Freitag, 20. Dezember 2024

Gedenken: Feuerreiter: Mörike-Hölderlin und Rudolf Lohbauer

   

Signet vom 'Feuerreiter':

 

GeDenken an: Doz. - Prof. Ludwig Völker (+), MS:

Erinnerung an Ludwig Völker, an den Besuch in Telgte, wo er ein bauhaus-ähnliches Haus bewahn-, äh: wohnte ... te: 

Aus meienr Mörike-Feuerreiter-Arbeit (1973)Feuerreite

Das von Mörike behauptete "herkömmliche Ansehen" der Romanze kann näher begründet werden, über den bisher erörterten Zusammenhang mit burschenschaftlicher Feuereiferei hinaus.

Den einzigen vollständigen und direkten Hinweis aus dem Freundeskreis Mörikes auf die Entstehung und einer sich daraus erschließenden Interpretation verdanken wir Rudolf Lohbauer.

1897 konnte Wilhelm Lang folgende Passage aus einem Brief Lohbauers an seine Braut vom 27.4.1840 mitteilen: "Mörike, dieser phantastische Tübinger Freund von mir, nimmt einen hohen Rang in der deutschen Lyrik ein, ob er gleich von den wenigsten Gemütern verstanden wird. Mörike ist, als wäre er ein Sohn Goethes, geistig, aus geheimnisvoller wilder Ehe.(...) Die Romanze von dem wahnsinnigen Feuerreiter dichtete er etwa in seinem zwanzigsten Jahre. Du wirst sogleich die außerordentliche Plastik des Gedichts bewundern. Dann ahnt man ebenso schnell eine tiefe Bedeutung, der man folgt und die man doch nie ganz erreicht. Das ist das Wahre an aller Poesie. Hölderlin, der oft mit einer weißen Mütze auf dem Kopf unruhig in seinem Zimmer hin und her lief, so dass man ihn bald an diesem, bald an jenem Fenster vorbeischweben sah, brachte Eduard auf den ersten Gedanken. Wie mächtig ist der tragische Spott: Feuerreiter wie so kühle" 1]

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Das von Mörike behauptete "herkömmliche Ansehen" der Romanze kann näher begründet werden, über den bisher erörterten Zusammenhang mit burschenschaftlicher Feuereiferei hinaus.

Den einzigen vollständigen und direkten Hinweis aus dem Freundeskreis Mörikes auf die Entstehung und einer sich daraus erschließenden Interpretation verdanken wir Rudolf Lohbauer.


1897 konnte Wilhelm Lang folgende Passage aus einem Brief Lohbauers an seine Braut vom 27.4.1840

mitteilen: "Mörike, dieser phantastische Tübinger Freund von mir, nimmt einen hohen Rang in der

deutschen Lyrik ein, ob er gleich von den wenigsten Gemütern verstanden wird. Mörike ist, als wäre er

ein Sohn Goethes, geistig, aus geheimnisvoller wilder Ehe.(...) Die Romanze von dem wahnsinnigen

Feuerreiter dichtete er etwa in seinem zwanzigsten Jahre. Du wirst sogleich die außerordentliche Plastik

des Gedichts bewundern. Dann ahnt man ebenso schnell eine tiefe Bedeutung, der man folgt und die

man doch nie ganz erreicht. Das ist das Wahre an aller Poesie. Hölderlin, der oft mit einer weißen Mütze

auf dem Kopf unruhig in seinem Zimmer hin und her lief, so dass man ihn bald an diesem, bald an jenem

Fenster vorbeischweben sah, brachte Eduard auf den ersten Gedanken. Wie mächtig ist der tragische

Spott: Feuerreiter wie so kühle" 1]


Prof. Dr. Ludwig Völker vom Institut für Deutsche Philologie II der Universität Münster ist in den Ruhestand getreten.
https://www.germanistenverzeichnis.phil.uni-erlangen.de/institutslisten/files/de/01000_de/1080_de.html

1] W. Lang: Lohbauer. S. 157.- Der Originalbrief war mir nicht zugänglich. Nach Auskunft des Mörike-Archivs im SNM Marbach ruht er in einem Stuttgarter Familienarchiv.


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