Mittwoch, 28. August 2024

V e r w e i s: # S c h n u r r e: "!D e r S s l b s t m o r d"

 



 

>> Stichwort: r t 


>> Suizid >> Hier genannt: Selbstmord“


Wolfdietrich  S c h n u r r e: DER  SELBSTMORD

[Eins meiner scönsten Geschichten aus meiner Schulzeit; ich lernte  Schnurre  kenneen; vetknsllte mich in ihn, äh: in seine Themen&Fiiguren ...]

Einmal wollte ich Selbstmord machen; das kam so. Der Förster hatte eine neue Haustochter genommen, die hieß Hanni. Ich weiß nicht, ob Hanni schön war; für mich war sie so schön, daß ich zitterte, wenn ich sie sah. Ich wunderte mich immer, daß man sie so anschreien konnte, wie das die Försterin tat, oder daß man Hanni überhaupt in die Küche tun konnte; sie war so zart.

Ich habe bis dahin nie mit Hanni gesprochen, sie hatte immer zu tun; und ich hätte ja auch nicht gewußt, was ich sagen sollte, ich war doch erst neun.

Beim Forsthaus gab es auch einen zahmen Kranich. Das heißt, er war gar nicht zahm, er hatte nur einen gebrochenen Flügel; tags ging er auf dem Hof herum, und nachts schlief er im Vorraum vorn Hühnerstall. Wir hatten alle Angst vor ihm, weil er einem immer ins Auge hacken wollte, wenn man ihm nahkam.

Nur der Förster hatte keine Angst vor dem Kranich. Hanni hätte auch keine Angst vor ihm zu haben brauchen; sie hatte aber doch welche.

Dabei war sie die einzige, die der Kranich gern mochte. Wenn sie über den Hof ging, gleich kam er an und ging feierlich um sie herum und bewegte den Kopf rauf und runter und öffnete den Schnabel und zischte ein bißchen.

Der Förster sagte: "Der balzt, Mädchen, der ist in dich verknallt"; und alle lachten, und Hanni bekam immer einen ganz roten Kopf.

Ich fand es nicht schön vom Förster, daß er das sagte; es stimmte auch gar nicht. Der Kranich verehrte Hanni nur; er wollte auf sie aufpassen und sie beschützen.

Ich nahm mir oft vor, das Hanni mal zu sagen, weil sie doch solche Angst vor ihm hatte; aber ich dachte, sie würde mich auslachen, und da ließ ich es lieber.

Sonntags hatte Hanni den halben Tag frei. Ich hatte nie achtgeben können, was sie da machte; ich mußte immer den Gästen, die das Wild beobachten wollten, den Hochsitz zeigen. Aber jetzt sagte ich einfach, ich wäre krank, und da brauchte ich nicht.

Ich ging auf meine Kammer und ließ die Tür etwas auf, denn ich dachte, Hanni würde vielleicht reinkommen und fragen, ob ich nicht Lust hätte, mit ihr spazieren zu gehen. (...)

Bitte weierlesen, in ivielen Ausgben; auh hies: 

Aus: W. Sch.: Eine Rechnung, die nicht aufgeht. Olten 1958. List-TB 149, o. J. S. 9 - 14.


>>>> Hierzu gibt einen VorLauf, in der Natur, aber auch in der Literatur:

Der Kranich

Rauh ging der Wind, der Regen troff,

Schon war ich naß und kalt;

Ich macht' auf einem Bauerhof

Im Schutz des Zaunes halt.


Mit abgestutzten Flügeln schritt

Ein Kranich drin umher,

Nur seine Sehnsucht trug ihn mit

Den Brüdern übers Meer;


Mit seinen Brüdern, deren Zug

Jetzt hoch in Lüften stockt,

Und deren Schrei auch ihn zum Flug

In fernen Süden lockt.


Und sieh, er hat sich aufgerafft,

Es gilt erneutes Glück;

Umsonst, der Schwinge fehlt die Kraft,

Und ach, er sinkt zurück.


Und Huhn und Hahn und Hühnchen auch

Umgackern ihn voll Freud'; -

Das ist so alter Hühner - Brauch

Bei eines Kranichs Leid.

[Fontane: Gedichte (Ausgabe 1898), S. 9. Die digitale Bibliothek der deutschen Lyrik, S. 17478 (vgl. Fontane-NA Bd. 20, S. 10-11)]

*


Wer sich hier einordnen kann … in der Suizidalitäten der Menschen <beginnend schon vor der Pubertät >, tat Chancen, sich in Verbindung mit der Natur [Austausch], mit Menschen [Dialog], mit Gedichten/Geschichten [literarische Kommunikation] sich zu heilen.

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