Samstag, 1. Juni 2024

Bericht vom Autor Laurenz van der L i n d e:

 

Berghütte in Randa (Aufnahme 2001)



Mein Lehrer, als Autor: Laurenz van der  
L i n d e:

Eine Schweizfahrt Gaesdoncker Schüler [1960]

(In: Gaesdoncker Blätter..1961. S. 45f.)


Äh, ja, nachzutragen, Text und Bilder: >> von heute (2024): https://www.gaesdonck.de/randa-unsere-berghuette-in-der-schweiz

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[V.d.L.:] Wenn man bei Visp im Schweizer Kanton Wallis das Rhonetal verläßt und nach Süden wandert, kommt man in das rings von schneebedeckten Bergen und Gletschern umsäumte Mattertal, ein großartiges Stück Alpenwelt. Fern von Touristenlärm bietet es viele Möglichkeiten, die Schönheit der Berge zu ergründen, ihre Pracht zu erleben. Am Ende des Tales liegt Zermatt, ein Treffpunkt von Bergsteigern aus aller Welt. Etwa auf der Mitte zwischen Visp und Zermatt, in einer Höhe von 1200 Metern, findet man das Dörfchen Herbriggen; wo die steil aufragenden Felswände nur wenige Steinwürfe voneinander entfernt sind, wohnen rings um ein Kirchlein einige Bergbauern und Handwerker, die in der Abgeschiedenheit der Bergwelt ihr hartes und mühsames Leben führen.

Im Schulhaus von Herbriggen herrschte in den Sommerferien reges Leben, als eine Gruppe Gaesdoncker Schüler dort ihr Quartier bezogen hatte. Präses Dr. Reher-Baumeister führte unter Begleitung von Studienassessor van der Linde 17 Schüler aus den Klassen Untertertia bis Unterprima zu einem Ferienaufenthalt vom 24. Juli bis zum 15. August 1960 in die Walliser Alpen. Die Jungen, die mit prächtiger Laune, zünftigen Bergschuhen und reichlichem Proviant die Fahrt angetreten hatten, erlebten hier drei Wochen in froher Gemeinschaft mit unvergeßlichen Wanderungen

auf grünen Matten und harten Felsen, Gletschern und Schneeriesen.

Die erste Woche diente dem Training. Die Lungen der Flachlandbewohner mußten sich für die geplanten größeren Touren an Höhenluft und mühsames Steigen gewöhnen, die Bergstiefel wurden eingelaufen. Bei prächtigem Wetter führten die ersten Tageswanderungen auf die Berge am Fuße des Weißhorns und des Domes. War das eine Begeisterung, wenn nach anstrengendem Marsch eine Sennhütte auf der Jatzalp auftauchte oder wenn man an einem rauschenden Gebirgsbach mit dem kristallklaren Wasser seinen Durst löschen konnte. Die unzählige Vielfalt und Farbenfülle der Bergblumen erfreute Augen und Herz; am eindrucksvollsten war das Edelweiß, welches über leuchtenden Alpenrosenflächen am Guggiberg blühte. Die Schönheit der Bergnatur erweckt bei dem Wanderer Eindrücke, die in der Freude an allem Schönen und Erhabenen ihren sichtbaren Ausdruck finden. Es war ein Erlebnis besonderer Art für die Jungen, auf dem Wege zur Topalihütte im Fernrohr beobachten zu können, wie Adler in großer Höhe ihre majestätischen Kreise zogen.

Mehrere Wanderungen führten nach Zermatt. Hier dreht sich buchstäblich alles um das Matterhorn. Man kann sich nicht satt sehen an der eigenartigen und gewaltigen Schönheit dieses Felsriesen. Niemand, der ein Verhältnis zur Natur hat, kann sich dem Bann des Berges entziehen; er muß ihm in irgendeiner Weise verfallen.

Die Gaesdoncker hatten sehr viel Glück mit dem Wetter, so daß sie den Anblick der steil aufragenden Pyramide an mehreren Tagen bei strahlend blauem Himmel genießen konnten.

Über größere Entfernungen wurden die Walliser Zahnradbahnen benutzt. In

Visp und Brig waren architektonische Sehenswürdigkeiten zu besichtigen; am meisten reizte die Jungen der höchste Wein Europas, der auf den Vispertaler Sonnenbergen chst. Nach langem Suchen entdeckten sie auf der Höhe von Visperterminen ein Faß und seinen wortlosen Besitzer, und jeder probierte für einige Rappen den »Heidenwein«, der freilich mehr interessant als gut schmeckte.

Einen nachhaltigen Eindruck vermittelte der Besuch des großen Aletschgletschers. Man benutzte die Luftseilbahn von Mörel bis Riederalp, wanderte dann einige Stunden den Aletschwald hinauf und bestieg an einer sicheren Stelle den gewaltigen Gletscher. über der meilenweiten Eiswelt erhoben sich im gleißenden Sonnenlicht Aletschhorn, Jungfrau und Mönch. Auf dem Rückweg durch den mit Purpurenzian geschmückten Aletschwald zeigte sich den begeisterten Augen eine große Zahl von Gemsen, zum Teil aus greifbarer Nähe.

Das zweifellos größte Erlebnis der ganzen Fahrt war die Besteigung des 4170 Meter hohen Breithorns. Wenn man in Herbriggen nach Süden schaut, sieht man als Abschluß des Tales die im ewigen Schnee glitzernde Kuppe. Nach einem Ruhetag brach die Gruppe unter Führung Schweizer Freunde am 3. August auf, um in der 3000 Meter hohen Gandegghütte am Fuße des Theodulgletschers zu übernachten.

Die Hütte war belegt. Als die Bergführer kamen, war der Mond bereits aufgegangen.

Die Jungen stiegen, zum ersten Mal im Leben angeseilt, in der sicher

unvergeßlichen Mondnacht über den Gletscher hinauf zur Testa Grigia, einer Hütte am Theodulpaß. Nach einigen Stunden tiefen Schlafes machte sich die Gruppe dann in der Frühe erwartungsvoll gespannt auf den Weg, um die letzten tausend Meter zu überwinden. Nach einem teilweise recht mühsamen Aufstieg durch tiefen Schnee und eisigen Wind stand man auf dem Gipfel des Breithorns, als eben die Sonne aufgegangen war. Der Rundblick, der sich dort den Wanderern bot, ist unbeschreiblich.

Im Osten stand die Sonne an einem unsagbar blauen Himmel über den strahlenden Gipfeln des Monte-Rosa-Massivs, nach Süden sah man bis weit in die italienischen Berge des Gran Paradiso - die Gipfel im Sonnenlicht, die Täler noch in der Dämmerung unter Wolkendecken -, im Westen leuchtete in riesiger Entfernung der Mont Blanc rötlich auf, und vom Norden her grüßten die bereits vertrauten

Viertausender Dent Blanche, Weißhorn und Dom - nun in gleicher Höhe

mit den Zuschauern - in majestätischer Stille zum Breithorn herüber. Überwältigt von solcher Pracht, begckwünschten sich alle und stimmten ein Tedeum an.

In den folgenden Tagen fanden noch mehrere erlebnisreiche Wanderungen statt, u. a. eine zweitägige Tour zur Domhütte. Am Abschluß des Aufenthaltes in der Schweiz stand ein wunderbarer Tag am Vierwaldstättersee. Bei herrlichem Wetter badeten die Jungen im See, an dessen Ufern die Feigen reiften. v. d. L

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Ein Jahrhundert-Halbe-Distanz - später: 2022:

Ein schöner BeRicht: Si charta feriae cadit, tota scientia vadit:

>>> https://www.gaesdonck.de/klassenfahrt-der-9c-nach-randa



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