Mittwoch, 26. August 2020

Erlebnisse ... in Schule ... und der ExKursion (nach Berlin)

l< Wolfgang Borchert; Wikipedia-Bild>

Von den Tränen der Haut eines Schauspielers

 

Erinnerungen an den Unterricht auf der Gaesdonck und an eine Studienfahrt nach Berlin 1963 - 1965 Als wir, im Jahre 1963 eine Schülergruppe in Berlin waren; und es war ein schöner Herbst – in einer alten Villa in Wandsbeck, mit dem großzügigen Charme der Vergeblichkeit, oder soll ich sagen: des Verfalls oder des Scheins auf Feldbetten? 

Was wir von der Senatsstelle vermittelt bekamen, waren zweimal Abendkarten, ein Ausflug durch Westberlin im einem Bus - und eine Erkundung in einer Ecke der Reichstagsgebäudes, als politische Information - Ja, es war gerade der 13. August gewesen, mit den hektischen Erscheinungen der hilflosen Politik; auf der Fahrt konnten wir nichts durch das Brandenburger Tor in den Osten schauen; die großen Torbögen waren verhangen von schweren DDR-Fahnentüchern. Vom Besuch der Theatergruppe der Wüllmäuse erinnere ich mich nicht; alles war von denn hektischen Gerede der Berliner Schnauzen und den prustenden Gelärm der Besucher, nicht für Landpomeranzen wie uns. Aber am Mittwochabends konnten wir in die sagenhafte Katakombe besuchen, mit den Karten von Westberliner Senat: Was mich da erschütterte: Wir saßen in einem länglichen Raum in der ersten Reihe, rechts, mit den Augen zur Bühne - und e r l e b t e n   Borcherts Theaterstück Draußen vor der Tür (geschrieben 1946/47) – Ein Stück, das kein Theater spielen und kein Publikum sehen will, das mich so stark überraschte, dass ich nicht mehr weiß, ob wie oder was wir des Autors und der Thematik – Heimkehr nach dem Krieg und die Veramtwortung des Friedens – gedachten - nee, es wurde nicht besprochen - ich weiss es ... - unser Pauker war hilflos, ein Latein- und Griechischlehrer; (professionell) geistig verwundet vom Krieg, den er an der Küste der Normandie (über-)lebt hatte; und in jeder Caesar-Stunde erzählte, wenn er von einem darauf trainierten Schüler daraufhin gekitzelt wurde ... 

Ja, Borchert: Ich habe zwar eine Taschentuchenausgabe, aus dem Januar 1962 (364 - 393. Tausend) des Rowohlt Taschenbuchverlags, die ich damals drei Jahre vor dem Abitur (Ostern 1965) gekauft haben muss. Aber ich kann mich nicht erinnern, dass irgendjemand den Borchert oder vergleichbare Stücke und Kurzgeschichten (von Borchert, Brecht, Böll...) bis zum Abitur zur (deutschen) Sprache brachte, kein Lehrer, kein Präses, kein Präfekt. 

Auch kein Schüler, der mir beigestanden wäre. Alles von der Geschichte oder Literatur 1933 bis 1960 blieb unter Verschluss. Aus meinen Schulerinnerungen, die ich seit 1980 aufschrieb unter dem Titel Quetschungen

Und wie waren sie denn vorbereitet? Im letzten Aufsatz vor dem Abitur: Thema 1: Hugo von Hofmansthal: „Weltgeheimnis“ - Interpretation. - Thema 2: Versuchen Sie, die Erzählung „Der Kübelreiter“ von Franz Kafka zu deuten! Da knitzschnitzundknabbert er noch heute an der Frage: Aber, haben sie den Faust II überhaupt gelesen..? Oder sollte dort ein interpretatorisches Harakiri eingeübt werden? Er nahm sich in der Klausur den Kafka vor (auch ohne jede Vorkenntnis von seinen Parabeln- nichts da im Untericht!!). Er, der Ungeübte, spürte die Kalt-Warm-Metaphorik der Winterwelt und die Kälte-Beziehungen unter den Menschen, aja ein Ehepaar war's.. Aber, laut Deutschlehrer, hatte Kafka die Gut-Böse-Relation gewählt als das Fass-; Pardon der Schlitten, den er für seine Intention aufgemacht, äh, aufgemöbelt hatte. Gemäß dem letzten Fluch (ja, von wem denn?): "Du Böse! Um eine Schaufel von der schlechtesten [Kohle] habe ich gebeten, und du hast sie mir nicht gegeben.“ 

Aber diese Erinnerung: Ich auf der Fahrt (in der Klasse) nach Berlin (1963) Mit unserem Klassenlehrer, der mit uns seinen letzten Jahrgang betreute, noch kurz vorher zum Oberstudienrat - Dr. V. (der nie von seinem Doktorthemas uns was erzählte, aber auch schicklicherweise nie gefragt wurde) - ernannt worden war und später mit uns seinen Abschied von der Gaesdonck nahm: 

Ja, sie wohnten in einer Dahlemer Villa, in der der große Empfangssalon im Erdgeschoss für Schüler mit Feldbetten (auf denen es wollig&warm war) ausgestattet war. Unser Pauker war in einem soliden Zimmer untergebracht und schlief nachts selig (weil wir ihn in Ruhe ließen). 

Die pure DDR-Wirklichkeit nahmen wir vom ungefährdeten Westen her in Augenschein: Ein Blick von einer großen Bühnenempore vor der Mauer hinüber zum Brandenburger Tor: Äh, ja, es war in seinen Durchfahrten mit großen Fahnentüchern verhängt: schwarz-rot-golden mit Hammer und Sicherheits-Sichel, damit der Blick nach drüben nicht so gnadenlos mitleidig ausfallen konnte. Die Standardinformation, abgeholt bei den Westberliner Behörden, dann die Busrundfahrt, garniert mit Berliner Witzsprüchlein, von der schwangeren Aster. Abends in Berlin: Wie wir die Abende verbrachten? Zwei Erlebnisse sind ihm geblieben:

 In einem Kellertheater wurde Borcherts pazifistisches Heimkehrerdrama „Draußen vor der Tür" aufgeführt. Die Zuschauer saßen in einem langgestreckten Raum in mehreren Reihen einander gegenüber, etwa wohl vier m in Nahdistanz. Zwischen den Stuhl- und Bankreihen eine Spielfläche wie ein schmaler Gang, ein sparam unterschiedlich ausstaffierter Laufsteeg. Die Schauspieler in handgreiflicher Nähe. Ich sah den (laut Drehbuch) rülpsenden T o d als eine schwitzende, alte Person vor mir; ich sah seine Schweißtropfen auf der Stirn und die Wangen herunter laufen, im Nacken und am Hals runter: Ein Mann, der sicherlich auch anderswo gut den geachteten Patron einer Schauspieltruppe abgeben könnte. Ja, er hatte wohl Erinnrungen an den Krieg - >> Erst mehr als dreißig Jahre später, während des Golfkrieges sah er eine ähnlich erschütternde Inszenierung der Menschheitsgeschichte, in der unsereiner nicht weiß, warum andere als Feinde, getötet werden, wo Soldaten zu Mördern werden, weil sie nicht in der Lage waren, sich politisch und wirtschaftlich schon lange im Vorfeld eines Krieges sich zu wehren lernen und den Mordbefehlen zu widerstehen versuchen. >> Es gilt noch immer Friedrich des Großen böses Wort von den Soldaten, dass sie zu dämlich sind, fortzulaufen. Nachmittags, äh: in Berlin: Am Sonntag hatten wir frei, zu eigener Verfügung. (? Hatten wir frei: Der Stadt, also der City zu: An einer Ecke sahen wir zwei Stadtmietzen, vulgus: Prostituierte. Einer von uns Dreien, aus der (äh:) Großstadt Krefeld - nahm sie zur Kenntnis, erwog sogar seine männlichen Möglichkeiten. Aber er verzichtete, weil wir - die beiden Tussis - zu lahm waren: „zu inaktiv“. (Das Foto von der Sraaßenecke habe ich später vernichtet, kann aber diese Kurve nie vergessen. Von der plakatierten Kinowerbung angezogen, nahmen wir um 18 Uhr Platz zu Rolf Thieles Film "Moral 63“. Wir hatten von dem einen oder dem anderen, von nichts Ahnung und auch kein Bedürfnis einer geschmacklichen Weiterbildung. Was andere schrieben, blieb uns fremd: „Die frech gemeinte Satire über Doppelmoral kommt selber voyeuristisch daher." Fazit: Moral? 1963 waren alle scharf auf Nadja (Tiller)!“ So konnte ich die Substanz des Films nicht be-nennen; geübt wurde das nie: Etwas benennen, was auffällig ist; dann kritisieren mit themen-spezischen Sachverstand! (Äh...?) Und in die Zeit (in der Unterprrima) fiel mein von mir nicht geplanter Abschied von der Gaesdonck: Aus welchen Grund - sagte der Präses aus scheiterem Himmel einmal: "Ich könnte wieder von Goch aus zum Unterricht kommen"; obwohl er schon seit mehr als zwei Jahren daraus aus war, keine Externen mehr ausfzunehmen; äh: "wegen der Unruhe, die solche externen Schüler verursachen!" Vielleicht hatte es ihn beindruckt, dass ich einmal einen schüchternen Versuch in unser Klassegruppe unterahm, als ein Kollege ('Kamerad' wäre nie mein Ausdruck für einen Klassentypen), als er das E s s e n auf der Ga. anmeckern (ja, ganz völlig in der Audrucksweise) wollte – da sagte ich einen Satz, der über 60er Jahre hinaus gilt: „Bei uns zu Hause haben wir manchmal am Sonntag nicht so ein Essen, wie wie in der Woche haben.“ Schluß der Versammlung einer Aussprache - frei zum erbetenen Gespräch. (Wie der Quatschende d a s ausbaden m ü s s t e; seine Eltern mussten wohl wieder eine Sprende raus-hauen, von Hof zu Hof - vom Bauernhof zur Gaesdonck!- 1 9 6 3 - eine Klasse auf dem Gelände des Freien Universtiät, Westberlin. - 

Ein Mitschüler hat einen Text zu unser Berlin-Fahrt geschrieben (Edwin M. in: Gaesdoncker Blätter 1964, S. 53): Berliner Eindrucke, ein hübscher Text mit passender politischer GeSinnung, äh, Intention. Da steht das mit dem Grafen von Luxemburg oder mit "Annie Get Your Gun" als Termine der Volksbelustigung: Was andere besucht haben, weiss ich nicht mehr: aber dieser fidele Jux mit Operette und Musical habe nicht erlebt. Da muss es also differierende, weil sachliche EinDrücke geben haben. 

Wer in dem Borchert-Stück war und diese Sätze erlebt hatte (und wieder vergessen hat -) – würde mich interessieren. DER ALTE MANN (nicht jämmerlich, sondern erschüttert):Kinder, Kinder ! Meine Kinder! BEERDIGUNGSUNTERNEHMER: Warum weinst du denn, Alter ? DER ALTE MANN: Weil ich es nicht ändern kann, oh, weil ich es nicht ändern kann. BEERDIGUNGSUNTERNEHMER: Rums ! Tschuldigung ! Das ist allerdings schlecht. Aber deswegen braucht man doch nicht gleich loszulegen wie eine verlassene Braut. Rums ! Tschuldigung ! DER ALTE MANN: Oh, meine Kinder ! Es sind doch alles meine Kinder ! BEERDIgUNgSUNTERNEHMER: Oho, wer bist du denn ? DER ALTE MANN: Der Gott, an den keiner mehr glaubt. BEERDIGUNGSUNTERNEHMER: Und darum weinst du ? Rums ! Tschuldigung ! GOTT: Weil ich es nicht ändern kann. Sie erschießen sich. Sie hängen sich auf. Sie ersaufen sich. Sie ermorden sich, heute hundert, morgen hunderttausend. Und ich, ich kann es nicht ändern. BEERDIGUNGSUNTERNEHMER: Finster, finster, Alter. Sehr finster. Aber es glaubt eben keiner mehr an dich, das ist es. GOTT: Sehr finster. Ich bin der Gott, an den keiner mehr glaubt. Sehr finster. Und ich kann es nicht ändern, meine Kinder, ich kann es nicht ändern. Finster, finster. BEERDIGUNGSUNTERNEHMER: Rums ! Tschuldigung ! Wie die Fliegen ! Rums ! Verflucht ! GOTT: Warum rülpsen Sie denn fortwährend so ekelhaft ? Das ist ja entsetzlich ! BEERDIGUNgSUNTERNEHMER: Ja ja, greulich ! Ganz greulich. Berufskrankheit. Ich bin Beerdigungsunter-nehmer. GOTT: Der Tod ? Du hast es gut ! Du bist der neue Gott. An dich glauben sie. Dich lieben sie. Dich fürchten sie. Du bist unumstößlich. Dich kann keiner leugnen. Keiner lästern. Ja, du hast es gut. Du bist der neue Gott. An Dir kommt keiner vorbei. Du bist der neue Gott, Tod, aber Du bist fett geworden. Dich hab ich doch ganz anders in Erinnerung. Viel magerer, dürrer, knochiger. Du bist aber rund und fett und gut gelaunt. Der alte Tod sah immer so verhungert aus. TOD: Na ja, ich habe in diesem Jahrhundert ein bisschen Fett angesetzt. Das Geschäft ging gut. (…) *(Aus: W.B.: Draußen vor der Tür. Ein Stück, das kein Theater spielen will und kein Publikum sehen will. - Das Vorspiel. In: W.B.: Das Gesamtwrk. 1949/1989. S. 104f.) - 

Nein, das „R u m s“ des Schauspielers war nicht un-angnehem; es war echt, sagt man: authentisch? Ich glaube noch heute, dass ich es 1963 gehört habe: Das „R u m s“ - das Rülps-Chen - schließt so viele Sünden ein, die G o t t (wie wir es glauben und von der Kirche gelehrt kriegen: Sklaventum. Krieg. Herrentum. Antifeminismsus. Sexuelle Übergriffe. Ausschluss von Frauen, Laien und ... - es ist ein ewiges Leiden - ein Masturbieren - der Männer contra die Frauen und die Kinder, den Hilfsbedüftigen 

* * >> Von Wolfdietrich Schnurre (1920 -1989), dem Berliner Dichter, der mir ein zuverlässiger Gewährsmann (neben Borchert und Böll der dritte Poet meiner Tage im Internet) stand in der OI im Jahre 1964 als erste Klassenarbeit eine Interpretation an zu seinem Text Blau mit goldenen Streifen (Gaesdoncker Blätter S. 43). Die Kernszene des Textes, ich hatte sie schnell ausgemacht, lautet so: „(Es) roch gnau so, Herr Richter, wie damls als se meine Großmutter aufgebahrt hatten; so - so süßlich; wie oller Kuchen, der mit Mottenpulver bestreut worden is.“ 

Egal, wie der Spirit-Abzug von welchem Buch entnommen, er war verkürzt, wie ich es später von meiner Ausgabe kontrollierte, (1958. S. 57 - 64; was beim episodischen Ablauf des Gerichtsverhndlung nicht schlimm war für das Entsetzen; aber es ver-setzte mich mit dem Tod des Schüler durch diesen allegorischen Schock des Wiedererkennens. 

Das muss ich erklären: Unser Klassenkamerad Carl Jürgen Peters, der uns in der UII hat (in den Gaedoncker Blätter Juli 1962, S. 57) ein ehrendes Gedächtnis mit einen prägnanten Foto gefunden hat, das mich wohl für ewig illuminiert: Mit ihm ergibt sich für mich ein ehrendes Gedächtnis, dass wir, ohne dass die AnRegung von uns ausgegagen war, wir zu zweit eine Stunde mit ihm, also am offenen Sarg in der (späteren) Muttergotteskapelle der G. - ich mit einem Genossen, von 12 – 13 Uhr nachts gegenüber - betend vertraut waren. Der süße Geruch, der vom Toten, der an einer Lebervergiftung gestorben war, ausging, blieb mir so tief in meinem Psycho-nasalen Gedächtnis, (die mir dann 60 Jahre lang überschüssige, allergische Reaktionen, ob Atemwegserkankungen oder Kehlkopfentzündungen) bereiteten. Gerüche, die nie vergehen ...

Nee, nun, Schnurre: Ich mied den tollen (dem Syndrom Berlin in der Thematik und in der Sprache adäquanten) Text und nahm vorlieb mit Mörikes Lyrik „An einem Wintermorgen, vor Sonnenaugang.“ (ohne das ich wusste, wie man/SchülerChen eine solche Interpration schreiben könnte: Es war eine Klassen-Arbeit; wieder aus heiterem Hamm-, äh, Himmel. 

Dass ich Borchert als den großen Nachkriegsdichter treu blieb (auch in meinem eigenen Schreiben), gerade weil er in meiner Klasse und auf dem Kasten (ja, im Fach Deutsch) völlig unbeachtet blieb, führe ich auch zurück auf die Tränen auf der Haut eines Schauspielers, als er mir vor-spach expressis verbis, regelrecht exclusiv: Draußen vor der Tür

Mit diesem und allen seinen Texten hat er mein HerzChen berührt, dass es anders schlug, als in einer dürftigen Klasse und den priesterlichen oder quasi-geistigen Potentaten (Präsens&Direx&Präfekten&Llehers) des Kastens es angenehm war. Aber kein Schriftsteller, wie es Borchert forderte:

Wolfgang Borchert. Der Schriftsteller:

Der Schriftsteller muß dem Haus, an dem alle bauen, den Na­men geben. Auch den verschiedenen Räumen. Er muß das Kran­kenzimmer «Das traurige Zimmer» nennen, die Dachkammer «Das windige» und den Keller «Das düstere». Er darf den Keller nicht «Das schöne Zimmer» nennen.

Wenn man ihm keinen Bleistift gibt, muß er verzweifeln vor Qual. Er muß versuchen, mit dem Löffelstiel an die Wand zu rit­zen. Wie im Gefängnis: Dies ist ein häßliches Loch. Wenn er das nicht tut in seiner Not, ist er nicht echt. Man sollte ihn zu den Straßenkehrern schicken.

Wenn man seine Briefe in anderen Häusern liest, muß man wis­sen. Aha. Ja. So also sind sie in jenem Haus. Es ist egal, ob er groß oder klein schreibt. Aber er muß leserlich schreiben. Er darf in dem Haus die Dachkammer bewohnen. Dort hat man die toll­sten Aussichten. Toll, das ist schön und grausig. Es ist einsam da oben. Und es ist da am kältesten und am heißesten.

Wenn der Steinhauer Wilhelm Schröder den Schriftsteller in der Dachkammer besucht, kann ihm womöglich schwindelig werden.

Darauf darf der Schriftsteller keine Rücksicht nehmen. Herr Schröder muß sich an die Höhe gewöhnen. Sie wird ihm gut tun.

Nachts darf der Schriftsteller die Sterne begucken. Aber wehe ihm, wenn er nicht fühlt, daß sein Haus in Gefahr ist. Dann muß er posaunen, bis ihm die Lungen platzen!

(W. B. Das Gesamtwerk. S. 285; ein nachgelassener Text, zuerst gedruckt 1949)

Yeah und nochmals Borchert, wie er es be-scchreibt (als Autor): Nachts darf der Schriftsteller die Sterne begucken. Aber wehe ihm, wenn er nicht fühlt, dass sein H a u s in Gefahr ist. Dann "muß er posaunen, bis ihm die Lungen platzen!" (Wolfgang Borchert. Der Schriftsteller)

Soweit meine Erfahrungen in poeticis... - Ein Carpe diem habe ich noch nicht gefunden. 

* Wenn es denn Schüler gibt, die meine Erinnerungen von 1959 – 1965 über-lesen wollen, äh: wollten  oder könnten – bitte sehr, ich stehe zur Verfügung: anton@reyntjes.de  -2022)

Auf der Heide

 

Auf der Heide

Oder:

Wenn Kevelaer ruft

 

"Ja, der Opa, auf der Heide! De Schwatte! - Der Alte, der immer auf dem Fahrrade durchs Feld bei Derks die Abkürzung nimmt, um nach Kevelaer zu fahren!"

Wie heilig!“

"Ach, der Heilige Ömmes!"

Gestern ist der abgeholt worden!

Von der Kripo!

    Da bellten seine Hunde.

    Und die dicke Tante bettelte.

    War ja auch komisch, dass der jeden Sonntag zum Gnadenbild der Heiligen Mutter Gottes - der Trösterin der Betrübten - fuhr. So fromm war der gar nicht. Da haben sie sich schon immer gewundert. Unter der Woche tut es ihm hier weh (sie griff in die Leiste) und tut es ihm da weh (sie ächzte und zeigte auf das verlängerte Hinterteil). Da bin ich mal gespannt, was morgen in der Zeitung steht. Der Theo sagt ja gar nichts, nee, nee!"

Theo war Kriminalbeamter und hielt sich aus der Sache heraus. „Der muß ja nur über den Misthaufen und steht schon bei Opa Aschbach im Schlafzimmer."

Er hörte viel Gewisper, und sagenhaft wichtige Eilmeldungen erzählten sich die Großen.

Oppa Aschbachs Hinern“ -"Wichsen!" hörte er. Und der macht das mit Schuhwichse, das Schwein! Immer den jungen Weibern am Rock. So einer. Da betet er, und dann schleicht er sich in eine Prozession und versaut die jungen Mädchen." - "Wieviel kriegt der denn dafür?"

Später, als er einmal vom Tod des alten Junggesellen hörte, schaute er in einem Strafgesetzbuch, Taschenbuchausgabe nach; aber er fand keinen besonderen Begriff für diese Perversion; nichts paßte; und Exhibitionismus war es ja nicht; aber wenn er damit verband? Konnte man das: Scherchen, Rasiermesser und Dreckszeug wie Bohnerwachs oder Schuhcreme in der einen Hand - und dann -? Wahrscheinlich, so erfuhr er später, waren Oppa Aschbachs Schmutzfinkereien als Erregung öffentlichen Ärgernisses verurteilt worden.

Strafrechtlich gibt es dafür einen Namen.

Und Wikipedia sorgt dafür, dss der katholische Codex nihct vergessen wird:

Der Codex Iuris Canonici von 1983 enthält die Regelung, dass „Erregung öffentlichen Ärgernisses“ ein Ausschlussgrund für die Gewährung eines kirchlichen Begräbnisses sein kann.[4] - Abruf 26.08.2020 -


Kulturhistorisches:

Eine Anekdote zum Haarzopfabschneiden:

https://de.wikisource.org/wiki/Der_Zopfabschneider_vor_Gericht


Oder von den Paraphilien:

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Paraphilien

(besonders die Para-Philien:

Trichophilie, Haarfetisch

Haar[41], es kann sich erstrecken bis hin zum Haarabschneiden (Zopfabschneider).[55] Abruf am 26.08.2020-