Samstag, 8. Juli 2023

Nachtrag zu Peter S t a m m s "Der Aufenthalt"


 

[... Nachtrag zu: Peter Stamm: "Der Aufenthalt" - }


Arbeitsanregungen zum Text

A. S. REYNTJES, Literarisches Stichwort Gott: im Spannungsfeld von Literatur und Theologie ; Folge 29 - "Der Aufenthalt"; eine Erzählung von Peter Stamm, in: Religion heute (2004) 57, 63-64.

 Eine Vorberkung: Meine Mutter, ist nach einem kinder- und arbeitsreichen Leben dreimal nach Lourdes gefahren; sie war sehr, sehr begeistert von der Ruhe, der Geiatung, der Lichter - und den Prozessionen in Lourdes (ohne selbst krank zu sein); meine Erinnerung daran fesselt sich in dem Punkt, dass sie jeweils zwei Jahre sparte für einen solchen Wallfahrtszug zu sparen; dei Fahrten waren das Erlebniss ihreslangen Arbeiterinnen-Daseins. 

  *~* ~*

Interpretieren Sie das erzählte Geschehen, benennen Sie die Personen (bzw. Personengruppen) und kennzeichnen Sie Unterschiede in Bewußtsein, Handlung, Kleidung und Gestik nach diesen Begriffspaaren:

innen - außen, wartend - fahrend, jung - alt, fragend - wissend, krank - gesund, laut – leise, bekleidet – nackig, fragend-informativ - schweigsam-beobachtend.

Hinweis: # Lourdes. Vgl. Sie daszu: Die letzten Sätze enthalten einen Hinweis, eine literarische Anregung, ohne dass ein Namen genannt wird: Kurt Tucholsky hat 1927 "Ein Pyrenäenbuch" veröffentlicht, den Bericht einer privaten Reise mit seiner Frau Mary, in dem auch eine Schilderung des Wallfahrtsortes Lourdes enthalten ist. (Den Text gibt es als Taschenbuch und innerhalb der Gesamtausgabe der Texte und Brief, im Band 9, 1998 bei Rowohlt erschienen.)

*

KT: Ein Pyrenäenbuch (1927)

Zentral zu erfassen:im 12. Kapitel „Der Sardellenkopf“:Lourdes

https://www.textlog.de/tucholsky/erzaehlungen-prosa/iv-der-sardellenkopf

Der Schweizer Autor Peter Stamm (* 1963) studierte Anglistik, Psychologie und Informatik und verbrachte längere Aufenthalte in Paris, New York und Skandinavien. Seit 1990 ist er freier Autor und hatte mit seinen Publikationen, dem Roman "Agnes" (1998), der Erzählsammlung "Blitzeis" (1999), dem Kurzroman "Ungefähre Landschaft" (2001), beachtliche, literarische Erfolge. Der neueste Band, die Erzählungen "In fremden Gärten", bringt wieder kurze, überraschende, aber nicht sensationell dargestellte Texte, die in ihrem einfachen, ruhigen, unaufgeregten-dialogischen Stil sich auch eigenartiger, ja, "unerhörter" zwischenmenschlicher Ereignisse annimmt.

Aus genauen, manchmal wie absichtslos gesetzten Verben und Nomen seiner Erzählgewebe setzen sich Charakterbilder zusammen, die die Nähe oder Ferne, das Pathologische oder Heilsame in den Beziehungen von Menschen spiegeln, zwischen Nachbarn, zwischen Geschäftspartnern, zwischen Mann und Frau.

 

 Bild der Erinnerung an meine Mutter: 



Lourdes] Vorläufig schwerer angreifbar steht sie auf dem kleinem Feld, das ihr geblieben ist: auf der wunder-baren Heilung organisch Kranker. Da läßt sie sich nichts abhandeln. Sie verlangt nur die Unmittelbarkeit der Heilung.

Von einer Unmittelbarkeit kann nun zunächst in keinem Fall die Rede sein. Bechterew sagt einmal, als er in seiner ›Bedeutung der Suggestion für das soziale Leben‹ von Wunderheilungen spricht: »Der Boden für zukünftige Heilungen beginnt sich bereits in dem Augenblick vorzubereiten, wo der Kranke zum erstenmal das Gerücht von der Wunderkraft des Heiligtums vernimmt und in seiner Seele der erste Hoffnungsfunke entfacht ist.« Reißt also ein aufgegebener und scheinbar unheilbarer Kranker seine letzte Willensreserve zusammen und beschließt, nach Lourdes zu gehen, so beginnt der seelische Prozeß in diesem Augenblick: wochen–, vielleicht monatelang vor der Reise. Das später ausgestellte Attest besagt wenig.

*

Eine weitere Analyse zu Peter Stamms Erzählung "Kinder Gottes"  (aus: "Wir fliegen" [2008]) wird folgen, um die Intention des Autors zu Glauben bzw./oder Wissen zu untersuchen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen