Sonntag, 12. Mai 2024

Ein Dichter der D D R - Karl M i c k e l

Autoren, die sich zum VerSchwinden bringxsen -


Sehr wichtige DDR-Schriebsteller, Dichter waren mir immer Bertolt Brecht ... und viele andere ... -jüngere Autoren: Stefan Heym. Stephan Hermlin. Johannnes Bobrowski. Reiner Kunze >> Karl Mickel > 

https://www.seniorenportal.de/community/blog/gedichte-fuer-k-i-n-d-e-r/31893

Wichtigwichtige Dichter der DDR:

K a r l   M i c k e l

(12.08.1935 in Dresden - 20.06.2000):

Karl Mickel:
Das Kindlein am Himmelstor


Das Kindlein kam zum Himmelstor
Der Pförtner Petrus stand davor.
Das Kindlein war so zart und fein
Es hatte weder Arm noch Bein.

"O lieber Pförtner, laß mich ein
Ich bin weiß Gott ein armes Schwein
Geboren zu Hiroshima
Im zwölften Jahr nachdem’s geschah."

"Du Kindlein kommst mir nicht herein
Dort muß die Höll gewesen sein.
Wer in der Hölle ist geborn
Dem ewig Leben ist verlorn.“
(1965 entstanden)
*
(Aus: K. M.: Vita nova mea. Gedichte. Reinbeck 1967. S. 35)

*




zu: Das Kindlein am Himmelstor

1960 entstand „Das Kindlein am Himmelstor“.

Anlass war die Erklärung des Bischofs von Berlin-Brandenburg, für Christen gäbe es keinen Grund, gegen Atomwaffen einzutreten, da es ihm gleich sein könne, auf welchem Wege er in den Himmel komme.

Das Gedicht kommt wie kleine Prosa daher: in der ersten Strophe schildert ein Erzähler die Ankunft eines „Kindleins“, der verwendete Diminutiv weckt sofort Mitleid beim Leser.
Dieses Gefühl wird wieder aufgehoben durch die Ironie der sachlichen Feststellung, dass das Kind weder „Arm noch Bein“ hat. Dann folgt ein Dialog Zwischen dem Kind und Petrus. Das Kind verweist darauf, dass Gott um die Ereignisse in Hiroshima weiß und, dass es zwölf Jahre nach dem Bombenabwurf geboren wurde. Somit ist es ganz unschuldig. Petrus’ Anrede „Du Kindlein“ klingt wie eine Beschimpfung. Petrus selbst weißt nicht um die Ereignisse auf Erden, er glaubt, es müßte „die Höll gewesen sein“. Seelenheil und ewiges Leben kann nicht die Folge sein.
Der groteske Vorgang macht ganze Ketten von Widersprüchen sichtbar. Das Kindlein, ein Strahlenopfer, ist kein Mensch mehr, die Erde zur Hölle geworden, der Himmel also nicht mehr zugänglich. Das ist der logische Widerspruch, in dem das Bischofswort lächerlich wird.
Widersinnig ist, dass das Kind in den Himmel will: Sein namenloser Tod, das geraubte Leben, die zerstörte Gestalt widersetzen sich dem Gedanken an Auferstehung, ewiges Leben. Das Gedicht polemisiert mit jenen Leuten, denen auch die Bombe nur ein Weg zu Gott ist, möchte darüber hinaus aber wissen, wie wir das Verhältnis von Krieg und Geschichte in unserem Jahrhundert zu denken haben.


1.2 Des Poeten Mickels Umfeld

Der Lyriker, Essayist und Prosaautor Karl Mickel gehörte zu den Protagonisten der "Sächsischen Dichterschule", keiner Poetenschmiede, wie man meinen könnte, vielmehr einem lockeren Zusammenschluss von Literaten, die sich solchen Freilegungen in ihrer eigenen Dichtung auch widmeten. Volker Braun, Sarah und Rainer Kirsch, Adolf Endler, Heinz Czechowski, Wulf Kirsten, B.K. Tragelehn - das ist die Dichtergeneration, die den wesentlichen Teil der DDR-Lyrik produzierte. Natürlich führte dies immer wieder in Konflikte mit der offiziellen Kultur- und Literaturpolitik, schon seit den frühen sechziger Jahren.
Teil der repräsentativen DDR-Literatur war Mickel nie. Im Westen fast völlig unbekannt, hatte er auch in der DDR nur eine kleine Lesergemeinde. Seinen Außenseiterstatus aber hat er nie kultiviert. Zwar geriet auch er mit der offiziellen Kulturpolitik der DDR aneinander, aber um daraus Ruhm zu ernten, war seine Form der Dissidenz doch zu hermetisch.
In der Lyrik der „Sächsischen Dichterschule“ wurde das Transistorische gelobt: wer nicht gefressen werden wollte, musste Zähne zeigen, selber den schadhaft umzäunten Dichtergarten auskundschaften und auf die Jagd nach geistige Nahrung gehen, um mit der jeweiligen Beute seine Verse zu schmücken. Durch Plagiat, Zitat, Paraphrase und Parodie „fremder“ Texte von zum Beispiel älteren Kollegen lernten sie sich in der Welt zurechtfinden, ohne dass ihnen eine Instanz eine Vorlage aufzwang.
*

1.3 Eintrag in lyrikline.org:

K.M. bei lyrikline.org

Karl Mickel: Werk und Leben:

>>> https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Mickel


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