Donnerstag, 5. September 2024

Vom 'geschäftigen' Rad der Historie, vom "D r e h r a d" (bei Theodor F o n t a n e)

- unter Fontanes Augen, gezeichnet von Liebermann -

 


Vom   Z e i c h e n h a f t e n  der Inhalte des Irdischen/des Darstellbaren:

 

Theodor Fontane:

DrehradRad

Heute, Sonntag, hat einer ein Lied gedichtet,

Heute, Montag, wir wer hingerichtet,

Dienstag verdirbt sich ein Prinz den Magen,

Mittwoch wird eine Schlacht geschlagen,

Donnerstag habe ich Skatpartie,

Freitag stirbt ein Kraftgenie,

Samstag wird überall eingebrochen,

Und so geht es durch viele Wochen:

Bilder, blaue, rote, gelbe,

Aber der Inhalt bleibt derselbe.

(Mutmaßlich 1892-98; „Aus dem Nachlaß". 109.S. 165; in  BA 2.1995, S. 482) - Rad] Wenn ich im Internet einfüge 'Rad', erfahre ich eine schöne un-passende Textseele/äh: stelle: "Die Süddeutschen und wir verhalten uns zu einander wie die ‚fliegenden Blätter‘ zum Kladderadatsch; – ich glaube wir sind ihnen um eine ganze Pferdelänge vor.

Ihrer baldigen Antwort entgegensehend und unter ergebensten Empfehlungen an Frau Constanze

Ihr Th. F o n t a n e" [an Storm, Berlin, Samstag, 19. März 1853] - Dieses, 'moderne' Gedichtlein erfahrt kein internetkundiger Fontane-Leser; ergo stelle ich es Ihnen - ein.

* * Philologisch zu vergleichen [als Abituraufgabe; aus seligen Zeiten, als Lehrer noch selbstständig für ihre Kurse die Abi-Aufgaben 'bastelten'] mit der Textstelle aus "Stine":

 Vom Rad [das läuft oder laufen will] - bei Theodor Fontane -

Waldemal von Haldern spricht zum Onkel [weil er mit Stine auswanderr will, in die US um dem Preußentum zu entkommen, miti hr, als seiner Geliebten]:

»Da triffst du’s, Onkel. ja, bei Adam und Eva wieder an­fangen, das will ich, da liegt es. Was dir ein Schrecken ist, ist mir eine Lust. Ich habe mir sagen lassen, alles regle sich nach einem Gesetz des Gegensatzes, das zugleich ein Gesetz des Ausgleichs ist, eine neue Theorie von diesem oder jenem, die Vor­hand ist, glaub' ich, streitig. Aber gleichviel von wem sie her­rührt, es hat damit nach meiner eigenen Erfahrung und ebenso nach meinem bißchen Wissen seine vollkommne Richtigkeit. Der Alte Fritz haßte das Alte Testament, weil er in seiner Ju­gend erbarmungslos damit gequält worden war, und der dicke König liebte die Frauen und überschätzte sie, weil sie fünfzig Jahre lang vom preußischen Hofe verbannt gewesen waren. Alles, was unten ist, kommt mal wieder obenauf, und was wir Leben und Geschichte nennen, läuft wie ein Rad; „la grande roue de l'histoire“, sagen die Franzosen. Und nun laß mich die Nutzanwendung machen. Die Halderns haben lange genug an der Feudalpyramide mit bauen helfen, um endlich den Gegen­satz oder den Ausgleich oder wie du's sonst nennen willst, er­warten zu dürfen. Und da kommt denn nun Waldemar von Haldern und bezeigt eine Neigung, wieder bei Adam und Eva anzufangen.« [Text: Th. F.: Stine. [1881-88; Roman). Berlin 1976. Ullstein-TB 4520].

Hej, auch das; nota bene:

 An einem Rade, das sich dreht, wächst kein Moos.

Holl.: Daar wast geen mos aan een' draaijenden molenkam. (Harrebomée, II, 104b.)

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