Samstag, 27. Juli 2024

Von Benn - Herrn G o t t f r i e d B e n n gesprochen -

 

 


Vom Oleander, auf dem Balkon Sommer 2024 - gesprochen:









Nach-HILFE für Alternativ-Linge


Brief am 14. September - Herrn Renner (wg. seiner Rede im Bundestag geschuldet dem Zitat von Gottfried Benn: Oder – ähnlich, ging die Rede zu Ende: „Das Abendland geht nicht zugrunde an den totalitären Systemen, auch nicht an seiner geistigen Armut, sondern an dem hündischen Kriechen seiner Intelligenz vor den politischen Zweckmäßigkeiten." (Es sei zitiert Gottfried Benn).



An

„Herrn Renner“ (13.09.2018):

Betr.: Gottfried Benn:


Sie sind Ordentliches Mitglied im „Ausschuss für Kultur und Medien“. Ich möchte Sie auffordern, mir zu helfen, das Gottfried-Benn-Zitat, das Sie heute morgen in Berlin gebraucht haben, zu verifizieren:

“Das Abendland geht nicht zugrunde an totalitären Systemen, auch nicht an seiner geistigen Armut, sondern an dem hündischen Kriechen seiner Intelligenz vor den politischen Zweckmäßigkeiten.”

Im Werk, in Briefen, in irgendeiner Biografie?

*

„Das Abendland geht nicht zugrunde an den totalitären Systemen, auch nicht an seiner geistigen Armut, sondern an dem hündischen Kriechen seiner Intelligenz vor den politischen Zweckmäßigkeiten." (So verfiziert im Internet.)



Brief an Herrn Renner (am 14.09. 2018):

In Ergänzung zu meinem Brief - und ich habe mit meinem Benn-Büchern einen schräg/schönen/vergnüglichen Nachmittag beschäftigt):

Benn wörtlich: Ich komme mir vor wie jemand, der seinen Fuß zwischen eine Tür gestellt u. geklemmt hat, aber“ die Tür geht nicht auf. Der Raum, in den sie führt, ist ja schließlich auch imaginär u. langweilig u. von anderen besetzt. Die deutsche, die abendländische Öffentlichkeit ist doch nur noch eine Latrine, auf der die politisch Privilegierten publizistisch unter sich lassen. Der Raum ist eng u. sein Aroma schlecht. Das Abendland geht ja garnicht an Totalitarismus u. S. S. zu Grunde, auch nicht an materieller Verarmung und den Gottwalds und Molotows, sondern dem hündischen Kriechen seiner Intelligenz vor den politischen Begriffen.“ (Original im Brief an F. W. Oelze Nr. 372; Namen können Sie ergoogeln!)

Also vom „hündischen Kriechen...“. Zu finden ist das Zitat (im größeren Zusammenhang, wenn Benn so gerne vom „Abendland“ großmundig schwätzte und sein Freund es gerne hörte) im Brief an F. W. Oelze (Bd. 1945 – 1949. Frankfurt/M, im Fischer Taschenbuchverlag. Mai 1982, Nr. 372 vom 15.IV.1948), S. 136 ff.)

Ich gebe keinen DEUT auf die Briefe und „philosophischen Schriften“ von Gottfried Benn. Seine Lyrik ist mir wahrhaft kostbar – und Sie werden keinen Deutel aus ihnen schöpfen, wenn sie in der AfD et coram Bundestag rumdeuteln wollen.

Okay: So formuliert ein Niederländer, der ich von 1944 bis 1969 war, bevor ich Deutscher in Europa wurde: „Ik geef er geen' koperen duit voor (Dafür geb' ich keinen kupfernen Deut), aber auch in der deutschen Sprache gilt: Aus Nationalem oder Emotionalem oder braucht mensch in der politischen Sprache keinen Deut auszudrücken, wenn er dem.


Ob dem Benn auf Maul zu schauen – oder dem Luther in seinem Lebenswerks – Man müsste als eine „Alternative“ erkennen, dass Luther immer mehr sprachmalerische Formulierungen entdeckte; der Preis dafür ist manchmal eine größere Entfernung vom Grundtext. Dass die ästhetische Qualität zum Erfolg seiner Übersetzung beitrug, fiel auch Gegnern auf: „Er [Luther] deudtschts nach dem Klange...“

Und was so im Bundestag gedeutelt wird: Das GeRede der AfD hat keinen Klang, keine Volksstümlichkeit, dies irgendwie dem Poeten (Benn) oder dem Volke (der Deutschen, einschließlich Europe) entsprächen. Sie, die Sprache der AfD, wie Benn es 1948 schrieb, entspricht: „Der Raum ist eng und sein Aroma schlecht.“ - Und wenn die AfD nach draußen, in die Städte geht, gerät das Gerede zur Hetze. Es fehlt die deutsche Denke, wie eine Anekdote 1849 uns lehren kann, als man die deutsche Republik realiter lobte, um sie zu erfinden:

„ Es machte einen tiefen Eindruck, als der Soldat Denk in fließender Rede seine Begeisterung für Durchführung der Reichsverfassung zu Gunsten des deutschen Volkes aussprach; aus vieler Tausende Mund erscholl ein donnerndes Hoch!“ (Neue Rheinische Zeitung. Nr. 300. Köln, 17. Mai 1849)

Herr Martin Erwin Renner, AfD, Sie geben „Diplom-Betriebswirt“, als Beruf; ich möchte Sie bitten, dass Sie Fragen wie Zitate oder Schriftsteller aus medial oder literarisch kundiger Hand klären lassen, bevor Sie an die Öffentlichkeit treten. Und Ihr Gepäck als „Alternative“-Vertreter müssen Sie schon begründeter vortragen, um nicht ad absurdum zu wirken.


Vom „hündischen Kriechen“ - Benn hat in seiner Lebensspur seine Spuren zuerst in einem lyrischen Werk von Verkrebsten, von Leichen gar – dann in der Appetenz des faschistischen Gestanks – und nach dem Krieg von 1945 an im Dunstkreis der Militärischen, denen er sein Überleben in „Deutschen Reich“ („unter den Offizieren“) verdankte. Er ist – schon früh-senil, ein alter Mann; und sich nie „gemein“ (d. h. hier verfassungstreu) gemacht mit den Politikern oder den wahren Intellektuellen der Verfassung oder in den Universitäten der BRD. Nein, er war ein ewig alter Mann, und hat seine Begriffe von den Griechen hergeleitet: „Zoon politikon ein griechischer Mißgriff, eine Balkanidee! Wer für die politische Welt plädiert, kann das nur als Kaprice tnn“ (Aus: Der Glasbläser. In: „Der Ptolemäer“). Oder im „Berliner Brief, Juli 1948“ führt er genau dieses misanthropische Geschwätz des „Zoon politikon“ weiter: „– das ist der Keim des Untergangs, der sich jetzt vollzieht“. Benns Leben war zu allen Zeiten ein „hündisches Kriechen“ im Prekariat des Unterleib oder bei den Faschisten oder im Offizierswesen - oder im Lyrischen metaphorisch taumelnd von den Verfallsideen des Menschen.


Wenn S i e oder Ihr Fähnlein der „Alternativlingen“ in der Generaldebatte, die heuer läuft bei TV PHOENIX, sind über Alter und Dummheit erklären wollen – schlagen ich Ihnen ein gesichertes Zitat von Einstein vors Gesicht: "Die Majorität der Dummen ist unüberwindbar und für alle Zeiten gesichert. Der Schrecken ihrer Tyrannei ist indessen gemildert durch Mangel an Konsequenz." (In: „Neun Aphorismen, in: Essays Presented to Leo Baeck on the Occasion of his Eightieth Birthday, London, East And West Library, 1954)

* *

Es ist das frühe oder späte „Hodenglück“, am deutlichsten im Erguss des Faschismus.

In einigen wenigen Lyrismen von “Fernen“ vom „Blau“können Männer oder Männchen sich berauschen an … Metaphern ...

„Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit Radius Null - und das nennen sie ihren Stand-punkt.“ (Albert Einstein)


Von Bennschen „Kommt“, die 3. und 4. leicht ge-deutete Strophe):


Allein in deiner Wüste,
in deinem Gobigraun –
du einsamst, keine Büste,
kein Zwiespruch, keine Fraun,


und schon so nah den Klippen,
du kennst dein schwaches Boot –
kommt, öffnet doch die Lippen,
wer deutet*), ist nicht tot.
(1955)

*) Notabene: Hier habe ich den Poet HB „willkürlich gedeutet“, es muss „redet“ heißen.

Post Scriptum:

Äh: I H R E Deutung?


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