Samstag, 9. September 2023

Frau B e b b e r

 > > Ver-GessenEnes # 08 



Frau Bebbers Klinikaufenthalt



Liebe Gabriele!


Dein angekündigter Brief ist zwar noch nicht eingetroffen. Und Du steckst vielleicht noch im Elsaß - aber ich will schon mal für Lesefutter sorgen. Meine Musik-Therapie-Episode ist ungefähr so, wie ich zufrieden mit ihr (oder meiner Intention) sein möchte. Und da baller ich Dir schon mal diesen Schrieb hin!

Nein inzwischen steckst du wohl schon in der Schule. Es ist schon Mitte August. Da wirst Du dich Deiner neuen Grundschulklasse widmen....

Ich jedenfalls habe auch schon die Wiederinthronisierung als OStRätin beantragt. Das wird wohl was dauern... Wird aber gelingen!

Schreib ruhig in das Manuskript rein. Da wird ich selber auch noch ziemlich dran basteln. Daß ich von meiner Story erzähle, soll aber gänzlich unkenntlich sein! Verstehste jawoll!

*

Bilder aus der Klinik Siebeneichen

Überall van Goghs.

Später Nachmittag. Frau Dr. Mai rollt mit ihrem Wagen auf den Parkplatz der Siebeneichen-Klinik vor. Nach kurzer Irritation der Überblick: Ein Parkplatz mit zwei großen Parkseiten; fast völlig zugestellt mit Autos aller möglichen deutschen Kennzeichen.

Da ist noch ein Plätzchen: Ein ziemlich nach vorne hin angelegter Vorgarten mit Springbrunnen, Steingarten, sauber beschnittenes Buschgrün. Dahinter das weiße breite Klinikgebäude, sichtbar mit seinen zwei weißen Obergeschossen.

Ein mittelgroßes Schild im Blumenbeet vor einer Skulptur sichtbar: (antikisch: der muskulöse Gott Äskulap, an einem Stamm stehend, die Äskulapschlange haltend)



Siebeneichen-Klinik

Privates Krankenhaus

für psychosomatische Erkrankungen


Chefarzt Dr. Dr. Heinrich Marx


*

Man sieht: Frau Mai wird von Frau Bebbers begrüßt, die auf einer Terrasse gewartet hat; sie begeben sich in einen großzügigen Aufenthaltsraum. Von dort geht es in einen Eßsaal und nach Westen auf eine große, sonnenüberflutete Terrasse.

Beide nehmen Platz. Fr. Mai wird eine Tasse Kaffee angeboten.

Ist ja sehr zivil hier!“

Patienten (männlich, weiblich) in Zivil bewegen sich hin und her. Holen sich Kaffe und Kuchen an einem Buffett. Sitzen in Sesseln, lesen, unterhalten sich. Sind auf dem Weg zur Terrasse.

Lächelnd Frau Bebbers: „Hast du etwa sabbernde Gestalten in Zwangsjacken erwartet...?

Eine Therapeutin mit Namensschildchen am blauen Kostüm bewegt sich auf sie zu.

Gerlinde Bebbers steht schon und begrüßt und stellt Fr. Mai vor: „Frau Teichert, darf ich Ihnen Frau Mai vorstellen, meine Schulleiterin?

Sie nehmen wieder Platz.

Fr. Mai erklärt, lächelt und schüttelt die hergestreckte Hand: „Wir sind seit einigen Jahren befreundet -„

Und da entferne ich mich vom Sitzplatz am Klavier, weil ich aufgerufen werde für ein Gespräch bei meinem Bezugstherapeuten.


*


Dann bin ich wieder in ihrer Nähe: Frau Mai, Frau Bebbers. Andere Menschlein, deren Namen ich wieder vergessen hab. Ach, und Frau. Teichert in einer Sitzgruppe auf Stühlen.


Eine männliche Stimme (im Hintergrund, aufdringlich, zu laut:) Ich kenne nichts was größer ist als die Appassionata, ich würde sie mir gern jeden Tag anhören... Sie geht einem fast auf die Nerven und verleitet einen dazu, dumme, feundliche Sachen zu sagen, und Menschen, die etwas so Schönes zu schaffen vermochten, während sie in dieser widerwärtigen Hölle lebten, den Kopf zu streicheln, es könnte einem dabei die Hand abgebissen werden. Man muß ihnen erbarmungslos auf den Kopf schlagen, obwohl es unser Ideal ist, gegen niemanden Gewalt anzuwenden... (Lenin zur Gewaltfrage...)

(Lenin... SPIEGEL Nr. 29/99. S. 142)


Die Stimme (verklingt; ein besonders dicker Mann, mit furchtbarer Vorderstirnglatze geht schlurfend und schwadronierend an den drei Frauen vorbei:) Da konnte der gute olle Marx auch nicht für! Wie leichtfertig so ein Lebenswerk von Bengels und Gewalttätern - (klingt aus...)


*


In einem Therapieraum; in allen Ecken stehen Musikgeräte: Metallophone, Glockenspiele, Trommeln (Bongos, Kalimbas, Klavier, Glockenspiele, Ratschen, Flöten...

(Übrigens dieselben Musikinsturmente, wie sie im SPIEGEL: S. 194, links abgebildet sind, als Illustration zum Artikel von M. Schulte: „Leben in der Hölle“)

Therapeutin Dr. Teichert (begrüßt die Teilnehmer, die sich einfinden; Tür wird geschlossen; alle sitzen im Kreis auf Stühlen; einige haben sich schon Instrumente ausgesucht; die sie vor sich aufgebaut haben:) Wie schon in der letzten Sitzung abgesprochen, haben wir heute Fr. Dr. Mai, Frau Bebbers Schulleiterin, zu Besuch. Erstens interessiert sie sich für die Arbeit in der Klinik, zweitens möchte sie als Pädagogin auch noch - (Sie unterbricht.)

Fr. Mai: Ja, auch noch etwas lernen, vielleicht.

Fr. Teichert: Möchte sich noch jemand äußern - wegen der Anwesenheit von Fr. Dr. Mai? Auch wer jetzt noch sich unwohl fühlt, wenn jemand von außerhalb hier teilnimmt - dann haben Sie das Recht zu sagen: Nein, ich möchte nicht, daß jemand Fremdes mich hier erlebt. Genauso wie von Ihnen keine Aufnahmen ohne Ihre Zustimmung gemacht werden dürfen. Das ist völlig klar, daß das nur freiwillig geschehen kann. (Sie schaut sich um. Keiner erhebt Einspruch; die meisten nicken.)

Fr. Teichert: Ja, darf ich Sie dann bitten, sich für einige Minuten ein Instrument zu suchen und so zu spielen, wie es Ihnen zumute ist. Irgendeins, wie sie das schon kennen. Denken Sie daran, daß Sie sich auch ein neues aussuchen können.

(Auch die letzten Teilnehmer suchen sich einzelne Instrumente.)

Fr. Bebbers (nimmt aus einem Regal eine Sowieso-Leier, handlich, helllackiert.)

Fr. Dr. Mai (nimmt ein dreieckiges Psalter; sie läßt sich von Fr. Teichert erklären, daß sie einen Streichbogen dazu braucht.)

Alle spielen leise, verhalten; es zeigt sich, daß viele auf den Rhythmus einer Pauke einsteigen - und nach einem kurzen Spiel langsam zum Schluß kommen.

*

Fr. Teichert (fragt:) Fr. Bebbers, wie ging es Ihnen bei unserer (sie lächelt ein wenig bei dem Wort:) Ouvertüre?

Fr. Bebbers (leise, stockend, später zittrig: Ich stand auf einmal wie vor der Schulklasse. Wenn die anfangen zu toben - und ich kann mich nicht mehr durchsetzen. Die machen, was sie wollen - (Dann dem Weinen nahe)

Mitpatientin: An einer Hauptschule ist es aber auch schwer! Hanne, das wissen alle hier.

Fr. Bebbers (lächelt dankbar zwischen den Tränchen.)

Fr. Teichert wartet ein wenig, wendet sich dann zu der nächsten Patientin.)

Ein Patient (ergreift die Initiative, fordert Fr. Bebbers auf, genauer zu beschreiben: ) Ich möchte noch eine Frage an Hanne stellen. Wie laufen denn die Störungen ab? Erzähl doch mal, Maria! Und wie eskalieren sie dann?

Fr. Bebbers (gewinnt Stärke beim Erzählen:) Ja, zuerst gibt es einfache Störungen,da raschelt was, da läßt jemand ein Buch fallen; und dann bitte ich um Ruhe, auch versuche ich schon mal, stimmlich drohend sich durchzusetzen, wie es der Rektor, der auch Klassenlehrer ist in dieser schlimmen Klasse, das so macht. Der ist so erfolgreich mit seiner starken Stimme. Und mir sagt er immer, Sie müssen sich durchsetzen, sonst sind Sie mit den Kräften bald am Ende! - Ein Mädchen hilft mir auch schon mal, indem sie die Jungen auffordert, nicht so großkotzig zu sein - oder sie auch schon mal beschimpft. - Zweimal bin ich auch schon rausgerannt - einmal weinend. Einmal hat eine Kollegin für mich Ruhe geschaffen. Und dann hat sie mir wieder die Klinke in die Hand gedrückt und mich ermuntert. Und dann hat es bald geschellt.

Mitpatientin (stellt Frage:) Kann man das nicht spielen, diese Situation, wenn alles zerläuft; ich meine mit verschiedenen Musikinstrumenten? Erst ziemlich durcheinander spielen die, wie sie wollen. Dann müßte das führende Instrument die Rhythmen zentrieren, so daß sie die anderen unterordnen, sie zu einem gemeinsamen Abschluß begleiten?!

Therapeutin (ist dankbar für die Anregung:) Ja, Fr. Bebbers, suchen Sie sich ein kräftiges Instrument aus; und versuchen Sie die Klänge schließlich auf Ihr Maß zu konzentrieren. - Na, sprechen wir im Augenblick nicht mehr darüber. Spielen wir mal!

Teilnehmer (nehmen wieder Instrumente; meistens die sie schon vorher hatten.

Fr. Bebbers (nimmt sich die Schlägel für das Metallophon.)

Sie spielt; ohne sich um die anderen zu kümmern; dann geht sie an ein anderes Instrument, den Gong; zaghaft spielt sie, einmal schlägt sie laut; da halten andere Instrumente kurz inne - und spielen wieder eigene, unzentrierte Rhythmen.

Fr. Dr. Mai (sie hat eine Leyer genommen; hört auf zu spielen; beobachtet hauptsächlich Fr. Bebbers, wundert sich.)

Fr. Bebbers (gibt auf, legt die Paukenschlägel weg:) Seht ihr, so ist das! Ich kann das nicht!

Therapeutin (will Fr. Bebbers ermuntern:) Ich glaube, das können Sie lernen. Wir wollen mal darüber sprechen, wie das abgelaufen ist.

Patientin (zu Hanne): Man merkte gar nicht, daß du dich durchsetzen wolltest.

Fr. Bebbers (schaut erstaunt auf:) Nein, wirklich? Das hab ich nicht gewollt.

Andere Patientin: Du hast, ohne dein Ziel durchzuhalten, nacheinander es mit drei verschiedenen Instrumenten versucht. Dich durchzusetzen, wie du es meintest! Aber du hast keine Reaktionen gezeigt. Wie wir auch gespielt haben.

Fr. Bebbers (ist ratlos): Ja, schon -

Patientin: Hat es dich denn nicht geärgert?

Fr. Bebbers: Den Ärger, den wollte ich schon unterdrücken. Ach, das! Das war ja auch nicht so schlimm wie in meiner Problemklasse.

Patient: Du hast jeden Blickkontakt vermieden.

Patientin: Du hast auch keine Tempoverschärfung versucht.

Patientin (freundlich:) Hilde, du, entschuldige, aber es wär langweilig gewesen, sich auf dein - sag ich mal - Spiel einzulassen. Du mußt doch führen wollen.

Patientin: Jeder Befriedungsversuch deinerseits - den hast du aufgegeben, statt ihn durchzuhalten.

Therapeutin Fr. Teichert (freundlich:) Wollen Sie es nochmals versuchen, Frau Bebbers? Nehmen Sie mal die Pauke dazu!


Fr. Bebbers (nach dem Besprechen der Fehler - gelingt es ihr - mit einer Pauke, die bestimmt und gleichmäßig geschlagen wurde, bis sich alle anderen unteordnen! Die Mitspieler sind auch sehr friedlich und riskieren keine Überforderung der Lehrerin! Einer spielt einmal einen frechen Gegenrhythmus mit der Schlitztrommel; läßt sich aber wieder vereinnahmen, da die anderen stärker und konzentrierter spielen.

Fr. Bebbers (legt die Paukenschlägel weg:) Sie nickt, hat einige Tränchen unter den Wimpern: Danke. Ja, ich glaube, das war besser.


*


Später: Fr. Dr. Mai mit Fr. Bebbers (auf einem Spaziergang, auf einem Höhenweg über einem Talkessel:) Das Ganze - ich meine: das ist also eine Frage des Selbstbewußtseins... Ich habe auf einer Fortbildungstagung einmal ein Konzept kennnegelernt. Das können wir auch intern in einer Lehrergruppe machen!

*


Eine Patientengruppe unterwegs zum Sportplatz: Sie wartn in der Vorhalle der Klinik. Ziehen sich Turnschuhe an, frotzeln, quatschen... - Ein Lieferant bringt zwei große Pakete und liefert sie an der Pforte ab. Erkennbar: Tischtennisplatten...


Die Gruppe auf dem Weg durch den Wald..

Auf einem sattgrünen Sportplatz: Die Gruppe läuft nach einer kurzen Besprechung (in die man nicht reinhören kann...) quer über den Sportplatz, bleibt am Torraum gegenüber stehen.

Therapeut (jetzt nahe, erklärend:) Also, schauen Sie sich noch mal diese Strecke an. Wir laufen nochmals bis zur Mittellinie zurück. - Ja, da wo ich die Trainingsjacke hab’ fallen lassen.

Frau Elker: Und dann? Dann fangen wir an, den Rasen zu mähen.

Therapeut: Dann besprechen wir uns da wieder.

Gruppe läuft. Einige im Eilmarsch. Andere zurückhaltend. Einige joggen ganz gemächlich.


In der Mitte des Sportplatzes:

Therapeut zur Gruppe: Wenn wir uns jetzt umdrehen. Ja, wir schauen bis zum Tor. Versuchen Sie jetzt - nein, bitte zuhören - Machen sie jetzt bitte die Augen zu. Ja, alle, bitte. Wir wollen jetzt bis zum Torraum zu laufen versuchen.

Viele protestieren: Ne, Das kann ich nicht! Was soll das? - Da setz ich mich erst mal hin und bestell mir ‘n Pilsken!

Therapeut: Zu anstrengend? - Wartet ab.) Wenn Sie sich jetzt vornehmen - wieviele Schritte würden Sie machen wollen?

Fr. U. Fr. H. : Zwanzig, höchstens! - Na, da sind aber auch wohl mehr als vierzig m. Da mach ich dreißig schritte.

Therapeut: Also, bestimmen Sie selber: Wieviele Schritte möchten Sie machen, Frau Bebbers?

Bebbers: Sag ich mal, höchstens: 15!

Therapeut: Gut! Also: Und wer noch? Jeder für sich ein Ziel? Ein kleines Ziel? - Also, bitte die Augen schließen. - Und jetzt, los! (Er klatscht in die Hände.


Die Gruppe läuft

Sie treffen sich wieder im Torraum. Einige sind mutig weit gelaufen. Einige quer übers Feld. Sie lachen. Sie wundern sich!

Therapeut (sammelt die Mitglieder:) Jetzt wird es ernster. Jeder geht jetzt einzeln dort wieder zur Mitte. Und läuft bis hierhin, wo wir stehen. Wir fangen jeden ab. Mit den Händen, so, sehen sie? (Er öffnet weit beide Hände. So können Sie jeden an den Händen oder Armen aufhalten. Wer läuft zuerst?

Bernd, der Jogger rennt schon zur Mitte. Er läuft, leicht schräg. Er wird von zwei Mitgliedern vor der Toraus-Linie abgeschlagen. Er hat auch schon verlangsamt. Und macht freudig strahlend die Augen auf.

H. Tragehelm: Komisches Gefühl! Muß ich schon sagen.


(Kamera weit ab: Sie filmt, daß einzelnen immer wieder laufen; schräg, langsam, stehend bleibend...; bis alle wieder im Torraum stehen.)

Therapeut: wie ging es Ihnen dabei?


Auskünfte:


Therapeut: Nun, Blindflug, zweite Stufe: Wir laufen - immer mit geschlossenen Händen - zurück zur Mittellinie. Einer führt dabei. Ja, natürlich, mit offenen Augen.


(Kamera im Überblick:) Wege zurück, mit geschlossenen Augen...


*

Abschied von der Klinik „Siebeneichen“:

In der Morgenrunde, in einem Kellerraum, der sonst als Gymnastikraum genutzt wird, sitzen auf Bänken die Patienten. Die letzten Leute vom Personal (einige in weißten Kitteln; einer im Trainingsanzug...) betreten den Raum. Ein Chef (winkt, gibt das Zeichen: bitte, die Türe schließen...)

Ein Patient (der einen vorbereiteten Zettel in der Hand hat, eröffnet den Morgenkreis:) Zuerst mal, bevor wir zu technischen Fragen kommen: Gibt es irgendwelche Wünsche? - Nein? - Dann kommen wir zu den Verabschiedungen. Heute fährt Frau Behr. Wollen Sie sich verabschieden?

Frau Bebbers (anfänglich unsicher, dann fester in der Stimme:) Wenn ich mich mit dem Skelett vergleiche, das ich vor acht Wochen war - da bin ich heute schon super gut drauf. Ich habe mich schon einzeln verabschiedet. Ich habe lange gesucht, einen einfachen Herzensspruch oder so was! Das wird Herr Langhorst gleich besser erledigen. Ich habe mich an ein Gedicht von Hermann Hesse erinnert.

(Sie liest vor:)



Hermann Hesse:



Der Hummer liebte die Languste,

Was aber unerwidert blieb,

Die Liebe sank ins Unbewußte

Und wurde dort zum Todestrieb.


Ein Psychiater untersuchte

Den Fall und fand ihn gar nicht klar,

Der Hummer lief davon und fluchte,

Er fand zu hoch das Honorar.


Der Psychologe nun verübelte

Ihm dies Verhalten, wenn auch stumm,

Doch sein gescheites Köpfchen grübelte

Noch länger an dem Fall herum.


Auch ohne Arzt genas der Hummer

und fand ein andres Liebesglück.

Der Arzt führt aber seinen Kummer

Auf einen Geldkomplex zurück.



Fr. Bebbers (weiterhin: Hesse hat das Gedicht 1959 geschrieben; ohne Titel, zitiert wird es unter dem Titel eines Herausgebers: „Psychologie“)


(Andere Patientin:) Aber wir haben noch etwas vorbereitet, zum Mitmachen:


Ein kleines Liedchen, das wohl alle mitsingen können. Der Text wird gerade verteilt. Wenn Ihr zu zweit eine Kopie nehmen wollt..


(Sie stimmt an:)



Horch, was kommt von draußen rein,

holahi, holaho,

wird wohl ein Patientchen sein,

holahihaho.


Glatte Haare, krauser Sinn,

holahi, holaho,

doch die kriegen das schon hin,

holahihaho.


Guckt der Patient auch noch so schlau,

holahi, holaho,

haben wir doch Doktor Bau,

holahihaho.


Ist der Fall auch noch so schwer,

holahi, holaho,

geht’s ab zu Dr. Weniger,

holahihaho.


Opitz und Schäfer miteinand’,

holahi, holaho,

wollen wissen allerhand.

holahihaho.




Kurz gesagt, das ganze Team,

holahi, holaho,

tut für die Patienten viel,

holahihaho.


(Kamera schwenkt über den Köpfen weg; ein Patient spielt den Kasper dabei, mit rhythmisch-zackigen Hand- und Beinbewegungen; man sieht vier Videokameras, im Gebälk montiert, zoomt auf sie ; abblenden!)


*


Fr. Dr. Mai und Fr. Bebbers bummeln durch eine Stadt, Einkaufszone. Sie werden angebettelt.

Bettelmädchen: Äh, du, hasse ma ‘ne Maak für mich?“

Fr. Dr. Mai (freundlich fordernd, den Slang nachahmend:) „Äh, du, hasse ma ‘ne Viertelstunde Zeit für mich? Dann kriesche ne Euro!“

Bettlerin (verunsichert, will weggehen, kehrt einen Schritt zurück:)Watt willze? Äh, du? Hasse nu Geld oda nich?

Fr. Mai (hochdeutsch, korrekt, freundlich): Ich würde mich gerne ‘n bißchen mit dir unterhalten. Zeit hast du doch! Na, komm, ich geb dir ‘n Frühstück aus. Mit was du willst!

Fr. Bebbers (befremdet, wendet sich ab, verabschiedet sich...:J Du, ich muß noch in meinen Friseurladen, die sollen im Nacken mir was nachschneiden. Wenn du willst - das ist nicht meine Kragenweite. Aber du bist da ja in deinem Element. Später, um halb zwölf am Parkhaus, ja?

Fr. Mai: Natürlich, Okay. (Sie wendet sich an die BettlerinJ Und du, wie heißt du? Komm, wir gehen da ins Kaufhaus in die Cafeteria. Okay.

Beide (gehen in ein Kaufhaus gegenüber..

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