Eine feine-kleine Ehrung:
ttps://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Abels
K u r t A b e l s
Sehr geehrter Herr Professor Abels!
Als Gaesdoncker, der sich gerne an Ihren Vertretungsunterricht (mehr gab's da leider nicht für meine Klasse) erinnert, möchte ich mich Ihnen vorstellen: Ich hatte
Deutschuntericht bei Herrn Cornelius F., mit öden Kostbarkeiten wie Max
Mells "Apostelspiel"; Gaisers geisterhafter Saga "Die sterbende Jagd",
einem Fliegerroman, in dem Bombenkrieg, Ursachenbeschreibung des
Faschismus und Widerstand gegen ihn nicht vorkamen. (Sonst hätten er -
Autor und Roman - nach 1950 nicht so viel Erfolg gehabt...) Ich hoffe
jedenfalls, daß ich in ignorantia mentis dem Gaiser kein Unrecht tue;
ich habe den Roman aus Widerwillen gegen seinen zähflüssigen, häufig
naturmagischen, einen gegenrealistischen Stil, post scholam,
nicht mehr lesen können. Mit Hölderlin ging's da los nach dem Titelblatt
(ich zitiere aus dem Fischer-TB-Band, im 100. Tausend damals schon;
geschmückt mit dem Cover-Versprechen "Tragik des Krieges": "Darum geht
schrecklich über / Der (sic!) Erde Diana, / Die Jägerin, und zornig,
erhebt / Unendlicher Deutung voll, / Sein Antlitz über uns / Der Herr.
Indes das Meer seufzt, wenn / Er kommt." (Ohne Quellenangabe bei
Gaiser...) Und religiös-kupplerisch endet der Schmarren so: "Himmel und
Wasser ein und dasselbe Blau. Nur ein dünner Streif, wo Gott bei den
Menschen wohnte in seiner Gnade; eine Warft und zwei Dächer, das Land
der Menschen, geborgen, verloren, ganz unerreichbar." (S. 199f.)
*
Sie
erraten: Ich versuche mit dem Gedächtnis-Stand Gaesdonck fertig zu
werden, indem ich Sie als Vorwand, als addressables Opfer nehme...
Doch noch eine Frage dazu:
Gab
es damals in den stockstaubigen Kammern der Blumenstraße eigentlich
Diskussionnen über solche und andere und zugemutete Lesestoffe? (In der
OIII Cervantes' "Don Quijote"; vorher mal eben so ein demutsvoller,
demütigend-unschuldsvoller "Parzifal"; eine Schmähung an einen (noch so
kleinen) Geist, der sich entwicklen möchte, der Goethes "Prometheus"
kennt und noch nicht verarbeitet hat und, Knaben gleich, der Disteln
köpft, an Eichen dich und Bergeshöhn! Mußt mir meine ... Hütte...!) Wie
stellte das Lehrer-man sich
damals die Seelen von Jünglingen/Jungen vor, die nach dem Dritten Reich
porös ob der Schatten des sog. 3. Reiches und dem Schweigen darüber
nach historischer Erklärung wie ein Schwamm nach Netzung lechzten, nach
humaner Zuversicht, ja Hoffnung - daß nicht wiederkehre der Schlamm des
Unerlösten, die braune Flut, mit schwarzen U-Booten auf Tauchstation und
Irrfahrt, mit Pilgern und Priestern auf romantisch inszenierten
Rettungsfahrten, mit verquasten Einschlüssen im Watt, mit einem
rettungslos (?) verminten Ufern, einer Brandung, hörbar im Schweigen?
Und wenn ich dann (später erst, bei der Suche nach Grund) auf die Lektüreangaben Ihrer Deutschklasse
schielte, wurde mir mulmig, wurd' ich unruhig ob verlorener Jahre und
des noch nicht gefundenen Ruhepols der eigenen Persönlichkeit. Da hätte
ich doch bei Ihnen eine gehaltvollere Nahrung für meine Deutsch- und
Literaturinteressen gefunden!
Sie
sehen, derweil ich Ihnen die Zeit raube, beschäftige ich mich mit der
damaligen steril-betulichen, nicht wissenden Gaesdonck als anhaltendem
Phänomen - Anlaß und Grund des Briefes sind miraber Ihr Erinnerungsbuch, das ich erst vorige Woche in die Finger
ekam - und in anderthalb Tagen auslas. (Wie sehr man, pardon: ich,
profitiere als Leser von einer (wohl) jahrelangen Arbeit an und in
Ihren Erinnerungen und in der Teilnahme an den von Ihnen mitgeteilten
Geschichtsquellen - fühle mich fast als Schmarotzer, da ich die Mühen
Ihrer Erinnerung und Ihrer Zeit ja nicht aufbringen kann, nicht muß.
Aber so funktioniert wohl Kultur als Pflege eines einsamen und gemeinsamen
Landstrichs, hinausgesendet als Hoffnungsmarke, als Boje im
Trüb-Nassen, daß einer sich hinausrette - oder mehrere - in der
produktiven Nach-Lese Ihres Berichts...)
Schon
nach den ersten Seiten schrieb ich Herrn van der Linde an; um ihn über
Ihr Buch zu informieren; auch um zu fragen, ob Sie als Beiträger der
Gaesdoncker Festschrift im Herbst (Jubiläum! Erinnerungs-Ge- oder
Verbot? Zeit-Anhalt! Wahrschreibe-Gelegenheit?) angeschrieben wurden.
Ich erwarte jedenfalls etwas (eine Aufsatz, eine Betrachtung) von Ihnen -
denn: Das ist meine deutlichste Erinnerung an Sie: Sie pflegten einen
freundlichen, nachdenklichen, erarbeitenden, nicht dozierenden
Unterrichtsstil (den ich später auch versuchte); Ihre Gesten,
vorsichtig formulierend zur Stirn zu fahren, um der Gedanken Geburt wie
mit einer Streicheleinheit mitzubegleiten, ist mir als deutlichstes
Signal Ihrer Unterrichtskunst haften geblieben. Ja, ich bin auch
Deutschlehrer, bin zur Zeit beurlaubt, werde aber wieder in den Dienst
gehen; zehn Jahre noch, das ist zu schaffen, bis zur Pensionierung.
Neben eigenen Aufzeichnungen schreibe ich auch Geschichten, fast alle durch den Schatz der Schulerfahrungen geprägt.
Da nutzte ich auch die von Ihnen geschilderte Mörike-Stunde für Luftwaffenhelfer zu einem Entwurf...
Wohl
bin ich mir der Gefahr einer falschen Aktualisierung bewußt; stocke
aber im Augenblick, den ersten, schnell-intuitven Entwurf zu verändern -
so lege ich Ihnen die Story einfach mal vor. Hoffentlich kann man
herauslesen, daß ich nicht den Mörike, sondern den ebenso Eduard
genannten Lehrer und Schwaben treffend zeichnen will. Mich beschäftigt
nämlich Mörike, seit ich als Quartaner am Paulinum in Münster eine
völlig sinnlose Prüfungsstunde eines bemitleidenswerten Assesssors
miterlebte, Thema der Qual: "Der Feuerreiter"; später habe ich meine
erste Staatsexamensarbeit über die Frühfassung "Romanze vom wahnsinnigen
Feuerreiter" geschrieben; die Ballade habe ich aber selber nur einmal in der Oberstufe, in einem LK Deutsch, behandelt. Sonst halte ich sie für Uni-Semester-Stoff.
*
Nehmen
Sie bitte, nach überlanger Einleitung, den herzlichen Ausdruck meiner
hellen Freunde über die rheinische und deutsche Geschichts- und
Seelenerkundung Ihres Buches an! (Aufforderungssätzchen!)
Am
Wochenende werde ich Ihr Buch meinem Sohn, Jura-Student in Bielefeld,
mitgeben; er interessiert sich besonders für deutsche und undeutsche
Geschichte, auch die Militärtechnik der Faschisten - und wußte
natürlich, als ich mich einmal versprach, daß der Stuka eine Ju 87 war...
Eine
Frage schlich sich da bei mir ein: Wo mögen damals V2-Rakten
abgeschossen worden sein, daß Sie sie aufsteigend in Kirchhellen
wahrnehmen konnten? (S. 97) Gab's östlich von Haltern auf dem
Schießgelände Startbasen?
Sorry
für meinen langen Hin- und Her-Brief; aber als Gaesdoncker und späterer
Deutschlehrer habe ich eben mein unsichtbares Feld von Gedankenlinien
und Querverindungen zu eigenen Lebensfragen vor den Augen und der Seele.
Auch meiner Mutter hätte ich gerne Ihr Buch geschenkt. Sie hatte als einfache Landarbeiter-Ehefrau - ja, auch sie war Landarbeiterin,
mehr mit Vieh; Haus- und Gartenarbeit beschäftigt als mit den
Bedürfnissen der Gefühlswelt ihrer acht Kinder - Sie hatte für das
Geistes- und Lebensdesaster (im christlichen Deutschland!) vor 45 einen
Ausrede, die mir jetzt wieder einfiel: "Hej - gemeint war Hitler - hätt
de Jödde nich kapott maken dörve...." - eine niedlich-dumme Einsicht,
die vertuscht, daß der Faschismus von vornherein eine inhumane,
barbarische Rassenideologie betrieb - auf Kosten aller durch
Versklavung, Krieg oder Tötung zu unterdrückenden anderen Religionen und
Ethnien - den Deutschen ein Herren-Dasein und verquast animalisch kollektive und germanische Religionsgefühle zu ermöglichen.
Als noch 44 Geborener bin ich Gott und den Alliierten (wem mehr?
Ich weiß es nicht!) dankbar, daß die Nazis so ungeduldig und frech
waren, so neurotisch undiszipliniert, so grenzenlos
idealistisch-heldenhaft, so geck-überstürzt waren, so eilig und
frühzeitig den Krieg über ganz Europa zu treiben, daß ihre wirkliche
technische Überlegenheit (wie ja ab 35 das große und neuartige
Raketenprogramm in Peenemünde beweist) zu spät und nicht mehr effektiv
und dann wahnwitz-sinnlos eingesetzt werden mußte - mit den irrwitzigen
Menschenopfern (Hekatomben Ihrer Generation, der vor meiner) Und kein Bischof hat je deswegen protestiert! Oder sehen Sie das als Historiker anders?
Von
Galen schrieb noch Anfang 45 unter den alliierten Luftangriffen in
Münster von "Heimsuchungen Gottes", statt von kriegsbeendenden
Maßnahmen, von Freiheitsbedürfnissen zu sprechen - oder von christlicher
Schuld! (Zu viel verlangt? Zu streng geurteilt?) Bbrr, was für eine
Menschenheimsuchung, weil -täuschung der selektiven Wahrheitsverwalter!
Und, ja: Gotteslästerung der geschichtsblinden Seelenhüter und Mitmacher
aus Denkfaulheit und vermeintlichem Konservatismus! Bei gleichzeitig
behaupteter und im Herrschaftsbereich praktizierter Unfehlbarkeit! (Ach,
setze ich mal hinzu: Nur in Dogmenentscheidungen, ex cathedra und
solchen Fisimatenten? Einen Menschen als Versuchsmuster, ja, nun, aller Juden, opfern zu lassen - und keine Enzyklika
gegen den Faschismus schreiben, ist allerdings Fehlbarkeit! Auf der
jahrhundertealten Tradition von Inquisition, Machtkämpfe und
verweigerter Nächsten- und Feindesliebe - kein Wunder, nur definitive
Menschlichkeit bei maßlosem Stellvertreter-Anspruch... Ich vermute:
geistig-emotionale Schwäche aus Desinteresse, fehlende Empathie mit dem
Nächsten...)
Nehmen
Sie, bitte, meinen (nicht nur ironischen) verbalen Ausreißer nicht
persönlich! Ich weiß ja z.B. auch nicht, was Sie weggehen ließ von der
so scheinidylischen Gaesdonck - dem Ort und Hort zölibatärer und
geistiger Unzucht! Wobei ich mich - bei Klassentreffen - gewundert habe,
wie wenig diese Gefühllosigkeiten und psychologischen Unfähigkeiten,
sich in junge Menschen reinzuversetzen, geschweige, sich mit ihren
Bedürfnissen zu identifizieren oder auseinanderzusetzen, damals vermerkt
wurden - wohl nur bei den Opfern dieses Kastens, die schwups, von einem
auf den anderen Tag - ohne Erklärung, ohne Einsicht - verschwunden
waren. Und ich mußte mir die dummen Witze von Geistlichen und Lehrern
anhören, nachdem Dr. R. Baumeister verunglückt war - sie meinten wohl,
bei mir Verständnis oder so etwas Humoriges Kurt Abels – ein Gaesdoncker Lehrer...
(über ihn werde ich noch berichten...)
http://www.aisthesis.de/images/cover/abels.jpg
http://www.aisthesis.de/index.html
[Jungsoldaten-Unterricht, Mörike und Heizprobleme...]
Endes
des zweiten Weltkrieg am Rande Ruhrgebietes: Kindersoldaten erleben
Luftangriff, Tod und Vergeltungswaffen, Einübung in
Mörike-Sentimentalität und Heizungsprobleme
Kurt Abels
berichtet über seine „soldatische“ Zeit als „Luftwaffenhelfer“ zwischen
Januar 1944 und Juni 1945 in Düsseldorf und ihm Ruhrgebiet:
Bei
der Rückmeldung teilte mir der Zugführer mit, daß ich zu einem anderen
Zug derselben Batterie versetzt worden sei. Einen Grund für die
Versetzung nannte er nicht. Die Stellung des anderen Zuges befand sich
im Süden des Flugfeldes an der Straße von Kirchhellen nach Hünxe. In der
Luftwaffenhelfer-Baracke erfuhr ich, daß ein anderer ebenfalls dorthin
versetzter Kamerad meine Sachen, d. h. die in die graue Wolldecke
verknoteten Habseligkeiten, in die Schulbaracke mitgenommen habe. Von
dort könne ich sie am nächsten Mittag nach dem Unterricht in die andere
Stellung mitnehmen. Das waren mehrere Neuigkeiten auf einmal. Anfang
Januar hatte also der Schulunterricht nach einer Unterbrechung von
mehreren Monaten wieder begonnen. Daß es eine „Schulbaracke“ gab, wußte
ich nicht. Ich sollte mit ihr bald eine unangenehme Erfahrung machen.
Die Nacht verbrachte ich noch in der Stellung in den Heide-Dünen, die
ich nur noch einmal, fast zwei Monate danach, wiedersehen sollte.
Am
nächsten Morgen meldete ich mich in der Schule. Der eine der beiden
Lehrer, Herr Zebisch, war wie zuletzt im August 1944 für die Mathematik
zuständig, und da er uns nicht nur in den wenigen Wochen des
Schuljahres unterrichtet hatte, sondern auch derselben Schule angehörte
wie eine Reihe der Luftwaffenhelfer, darunter ich, war er zugleich der
verantwortliche Klassenlehrer, der dann in der zweiten Märzhälfte, als
kaum jemand noch an Schule dachte, die Abgangszeugnisse schrieb. Der
andere Lehrer, Dr. Schätzle, war mir unbekannt. Er kam von einer anderen
Düsseldorfer Mittelschule. Obgleich er schon älter war, fuhr er
Motorrad und erzählte von Fahrten, die er vor dem Krieg in
Süddeutschland unternommen hatte. Er löste den älteren Lehrer, Herrn
Napp, ab, der offenbar das Pensionsalter erreicht hatte. Dr. Schätzle
war Schwabe und hatte eine Vorliebe für schwäbische Dichter, die er uns
im Deutschunterricht nahezubringen versuchte. Ein solcher vergeblicher
Versuch bewirkte einen Zusammenstoß zwischen Lehrer und Schülern.
Eines
Morgens eröffnete er nämlich den Unterricht, indem er das Gedicht „Das
verlassene Mägdlein" von Eduard Mörike vorlas; vielleicht bewog ihn der
dunkle, unfreundliche Morgen dazu. Dann forderte er uns au£ die
Qualitäten des Gedichtes nachzuempfinden oder zu erkennen. Dazu war
anscheinend kaum einer, ich jedenfalls nicht, in der Lage. Vielmehr
bemühten wir uns mit unseren schülerhaften, unbeholfenen Worten
auszudrücken, daß uns ein Mädchen, das Feuer anmacht und dabei darüber
klagt, daß es von seinem Freund verlassen worden sei, völlig egal sei,
es gehe uns nichts an. Der Lehrer hatte wohl geglaubt, daß der trübe,
nebligkalte Morgen, der triste Schulweg, der Aufenthalt in der von einem
Ofen geheizten, aber sonst wenig anheimelnden Schulbaracke mit ihren
häßlichen Holztischen und den Standard-Flakschemeln einen günstigen
Einstieg in die .Behandlung1 oder .Durchnahme' des Gedichtes
bieten würden. Die Auseinandersetzung wurde heftiger. „Mägdlein" und
„Knabe" erschienen uns als abwegige Wörter; in der rein männlichen
Umgebung war ein ganz anderes Vokabular geläufig. „Der Flamme Schein"
und „das Verschwinden der Sternlein" ließen das Gedicht als
anachronistisch und deshalb unpassend erscheinen. Schließlich brach Dr.
Schätzle die Stunde ab. Aus der Rückschau betrachtet haben wir, wenn
nicht dem Lehrer, so doch Eduard Mörike und seinem Gedicht unrecht
getan. Das Gedicht wirkt trotz oder vielleicht wegen der Schulstunde an
diesem Morgen im Januar 1945 nach. Ich lernte seine literarische
Qualität erkennen und habe es nie mehr aus dem Gedächtnis verloren.
Wie
im Gedicht das Feueranzünden die traurigen Assoziationen des
verlassenen Mädchens hervorruft, so verursachte die Notwendigkeit, in
der Schulbaracke den Ofen zu heizen, einen zweiten Zusammenstoß zwischen
Dr. Schätzle und Schülern, diesmal unmittelbar zwischen ihm und mir.
Jeden Morgen waren im Wechsel zwei der Schüler verpflichtet, eine
Viertelstunde vor Beginn des Unterrichts den Ofen in der Baracke
anzuheizen. In der ersten Januarhälfte nun erinnerte ich mich an die
Zahnbehandlung, die im August begonnen hatte, im September
fortgesetzt, aber nicht zu Ende gerührt worden war. Ich ersuchte also
um die Erlaubnis, im Militärlazarett in Dorsten zum Zahnarzt zu gehen.
Dieser behandelte mich, war aber mehr als an dem kranken Zahn daran
interessiert, daß ich mich häufiger rasiere. Nach der Untersuchung
entschied er, daß der Zahn gezogen werden müsse. Dazu bestellte er mich
an einem der nächsten Vormittage ein. Dies war unglücklicherweise der
Tag, an dem ich an der Reihe war, den Ofen im Schulraum zu bedienen.
Ich glaubte aber trotzdem zum Zahnarzt gehen zu können, weil der andere
Luftwaffenhelfer zum Heizen auch allein in der Lage war. Als dieser,
Gerhard F., ein zwar großer und starker, aber nicht besonders
aufgeweckter Mitschüler, hörte, daß ich zum Zahnarzt bestellt war,
meinte er, er müsse auch mal wieder seine Zähne nachsehen lassen und
gehe mit. Weil er sich erst spät dazu entschloß, fand sich niemand, der
das Anheizen übernehmen wollte. Deshalb blieb die Schulbaracke kalt,
und als Dr. Schätzle dies wahrnahm, fing er nicht mit dem Unterricht an,
sondern
schickte
die Luftwaffenhelfer in die Stellungen zurück, begab sich selbst in die
Dienststelle der Batterie und informierte den Hauptwachtmeister über
das unerwartete und in seinen Augen unerhörte Vorkommnis.
Als
Gerhard F. und ich mittags in die Stellung zurückkehrten, er in der
Gewißheit, daß seine Zähne in Ordnung seien, ich mit einer noch steifen,
gefühllosen Gesichtshälfte und ohne den Zahn, der mir gezogen worden
war, lag der Befehl vor, daß wir uns umgehend beim Stab und dem
Hauptwachtmeister zu melden hätten. Dieser verhörte uns, wütete über
unsere Pflichtvergessenheit, und es gelang mir nicht, ihm klarzumachen,
daß ich doch in die Klinik bestellt gewesen sei, was angesichts des
militärischen Dienstrangs des Zahnarztes für mich einem Befehl
gleichgekommen sei. Für ihn waren wir beide Schlawiner und Drückeberger,
die für ihr Verhalten gehörig bestraft werden müßten, und zwar damit,
daß wir für die nächste Zeit den Ofendienst in der Schulbaracke allein
zu versehen hätten.
Diese
Strafe traf mich weniger hart als die auch durch Dummheit nicht
gemilderte Unkameradschaftlichkeit des Gerhard F. Am meisten aber
verletzte mich das Verhalten des Lehrers. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte
ich Lehrer immer als Ge-
genpart
zu den befehlenden, oft rohen Vertretern der nichtzivilen Welt, vor
allem der H[, aber auch des Militärs, angesehen und geschätzt und - wenn
auch selten - erlebt, daß sie vernünftige Ansprüche gegenüber
unvernünftigen Anordnungen durchzusetzen versuchten, nicht immer ohne
Erfolg. Und nun schwärzte mich ein Lehrer um seiner Bequemlichkeit
willen bei den militärischen Vorgesetzten an, weil er nicht warten
wollte, bis der Raum zehn Minuten nach Beginn des Unterrichts warm wäre.
Ich war tief enttäuscht über das Verhalten dieses Lehrers.
Die
Zugstellung an der Straße, die den Südrand des Flugplatzes Kirchhellen
begrenzte, unterschied sich in mancher Hinsicht von den Stellungen, in
denen ich bis dahin gewesen war. Der Umgangston zwischen dem Zugführer,
den Soldaten und den Luftwaffenhelfern war offener, kooperativer, fast
kameradschaftlich, wenn auch gelegentlich durch Interventionen nicht
ganz dazu gehörender Personen gestört. Die Stellung lag auf einer weiten
ebenen Fläche, die einen guten Rundblick ermöglichte. Wir konnten weit
nach Osten sehen und Bombenangriffe auf Städte im nördlichen
Ruhrgebiet und das Aufsteigen von V2-Raketen wahrnehmen. Von Westen, vom
Niederrhein l her, war von Anfang Februar an das fast ununterbrochene
Artilleriefeuer der Front zu hören. Nach Süden zu senkte sich das
Gelände etwas, und ein Birkenwäldchen unweit der Baracken wurde zu einem
häufig aufgesuchten Ort, weil hier Stämme geschlagen und in Stücke von
etwa 80 cm Länge zum Bau von Knüppeldämmen zersägt wurden. Der
kooperative Charakter des Zusammenlebens zeigte sich in einer
gleichmäßigen Belastung aller ohne Unterschied im Wachdienst. Jeder
mußte in jeder Nacht 20 Minuten auf Wache ziehen. Der lange und schwere
Wachmantel, das Gewehr und die mit wärmendem Stroh ausgefüllten
Holzschuhe wechselten also in einer Nachtstunde dreimal von Träger zu
Träger. Die Gespräche zwischen Unteroffizieren, Soldaten und
Luftwaffenhelfern waren offen. Nach dem Anhören der Rundfunkrede Hitlers
am 30. Januar 45 setzte mich die unter den Flaksoldaten verbreitete
Meinung in Erstaunen, daß die einzige geheime Waffe, die uns noch helfen
könnte, das Zusammengehen der westlichen Kriegsgegner mit uns gegen die
Russen sein würde.
*
KriKurt
Abels: Ein Held war ich nicht. Als Kind und Jugendlicher in Hitlers eg.
Köln, Weimar, Wien 1998: Böhlau Verlag. S. 94 - 98
voraussetzen
zu können. Übrigens: Ich habe dort noch 65 Abitur gemacht. Nachdem mir
Dr. R.-Baumeister die himmlisch-irdische Köstlichkeit "So zärtlich war
Suleyken" (Siegfried Lenz!) konfisziert hatte... Vielleicht war das
61/62 mal Gesprächsthema unter Lehrern?? Würde mich interessieren, was
Sie erfuhren...
Für heute - Schluß meiner Suche, meiner Versuche:
Ich wünsche, Sie einmal auf der Gaesdonck bei einer Lesung und einer Diskussion zu erleben!!
Sehr geehrter Herr Professor Abels!
Als Gaesdoncker, der sich gerne an Ihren Vertretungsunterricht (mehr gab's da leider nicht für meine Klasse) erinnert, möchte ich mich Ihnen vorstellen: Ich hatte
Deutschuntericht bei Herrn Cornelius F., mit öden Kostbarkeiten wie Max
Mells "Apostelspiel"; Gaisers geisterhafter Saga "Die sterbende Jagd",
einem Fliegerroman, in dem Bombenkrieg, Ursachenbeschreibung des
Faschismus und Widerstand gegen ihn nicht vorkamen. (Sonst hätten er -
Autor und Roman - nach 1950 nicht so viel Erfolg gehabt...) Ich hoffe
jedenfalls, daß ich in ignorantia mentis dem Gaiser kein Unrecht tue;
ich habe den Roman aus Widerwillen gegen seinen zähflüssigen, häufig
naturmagischen, einen gegenrealistischen Stil, post scholam,
nicht mehr lesen können. Mit Hölderlin ging's da los nach dem Titelblatt
(ich zitiere aus dem Fischer-TB-Band, im 100. Tausend damals schon;
geschmückt mit dem Cover-Versprechen "Tragik des Krieges": "Darum geht
schrecklich über / Der (sic!) Erde Diana, / Die Jägerin, und zornig,
erhebt / Unendlicher Deutung voll, / Sein Antlitz über uns / Der Herr.
Indes das Meer seufzt, wenn / Er kommt." (Ohne Quellenangabe bei
Gaiser...) Und religiös-kupplerisch endet der Schmarren so: "Himmel und
Wasser ein und dasselbe Blau. Nur ein dünner Streif, wo Gott bei den
Menschen wohnte in seiner Gnade; eine Warft und zwei Dächer, das Land
der Menschen, geborgen, verloren, ganz unerreichbar." (S. 199f.)
*
Sie
erraten: Ich versuche mit dem Gedächtnis-Stand Gaesdonck fertig zu
werden, indem ich Sie als Vorwand, als addressables Opfer nehme...
Doch noch eine Frage dazu:
Gab
es damals in den stockstaubigen Kammern der Blumenstraße eigentlich
Diskussionnen über solche und andere und zugemutete Lesestoffe? (In der
OIII Cervantes' "Don Quijote"; vorher mal eben so ein demutsvoller,
demütigend-unschuldsvoller "Parzifal"; eine Schmähung an einen (noch so
kleinen) Geist, der sich entwicklen möchte, der Goethes "Prometheus"
kennt und noch nicht verarbeitet hat und, Knaben gleich, der Disteln
köpft, an Eichen dich und Bergeshöhn! Mußt mir meine ... Hütte...!) Wie
stellte das Lehrer-man sich
damals die Seelen von Jünglingen/Jungen vor, die nach dem Dritten Reich
porös ob der Schatten des sog. 3. Reiches und dem Schweigen darüber
nach historischer Erklärung wie ein Schwamm nach Netzung lechzten, nach
humaner Zuversicht, ja Hoffnung - daß nicht wiederkehre der Schlamm des
Unerlösten, die braune Flut, mit schwarzen U-Booten auf Tauchstation und
Irrfahrt, mit Pilgern und Priestern auf romantisch inszenierten
Rettungsfahrten, mit verquasten Einschlüssen im Watt, mit einem
rettungslos (?) verminten Ufern, einer Brandung, hörbar im Schweigen?
Und wenn ich dann (später erst, bei der Suche nach Grund) auf die Lektüreangaben Ihrer Deutschklasse
schielte, wurde mir mulmig, wurd' ich unruhig ob verlorener Jahre und
des noch nicht gefundenen Ruhepols der eigenen Persönlichkeit. Da hätte
ich doch bei Ihnen eine gehaltvollere Nahrung für meine Deutsch- und
Literaturinteressen gefunden!
Sie
sehen, derweil ich Ihnen die Zeit raube, beschäftige ich mich mit der
damaligen steril-betulichen, nicht wissenden Gaesdonck als anhaltendem
Phänomen - Anlaß und Grund des Briefes sind miraber Ihr Erinnerungsbuch, das ich erst vorige Woche in die Finger
ekam - und in anderthalb Tagen auslas. (Wie sehr man, pardon: ich,
profitiere als Leser von einer (wohl) jahrelangen Arbeit an und in
Ihren Erinnerungen und in der Teilnahme an den von Ihnen mitgeteilten
Geschichtsquellen - fühle mich fast als Schmarotzer, da ich die Mühen
Ihrer Erinnerung und Ihrer Zeit ja nicht aufbringen kann, nicht muß.
Aber so funktioniert wohl Kultur als Pflege eines einsamen und gemeinsamen
Landstrichs, hinausgesendet als Hoffnungsmarke, als Boje im
Trüb-Nassen, daß einer sich hinausrette - oder mehrere - in der
produktiven Nach-Lese Ihres Berichts...)
Schon
nach den ersten Seiten schrieb ich Herrn van der Linde an; um ihn über
Ihr Buch zu informieren; auch um zu fragen, ob Sie als Beiträger der
Gaesdoncker Festschrift im Herbst (Jubiläum! Erinnerungs-Ge- oder
Verbot? Zeit-Anhalt! Wahrschreibe-Gelegenheit?) angeschrieben wurden.
Ich erwarte jedenfalls etwas (eine Aufsatz, eine Betrachtung) von Ihnen -
denn: Das ist meine deutlichste Erinnerung an Sie: Sie pflegten einen
freundlichen, nachdenklichen, erarbeitenden, nicht dozierenden
Unterrichtsstil (den ich später auch versuchte); Ihre Gesten,
vorsichtig formulierend zur Stirn zu fahren, um der Gedanken Geburt wie
mit einer Streicheleinheit mitzubegleiten, ist mir als deutlichstes
Signal Ihrer Unterrichtskunst haften geblieben. Ja, ich bin auch
Deutschlehrer, bin zur Zeit beurlaubt, werde aber wieder in den Dienst
gehen; zehn Jahre noch, das ist zu schaffen, bis zur Pensionierung.
Neben eigenen Aufzeichnungen schreibe ich auch Geschichten, fast alle durch den Schatz der Schulerfahrungen geprägt.
Da nutzte ich auch die von Ihnen geschilderte Mörike-Stunde für Luftwaffenhelfer zu einem Entwurf...
Wohl
bin ich mir der Gefahr einer falschen Aktualisierung bewußt; stocke
aber im Augenblick, den ersten, schnell-intuitven Entwurf zu verändern -
so lege ich Ihnen die Story einfach mal vor. Hoffentlich kann man
herauslesen, daß ich nicht den Mörike, sondern den ebenso Eduard
genannten Lehrer und Schwaben treffend zeichnen will. Mich beschäftigt
nämlich Mörike, seit ich als Quartaner am Paulinum in Münster eine
völlig sinnlose Prüfungsstunde eines bemitleidenswerten Assesssors
miterlebte, Thema der Qual: "Der Feuerreiter"; später habe ich meine
erste Staatsexamensarbeit über die Frühfassung "Romanze vom wahnsinnigen
Feuerreiter" geschrieben; die Ballade habe ich aber selber nur einmal in der Oberstufe, in einem LK Deutsch, behandelt. Sonst halte ich sie für Uni-Semester-Stoff.
*
Nehmen
Sie bitte, nach überlanger Einleitung, den herzlichen Ausdruck meiner
hellen Freunde über die rheinische und deutsche Geschichts- und
Seelenerkundung Ihres Buches an! (Aufforderungssätzchen!)
Am
Wochenende werde ich Ihr Buch meinem Sohn, Jura-Student in Bielefeld,
mitgeben; er interessiert sich besonders für deutsche und undeutsche
Geschichte, auch die Militärtechnik der Faschisten - und wußte
natürlich, als ich mich einmal versprach, daß der Stuka eine Ju 87 war...
Eine
Frage schlich sich da bei mir ein: Wo mögen damals V2-Rakten
abgeschossen worden sein, daß Sie sie aufsteigend in Kirchhellen
wahrnehmen konnten? (S. 97) Gab's östlich von Haltern auf dem
Schießgelände Startbasen?
Sorry
für meinen langen Hin- und Her-Brief; aber als Gaesdoncker und späterer
Deutschlehrer habe ich eben mein unsichtbares Feld von Gedankenlinien
und Querverindungen zu eigenen Lebensfragen vor den Augen und der Seele.
Auch meiner Mutter hätte ich gerne Ihr Buch geschenkt. Sie hatte als einfache Landarbeiter-Ehefrau - ja, auch sie war Landarbeiterin,
mehr mit Vieh; Haus- und Gartenarbeit beschäftigt als mit den
Bedürfnissen der Gefühlswelt ihrer acht Kinder - Sie hatte für das
Geistes- und Lebensdesaster (im christlichen Deutschland!) vor 45 einen
Ausrede, die mir jetzt wieder einfiel: "Hej - gemeint war Hitler - hätt
de Jödde nich kapott maken dörve...." - eine niedlich-dumme Einsicht,
die vertuscht, daß der Faschismus von vornherein eine inhumane,
barbarische Rassenideologie betrieb - auf Kosten aller durch
Versklavung, Krieg oder Tötung zu unterdrückenden anderen Religionen und
Ethnien - den Deutschen ein Herren-Dasein und verquast animalisch kollektive und germanische Religionsgefühle zu ermöglichen.
Als noch 44 Geborener bin ich Gott und den Alliierten (wem mehr?
Ich weiß es nicht!) dankbar, daß die Nazis so ungeduldig und frech
waren, so neurotisch undiszipliniert, so grenzenlos
idealistisch-heldenhaft, so geck-überstürzt waren, so eilig und
frühzeitig den Krieg über ganz Europa zu treiben, daß ihre wirkliche
technische Überlegenheit (wie ja ab 35 das große und neuartige
Raketenprogramm in Peenemünde beweist) zu spät und nicht mehr effektiv
und dann wahnwitz-sinnlos eingesetzt werden mußte - mit den irrwitzigen
Menschenopfern (Hekatomben Ihrer Generation, der vor meiner) Und kein Bischof hat je deswegen protestiert! Oder sehen Sie das als Historiker anders?
Von
Galen schrieb noch Anfang 45 unter den alliierten Luftangriffen in
Münster von "Heimsuchungen Gottes", statt von kriegsbeendenden
Maßnahmen, von Freiheitsbedürfnissen zu sprechen - oder von christlicher
Schuld! (Zu viel verlangt? Zu streng geurteilt?) Bbrr, was für eine
Menschenheimsuchung, weil -täuschung der selektiven Wahrheitsverwalter!
Und, ja: Gotteslästerung der geschichtsblinden Seelenhüter und Mitmacher
aus Denkfaulheit und vermeintlichem Konservatismus! Bei gleichzeitig
behaupteter und im Herrschaftsbereich praktizierter Unfehlbarkeit! (Ach,
setze ich mal hinzu: Nur in Dogmenentscheidungen, ex cathedra und
solchen Fisimatenten? Einen Menschen als Versuchsmuster, ja, nun, aller Juden, opfern zu lassen - und keine Enzyklika
gegen den Faschismus schreiben, ist allerdings Fehlbarkeit! Auf der
jahrhundertealten Tradition von Inquisition, Machtkämpfe und
verweigerter Nächsten- und Feindesliebe - kein Wunder, nur definitive
Menschlichkeit bei maßlosem Stellvertreter-Anspruch... Ich vermute:
geistig-emotionale Schwäche aus Desinteresse, fehlende Empathie mit dem
Nächsten...)
Nehmen
Sie, bitte, meinen (nicht nur ironischen) verbalen Ausreißer nicht
persönlich! Ich weiß ja z.B. auch nicht, was Sie weggehen ließ von der
so scheinidylischen Gaesdonck - dem Ort und Hort zölibatärer und
geistiger Unzucht! Wobei ich mich - bei Klassentreffen - gewundert habe,
wie wenig diese Gefühllosigkeiten und psychologischen Unfähigkeiten,
sich in junge Menschen reinzuversetzen, geschweige, sich mit ihren
Bedürfnissen zu identifizieren oder auseinanderzusetzen, damals vermerkt
wurden - wohl nur bei den Opfern dieses Kastens, die schwups, von einem
auf den anderen Tag - ohne Erklärung, ohne Einsicht - verschwunden
waren. Und ich mußte mir die dummen Witze von Geistlichen und Lehrern
anhören, nachdem Dr. R. Baumeister verunglückt war - sie meinten wohl,
bei mir Verständnis oder so etwas Humoriges Kurt Abels – ein Gaesdoncker Lehrer...
(über ihn werde ich noch berichten...)
http://www.aisthesis.de/images/cover/abels.jpg
Bei
der Rückmeldung teilte mir der Zugführer mit, daß ich zu einem anderen
Zug derselben Batterie versetzt worden sei. Einen Grund für die
Versetzung nannte er nicht. Die Stellung des anderen Zuges befand sich
im Süden des Flugfeldes an der Straße von Kirchhellen nach Hünxe. In der
Luftwaffenhelfer-Baracke erfuhr ich, daß ein anderer ebenfalls dorthin
versetzter Kamerad meine Sachen, d. h. die in die graue Wolldecke
verknoteten Habseligkeiten, in die Schulbaracke mitgenommen habe. Von
dort könne ich sie am nächsten Mittag nach dem Unterricht in die andere
Stellung mitnehmen. Das waren mehrere Neuigkeiten auf einmal. Anfang
Januar hatte also der Schulunterricht nach einer Unterbrechung von
mehreren Monaten wieder begonnen. Daß es eine „Schulbaracke“ gab, wußte
ich nicht. Ich sollte mit ihr bald eine unangenehme Erfahrung machen.
Die Nacht verbrachte ich noch in der Stellung in den Heide-Dünen, die
ich nur noch einmal, fast zwei Monate danach, wiedersehen sollte.
Am
nächsten Morgen meldete ich mich in der Schule. Der eine der beiden
Lehrer, Herr Zebisch, war wie zuletzt im August 1944 für die Mathematik
zuständig, und da er uns nicht nur in den wenigen Wochen des
Schuljahres unterrichtet hatte, sondern auch derselben Schule angehörte
wie eine Reihe der Luftwaffenhelfer, darunter ich, war er zugleich der
verantwortliche Klassenlehrer, der dann in der zweiten Märzhälfte, als
kaum jemand noch an Schule dachte, die Abgangszeugnisse schrieb. Der
andere Lehrer, Dr. Schätzle, war mir unbekannt. Er kam von einer anderen
Düsseldorfer Mittelschule. Obgleich er schon älter war, fuhr er
Motorrad und erzählte von Fahrten, die er vor dem Krieg in
Süddeutschland unternommen hatte. Er löste den älteren Lehrer, Herrn
Napp, ab, der offenbar das Pensionsalter erreicht hatte. Dr. Schätzle
war Schwabe und hatte eine Vorliebe für schwäbische Dichter, die er uns
im Deutschunterricht nahezubringen versuchte. Ein solcher vergeblicher
Versuch bewirkte einen Zusammenstoß zwischen Lehrer und Schülern.
Eines
Morgens eröffnete er nämlich den Unterricht, indem er das Gedicht „Das
verlassene Mägdlein" von Eduard Mörike vorlas; vielleicht bewog ihn der
dunkle, unfreundliche Morgen dazu. Dann forderte er uns au£ die
Qualitäten des Gedichtes nachzuempfinden oder zu erkennen. Dazu war
anscheinend kaum einer, ich jedenfalls nicht, in der Lage. Vielmehr
bemühten wir uns mit unseren schülerhaften, unbeholfenen Worten
auszudrücken, daß uns ein Mädchen, das Feuer anmacht und dabei darüber
klagt, daß es von seinem Freund verlassen worden sei, völlig egal sei,
es gehe uns nichts an. Der Lehrer hatte wohl geglaubt, daß der trübe,
nebligkalte Morgen, der triste Schulweg, der Aufenthalt in der von einem
Ofen geheizten, aber sonst wenig anheimelnden Schulbaracke mit ihren
häßlichen Holztischen und den Standard-Flakschemeln einen günstigen
Einstieg in die .Behandlung1 oder .Durchnahme' des Gedichtes
bieten würden. Die Auseinandersetzung wurde heftiger. „Mägdlein" und
„Knabe" erschienen uns als abwegige Wörter; in der rein männlichen
Umgebung war ein ganz anderes Vokabular geläufig. „Der Flamme Schein"
und „das Verschwinden der Sternlein" ließen das Gedicht als
anachronistisch und deshalb unpassend erscheinen. Schließlich brach Dr.
Schätzle die Stunde ab. Aus der Rückschau betrachtet haben wir, wenn
nicht dem Lehrer, so doch Eduard Mörike und seinem Gedicht unrecht
getan. Das Gedicht wirkt trotz oder vielleicht wegen der Schulstunde an
diesem Morgen im Januar 1945 nach. Ich lernte seine literarische
Qualität erkennen und habe es nie mehr aus dem Gedächtnis verloren.
Wie im Gedicht das Feueranzünden die traurigen Assoziationen des verlassenen Mädchens hervorruft, so verursachte die Notwendigkeit, in der Schulbaracke den Ofen zu heizen, einen zweiten Zusammenstoß zwischen Dr. Schätzle und Schülern, diesmal unmittelbar zwischen ihm und mir. Jeden Morgen waren im Wechsel zwei der Schüler verpflichtet, eine Viertelstunde vor Beginn des Unterrichts den Ofen in der Baracke anzuheizen. In der ersten Januarhälfte nun erinnerte ich mich an die Zahnbehandlung, die im August begonnen hatte, im September fortgesetzt, aber nicht zu Ende gerührt worden war. Ich ersuchte also um die Erlaubnis, im Militärlazarett in Dorsten zum Zahnarzt zu gehen. Dieser behandelte mich, war aber mehr als an dem kranken Zahn daran interessiert, daß ich mich häufiger rasiere. Nach der Untersuchung entschied er, daß der Zahn gezogen werden müsse. Dazu bestellte er mich an einem der nächsten Vormittage ein. Dies war unglücklicherweise der Tag, an dem ich an der Reihe war, den Ofen im Schulraum zu bedienen. Ich glaubte aber trotzdem zum Zahnarzt gehen zu können, weil der andere Luftwaffenhelfer zum Heizen auch allein in der Lage war. Als dieser, Gerhard F., ein zwar großer und starker, aber nicht besonders aufgeweckter Mitschüler, hörte, daß ich zum Zahnarzt bestellt war, meinte er, er müsse auch mal wieder seine Zähne nachsehen lassen und gehe mit. Weil er sich erst spät dazu entschloß, fand sich niemand, der das Anheizen übernehmen wollte. Deshalb blieb die Schulbaracke kalt, und als Dr. Schätzle dies wahrnahm, fing er nicht mit dem Unterricht an, sondern schickte die Luftwaffenhelfer in die Stellungen zurück, begab sich selbst in die Dienststelle der Batterie und informierte den Hauptwachtmeister über das unerwartete und in seinen Augen unerhörte Vorkommnis.
Als
Gerhard F. und ich mittags in die Stellung zurückkehrten, er in der
Gewißheit, daß seine Zähne in Ordnung seien, ich mit einer noch steifen,
gefühllosen Gesichtshälfte und ohne den Zahn, der mir gezogen worden
war, lag der Befehl vor, daß wir uns umgehend beim Stab und dem
Hauptwachtmeister zu melden hätten. Dieser verhörte uns, wütete über
unsere Pflichtvergessenheit, und es gelang mir nicht, ihm klarzumachen,
daß ich doch in die Klinik bestellt gewesen sei, was angesichts des
militärischen Dienstrangs des Zahnarztes für mich einem Befehl
gleichgekommen sei. Für ihn waren wir beide Schlawiner und Drückeberger,
die für ihr Verhalten gehörig bestraft werden müßten, und zwar damit,
daß wir für die nächste Zeit den Ofendienst in der Schulbaracke allein
zu versehen hätten.
Diese Strafe traf mich weniger hart als die auch durch Dummheit nicht gemilderte Unkameradschaftlichkeit des Gerhard F. Am meisten aber verletzte mich das Verhalten des Lehrers. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich Lehrer immer als Gegenpart zu den befehlenden, oft rohen Vertretern der nichtzivilen Welt, vor allem der H[, aber auch des Militärs, angesehen und geschätzt und - wenn auch selten - erlebt, daß sie vernünftige Ansprüche gegenüber unvernünftigen Anordnungen durchzusetzen versuchten, nicht immer ohne Erfolg. Und nun schwärzte mich ein Lehrer um seiner Bequemlichkeit willen bei den militärischen Vorgesetzten an, weil er nicht warten wollte, bis der Raum zehn Minuten nach Beginn des Unterrichts warm wäre. Ich war tief enttäuscht über das Verhalten dieses Lehrers.
Die
Zugstellung an der Straße, die den Südrand des Flugplatzes Kirchhellen
begrenzte, unterschied sich in mancher Hinsicht von den Stellungen, in
denen ich bis dahin gewesen war. Der Umgangston zwischen dem Zugführer,
den Soldaten und den Luftwaffenhelfern war offener, kooperativer, fast
kameradschaftlich, wenn auch gelegentlich durch Interventionen nicht
ganz dazu gehörender Personen gestört. Die Stellung lag auf einer weiten
ebenen Fläche, die einen guten Rundblick ermöglichte. Wir konnten weit
nach Osten sehen und Bombenangriffe auf Städte im nördlichen
Ruhrgebiet und das Aufsteigen von V2-Raketen wahrnehmen. Von Westen, vom
Niederrhein l her, war von Anfang Februar an das fast ununterbrochene
Artilleriefeuer der Front zu hören. Nach Süden zu senkte sich das
Gelände etwas, und ein Birkenwäldchen unweit der Baracken wurde zu einem
häufig aufgesuchten Ort, weil hier Stämme geschlagen und in Stücke von
etwa 80 cm Länge zum Bau von Knüppeldämmen zersägt wurden. Der
kooperative Charakter des Zusammenlebens zeigte sich in einer
gleichmäßigen Belastung aller ohne Unterschied im Wachdienst. Jeder
mußte in jeder Nacht 20 Minuten auf Wache ziehen. Der lange und schwere
Wachmantel, das Gewehr und die mit wärmendem Stroh ausgefüllten
Holzschuhe wechselten also in einer Nachtstunde dreimal von Träger zu
Träger. Die Gespräche zwischen Unteroffizieren, Soldaten und
Luftwaffenhelfern waren offen. Nach dem Anhören der Rundfunkrede Hitlers
am 30. Januar 45 setzte mich die unter den Flaksoldaten verbreitete
Meinung in Erstaunen, daß die einzige geheime Waffe, die uns noch helfen
könnte, das Zusammengehen der westlichen Kriegsgegner mit uns gegen die
Russen sein würde.
*
Kurt A b e l s: Ein Held war ich nicht. Als Kind und Jugendlicher in Hitlers eg.
Köln, Weimar, Wien 1998: Böhlau Verlag. S. 94 - 98
voraussetzen
zu können. Übrigens: Ich habe dort noch 65 Abitur gemacht. Nachdem mir
Dr. R.-Baumeister die himmlisch-irdische Köstlichkeit "So zärtlich war
Suleyken" (Siegfried Lenz!) konfisziert hatte... Vielleicht war das
61/62 mal Gesprächsthema unter Lehrern?? Würde mich interessieren, was
Sie erfuhren...
Für heute - Schluß meiner Suche, meiner Versuche:
Ich wünsche, Sie einmal auf der Gaesdonck bei einer Lesung und einer Diskussion zu erleben!!
(Aus: Gaesdoncker Blätter. Juli 1960. S. 29-32; gekürzt abgedruckt ist der Text mit dem Kürzel "Br." - also Brüx selber)
Ich fühlte mich ernstgenommen, in der be-dürftigen Brust meines schmalen politischen Gewissen eines Obertertianers. Ich hatte, anders kann ich mir die Erinnerung nicht erklären, bei dieser Rede den Wahrnehmungseindruck von Realität, von aktueller Nähe, von verantwortlich engagierter Politik. (Die – relativische Verschränkung - einzubeziehen sei in einen geschützten Lebensbereich einer isolierten Internats-Schulaufsicht...) Aber nichts erfuhr ich über die Zusammenhänge, über konkurrierende, ideologische Propaganda, über humanistische Literatur oder Nachrichtentexte zu diesem Anlaß, diesem höllisch-irdischen Ost-West-Gegensatz; der zu dem großen psychischen Gegensatz - Ahnung seines Selbst, seiner Identität im Widerspruch zur Deformation institutionell, der institutionalisierten - trat; Konformitätszwang und Wahrhaftigkeit; systemischer Alltag und ehrenvolle Ausnahme des Eigenen.
Und in den Tagen darauf ...? Kein Lehrer kam in unsere Klasse mit dem Text der Rede, keiner erwähnte sie. War sie genehmigt gewesen? War sie kritisiert worden? Zurechtgewiesen? War sie blieb nutzloses Feiertagsbeiwerk? Deplaziert in der Ordnung Amt? Invidia gloriae comes? Und dann - der evangelische Theologe Bonhoeffer muss sowieso der falsche Typ gewesen, da er einen defaitistischen Gott anrief, de dichten konnte, der politisch sich opferte... Nein, kein dringliche Verzahnung von Ideal der Rede mit der Erarbeitung ihrer Elemente und Begriffe. Für den Unterricht galt das Gebot - und es hätte aus dem Dekalog stammen können: Es standen immer nur wieder dieselben Vokabeln, Formeln, Texte wie zu Kaisers Zeiten als Aufgaben zu Gebote, die keinen Wirklichkeitsbezug zu uns begierigen Nachkriegskindern hatte; die wichtigsten Autoren und Texte der Exilzeit (1933 - 45) und der Nachkriegsliteratur blieben uns versagt, es wurde abgehampelt der olle Bildungskram in den lehren Köpfen und Deutschbüchern, bei dem man das Nationalsozialistische als offensichtliche Lücke weggeschnitten hatte aus den Lesebüchern und Köpfen... - ja, das sollte Klimax unserer Bildung sein: die nicht vorbereiteten Interpretation zu einer Hölderlins Ode ("Der Neckar") oder einem stramm-dumm-konservativen Blatt mit unvorbereiteten Thesen eines religiös verquasten Dilthey-Aufsatzes. (Abitur-Aufgaben Reifeprüfung 1965, nachzulesen in „Gaesdoncker Blätter 1965“; hier als Abschreckung nochmals zu lesen):
Reifeprüfung 1965
Unsere 13 Oberprimaner (Klassenleiter: Studienrat Dr.
Hermann Volmer) unterzogen sich der schriftlichen Reifeprüfung in
der Zeit vom 14.-19. 12. 1964, der mündlichen am 1. und 2. Februar
1965. Den Vorsitz führte Oberschulrat Josef Hasbach vom
Schulkollegium in Düsseldorf. Alle Prüflinge bestanden.
Die Aufgaben für die schriftliche Prüfung lauteten in Deutsch:
1. Soll in der Bundesrepublik die Todesstrafe wieder eingeführt werden? - Besinnungsaufsatz -
2. Friedrich Hölderlin: Der Neckar - Gedichtinterpretation -
3. Was bedeutet die Schülerszene im ersten Teil von Goethes "Faust" im Rahmen des Gesamtwerkes?
4. Wilhelm Dilthey: Dichtung und Leben. Geben Sie den Gedankengang wieder, und erläutern Sie die Ausführungen Diltheys mit Beispielen!
* ~ *Zur Person Walther Brüx' (nach der von Herrn Laurenz van der Linde liebevoll geführten Matrikel):
Er war Zeichenlehrer auf der Gaesdonck 1951 - 1953; kehrte als Studienrat (für Kunst und Erdkunde) wieder in die Mauern des Kastens auf der Kendelinsel zurück, bis 1969 und ging als Gymnasiallehrer nach Kleve, seine Heimat.
In der Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Walther_Br%C3%BCx
Ach, natürlich, ja, daran wollte ich auch erinnern: an eine wunderschöne Beuys-Skulptur, die im Jahre 1949 geschaffen wurde - eben: von Beuys, als dem Objekt, ja; aber von Walther Brüx geschaffen, der damals den jungen, verkannten, depressiven Beuys in seine Familie aufgenommen hatte. Und Brüx schuf die einzige, wichtige, schöne, prägnante Beuys-Skulptur, die je das Licht unserer Welt erblickte ... (ein Memento - auch eine Bildungsprüfungsfrage für die Unterscheidung von Genitivus subjektivus oder objektivus - als Beitrag zur dummen Spaß- und Quizkultur unserer TV-Tage; und erst recht diese Frage: Warum unterschieden die Lateiner nicht, was sie doch ausdrücken wollten, die Varietät des Genitivs; und erst recht die zehn möglichen Variationen des ablativus absolutus; wenn ihnen doch die Differenzierung am Herzen lag? Wollten sie ihre Intentionen immer so gerne offen lassen, d.h. dem Hörer als Aufgabenstellung der Interpretation? Eine Frage, die mir in keiner der öd beschränkten, uninspirierten Latein- oder Griechischstunden auf der Gaesdonck beantwortet wurde; uns blieb nur, die im Kommentar des Lehrers vorgegebene Grammatikerklärung nachzukäuen...)
Eine Sprache, die sich kein Lehrer auszudenken weiß.
(Die Beuys-Porträt-Büste ist zu besichtigen im Klever „MuseumKurhaus“; sie ist von der Stiftung Museum im Schloß Moyland ausgestellt. Ein Exemplar der Sammlung van der Grinten: Walther Brüx (1917 - 2016): Porträtkopf Joseph Beuys, 1946, Bronze, H 33 cm.
Mein eigenes Bild - ein Bild der Woche (in Gasedonck, im Kreuzgang, ausgestellt, vom Lehrer B r ü x:
- Ein Mitschüler erkundigte sich (auf einem Abii-Treffen nach 15 Jahren) nach meinem Bild: scheu, despektierlich fragend zum Bild, das Walther Brüx für mich ausgemalt h ä t t e. - Sancta simplicitas memoriae!- Nein ein Zeichner war ich niemals; aber ein Schreiber, der sich auf Worte, Metaphern, Bilder und BildWenb-Deutungen, auch abstruse, verstehen lernte. - „Was die Erfahrung des Bergsteigens zu einer Metapher des Lebens überhaupt werden lässt und sogar noch zum Sinnbild für die Suche nach dem ewigen Seelenheil, ist die Verbindung der kulturell positiv besetzten Vorstellung der Höhe mit der Abforderung einer körperlichen Leistung.“ (Christof Hamann u.a.: Kilimandscharo). - Nein - Bergsteigen, im Sinne des Dr. R. B., habe nie gelernt (alles, das nach Randa durfte, äh, das lief ab, ohne das man es merkte in den Klassen; Geheimsachen!); mir reichte das Baumbesteigungen, ob Kastanie, Buche, Linde, auch die geschwind-hohen Pappeln, ob auf Pannofen/Vossheide bei Goch. - wo ich einmal nicht weiter wusste beim Absteigen; erst nach stundenlangen Sehen/Suchen/VerWeilen fand wieder zum ErdBoden zurück. - Es war ein Nussbaum in Vornick, den meine Mutter zum AbHolzen/VerBringen zum Sägewerk nach Weeze bestimmt hatte; meinen Segen hatte sie diesmal nicht. Der Nussbaum hatte mir weit die Äste ausgestreckt: Spring ...! Dann lässt deine Mutter mich stehn! Op Jan of Köb hngt minne NootenTakk övere dä Döör. - Hej, spreng van dä läste Takk. Et gäv Schuure, dij Kuje sprenge in dä Wej! - Spreng met, dänn drömt gej net mähr van schwaate Handdüük voar dä Fenste in Büük of Wöört.
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