Donnerstag, 13. Juli 2023

Briefchen an Prof Peter Sloterdijk; dem ErSchütterer der ErdFeste*}

*}Ovids Metaphorphosen. Buch I: Die Schöpfung: "Also ward, die neulich so roh noch war und gestaltlos, 7 Umgeschaffen die Erde zum Wunderbilde des Menschen."


 T   G    a  f      T  G   # 2

 Bedenkliches  aut  

 P o s t - P h i l o - L o g i s c h e s 

 

Diese kleine Adresse habe ich Herrn Prof. Dr. Peter S., dem Erd-Er-Schütterer, geschickt:

# Post-Philologisches: „Flectere si nequeo superos, Acheronta movebo.“

Diverse, nicht queere Übersetzungen, aber nix von dem, was sich Peter Sloterdijk (In seinem Kapitel, das ein Kapital [wenn nicht gar nach marxschen ZuSpruch], eine Summe des Erdgeschichtlichen, des Anthropozäns werden soll: Die Reue des Prometheus. Von der Gabe des Feuers zur globalen Brandstimmung. Berlin: Ed. Suhrkamp. Sonderdruck. ²2023. S. 69): „('Die Unterwelt werde ich in Bewegung setzen“) läßt sich auch als Motto zum Textbuch eines vulkanotechnischen Tagtraums lesen.“ - P. Sloterdijk geht mit Vergil bzw. Freud um, wie es ein Architekt für eine Kanalisation/Drainage lesen könnte: Er lässt das Unterbewusstsein zu einer abgründigen Unterwelt werden, einschließlich des vulkanischen, erdgeschichtlichen Ur-Gesteins, das noch nie bearbeitet wurde, von beschuldigten ἄνθρωπος.

Also dann, zu den Übersetzungen: „Wenn ich die Oberen (die Götter des Himmels) nicht beugen kann, werde ich die (der) Unterwelt bewegen.“

Rühr ich die Himmlischen nicht, will Acherons Flut ich empören.“ (Übersetzung nach Wilhelm Hertzberg, 1859, bearbeitet von E.Gottwein)

Bleiben die Oberen mir unbewegt, in den Acheron stürm’ ich!“ (Johann Heinrich Voß, 1875)

Wenn ich die Himmlischen nicht bewegen kann, dann versetze ich die Unterwelt in Aufruhr!“ (Gerhard Fink, 2005)

Zitat aus der Aeneis des Dichters Vergil (VII, 312). Die Göttin Juno, ebenso rachsüchtige wie ohnmächtige Widersacherin des Aeneas, sucht in ihrer Klagerede bei den Mächten der Unterwelt Beistand und ruft die Furie Allecto an.

Sigmund Freud setzte dieses Vergilsche Zitat als Motto vor seine 1899 erschie-nene Traumdeutung. Der Acheron steht in Freuds Zitierung für das Unbewusstsein, das scilicet unter dem Ich liegt/sich befindet/anzumerken ist.

Nota: Sigmund Freud himself: „Wie immer dem sein mag, es ist gewiß einfacher, sich im Diesseits der Tatsachen als im Jenseits der Philosophie zurechtzufinden. Gestatten Sie mir darum eine Berichtigung, die aus meinen verschiedenen Schriften leicht zu bestätigen ist. Ich habe niemals behauptet, daß alle Träume sexuellen Inhalt haben, oder daß die Triebfeder aller Träume sexuelle Regungen sind. Ich habe vielmehr, wenn mir eine solche Ansicht zugeschoben wurde, energisch widersprochen. Ich darf also damit unzufrieden sein, daß auch Sie diesen Irrtum wiederholen. Endlich ein Wort zur Übersetzung des Mottos, das die ›Traumdeutung‹ trägt, auch zu seiner Deutung. »Acheronta movebo« übersetzen Sie »die Festen der Erde bewegen«. Aber es heißt doch vielmehr: die Unterwelt aufrühren. Ich hatte das Zitat von Lassalle entlehnt, bei dem es gewiß persönlich gemeint war und sich auf soziale – nicht psychologische – Schichtung bezog. Bei mir sollte es bloß ein Hauptstück aus der Dynamik des Traumes hervorheben. Die Wunschregung, die von den oberen seelischen Instanzen zurückgewiesen wird (der verdrängte Traumwunsch) setzt die seelische Unterwelt (das Unbewußte) in Bewegung, um sich zur Geltung zu bringen. Was können Sie daran ›prometheisch‹ finden?

- In vorzüglicher Ergebenheit Ihr Freud - [Brief Freuds An Werner Achelis. Abs. S. F.: Wien IX, Berggasse 19, 30. Januar 1927. Hochgeehrter Herr Doktor

>> »Flectere si nequeo superos, Acheronta movebo."! - Freud: „Die Traumdeutung aber ist die Via regia zur Kenntnis des Unbewußten im Seelenleben.“

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 Ergo post Scriptum, wie schon Lichtenberg wusste: (C, 1772-1773) „Der kühnste Flug des faselnden Menschen.“

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Post P. S.: „Menschen bilden, bedeutet nicht, ein Gefäß zu füllen, sondern ein Feuer zu entfachen.“ (Aristophanes, der Hell-Gesichtige).

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  < Kölner Dom -nach vorbildlichem Zerfall; von Klimaktivisten auf Räderchen gesetzt; zum Abtransport bereit gestellt, praeponit Laacher See-Tephra (LST)>





 

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