Donnerstag, 31. August 2023

Damit Wölfe nicht die Hühner fressen, muss mensch sie {die Hühnerchen} schützen:

 

K c  h  e k  -  Analysen  # 10

# Was Wölfe uns nicht lehren können -

 

Im Kirchenfunkn: 

"Wölfe lehren" von Sebastian Kienast, Freiburg, Katholische Kirche

Was man von Wölfen lernen kann – das beschreibt die Klavierspielerin Hélène Grimaud. Sie lebt mit Wölfen zusammen und sagt:

Wir zivilisierten Menschen käuen ständig unsere Vergangenheit wieder oder träumen uns in die Zukunft. Deshalb sind wir so unzufrieden mit uns. Die Wölfe hingegen leben jeden Moment in seiner ganzen Fülle, so wie es die (östlichen) Religionen lehren. Denn das einzige, was wir wirklich besitzen, ist das Hier und Jetzt, die Erfüllung des Augenblicks. -Quelle: Interview mit Pianistin Hélène Grimaud von Peter Schlüer. Online aufgerufen auf:

- ein kleines Hühnerställeken -

 
Diese kleine Predigt:  w a s  für eine  P e r f i d i e;     

- eine  P a r o d i e auf:  Kirche im SWR:

Diese Wölfe, mit denen "man leben kann", sind durch Dresssur mit Fressen konditioniert;  hinter Gittern, dass sie die menschliche Fürsorge, nicht verlassesn wollen; mit Wölfen könnte man nur im Rudel wie  "Wolfskinder" leben; wenn man/weib den Zeugnissen aus Frankneich der Aiafklärung trauen kann.
D i e s e  Frau am Klavier .. würde ich als Musikkenner einfach boykottieren; sie sollte - äh  natürlich nicht als Fleisch pro lupibus zur Verfügung stehen; aber alles, was sie so als Honoare erwirtschaften; beispielsweise  ... Hühner zur Verfügugn stellen, die demokratisch-getreu aufwachsen und durch Eier legen &Fleisch er-bringn ihren Unterhalt fast auf-bringegn könnten ... zum Nutzen des Einzelne&der Gesellschaft. Ja amit einem bissksen Mist.

 

G r ü s s   G  #  t  t -

 

Wo bei Wölfen ein Gottes--Bezug vor-liegen soll in diesem Beispiel: ...- ist mir nicht klar: Ich armes Huhn, der solches lsen muss:

https://www.kirche-im-swr.de/beitraege/?id=38023https://www.kirche-im-swr.de/beitraege/?id=38023

Anton Stephan Reyntjes - RE-Hillerheide. - Maybachstr. 31 45659 RE-

Sonntag, 27. August 2023

Klassentreffen. Ich war wirklich dar interessert, wie die INdIVIduEN sich gewandelt hätten ...

 



Klassentreffen [nach 15 Jahrean]

Das erste nach zwanzig Jahren!


"Daß gerade du unsere Adressen ausfindig gemacht und das Treffen organisiert hast! Hätt' ich von dir grad nicht gedacht!" "Na, Hut ab - und mal gezeigt, ob da schon 'ne Pläte wächst, Jo!"

"Na, ein bißchen Schreiberei In Phanstastik, als Schreibtischtäter kein Problem. Einmal ist auch die Zeit des Wandels oder der Versteinerung an uns. - Aber was hast du dir davon versprochen?"

"War auch nur, um die Jungs wieder zu sehn. Ob sie sich verändert haben, die alten Figuren und ihre, äh, ja, Charaktere! Meine gesunden Vorurteile von damals will ich doch noch mal bestätigt bekommen!" "Ja, was ist wohl aus uns geworden? Eine richtige Niete ist wohl nicht dabei!" "Die sind vorher alle abgegangen. Als ich in Untertertia kam, da waren wir noch doppelt so viele. Hab ich auf dem Foto mit Dr. Opa nachgezählt." "Ja, da fallen mir Namen ein, von denen man nie mehr was gehört hat." "Und erst die Geschaßten!" "Aber wir waren ja recht friedlich." "Keiner, der an Brett rangehen wollte.." "Ja, die Spritzen, ein eigenes Kapitel im Ruhemsbuch!"

Blitzschnell ging es da zu: Thomas der Flotte war schon in Pits Wagen geklettert, hinters Steuer. Den Arm rausgelehnt, schwatzte er mit dem alten Banknachbarn Jan: "Das will ich doch mal ausnutzen: 'n weißen Porsche fahren! Den kann ich mir mit vier Kindern nicht leisten." "Solltest du vorher auch mit deiner Frau absprechen, wie ihr euer Direktorengehalt aufteilt!" - "Ach, für meine zwei Blagen hab ich ja dreieinhalb Weiblichkeiten: Unterhalt, Unterhalt! Hat dir das noch keiner gesteckt? Da zahlste dich auch als A 16 tot! - Tschö, in zehn Minuten sind wir wieder da. Wir wollen nur bis auf die Autobahn und mal bombenmäßig aufdrehen!"

Und er gab den röhrenden Hirschen mit aufspritzendem Dreck, vor dem die Zurückbleibenden beiseite sprangen.

"Pfui Teufel, diese Reifen, breit wie 'ne Kirchenbank!" "Wer hat, dem wird noch gegeben! Matthäus oder so!"

"Und wovon kann Pit sich den Wagen leisten?"

"Der ist in Göttingen in eine Gynäkologenpraxis eingestiegen, praktisch für null Geld, spielt da jetzt den Dr. Mertin." - "Wer ist denn das?" - "Kennste nicht?" - "Ist ja tv-mäßig keine Bildungslücke für einen Vor-68er!"

Der kleine Trupp von Ehemaligen zog durch die fein gestylte Steinbrücke samt Torbogen über das Gelände, einige Stufen hoch. Schien es nur so: Es war um einen halben Meter erhöht worden. Und die alten Linden waren jetzt mit einem gemauerten Ring umgeben, aus Bruchsteinen.

Hier warteten sie, einige setzten sich auf die Steinmauer. "Da drüben wurden zur großen Pause die Butterbrote ausgegeben." "Ja, wer bei der Schwester Sowieso ein Stein im Brett hatte wie Pitt!" "Ja, die frühen Meßdiener, die konnten eine halbe Stunde früher den Muckefuck servieren lassen." ""Weißt du noch, der Rekord im Messelesen? Sechs Minuten!" "Der Putti?" "Wer sonst? Der war bei schon bei der Wandlung, wenn die Meßdiener noch das Confiteor rasselten." "Einmal hat er sich die Opferung gespart. Da merkte er bei - wie hieß das noch mal? - daß ihm der Wein im Kelch fehlte!" "Aber keiner hat daraus Konsequenzen gezogen!"

"Wie hat Pitt das mit dem Aitur gedreht? Dir wird er es doch nachher gebeichtet haben!" "Das weißt du noch nicht?" "Nein, nicht aus erster Hand!" "Wartet, bis Pitt von der Autobahn zurück ist." "Weißt du noch, der Heini, der ist bis Rees gefahren, und da auf die Hollandlinie, ab nach Haus! Alles mit dem Fahrrad! Und ist nicht erwischt worden von der Polizei." "Au, ja, am nächsten Tag standen er und sein Papa mittags auf dem Hof, im DKWuppdich! Und seine Siebensachen wurden verpackt! Und ab ging's mit Heini nach Haus!"

Sie warteten und schwatzten: "Und was ist aus Jörg geworden?" "Den B. meinst du?" "Und weiß jemand, wo Fischkopp stecken könnte?" "Irgendwo im südlichen MÜnsterland, auf dem Bauernhof seiner Väter!" "Und unser Lapis ist gar nicht mehr auffindbar?" "Wieso?" "Chris hat bei seiner Mutter in Keeken angerufen und nix rausgekriecht." "Und Wolfi, aus Kalkar, der in der Untertertia auftauchte, und eine Woche später heimwärts segelte? Der Döskopp hatte Hasch mitgebracht." "Und wollte hier den Macker spielen!" "Und Hermann, unser Mittelläufer! Der aus Düsseldorf kam, in der Nähe des Reinstadions, von einem Bauernhof. Da haben wir Rast gemacht, als wir Carl-Jürgen in Neuss beerdigen waren, da auf dem Rückweg." "Seit dem kenn ich Fortuna Düsseldorf!" "Mein Gott, was für ein Quatsch, das alles!" "Alle Typen sind weg, wie verloren in unserem Gedächtnis, wenn sie abgehen mußten." "hat dennkeiner mehr Kontakt gehalten mit den Abgängern?" "Doch, ich mit dem Siggi! Aber dann ist die Familie nach Holland fortgezogen. Futsch!" "alles abgegangen wegen Leistungsprobleme?" Nein, hier gab es keine individuelle Nachhilfe." "Warum eigentlich nicht?" "Tja, wer irgendwo in einem Fach, vielleicht bei dem Biomöschen stecken blieb, war er gleich am Verrecken." "Der konnte sich ja schlau beten!" - "Weißt du warum das, Theo?" "Da müssen wir später mal den Direx fragen. Der neue Präsens, ob er sich bei uns sehen läßt?" "Unsere Theologenlocke kommt auf jeden Fall nicht." "Das war ja der einzige, der als Pope durchgehalten hat!" "Und grad dem hätt ich's nicht zugetraut!" "Der hat abgesagt. Kann samstags seine Gemeinde nicht sitzenlassen!" "Bei dem Priestermangel!" "Selber schuld, die Zölibatären! Verwechseln eine psychisch komische Eigenart des Klerikal-Selektiv-Ignoranten mit Gottes Willen!"

Aus einem offenen Fenster eines Klassenraums des Neubaus drang was blockmäßig Skandiertes:

"Der Mann, dem Mann, den Mann."

"Und weiter, weiblich!"

"Die Frau, der Frau, die Frau." Alles im Chor von etwa 12 bis 14 Jungenstimmen.

"Und was noch, Gregori?"

"Sachlich, Herr Dr. Martin!"

"Ja, sächlich? Also du?"

"Das Kind, dem Kind, das Kind."


Pony kuckt sich um: "Was ist denn das für ein Deutsch, das ist ja keine Sprache mehr? Drei Fälle nur? Was! Haben wir nicht sechs im Griechischen gelernt! Und fürs heräische - ach, ich weiß nicht mehr, wieviele!" "Und eine neue, uns unbekannte Tempusstufe: Aorist!" "Ja, ich glaube, wir mußten als ideal dressierte Humanistenzöglinge das ganze aus den Fugen geratene Abendland retten. Mit dem Höhlengleichnis, das uns nicht vollständig erklärt wurde, und Caesars Winterlagern.

Einer wußte bescheid: "Die haben jetzt Aussiedler- und Ausländerkinder hier, eine kleine Klasse voll. Kriegen die gut bezahlt! Die lernen erst mal Deutsch, die Deutschblütigen. Damit sie sich mit ihrem Schäferhund zu Hause bei der Oma unterhalten können." "Du, der Witz ist so abgestanden wie da im Graben die Brühe! Der muß anstandshalbe aus dem Lachverkehr gezogen werden." "Weißt du nicht: Polen- und Blondinenwitze sind in, ja fast shcon wieder rut."

"Ach, was: Und zwar schlabbern die Jungs auf Geheiß des Lehrers beim Deutsch für Ausländer einfach den Genitiv. Soll kommunikativer sein. Hörst du?"

"Andrej, bitte, ein eigenes Beispiel!"

Jetzt drang eine breit artikulierende Jungenstimme nach draußen: "Der Ball, dem Ball, den Ball."

"Und den Plural, hast du die Formen auch schon drauf?"

"Die Balle, den Ballen, die Balle."

"Na, gut für heute! - Petar, jetzt du!"


"Und für den Genitiv lernen die wohl die umgangssprachliche Konstruktion, mit dem fatalen von? Da bist du deutschmäßig aber von die Socken, was? Das ist jetzt Standard-Deutsch! "Für Ausländer, Asylanten und solche Nomaden." "Wenn du das hier hörst und an deine öde Grammatikpaukerei denkst! Stundenlang, jahrelang! Und wie chnell die Deutsch sprechen können mit so einer Methode. Und wir haben nie Lateinisch denken gelernt."

"Und da drüben", er zeigt zum Primanerbau, "da drin haben wir geschwitzt und gelernt: agricola -" Einige brummeln mit: "agricolae, agricolae, agricolam, agricola."

Günter, erstaunt: "Weiß ich alles nicht mehr. Ich glaub, ich hab nix 'behalten!" "Aber hier hast du lernen gelernt, mit gewaltigem Aufwand den größten Blödsinn: Caesar ließ mal wieder eine Brücke tran Rhenum transiecere. Und das castra für den Winter war schon aufgeschlagen." "Diese Glorifizierungstraktate, die Caesar Romam schickte, was ist daran pädagogisch so wertvoll gewesen? Caesar hat sich doch eden günstigten Auftritt für Rom verschaffen wollen. Man hatte nix Gescheiteres, was ungefähr in die Grammatik paßt. Und das war historisch festgelegt: Krieg, Sklaven, Siege, Glorifizierung! Asterix als sein Gegenspieler ist heute anspruchswoller im Wortwitz, in Andeutungen, in den ranning gags, den Überraschungen."

"Erinnerst dich noch an den Felix, der mit seinem Moped übers Steuer ging. Kettenfirma und Motoren aller Art zu Hause. Immer wenn ich an den denken, wird mir ganz komisch, so hübsch war der, mit seinen blonden Locken. Gut, daß mir das vor seinem Tod nicht aufgefallen ist."


Heinz-Peter: "Hättest deine Kinder auch ab der Fünf Latein lernen lassen sollen! Da hättest du alles aufgefrischen können! Zweitausend Vokabeln! Und erst die im Griechischen!" "Läuft doch bei euch am Paulinum - oder heißt es Johanneum? - auch noch so, hab ich gehört, oder? Und noch eigene Mädchenklassen! Piekfein separiert! Die haben eine Epoche überschlafen. Und sind in den Zeiten des Feminismus wieder topaktuell und mächtig fit!"

"Die? Nein, die brauchen sich nicht so quälen mit den Nomen und was sonst: Stußus, Staußa, Stußum! Oder: Ganz familiär: Domina vituperat ancillam. Könnte ja auch mal andersherum richtig lauten: Ancilla vituperat dominam." "Meine Kröten, die lernen bei den Waldörfern!" "Mußte mir beim Kaffee gleich was von erzählen! Sind ja eigenartige Pädagogen da, mit vierzig Kindern wie nix in einer Klasse. Viele Rudolf-Steiner-Anhänger, die ihre psychologischen Kuriositäten und ihre Goethe-Plattheiten den Blagen anhängen wollen: drei heiße Entwicklungsstufen, vierzig Blagen unter einer Fuchtel! Und der ökologische Landbau, eine Kostbarkeit: Vor dem ersten Frühlingsvollmond darf der Bauer nicht pinkeln gehen, wo er seine Möhrensäen will. Gelehrige Schüler des Meisters der Schwätzerei! Beuys war auch so ein Witzbild!"

"So, Leutchen! Wenn Hein und Pit wieder da sind, dann - Ah, da hör ich sie schon heranbrummen! Dann ab in den kleinen Speiseraum hinter der Krypta." "Wie hieß das da noch?" "Elternrast!" "Nein, das war unten Im Primanerbau." "Stimmt!" "Und da durften wir sogar rauchen!" "Aber erst ab Unterprima!" "ja, aber das war oben im primaerbau. Da haben wir Deutschland gegen Chile gekuckt. 62? Weltmeisterschaft! Das war da oben verqualmt. Nur mit einer Lüftung durch ein Dachfenster. Da mußte ich wegen eines Asthmaanfalles raus..."

"Du Pitt? Wie bist du an die Latein- und Griechischarbeiten gekommen?" "Weiß doch jeder hier!" "Und wieso wußte der Präses das kurze Zeit drauf? Habt ihr beide das denen verklickert, als ihr die Abilappen in der Tasche hattet?"

"An einem Elterntag hab ich vier Stunden lang gekellnert und, blöd wie ich war, alles Geld abgeliefert, auch das viele Trinkgeld, und ich hatte gut kassiert!"

"Und was wurde aus Siegfried?" "Und Gerda, wo bist du geblieben?" "Und weißt du, der Gerd aus Materborn? Als der nach den Sommerferien beim Biolehrer von Regenwürmern sprach und das Wort "geschlechtsreif" in den Mund nahm, war der drei Tage später zu Hause!" "Wie viele sind eigentlich pro Jahrgang gescheitert?" "Wie meinst du das?" "Die haben ja jeden genommen, der ein Versetzungszeugnis hatte und einen prima Sittenbrief vom Pastor zu Hause mitbrachte. Und da sind doch jährlich mehr rausgesflogen als reinkamen in die Klassen." "Ich hab mal ausgerechnet: Auf uns dreizehn Abi-Männekes kommen zweimal so viele, die irgendwann mal dazu gehört haben. Für eine kurze Zeit der Hoffnung." "Die wurden wieder rausgeschleudert. Fusch, mein Junge. War wohl ein Irrtum!" "Elitärer Darwinismus im Namen Gottes!" "Nein, konservativer Darwinismus!" "Als Eliteerziehung deklariert!" "Und die Eltern haben doch auch ihre ganze Hoffnung dareingesteckt, in ihre Söhnchen meine ich." "Ja, mein Junge soll einmal am Altar Gottes stehen!" "Hoffnung der trostbedürtigen Mamis!" "Futsch, weg waren Hebbi, Gunni, Jenny, Kalle, Schäfchen! Und wer noch?" "Felix!" "Der ist über Steuer gegeangen!" "Hübscher Bursche! - Den Fotos nach!"


Nein, diesmal kein Streuselkuchen. Heute Creme-Schnitten: Aprikosen, Pfirsich, Kirsch und noch so was Blaues! Heidelbeeren?

Der neue Direktor tritt ein. Gibt jedem die Hand. Nennt jeden beim Vornamen. Hatte keiner anders erwartet! Der einzige, der pädagogisch und wissenschaftlich was drauf hatte! Zuckt es einigen durch den Kopf!

Begrüßungsworte. Dreieinhalb Anekdoten. Besonders die Eintragungen in der Spalte Krankheiten und Gebrechen im Klassenbuch der Untertertia. "Das war stark! Unser einziger Knaller!" Das gab aber ein Donnerwetter! (Da läuft bei allen ein Filmchen ab: Bei Locke stand Seelisches Wrack. Jan war dabei mit Beinamputation. Franz: Kastration. Jo: nikotinsüchtig. Pit: Begnadeter Beter vor dem Herrn. Hein: Ex-Legionär. Toni: spät pubertierender Poet, Werther-Typ. Und Lapis? Sportdauerattest wegen multipler Symptome. Chris: leidet an konvergierender Blindheit. Füchschen: Frühdemenz, vorsorgliche Einlieferung nach Bedburg empfohlen. Hännes: Krebsverdacht (Kehlkopf oder Hoden, nach diffus.)

"Was ist damals eigentlich mit dem Klassenbuchführer passiert? War das der Claussche?" "Strenger Tadel: des Amtes enthoben, wegen Feigheit vor den Freunden!"

Dann die fällige Erinnerung an den Abiturspruch: "Du meinst: 'Quos Gaesdonck iunxit...?"- "Ach, was, unser 65er Spruch!"- "War der nicht von Camus?"- "Nein, nein Bernanos, glaub ich. Das war doch noch verseucht mit le Fort, Schneider, Bernanos und den Altkatholiken der Nazizeit und so!" - "Aus dem Deutschlesebuch waren doch nur die dicksten völkischen Sauereien gestrichen, und der Rest taugte noch wie zu Kaisers Zeiten für echtes Deutschtum! Kein Exilautor! Keiner, der gelitten hatte unter den Nazis! Kein junger Deutscher nach 45! Nix Brecht, nix Frisch,nix Dürrenmatt. Das war doch damals schon alles auf den Bühnen und in den Regalen!"


"Weiß das jemand noch?" "Was mit Leben und Liebe und so! Total blaß und vergeistigt!"

Das Gemurmel wird wieder individueller.

"Und du, wie betreibst du deine Kunst?"

"Ach, gestern las ich grade vom Kästner wieder mal was -" "Ach der mit dem Roman 'Fabian', mit dem biste doch schon in der Obersekunda aufgefallen."

"Also: Da schreibt ein Selbstmörder, ein universitär angeblich gescheiterter Freund des Fabian, in seinem Abschiedsbrief: 'Lehrer hätte ich werden sollen, nur die Kinder sind für die Ideale reif'."

Lothar hat zugehört: "Nein, das Ideal sind die heute auch nicht mehr, nur noch eine Minderheit. Ein Drittel kannste gleich in die Förderung schicken und von denen die Hälfte in die Therapie stecken. Und eingesperrt mit ihren Eltern. Jedenfalls dem Elternteil, der dem Kind die größten Schwierigkeiten machte."

"Deren Eltern aber voran! Da haben doch viele die Verantwortung für mit Kindergeld finanzierten Blagen an den Staat delegieren wollen." - "Auch das! Und noch ein paar scharfe Sätzchen, dann machen wir einen Laberkurs in der Volkshochschule auf! Ihr Winkelpädagogen!" "He, Hein? Warum bist du heute so geladen?" "Ja, mir kommt alles wieder hoch hier! Beim Bund hat ich erst gelernt, was so auf der Welt los ist!" - "Auf eigene Kinder hab ich gleich ganz verzichtet, nach der schwarzen Muster-Pädagogik, hier!"

"Und so lange in die Grundschulen nicht die doppelte Besatzung kommt, an Lehrerinnen und Lehrern, psychologischen Hilfskräften und Ergotherapeuten -" "Solange, weißt du, wie die führende Schicht in dieser unserer Republik nur für die eigene Klientel und deren Kinder sorgt-" "Den Rest der Jugend, immerhin unsere Zukunft, kannste vorm Fernseher geparkt finden." "Amen! Vater Rhein, äh: Antonius - hast aber fein zelebriert, alter Obermeßdiener, du!"

"Ja, der Kästner-Band ist mir dann bis zum Abi konsfisziert worden. 'Moderner Schund! Sexueller Schweinkram!' Ja, großer Aufstand der Sancta Moralitas! 'Unerhört so was, Schülern in die Hände zu spielen! Man füllt auch keine Jauche in schöne Vasen, Stephan, merk dir das fürs Leben! Es gibt so viele moderne Schmutzfinken, die nur ihr Geld machen wollen. Da kann man als Erzieher und Präses gar nicht alles kennen, was da zu eurer Verderbnis ausgebrütet wird!'" "Und täglich und in der Relistunde dreifach: die Warnung vor dem alten, schwachen Adam in uns! Da war die Pädagogik schon mit sich zufrieden, wenn wir schwiegen."

"Jetzt spaß aber mal auf! Das hast du dir gemerkt? Is' ja gut, daß du es mir zu sagen wagst! Aber als Primus mußt du überlebensgroß das Vorbild abgeben. Aber im Ernst. Der Walther Brüx - Friede seinem Staube - hat meinen Zeichenentwurf da mal entdeckt: Nackte, abgemagerte Händchen an Stielärmchen, die eine kleine Schlüssel aus einem TV-Bildschirm rausstrecken. Das war meine Idee. Malen konnte ich ja nie und nimmer. Da warst du und der Franz viel besser, mit deinen tollen Sachen. Und dann er, äh, der gute Brüx, hat ein paar Striche dazugemacht. Das war's. Und dann steckte er das Bild in den Rahmen 'Bild der Woche', hat mich selber gewundert. Aber meine Idee hab ich bis heute nicht realisiert gefunden, in Karikaturen z.B. Die sammle ich zu bestimmten Themen und verwende sie gerne im Unterricht. Das macht Denklaune! Und das mit meinem Bild der Woche ist so lange bei dir hängen geblieben?" "Ja! Komisch!" "Ob so was noch existiert?" "Was?" "Ja, diese Zeichnungen und so Sachen von uns? Klassenarbeiten und die Gutachen vor dem Abi?" "Fragen wir mal. Und weißt du: Es gibt heute Künstler, Professoren, die arbeiten nur noch in Skizzen und lassen dann malen oder häkeln oder in Fett auspressen oder in Stein hauen. Gedankenkünstler eben, Überlegenheit der Theorie!" "Und du bist du zufrieden mit deinen Wörtern und bildchen?"

"Hört mal zu. Wir können unsere Abiarbeiten einsehen. Die sind alle in einer Schwarte gebunden. Und noch für den Ablauf: Für heute abend schlage ich vor, daß wir uns in Goch noch treffen. Da am Markt. Wo früher Köpi war. Oder ist es da heute noch?"

"Was sich hier alles verändert hat!" "Und wir mit dem!" "O tempora, o -" "Oh Gott! Aber verändert? Hat sich denn einer wirklich verändert? Füchschen ist das Füchschen geblieben. Und der damals das schickste Rennrad hatte, hat uns ja gerade seinen Porsche vorgeführt." "Und Locke, unser Mini-Bischof, der einzige Theologe, der durchgehalten hat bis jetzt?" "Ja, warum konnte der Flock denn nicht anreisen?" "Wer weiß da was?" "Der muß am Samstagabend natürlich seine Gemeindekinder versorgen mit seinem Predigtfutter. Sonst eht ja die Welt unter für die Mütterchen. Vertretung könne er sich nicht leisten, sagte er!" "Früher hat er auch nie was abgegeben..." "Haben wir uns denn seit 65 um keinen Deut verändert?"

"Chris, was ist aus deinem Sport geworden?" "Du, erinnerst du dich noch an meinen Jugendrekord? Im Weitsprung. Füchschen hat ja gefuscht, mir einfach einen halben m dazugerechnet. Wie war ich sauer, als ich das erfuhr! Das hab ich dem aber gesteckt!" "Und jetzt, was machst du?" "Die Archäologie hat mich so fasziniert, daß ich durch ganz Europa gezogen bin nach musealen Resten von Reisewagen.Dem römischen vierrädrigen Kasten. Und in Köln im Römisch-Germanischen Museum, der Wagen ist nach meinen Forschungen rekonstruiert worden."

"Hört mal, her! Ich geb in Goch einen aus, wer mir unseren Abispruch noch aufsagen kann!"

"Keine Kunst, Hein: Wir alle müssen das Leben meistern, die einzige Art, es zu meistern - besteht darin -"

"Textschwierigkeiten, was? Wie bei den Verben auf -li, -la oder -le, oder auf -mi?"

"Camus oder Sartre kann das nicht gewesen sein."

"Die standen noch offiziell auf dem Index!" "Das war wohl Bernanos oder so ein Max Mell oder ein Dilthey, wer weiß!" "Und einer von uns hat noch gebeichtet, daß er Camus "Pest" heimlich gelesen hat." "Wer kann das wohl gewesen sein?" (Grinsend) - "Der es bis heute noch nicht vergessen hat! So demütigen mußte ich mich!"

Jetzt ist es zu hören (aus welcher Ecke denn? Unser Dr. phil!): "- besteht darin, es zu lieben."



Zu Hause angekommen, setzte er sich am nächsten Tag wieder über seinen Aufsatz "Die inoffizielle Pädagogik oder der heimliche Lehrplan unserer Schulen".

Und er nahm sich das zuletzt getankte Zitat vor, bevor er zum Klassentreffen gefahren war:


Aus Ernst Blochs "Prinzip der Hoffnung": "Doch die Eltern und Lehrer verstehen zuverlässig, zu betrüben. Das Leid in der Schule kann widerlicher sein als später irgendein anderes, das des Gefangenen ausgenommen. Daher der dem Gefangenen verwandte Wunsch, auszubrechen (...)

Daher ist nichts schaler und gezwungener als das Widersehen früherer Schulkameraden nach langean Jahren. Sie sind wie die Lehrer geworden, wie die Erwachsenen von damals, wie alles, wogegen man sich verschworen hatte."

Nein, so schlimm war es nicht gewesen. Von einem Mitschüler war er positiv überrascht. Da hatte sich jemand vom Sportler zum kulturkundigen Archäologen gemausert und hatte seine Lateinkenntnissse, etliche tausend Einzelteile, auf diverse Museen verstreut, und eine Idee von Fortbewegung vor 2000 Jahren verbunden und das Modell eines Reisewagens rekonstruiert. Hut ab! Dafür lohnt sich schon ein Wiedersehen!

Und bei Hartmut von Hentig hatt er zuletzt angeklopft und war auf Eisen, statt auf Holz gstoßen:

Die bloß menschliche Welt human zu machen, ist schwerer als die von Gott oder Göttern verantwortete. Wer über die Inhumanität der Schule klagt, muß wissen, daß er auch darüber klagt und daß daran nicht zu ändern ist.

H.v.H. Sozialpathologie der Schule. In: Was ist eine humane Schule? (1976)


Was von Hentig da entschuldigend über die die Herrschaft von Ideen sagt, gilt in einem grotesken Sinn von der Schule, besonders zu Zeiten einer kapitalistischen Produkterwirtschaftung. Alle Lehrer, Priester, Herrscher, Könige, Präsidenten und Direktoren - letztere egal ob mit oder gegeneinander -, die an dieser so zweihundertjährigen Schule mitgebaut haben, indem sie Menschliches im Not kündenden Einzelfall leugneten, verurteilten, verketzerten, diffamierten; sie haben Menschen verrecken lassen um ihre Chancen betrogen, sie links (oder rechts) liegen lassen. Sie haben eine selektive, friedlose Eigeninstitution herangezüchtet, bzw. aus der Welt hinausverwaltet - immer und allzeit im Namen der Pädagogik, meist gar im signum des Humanen. Seitdem sie diese Mächtigkeit und Lieblosigkeit nur noch zu den äußeren, formalen Bedingungen von Aufklärung und Demokratie und Menschenrechten tun können, hat die Schule sich als ein terroristisches Potential von Sprengkraft herangezüchtet, weiterentwickelt, ohne Lebendigkeit, ohne Fähigkeit, sich dem gepriesenen und angebeteten Vorbild Menschlichkeit und seinem Liebes- und Toleranzgebot anzuverwandeln. Der redefleißige, entrückt sich bewegende Präsident ist Symbol einer staatsfinanzpolitischen Macht, ein Spiegel seiner Menschenleere, eine Fratze der pädagogischen Beziehung, die man, nach dem letzten Krieg, so kühn war Liebe, pädagogischen Eros zu nennen.

Und ein Drittes war ihm, auch in Hinblick auf seinen eigenen Stil, seine Schreibbemühungen, in einer aktuellen Datei offen geblieben: Peter Altenbergs bös erfahrene Worte über den

"Der 'Deutsche Aufsatz' des Gymnasiums ist das Unglück des späteren Lebens. Es ist eine "geistige Schwäche", das Wesentliche und Wertvolle einer Sache nur in einem verdünnten Brei von Überflüssigem genießen zu können. (Aus: P.A. Prodromos)

Ja, Widerstände hatte er, gerade auch im Deutschunterricht erlebt und erlitten, einige nötige, andere phantasielos-kleinkariert-dumme; aber er hatte es so verarbeitet: Was mich nicht umbringt, macht mich stärker. (Von wem ist denn diesse Spruchweisheit? Ach, ja, Nietzsche? Ich schlage lieber nach: "Aus der Kriegsschule des Lebens..."; in "Götzen-Dämmerung oder Wie man mit dem Hammer philosophiert"; 1888)

Und ein letztes, kleines Postscriptum:

"Was bleibet aber, stiften die Dichter." ( Aus: Hölderlins Gedicht "Andenken") Und Dichter und dichtung habe ich im Kasten an mich gezogen wie eine Ersatznahrung, weil die offizielle so blutleer war.

>>> Klassenspruch zur Abiturkarte: 

Camus: "Wir alle müssen das Leben meistern. Die einzige Art, es zu meistern, besteht darin, es zu lieben.

Donnerstag, 24. August 2023

Kinder - unter Präfekten, Spiritualen, Präsides - In g e i s t l i c h e r Betreuung

 Gut eingedeckt; unter diesem Dach lag der Schlafsaal (noch heute zu besichtigen)  .



 

Quetschungen:  

Teil B:

- Unter kirchlichen Dächern behütet -

Aus meinen Aufzeichnungen (1954/55/56)


 

Abgang ist überall, bei Geistlichen am stärksten!


Hat sich bei keinem Lehrer verabschiedet. Und weg mit Vollgas!

Sie konnten ihn nicht mehr bewundern wegen seiner nächtlichen Fernfahrt. Keiner wagte, ihm zu schreiben. Seine Antwortbriefe wären gefilzt worden. Ist doch sicher! Wußten wir! So Angst hatten wir.



Ein Präfekt (anders als andere)


Der Herr Martin de Weijer, immer freundlich-nobel, immer intelligenter als andere, immer witziger, aber nie arroganter als die anderen Pflaumen, Präfekt und Aushilfslehrer, lud mich mal wieder auf seinen Roller, eine silbern brausende Vespa. Sie flog weg von G. Mußte mich bei ihm festhalten. Ab in die Kleinstadt, ins Café Martens. Tee trinken. Und ein Paar Plätzchen. Unsicher kucke er alles ab, wie hält er den Kaffeelöffel, wie oft rührt er, wie friemelt er das leere Zuckerpapierchen, wo legt er es ab. Geraucht wird nicht. Ah, in den unbenutzten Aschenbecher. Haben wir über etwas geredet? Was interessierte ihn - an ihm?

In die Buchhandlung fuhr er nie.



Carl-Jürgen - requiescat in Papapace!


Er war in den großen Ferien in England gewesen, warum und wo - wir erfuhren es von ihm nicht mehr. Nach dreitägiger Krankheit auf der Krankenstation - er kann mich nicht mehr erinnern, ob wir ihn besuchen durften - wurde er in das Krankenhaus der nächsten Kleinstation verlegt. Wieviel Tage er doch im Koma lag, er weiß es nicht mehr.

Er kam zur Gaesdonck zurück im schaukelnden Leichenwagen, nach einer Totenmesse, die abends angesetzt wurde, versahen wir, jeweils zu zweit, aus unserer Klasse die Totenwache.

Er war, glaubt er von 11 bis 13 Uhr dran. Sie lasen in Gebetbüchern, phantasierten ein wenig in die Vergangenheit zurück: Carl-J. war häufig veräppelt worden; er war nur wenig anders gewesen, aber er ließ sich furchtbar und gut ärgern; er hatte einen schmalen Teppich von etwa 1 m Länge quer an der Wand aufgehängt; wenn der Übermut mal wieder zuschlug, holte ihn irgendeiner herunter, legte ihn auf den Fußboden und er wurde zu einem Gebetsteppich umfunktioniert; Carl-Jürgens Aufstand bei solchem Happening war ein Erlebnis. Seine kreischenden Proteste, seine Verkloppversuche führten zu weiteren Aktionen. Der soll aufhören zu schreien!

Ob wir, zu zweit allein gelassen, auch ein Lied sangen? Und wie wechselten wir ab bei unserem Knien und Sitzen und Stehen? Versuche seinerseits, irgend etwas Banales oder Nicht-Totenwürdiges auszudrücken mit Zeichen oder einem Gesichtszug wurden von N. nicht beantwortet. Nein, ich bin so traurig und so stolz, ich halte die Ehrfurcht und die Trauer ein wie ein priesterliches Versprechen, Amen! Himmel, wie wurdest du mit Andacht und Gebeten bestürmt! So antwortet der mit Nichtbeachtung, der seine Ruhe herstellt in seinem Seelchen, Jessesmaryorapronobis!



Schülermutter


Seine Mutter - eine Kriegerwitwe! Welche Hoffnungen setzte sie auf ihren Sohn? Bei der Beerdigung in Neuß sahen wir, einer aus der Klasse lernte sie kennen und besuchte sie später regelmäßig. Die Witwe von Naim - dieses biblische Stichwort ist ihm erhalten geblieben in der Erinnerung, sonst: schlechtes, ja mieses Wetter, langweilige Fahrt im VW-Bus. Und Carl-Jürgens lachendes Gesicht, fotografiert aus einer interessanten Perspektive.

Er sah die Porträt-Aufnahme noch oft im Zimmer des Präses, neben zwei anderen Totenbildern: einem jungen Franzosen, Pierre, und einem Kamp-Lintforter Obersekundaner, der in der Schweiz, während einer Wanderung in die Vispa gestürzt war und nur tot in einem Wehr weit unterhalb wiedergefunden wurde.


Nachtwache


Was ihm nie mehr aus der Nase gehen wird, ist der süßlich-morbide Geruch, den sie in den Nachwache in der Seitenkapelle vor dem offenen Sarg einatmeten; nur einmal noch in seinem späteren Leben hat er ähnliches gerochen. Ganz unvermittelt war die Totenerinnerung wieder da!

Carl-Jürgen war in den großen Ferien gewesen in England gewesen, mit einer schweren Infektion wiedergekommen, in den ersten Schultagen erkrankt, zu spät ins nächste Hospital geliefert - nach drei Tagen wurde sein Leichnam, die Haut gelbversetzt zur Lederartigkeit, zur Gaesdonck zurückgefahren.

Die Nachtwache als einsame Ehrung, allein vor dem Körper im offenen Sarg, eine Zu-Mutung, die er nicht missen möchte.

 In nachmitternächtlicher Stunde: Die Betroffenheit wurde hinweggebetet, ratzeputz, weg ist der Schmerz, weil das Gehirn so schön routiniert abspult und dankbar signalisiert: ist in Ordnung, ist immer in Ordnung, war zu allen Zeiten in der Ordnung der Wiederholung und Gewöhnung. Riesennelken. Weiße. Atmende. Die den Tod still verkrümmeln.

Dann Abgang zu einem anderen Ineranat, an den Niedrrrhein:



Chorfester in der Klosterkiche in Gaesdonck -



Die Siege der Herrn - in einem G o t t e s h a us zerflossen

  

ANTONIUS  S t e p h a n  R E Y N T  E  S

G r o ß   s i n d  d i e  S i e g e  d e s  He r r n

Vorn in der Apsis. Ein großer Chor stellt sich auf.

Weltberühmte Stimmen, perlende Choräle fließen von sanften Lippen. Frauen in langen, schwarzen Röcken und weißen, bis zur Hüfte fallenden Chorhemden mit pludrigen Rochett-Ärmeln. Groß sind die Siege des Herrn. Werden vom weißhaarigen Mann dirigiert.

Zwischen den sich rhythmisch wiegenden Sängerinnen kriecht her und hin ein flinker Knirps. Keine Sängerin nimmt Notiz von ihm. Hat er kein Mutter?

Hier tut sich ihm ein Gasse auf, dort schließt sich wieder die Reihe. Das Kerlchen ist gerade hindurchgehuscht. Unterm Gesang findet es Platz. Es rudert mit den Armen, brummbrumm. Umkreist die Frauen, die hehre singen und ihre Oberkörper wiegen, ihre Köpfe. Groß sind die Siege des Herrn.

Laiber Brot liegen auf einer Stufe. Milch im Becher daneben.

Da setzt es sich hin, holt Zündhölzer aus seinem Jäckchen, schlägt ein Feuerchen, das rasch, unbemerkt vom Kantor und seinen Frauen, hochschlägt, die Kleider und die Leiber erfaßt, alles verbrennen will.

Die Flammen ziehen hoch, als wollten sie in den Himmel aufsteigen. Fensterscheiben platzen, Altar, Gestühl, Kanzel knacken, knarren, stöhnen ob der Hitze.

Die Kirche wird im vorderen Teil von glühend brünstig steigenden Flammen, einem Heer von stichelnden Zungen, niedergemacht.

Chor, Altarraum, Kanzel, die feste Burg, brennen nieder, bevor noch die Feuerwehrhauptleute Feuer rufen können. Das Langhaus des einschiffig himmelhohen Kirchenraumes glüht platzend und berstend aus, versinkt in brodelnd-stiebender Funkenasche, Stunde für Stunde.

Nachbrunst vollzieht sich in Geprassel pfingstlichen Züngelns. Stille dann.

Die nach Westen gelegene Orgelempore ist unversehrt geblieben, die Mauern klaffend, ungeschützt vor Wind und Wetter und den Objektiven aller Kameras, der verstörte Kirchenraum offen und bloß.

Bis fleißige Menschen aus den umliegenden Dörfern und Bauernhöfen kommen und nehmen auf die Arbeit, die betenden Mühen. Sie planen, zeichnen, sägen, mauern, hämmern, schütten Beton, setzen brandrote, heimische Klinker; ziehen geborstene Stützpfeiler hoch und rüsten das Dach ein, setzen Blitzableiter. Die erhalten gebliebene Kirche mit Portal und Orgelwerk auf der Empore wird rekonstruiert und gereinigt; Etagen, Treppenhäuser, Feuerlöscher mit Polyäthylirgendwas ziehen ein. Menschlein steigen schweigend in die Wohnburg, die Kirchenfeste: Alte, Arbeitslose und Psychotiker, Querulanten; ein gemischtes Völkchen besiedelt den Kirchenbau.

Doch die Menschen verstummen noch am ersten Tag, sagen aber ihren Kindern: Wir müssen froh sein. Hier wohnen zu dürfen!

>>>  Ein Mädchen in rotstoppligem Haar begibt sich in der sonnig-stillen Mittagsstunde eines Sommertages auf die Suche nach einem Spielfreund. Gelangt über Treppen, Galerien, unverschlossene Türchen, verschnörkelte Wendelgitter, durch einen staubig verspinnten Kriechgang in einen unter dem Dach eingerichteten Kuppelraum.

Als sie am Abend, nach ruhigem Schlaf, schreiend hier oben erwacht und sich im Dunkel nicht mehr hinuntertraut, wird sie spät bis in den letzten Dämmerminuten gesucht.

Geduckt, aus Äuglein lauernd betritt, mutig suchend, die Mutter des Mädchens den Raum. Sie richtet sich auf, ihr Kind stürzt ihr entgegen, es drängen die Nachfolgenden hinauf. Sie treten ein, schauen sie sich um und finden den Raum leer und öd.

In diesem Augenblick, erzählen sie sich später bei Bier und Prasselgebet, fallen vom Kreuzgewölbe die an langen Sehnen hängenden Ohrlappen herab.

Von außen nach innen:  S t e i n ha/r/*u*fen - Goch. St- Maria Magdlena




Kirchenfunk mit >spärlichem< G o e t h e

   K c  h  e k  -  Analysen  # 09

 

Goethr m Kirchenfunk

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Goethes Gartenhaus in der Ilm. Gemälde von Rolfs

Enorm wie sich die Beiträge erinnern; wie sich mit Goethe beschäfigen wollen; nix Texten und Prosastreichen, von dem was Goehte aus-macht in seinen Briefen, in seinen Erzhählungen, gar Aphorismen – alles nur Ankläge an geläufige Lieder, Gedichte; ein bisschen Faust:

https://www.kirche-im-swr.de/beitraege/?search=Goethe&date=&author=0&year=0

*

Beispiel:

119 Beispiele, ja, Sie lesen Sie recht: https://www.kirche-im-swr.de/beitraege/?id=10309

So heisst es dort:

"Kleine Blumen, kleine Blätter / Streuen mir mit leichter Hand / Gute junge Frühlings-Götter / Tändelnd auf ein luftig Band."[1]

Diese Verse des jungen Goethe liebte meine Großmutter besonders. Sie liebte Blumen - gerade die kleinen, die sie mit ihrer Gehbehinderung leichter pflegen konnte. Ich glaube, sie hatte das Gefühl, Goethe habe diese Verse extra für sie geschrieben.
Nun war meine Großmutter, die ich nur als alte Frau kannte, ja auch einmal jung - da passte die Fortsetzung dieses Gedichts:

"Zephir, nimms auf deine Flügel, / Schlings um meiner Liebsten Kleid! / Und so tritt sie vor den Spiegel / All in ihrer Munterkeit. / Sieht mit Rosen sich umgeben, / Selbst wie eine Rose jung."

Und dann wieter mit Vor-Lieben:

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Oder in den anderen BeiSpielen. „Wanderers Nachlied“:


Überallen Gipfeln ist Ruh,
In allen Wipfeln spürest du
kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur, balde
Ruhest du auch.

Es sind einfache Worte, die mich berühren

In: https://www.kirche-im-swr.de/beitraege/?id=22687

Und dann musst es der resligiöse Beszug:

Um zur Ruhe zu kommen hilft mir besonders, raus zu gehen in die Natur, bei jedem Wetter. Versuchen zu mir selbst zu finden . Dabei kann ich mich meist gut entspannen und meine Gedanken ordnen. Das, was ich erlebt habe, überdenken. Was mich angestrengt hat, was mich geärgert hat. Ist das wirklich so wichtig, dass ich mir davon den Schlaf rauben lasse? Der Blick auf die Natur, die ihre abendliche Ruhe ausstrahlt, hilft mir dabei wieder Kraft und vielleicht sogar Mut zu schöpfen. An einem besonders schönen Abend scheint es so, als wollte mir jemand zeigen welch schöne Seiten das Leben hat, wofür ich dankbar sein kann, was wirklich zählt. Und glücklich ist, wer darüber seine Sorgen vergessen oder sie sogar vor dem Schlafengehen vertrauensvoll in Gottes Hände legen kann. Vielleicht mit einem ganz einfachen, persönlich formulierten Abendgebet.




*

Od,er ncoh ein SbeiSpiesl:

Der gute alte Goethe hat ihn in unsere Sprache gebracht. Als Bild für den roten Faden der sich durch eine gut erzählte Geschichte zieht. Indem er erklärt hat, woher er kommt. Goethe wörtlich: „Der rote Faden ist eine besondere Einrichtung bei der englischen Marine. Sämtliche Tauwerke der königlichen Flotte, vom Stärksten bis zum Schwächsten, sind dergestalt gesponnen, dass ein roter Faden durch das Ganze durchgeht, den man nicht herauswinden kann, ohne alles aufzulösen; woran auch die kleinsten Stücke kenntlich sind, dass sie der Krone gehören.“

Na, gut, der Textbezug fehlet: https://www.kirche-im-swr.de/beitraege/?id=27481 – Abgeufen 19.08.2023.

Darum liefere ich ihn: :

Johann Wolfgang von Goethe bekannt. In seinem Werk »Die Wahlverwandtschaften» (2. Teil, 2. Kapitel, 1809) schreibt Deutschlands Dichterfürst, ehe er aus dem Tagebuch von Ottilie, einer der vier in Liebesbande verstrickten Hauptfiguren, zitiert: »Wir hören von einer besondern Einrichtung bei der englischen Marine. Sämtliche Tauwerke der königlichen Flotte, vom stärksten bis zum schwächsten, sind dergestalt gesponnen, dass ein roter Faden durch das Ganze durchgeht, den man nicht herauswinden kann, ohne alles aufzulösen, und woran auch die kleinsten Stücke kenntlich sind, dass sie der Krone gehören.»



So entspricht es dem durchschnittlichen Geschmack mit ienem Klassisker:

Und – wieweit bringt es Hesse – oder gar Böll in kirche im SWR: Na, gut: ich las mich überraschen:

Hesse 63 mal: https://www.kirche-im-swr.de/beitraege/?search=Hermann+Hesse&date=&author=0&year=0

Hie resin Text:



Der Dichter Hermann Hesse zum Weihnachtsfest 1907

von Peter Kottlorz, Rottenburg/N., Katholische Kirche

Es ist ein merkwürdiges und doch einfaches Geheimnis der Lebensweisheit aller Zeiten, dass jede kleinste selbstlose Hingabe, jede Teilnahme, jede Liebe uns reicher macht, während jede Bemühung um Besitz und Macht uns Kräfte raubt und ärmer werden lässt. Das haben die Inder gewusst und gelehrt und dann die weisen Griechen und dann Jesus, dessen Fest wir bald feiern... Ihr mögt es mit Jesus halten oder mit Plato, mit Schiller oder mit Spinoza überall ist das die letzte Weisheit: dass weder Macht noch Besitz noch Erkenntnis selig macht, sondern allein die Liebe. Jedes Selbstlossein, jeder Verzicht aus Liebe, jedes tätige Mitleid, jede Selbstentäußerung scheint ein Weggeben, ein Sichberauben, und ist doch ein Reicherwerden und Größerwerden, und ist doch der einzige Weg, der vorwärts und aufwärts führt...

>>Hier der Textnachweis in einem Hesse-Brevier: https://bilder.buecher.de/zusatz/23/23313/23313759_lese_1.pdf



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Ob, unverweindlch: vom Hesseschen „Zauber.“ zu reden::

https://www.kirche-im-swr.de/beitraege/?id=37885



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Dann auch Böll, elfmal.

Vom Sterebetag, den ich für mein Lbnelang gspeichert habe: Wir warn ana disen Ta gin Kln, mit unserem Sohn; Kathrin wara in amaland, mit einer Gemeindee-Gruppe: Schon auf dr Rückfart hörten wir vom sterben Heinrich Bölss, dnan groß afgmacht in der Tagsscha::

Im Kirchenfunk: https://www.kirche-im-swr.de/beitraege/?id=31309

Auch am 90. Geburtas, gab es eien Nachhall:


Würde Heinrich Böll noch leben, hätte er heute seinen 90. Geburtstag. Über die Macht der Worte hat er geschrieben:

Worte können Krieg vorbereiten, ihn herbeiführen. Das wissen wir und haben es am eigenen Leib erfahren. […] Das Wort, dem gewissenlosen Demagogen ausgeliefert, dem puren Taktiker, dem Opportunisten, es kann zur Todesursache für Millionen werden. […] Ich brauche nur ein Wort zu nennen: Jude. Es kann morgen ein anderes Wort sein: das Wort Atheist, das Wort Christ oder das Wort Kommunist, das Wort Konformist oder Nonkonformist. […]
Worte können töten. Und es ist einzig und allein eine Gewissensfrage, ob man die Sprache in Bereiche entgleiten lässt, wo sie mörderisch wird.

Heinrich Böll
Die Sprache als Hort der Freiheit. Aus seiner Rede, gehalten anlässlich der Entgegennahme des Eduard-von-der Heydt-Preises der Stadt Wuppertal, 1958.
In: Ders.: Erzählungen, Hörspiele, Aufsätze. Köln-Berlin (Verlag Kiepenhauser und Witsch), 1965 – Ja, diese Ausgabe habe ich auch ….


Ja und dann noch Stefen Zweig, den Sprachgott meiner alten Tage dreimal angeteextet:


Jeremias: Bibel-Drama in Oberammergau

von

In Oberammergau werden nicht nur Passionsspiele inszeniert, sondern auch andere biblische Themen stehen auf dem Programm. In diesem Jahr geht es um den Propheten Jeremias.
Oberammergau ist bekannt für seine Passionsspiele. Alle zehn Jahre finden sie statt. Aber auch zwischendurch wird eifrig Theater gespielt – meistens Geschichten mit bedeutenden Gestalten der Bibel. Vor Jahren war es ein Stück über den König David. In diesem Sommer hat man einen der großen Propheten des Alten Testamentes auf die Bühne gebracht – Jeremias. Den Text hat Stefan Zweig geschrieben, ein bekannter österreichischer Schriftsteller. 1918 hat er sein Bibeldrama „Jeremias“ veröffentlicht. Die Geschichte spielt etwa 600 Jahre vor Christus. Worum geht’s? Der König von Jerusalem hat sich mit Ägypten gegen den König von Babylon verbündet. Wie im Rausch ziehen sie in den Krieg. Rachsucht, Eitelkeit und Siegesgewissheit treiben sie an. Dabei müssten sie eigentlich wissen: Dieser Krieg ist nicht zu gewinnen. Der Gegner ist viel zu stark. Friedensverhandlungen, die wären jetzt wichtig. Es gibt allerdings nur einen, der in diesem Sinn den Mund aufmacht. Es ist der Prophet Jeremias. Der macht nicht mit bei den Kriegsvorbereitungen. Er weiß: Krieg bedeutet vor allem „geborstene Steine und gebrochene Seelen“. Und er ist davon überzeugt: Der Gott, an den er glaubt, ist ein Gott, der Frieden will – nicht Krieg. Jeremias steht mit seiner Überzeugung allein auf weiter Flur. Er nimmt sogar einiges in Kauf: Mobbing, Erniedrigung, Folter. Aber er bleibt konsequent in seinem Kampf gegen Unvernunft, Kriegstreiberei und den Glauben an einen gottgewollten Krieg. Ich finde: Keine leichte Kost, die in Oberammergau auf der Bühne präsentiert wurde, aber eine, die es in sich hat. Die Botschaft des Propheten Jeremias ist aktuell – damals und heute.


Warum der Texter nicht angegebeni ist – keine Aahnaung. https://www.kirche-im-swr.de/beitraege/?id=1953



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Dn noch ei Hiesbe aufSefan Zeig, weil er eine washhartigen



SWR2 WORT ZUM SONNTAG

12

JUL

2009

Gott und sich selbst erkennen

von Gerd Schmoll, Freiburg, Evangelische Kirche

Wer bin ich? Wozu bin ich in der Welt? Was ist der Sinn meines Lebens? In einem der bedeutendsten Werke der Reformationszeit, im Unterricht in der christlichen Reformation, der Institutio christianae religionis, werden diese Fragen so beantwortet: Ich bin da, um Gott und mich selbst zu erkennen. Dieses Erkennen ist nicht nur eine Sache des Verstandes. Gotteserkenntnis bedeutet eine innige Lebensgemeinschaft mit Gott. In ihr setze ich mein ganzes Vertrauen auf ihn. Ich richte mein ganzes Leben nach seinem Willen aus. Ich rufe ihn in allen Nöten an. Ich suche mein Heil und alles Gute bei ihm. - Wenn ich Gott auf diese Weise erkenne, ehre ich ihn. Darum gilt auch: Der Sinn meines Lebens besteht darin, Gott zu ehren. Dazu bin ich da. Darin erkenne ich auch mich selbst. Ich erkenne mich als Gottes Geschöpf, sehe dabei meine Schwächen und meine Schuld und erkenne mich doch als Mensch, der von Gott erwählt und geliebt ist.



Ich habe dem Herrn ere rechene Lehre wiidersprochen; Man hat ja die Adresse pr Mail angegeben; er ht sich sich nicht getraut, mi rrzu anworten; also meiner Ansicht über den Calvin , von Zweig, zu entgegnen. Amen für diesn Kirchenfunk!

*

Und, aja, auch Brecht führt eien Lise aan:

Geheimnis des All-Täglichen II: Einfach da sein

von Gotthard Fuchs, Wiesbaden, Katholische Kirche

Ach, wie sollen wir die kleine Rose buchen? / Plötzlich dunkelrot und jung und nah? /Ach, wir kamen nicht sie zu besuchen/Aber als wir kamen, war sie da.“  Bert Brechts Gedicht gibt zu denken. Da-sein ist nicht zu buchen und zu verrechnen, im Innehalten ist reines Erstaunen.  Dass diese erste Strophe sogar mit einem „Ach“ beginnt, verrät die völlige Überraschung. Mitten im ganz normalen Alltag taucht diese kleine Rose auf, und schon ist es vorbei mit dem üblichen Berechnen und Verrechnen. Schmerzhaft schön ist diese Unterbrechung.  Und die zweite Strophe führt dieses Staunen weiter.

Eh sie da war, ward sie nicht erwartet. /Als sie da war, ward sie kaum geglaubt. /Ach, zum Ziele kam, was nie gestartet. /Aber war es so nicht überhaupt?“  

>> Na, bitte, überraschen Sie sich mal: https://www.kirche-im-swr.de/beitraege/?id=33542


* * * *


Abef es gibt ja noch mehr Kirchenfunk-Foren:

Kirche im wdr


Katholisches Rundfunkreferat beim WDR
Wallrafplatz 7
50667 Köln
Tel. 0221 / 91 29 781
Fax 0221 / 27 84 74 06
www.kirche-im-wdr.de
E-Mail: info@katholisches-rundfunkreferat.de
Die Text-Rechte liegen bei den Autoren und beim Katholischen Rundfunkreferat. Verwendung nur zum privaten Gebrauch!Kirche in WDR 5 | 16.02.2023 06:55 Uhr | Willibert Pauels


Hände erzählen
Immer noch tobt der Krieg in der Ukraine. Immer noch, und nicht nur in dieser Region fließen Blut und Tränen, gibt es Schmerz und Leid. Und da soll man unbeschwert Karneval feiern, gerade heute an Weiberfastnacht? Ich muss da unweigerlich an die vielen Frauen denken,
die auf der Flucht sind oder auch waren, um herauszukommen aus der Not. Was also sagen in einer Morgenandacht an Weiberfastnacht? Was sagen von Gottes Güte, von Liebe und Trost? Ist das nicht alles ein Hohn?
So paradox es klingt: Gerade im Angesicht der entsetzlichen Abgründe dieser Welt hilft mir mein Glaube, um nicht zu verzweifeln. Ich will das erklären am Beispiel eines Bildes, aus den Anfängen des Überfallkrieges auf die Ukraine:
Es ist, unter den vielen entsetzlichen Bildern eines, welches mir nicht aus dem Sinn geht. Das Foto ging um die Welt. Es zeigt die Hand, einer Frau. Die Hand hat einen auffälligen Nagel-Schmuck und ist verdreckt. Todesstarr liegt sie ausgestreckt vom Körper der toten Frau. Sie ist durch eine russische Gewehrkugel ermordet worden. Der Name der Frau ist bekannt. Sie heißt Irina mit Vornamen. Wir wissen von ihr, weil ihre Tochter auf Insta
folgendes schrieb: "Mama, du hast mir immer geholfen. Du hast mir die Tränen weggewischt.
Mama, ich weine, niemand wischt mir die Tränen ab."[1]
Nein, die Hände von der toten Irina können nicht mehr die Tränen ihrer Tochter abwischen.
Dabei sind Hände so wichtig, sind Ausdruck von Leben, weil sie berühren – und das auch im übertragenen Sinne!
Ich finde die schönsten Sätze sind über die Hände des Menschen geschrieben worden. Da heißt es zum Beispiel in der Bibel (Jes 49,16): "Ich hab Dich in meine Hand geschrieben."
Und auch Johann Wolfgang von Goethe fasste seine vielleicht verblüffendste Liebeserklärung in einer betörenden Schlichtheit in einfache Worte. Da heißt es in etwa so: "Ach, dass ich das errungen habe. Deine Hand in meiner, fest und warm." Schließlich singt auf der ganzen Welt Abend für Abend die Kirche in Ihrem Stundengebet zum Abschluss des Tages bei der Komplet: "In manus tuas domine, commendo spiritum meum...“ "In deine Hände lege ich meinen Geist…“ Es ist der Satz, den Christus am Kreuz, als letzten seiner Worte als Mensch, spricht (Lk 23,46): "Abba – Papa – in Deine Hände lege ich meinen Geist". Nach meinem Verständnis ist dies die Zusammenfassung des gesamten christlichen Glaubens: Die unsterbliche Hoffnung, dass der Tod nicht das letzte Wort hat.
Und ich würde gerne der Tochter von Irina sagen, die um den Tod ihrer erschossenen Mutter in der Ukraine getrauert hat, weil die Mutter nicht mehr ihre Tränen trocknen konnte: "Es ist der auferstandene Christus, der Dir, liebe Tochter von Irina, die Tränen abwischen wird. Es ist das Licht von Ostern, welches die Dunkelheit von Schmerz, von Leid und Tod vertreiben
wird. Es ist die österliche Hoffnung, die mich davor bewahrt zu verzweifeln. Kein Diktator dieser Welt kann diese Hoffnung zerstören. Das verspreche ich Dir in Deine Hand liebes Kind, das Du um Deine Mama weinst.“
Aus Wipperfürth grüßt Sie Willibert Pauels
[1] Siehe: Franz Josef Wagner, in BILD, Februar 2022.

*

https://www.kirche-im-wdr.de/startseite?tx_krrprogram_pi1%5Baction%5D=makepdf&tx_krrprogram_pi1%5Bprogramuid%5D=95660&cHash=fdcb861d25729a5c1fe4c6e573ee4d51


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Ja, da wird ein Aphorismus zitiert, ohne Angabe von Grün/d/en, händsärmlig:

>> https://www.kirche-im-wdr.de/startseite?tx_krrprogram_pi1%5Bformatstation%5D=2&tx_krrprogram_pi1%5Bprogramuid%5D=92918&cHash=56db96e49558d951db68473f0e40b38b


Wenn Gott so schlechter Nachbar wäre,
Als ich bin und als du bist,
Wir hätten beide wenig Ehre;
Der läßt einen jeden, wie er ist.

Johann Wolfgang von Goethe

(1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger Dichtung

Quelle: Goethe, J. W., Gedichte. West-östlicher Divan, 1814 - 1819. Buch der Sprüche

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Nochmals #Goethe:

https://www.kirche-im-wdr.de/startseite?tx_krrprogram_pi1%5Baction%5D=makepdf&tx_krrprogram_pi1%5Bprogramuid%5D=90117&cHash=a46ed929839f71584b2108b110baa0c2

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Die subjetiv schönste, mir angenehmste Nenung?: Goethe und Macho Kaléko:

Von Dietmar Arends:

Autor: Guten Morgen!

Heute ist der Geburtstag von Mascha Kaléko. Sie wäre heute 112 Jahre alt geworden. Kennen Sie Mascha Kaléko? In einem Vorwort zu einem ihrer Bücher habe ich gelesen: Sie belegt Platz 2 auf der Verkaufsliste deutschsprachiger Gedichte. Und folgt damit direkt Goethe, der auf Platz eins steht.

Doch trotz ihres großen literarischen Erfolges ist Mascha Kaléko eher unbekannt geblieben. Vielleicht liegt das daran, dass sie Jüdin war und Deutschland in der Zeit des Nationalsozialismus verlassen musste.

Doch zuerst zurück in die Zeit ihres Schaffens ins Deutschland. Mascha Kaléko gehört in Berlin zu einem Kreis von Künstlerinnen und Künstlern, die sich Ende der zwanziger und Anfang der dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts im „Romanischen Café“ treffen. Hier sitzt sie mit Tucholsky, Kästner, Brecht und Ringelnatz zusammen und diskutiert.

In diesen Jahren hat sie ihre größten Erfolge als Schriftstellerin. Ihre Gedichte und ihre anderen Werke erscheinen in Zeitungen. Ein bekannter Verlag bringt ihre Werke heraus. Man kann ihre Gedichte beschreiben als eine Mischung aus Melancholie und Witz, Gefühl und Ironie. Damit erobert sie die Herzen vieler Leserinnen und Leser.

Doch dann ändert sich alles: Bald kann sie nichts mehr veröffentlichen. Ihre Bücher werden verboten. Die Dichterin wird von den Nationalsozialisten zur Aufgabe ihrer Karriere als Schriftstellerin gezwungen und letztlich auch zur Aufgabe ihrer Heimat.

Mascha Kaléko ist ein Flüchtlingskind gewesen - von klein auf. Schon als Kind fliehen ihre Eltern mit ihr aus dem heutigen Polen aus Angst vor Judenverfolgungen. Und nun verliert sie wieder alles. 1938 – gerade noch vor den Novemberpogromen – verlässt sie ihre Heimat Berlin. Mit ihrem Mann und dem gemeinsamen Sohn geht sie ins Exil nach New York, später nach Jerusalem.

Das Gefühl, eine Außenseiterin zu sein, die beständige Suche nach Heimat und großes Heimweh, prägen ihr gesamtes Leben und ihr literarisches Schaffen.

In einem ihrer Gedichte wirft Mascha Kaléko die Frage auf, ob irgendwer da ist, der das eigene Leben trägt und lenkt.

Sprecherin:

Einer ist da, der mich denkt.
Der mich atmet. Der mich lenkt.
Der mich schafft und meine Welt.
Der mich trägt und der mich hält.
Wer ist dieser Irgendwer?
Ist er ich? Und bin ich Er? (1)

Autor: Einer ist da, sagt die Dichterin. In kurzen Sätzen beschreibt sie, was dieser Eine tut. Er ist da. Er denkt mich. Er atmet mich. Er lenkt mich. Er schafft mich. Er trägt mich. Er hält mich. Wer dieser Eine ist, der „Irgendwer“, darauf gibt Kaléko keine Antwort.

Doch auf dem Hintergrund des jüdischen Glaubens, in dem sie aufgewachsen ist, und der Grundlage auch des christlichen Glaubens ist, legt sich eine Antwort nahe.

Am Anfang der Bibel wird erzählt, wie Gott sich den Menschen und die Welt denkt und wie er sie erschafft. Atem haucht er seinen Geschöpfen ein. Er stellt Lebensraum und Lebensmittel zur Verfügung. Und immer wieder verspricht er den Menschen für sie da zu sein, ihnen Halt zu geben, sie zu tragen.

Für mich ist Gott dieser Eine, dieser „Irgendwer“, von dem die Dichterin hier spricht. Er ist es, der mir mein Leben schenkt und der es trägt und lenkt.

So erfahre ich Gott und wünsche Ihnen ähnliche Erfahrungen!

Es grüßt Sie, Landessuperintendent Dietmar Arends aus Detmold.

( 1 ) Mascha Kaléko, In meinen Träumen läutet es Sturm. Gedichte und Epigramme aus dem Nachlass, München, 21. Aufl., 2001, S. 84.

>> https://www.kirche-im-wdr.de/startseite?tx_krrprogram_pi1%5Bformatstation%5D=5&tx_krrprogram_pi1%5Bprogramuid%5D=88367&cHash=4e690e29d17794dd5d7ec24f445709e1

*

Danke: Ihnen: mit einem Goethe-Gruß:

Durch Stolpern kommt man bisweilen weiter; man darf nur nicht fallen und liegenbleiben. (Johann Wolfgang von Goethe, - J. W., Gespräche. Mit Johann Christian Mahr, Ende August 1831.

*

Herrn Willibert Pauels:

An Weiberfastnacht.Irgendwas über Goethe; wer weiss es nicht so geSau, äh: -nau:

Wolfgang von Goethe fasste seine vielleicht verblüffendste Liebeserklärung in einer betörenden Schlichtheit in einfache Worte. Da heißt es in etwa so: "Ach, dass ich das errungen habe. Deine Hand in meiner, fest und war."

- Yeah, er könnte es besser wissen; wenn er es schon genau zitiert; wenn man schon in der BILD nachlesen muss über das Schicksal der "Irina"- dann doch auch ... über Goethe?

https://www.kirche-im-wdr.de/startseite?tx_krrprogram_pi1%5Bformatstation%5D=5&tx_krrprogram_pi1%5Bprogramuid%5D=95660&cHash=446f04caa43888e7ddcc66ead7f8229f
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, er autcoret innerhalb ungetzer Fist. Er ha auch keine Ziataionshile; abr er ha es gshört.

Ach: Wo – in den Bütt-Reden?

Nee, ich habe es nicht gefunden; nicht  im Internet, nicht in meinem Goethe-Schatz:Lexikon der Goethe-Zitate von Richard Dobel. München (1999).

- Wenn Herr Pauels mir antworten könnte, wenn er aus-gelacht hat, so am Aschermittwoch?

Also. JWG-Grüße:  AStR - RE

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*] Goethe-Kritiken, wie ich sie im AnLaut des Beitrags meinte, bitte sehr: Goethe


GoetheEr war nunmehr der Länder satt,
Wo man so viele Kreuze hat
Und man für lauter Kreuz und Christ
Ihn eben und sein Kreuz vergißt.

Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), - Goethe, Der ewige Jude. Versepos. Ein Fragment, 1774; Erstdruck 1836. Des ewigen Juden erster Fetzen.


In diesesm Artikel von  U. H. ... können sich alle Predigt-Scheiber*innen nähren:

https://ursulahomann.de/GoetheUndDieReligion/komplett.html