle vom J. Wolfgang von Goethe< seine schütteren Meinungen äußert, z. B über Gendern und gewöhnheirsmäßig keine Diskussionen stattfinden dürfen -

{Freundlich grüßt}

Anton Stephan Rey. - RE -Maybachstr. XX

P.S.1. Irgendwann ist meine Mitgliedschaft erschlossen, sie soll et perpetuum nobilis für immer sein.

P.S.2. In aeternum et' In alio mundo et in arte voluptas" ... ad Opera Goetheii.

Als Antwort an:

            Am 28.09.2023 um 21:54 schrieb Wolf Buckendahl:

Liebe Goethianer,
als Anlage erhalten Sie die Einladung zu unserem nächsten Vortrag am
11.Oktober.

Ihr
 D.W.

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