Samstag, 29. März 2025

Etwas von Kurt T u c h o l s k y, als Wahrer der ewigen Humanität -

 

Grab in Schweden: Mariefred. - „Alles Vergängliche Ist Nur Ein Gleichnis“ Und wer diktiert das 'tertium comparationis'? - Nur der, der sich dieses Intention stellt! 

>HuHu – der Artikel des T a g e s . Nicht von mir. Sondern von {noch-immer- toten; dem transmodalen-lebedenden}:

Kurt Tucholsky:

Rudolf Steiner in Paris

»Abrakadabra kadibar kadabra –
Palle – palle! Muff! Muff! Muff!«

Zauberer in einem Kindertheater



Rudolf Steiner, der Jesus Christus des kleinen Mannes, ist in Paris gewesen und hat hier einen Vortrag gehalten. Es war eine streng geschlossene Gesellschaft, man hatte mich nicht eingeladen, und so hatte ich Gelegenheit, den Ausführungen Herrn Steiners zu lauschen.

Mit Paris hatte die Veranstaltung nicht allzuviel zu tun. Sie fand im Saal einer hiesigen wissenschaftlichen Gesellschaft statt, die nur die Räume, nicht die Wissenschaftlichkeit dazu gegeben hatte, und sie war in der Hauptsache von jenem ein wenig internationalen Mischmasch verbogener Menschen besucht, die ihr Manko auf Steiner abgewälzt haben: wenn aber eine den Geliebten nicht bekommen kann, einer gekündigt, einer überhaupt unbefriedigt ist, so ist das noch kein Grund, in der Philosophie umherzuschludern.

Steiner trat auf. Der erste Eindruck: Klöpfer als Tartuffe. Auch eine gewisse Ähnlichkeit mit Alfred Abel ist da – aber ohne dessen schönes Auge. Im ganzen sieht Steiner aus wie ein aus den Werken Wilhelm Buschs entlaufener Jesuit: Bauernschädel, gefalteter Komödiantenmund, Augen, die sich beim Sprechen nervös schließen und nur manchmal – in ff. Dämonie – die Zuschauer ansehen. Man hatte mir gesagt, dass ganze Nationen diesem Zauber unterliegen.

Ich habe so etwas von einem unüberzeugten Menschen überhaupt noch nicht gesehen. Die ganze Dauer des Vortrages hindurch ging mir das nicht aus dem Kopf: Aber der glaubt sich ja kein Wort von dem, was er da spricht! (Und da tut er auch recht daran.)

Der Prophet sprach deutsch. Nach je zehn Minuten pausierte er, und dann übersetzte Jules Sauerwein vom Matin das, was er gesagt hatte, ins Französische, übrigens ausgezeichnet.

Das Ganze war ausdrücklich als einleitender Vortrag angesagt, ich kann also verlangen, dass ich bei einigermaßen gutem Willen zum mindesten verstehe, was da vorgetragen wird. Es ergab sich, aus dem verblasenen und in mißverstandener Terminologie abgefaßten Zeug herausgeschält, dies:

Der Mensch ist imstande, durch schärfste Konzentration zu drei Stufen der Erkenntnis vorzudringen: zu der imaginären, der inspirierten und der intuitiven. Nun wäre der Spott über die menschliche Unbeholfenheit, von diesen Dingen zu Neulingen klar zu sprechen, sehr billig – ich weiß, wie schwer es ist, einem Blinden klarzumachen, was das bedeutet: violett. Und da gibt es nur ein Kriterium dafür, ob jemand die Wahrheit sagt oder schwindelt: das ist die kristallklare Selbstüberzeugtheit.

Nichts davon.

Sein Gerede wimmelte von Fehlern: ob ein Bügeleisen wirklich heiß oder nur »eingebildet heiß« sei, zeige das Leben. Das ist falsch. Schon Charcot hat herausgefunden, dass Hysterische sich am kalten Eisen »wirklich« verbrennen, und dass diese Empfindungen rein subjektiv sind. Wenns mulmig wurde, rettete sich Steiner in diese unendlichen Kopula, über die schon Schopenhauer so wettern konnte: das Fühlen, das Denken, das Wollen – das »Seelisch-Geistige«, das Sein. Je größer der Begriff, desto kleiner bekanntlich sein Inhalt – und er hantierte mit Riesenbegriffen. Man sagt, Herr Steiner sei Autodidakt. Als man dem sehr witzigen Professor Bonhoeffer in Berlin das einmal von einem Kollegen berichtete, sagte er: »Dann hat er einen sehr schlechten Lehrer gehabt –!«

Und der Dreigegliederte redete und redete. Und Sauerwein übersetzte und übersetzte. Aber es half ihnen nichts. Dieses wolkige Zeug ist nun gar nichts für die raisonablen Franzosen, die grade in der Philosophie eine außerordentlich klare und präzise Ausdrucksweise lieben (daher sie selbst für die echten Mystiker wie Angelus Silesius nicht viel übrig haben). Neben mir saß ein alter Herr mit den vernünftigen, braunen Augen des gebildeten Franzosen: sie tränten ihm – so litt er unter der Schläfrigkeit. Die Zuhörer schliefen reihenweise ein; dass sie nicht an Langerweile zugrunde gingen, lag wohl an den wohltätigen Folgen weißer Magie.

Immer, wenn übersetzt wurde, dachte ich über diesen Menschen nach. Was für eine Zeit –! Ein Kerl etwa wie ein armer Schauspieler, der sommerabends zu Warnemünde, wenns regnet, im Kurhaus eine »Réunion« gibt, alles aus zweiter Hand, ärmlich, schlecht stilisiert … und das hat Anhänger –! Wie groß muß die Sehnsucht in den Massen sein, die verlorengegangene Religion zu ersetzen! Welche Zeit –!

Sein »Steinereanum« in der Schweiz haben sie ihm in Brand gesteckt, eine Tat, die durchaus widerwärtig ist. Es soll ein edler, kuppelgekrönter Bau gewesen sein, der wirkte wie aus Stein. Er war aber aus Holz und Gips, wie die ganze Lehre.

Der Redner eilte zum Schluß und schwoll mächtig an. Wenns auf der Operettenbühne laut wird, weiß man: Das Finale naht. Auch hier

nahte es mit gar mächtigem Getön und einer falsch psalmodierenden Predigerstimme, die keinen Komödianten lehren konnte. Man war versucht, zu rufen: Danke – ich kaufe nichts.

Der Redner hatte geendet. Mäßiger Beifall pritschelte. Auch zu Anfang waren nur zwei Reihen Unentwegter ehrfürchtig bei seinem Nahen aufgestanden, wie vor einem Gott oder einem besiegten General.

Und nur eines kann ich nicht verstehen, wenn ich die Figur dieses Menschen betrachte, der mit Hartleben herumgesoffen hat, und von dem man sagt, er habe in diesen fröhlichen Kneipnächten die Figur des »Serenissimus« erfunden –:

Christian Morgenstern liebte ihn. Dieser feine, gütige, hohe und tiefe Geist liebte Rudolf Steiner. War das Weltfremdheit? Ist dennoch wirklich etwas hinter dem Gerede dieses unüberzeugten, unsereinen nicht überzeugenden, geschwollenen Predigers? Spricht das gegen Morgenstern? Für Steiner? Ich weiß es nicht.

Ignaz Wrobel; in: Die Weltbühne, 03.07.1924, Nr. 27, S. 26.

>> Ein wenig trag*+*n die Erläuterungen der Tucholsky-Ausgabe zum Verständnis bei: Bd. 6. Texte und Briefe 1923-1924. S. 200-204: Daraus ziitiert:

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Dienstag, 25. März 2025

<< Vom Fleischlichen - äh: dem Zölibat  #


 Mörike schrieb in „Begegnung“ (1828). poetisch virtuos: „Ein schöner Bursch tritt ihr entgegen, / Er will ihr voll Entzücken nahn: (...)“

Äh:“fleischlich ...“ - eine Liebesbegehren? - Anno 1963: Oh, komische Zeiten: Ich habe schon zweimal eine Oberstufenklasse (am Mädchengymnasium; zwei Mädchengruppen – oh: damals vor 1990 - die „Ansichten ...“ des Colwns als Lektüre gelesen: Diesen Ertrag habe ich eingesammelt als Stichwort-Verzeichnis: http://www.reyntjes.de/Anton/Boell/BoellAnsichtenClownStichwortregister.htm

Aber-aber: Darin fehlt das Stichwort „fleischliches Verlangen“ (in verschiedenen Formulierungen) fehlt völlig. Das hat keiner zur Sprache gebrach; ich auch, äh: ich auch nicht!- Obwohl dieser Ausdruck; auch ergänzt um „die/diese Sache“; womit Sexualität, der Sexualakt gemeint war -“die körperlichen Einzelheiten“ (dito. S. 43)-

Und bevor „die Sache“ abläuft zwischen Marie und Hans, „unter Weinen“ des Mädchens, das entjungfert wird vom drängenden MänneMännerwelt, ohne dass eine 'liebevolle' Sprache gefunden wird (S. 45f.) - ist die Liebesszene zu Ende; oh: Ich erinnere mich: Er „knipste drinnen das Licht aus.“ Erschütternd, was da abläuft – als Liebesbegegnung, äh: als männliches Bedürfnis.

Erläuterung zur psychischen Situation der Frau, die (Marie Derkum wurde entgegen ihrer Vorstellung) entjungfert wurde: Da ist die ersten Liebesszene so „heftig“ umkämpfte Wort „Unschuld“ - ja: 'umkämpft'; reinigt Marie mit kalten Händen und eifrigen Waschen dasvom Geschlechtsverkehr 'beschmutzte' Bettlaken. Die Einzelheiten sind nicht beschrieben; der Hans liegt ja auch noch lange im Bett; aber er gibt an, was gesprochen wird: Er bestätigt die Entjungferung – weil sie mit dieser Art des Waschen „etwas“ beseitigten wollte: Marie erklärt diese, ihre persönliche „Sache“ und behauptet ihre Gültigkeit (kirchen-konform): „Weil es wirklich so etwa wie Unschuld gibt.“ (S.. 49, 24f.) - Hans hinterlegt Mariens Verhalten entsprechend dem germanischen Mythos, dann mit dem Glauben an die „Jungfrau Maria“, der allen Mädchen und Frauen aufgeladen wird als Schuld, die ge'sühnt' werden muss oder kann. Geschlechtsverkehr als Sünde. Fortwährend wir das junge Paar, nur ein Liebespaar, nicht gesetzlich verheiratet, gequält mit den kirchlichen Normen der Sexualität: Arterhaltung: Liebeskonformzwang: Unehelichkeit: Das 'junge Glück' wird daran zerbrechen. -

Im digitalen Wörterbuch finde ich dieses Szenerie auch so aus-ge-spro-chen; immer von Männern ausgedrückt:

chttps://www.dwds.de/r/?q=fleischlich&corpus=dtak&date-start=1598&date-end=1913&genre=Belletristik&genre=Wissenschaft&genre=Gebrauchsliteratur&format=full&sort=date_asc&limit=50

https://www.dwds.de/r/?corpus=kern&q=fleischlich

*

https://www.dwds.de/r/?corpus=dtak&q=fleischlicher%20Arm

https://www.deutschlandfunk.de/ansichten-eines-clowns-in-mannheim-horrorkabinett-der-100.html

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https://www.deutschlandfunkkultur.de/zum-100-geburtstag-von-heinrich-boell-die-moralische-instanz-100.html

Rezensionen: Leonhart

https://www.zeit.de/1963/25/ein-roman-stiftet-verwirrende-ordnung/komplettansicht

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Männe (vulgo. Im Rheinischen): https://woerterbuchnetz.de/?sigle=RhWB&lemid=M01400

file:///C:/Users/Anton%20Reyntjes/Pictures/B%C3%B6ll-Ansiccten-Clowns--Marie-im-Bestt197546596.pdf

https://core.ac.uk/download/pdf/197546596.pdf

Böll: Ansichten eines Clowns

woher kommt der pathologisch wirkende Haß
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Elisabeth Hurth (KritikUrteil/Intention): Ein unbequemer Katholik Was heute von Heinrich Böll zu lernen wär file:///C:/Users/Anton%20Reyntjes/Pictures/B%C3%B6ll-Ansichten-Herder-herkorr-64-2010-8-399-404-ein-unbequemer-katholik-was-heute-von-heinrich-boell-zu-lernen-waere-id-24919.pdf

(…) Der Mensch kann auf das rettende Handeln Gottes hoffen. Aber diese Hoffnung darf nicht dazu führen, dass man selbst untätig bleibt und lediglich einen „deus ex machina“ erwartet. Böll wendet sich gerade gegen jenes „do ut des“-Prinzip einer Komfortreligion, der es letztlich nur um das geht, was Gott für einen tun kann. Es gilt vielmehr, wie Böll in seinem Roman betont, Gott so zu erwarten, dass man ihm eine „Chance gibt“, alles zu „wenden“. Das aber ist zugleich eine Aufforderung an den Menschen, „unbedingt“ das zu tun, was scheinbar nur nichtig und sinnlos, unbedeutend und alltäglich ist. Gott zeigt sich gerade im Alltäglichen, er „wendet“ das Sinnlose, er schenkt ihm Sinn. Dieser Gott, so Böll in „Billard um halb zehn“ (Köln 1959), ist das „Unvorhergesehene“, über seine Nähe und Zuwendung kann der Mensch nicht verfügen. Beides ist ein Geschenk Gottes, ein Geschenk seiner Gnade, das nicht funktional verrechenbar oder „abrufbar“ ist. Wer sich beschenken lässt, wer „Gott ein Chance gibt“, wird, so Böll, zugleich auch „befähigt“, im Sinne des Evangeliums Jesu Christi zu handeln und „die Wahrheit zu tun“ (Joh 3,21). Elisabeth Hurth – sie ewhnt nicht diei Barmheszrigkeeit, als Tugend de Näschtenliebe von Behlen. Sie formuliert nur so Bölls Intention: „Böll geißelte die Kirche immer wieder als Ort der Unbarmherzigkeit, Hochmütigkeit und heuchlerischen Frömmigkeit (…).“

Hej:

Behlens Tugend, als Modellbegiff der Barmherzigkeit: Heinrich Behlen, Schulkamerad, Kaplan: Hans erzählt: Wir wohnten nahe an der Kirche, an der Heinrich Behlen Kaplan war, und er hatte mir dieses Sälchen mit Bühne als Trainingsmöglichkeit besorgt, auch das Zimmer in der Pension.“

Marie erzählt. In der Wiedergabe von Hans Sch.:

Und das bedeutet: Sublimierung, geäußet von M.D.:

Kap. 15. (S. 159.13ff. „Mit Geld war es ähnlich wie mit dem »fleischlichen Verlangen«. Keiner sprach richtig darüber, dachte richtig daran, es wurde entweder - wie Marie vom fleischlichen Verlangen der Priester gesagt hatte - »sublimiert« oder als ordinär empfunden, nie als das, was es im Augenblick war: Essen oder ein Taxi, eine Schachtel Zigaretten oder ein Zimmer mit Bad.“


„Sublimation“Subl-, ein Freud'scher Begriff, das ist der Hintergrund, mit Marie argumentiert meint; und Hans Sch. widerpricht nicht dieser katholischen Erscheinung, die für Menschen mit Zölibats-Geboten, eintritt; pardon: eintreten soll; wenn man(n) daran glaubt, dazu verpflichtet - und sich als ein normaler Menschlein angesprochen fühlt, von erotischen und eindeutig-sexuellen Verlangen; und wie wir wissen, seit 2000 Jahren, seit dem Jesus seine Jünger verpflichtet hat, ja verdonnert, wenn sie kleinen Jungs etwas „antun“, soll man sie mit der sofortigen Todesstrafe ahnen. -

Aus diesen Roman geht nicht hervor, wie der Autor Böll zu den Zölibats-Verpflichtungen für Priester steht, ob er glaubt, Menschlein können diese Geboten halten, weil sie sich dazu verpflichtet haben und geweiht und mit den/m Segen aller Gottheiten vertraut sind.



Forts.: Vom „fleischlichen Verlangen“ unter Priester


Nur sehr selten tritt die Sexualität von oder unter Priestern zu Tage. Man(n) schweigt davon, auch über das nächtliche „Pollution“ hinaus geht {alles ist geheim-diskret/persönlich-intim, abgeschirmt vom allen Christen, die es konkret betrifft}; es darf alles nicht sein; und bedarf nur des Verzeihens seitens eines Mitbruder in der Beichte; und verteufelt guter Hoffnungen, dass mann nicht erwischt wird von Besonderheiten des Lebens.


Die Beispiele mit den Herren Priestern, die bei Schnier vorkommen, sind nicht dazu an-ge-sagt, dass man ein menschen-un-würdiges System an psychischen und somatischen Verhaltensvorschriften durchgehalten werden muss, um dem Gebot der Nächstenliebe nachzukommen. Sie, die Vorschriften, alle kommen nicht nahe, was die Nächstenliebe als biblisches Gebot verspricht.

Was hier von Marie Derkum gegenüber Hans Schnier gesagt wird„vom fleischlichen Verlangen der Priester“, wird in den Meinungen und Rezensionen, die bekannt sind, nicht ausgedrückt; auch: das, was sich in den letzten zehn/zwölf Jahr aufgedeckt wird bei Priestern; alle wollen „unerkannt“ bleiben; auch beim neuesten Fall, dass sich ein Priester, genannt ein „Kirchendude“, der sich die pornografischen Belege für die eigenen Onanie-Gelage gesammelt hat; bestimmt nicht nur zu ästhetischen Zwecken wg. Kinder-Einblicken: Alles wird verschwiegen, auch wenn der Fall mit der zweitägigen ProzessChen in RE erledigt ist: der Mann ist kalt-gestellt, ohne dass er seine menschenfreundlichen Qualitäten; er ist ja auf ewig geweiht, nicht mehr ver-tun kann.

https://www.youtube.com/watch?v=UCmoVu-Y4pk

Da redet ein Mann von der Bahn - und meint sich selbst, sein verschrodene“ Existenz: - Hanno Rother - der "Kirchendude" - kalt gestellt als Priester, weil er sich "unwürdig" verhielt, und (für sich) pornografische Dateien sammelte. Äh, das ist gesetzlich verboten.. Zurecht! - Aber ein Menschlein braucht seine Sexualität. Finis armer Mann!

Katholikentag. So wurde von Hanno Rother berichet: postiv:

Krchentag in Stuttgart „Gaming mit Gott“: Das macht für Pfarrer Hanno Rother aus Recklinghausen Sinn Thomas Schönert - Wer sucht, der findet:

https://x.com/kirchendude?lang=de

*

Er wird noch immer hofiert: Der „Dude“ - (wohl) ein Kumpel:

https://www.youtube.com/watch?v=-vgcd9ZYWuY

Gefragt wurde er schon immer:

Was ist mit den Vorwürfen? Wird in diesem Interview darüber gesprochen? Die Pen & Paper mit ihm sind seit mittlerweile einem Jahr von Funk offline. Das Gespräch fängt ja damit an, dass er sich vorstellt & auf gerade diesen Output verweist. Jemanden mit einem solchen 'Flaw' in seinem Lebenslauf zu interviewen, nachdem so etwas düsteres heraus gekommen sind ist schwierig an sich. Noch problematischer ist es, wenn weiter gemacht wird, ohne ein klares Statement dazu zu veröffentlichen. Kein Wunder dass die Kirche immer so kritisiert wird, wenn unbedacht Interviews mit solchen Leuten geführt werden, ohne den Background zu checken.

*

https://www.instagram.com/all__about_news/p/DDX2pgPNuPF


Fast alle Meldungen sind verschwunden; auch im Bistunmsblatt „Kirche und Leben“, bezogn auf Hanno Rother:


(NRW) – Als „Influencer für Gott“ gab sich Hanno Rother als katholischer Pfarrer der nächsten Generation. Jetzt steht der selbst ernannte „Kirchendude“ vor Gericht Polizisten hatten massenweise Kinderpornografie bei ihm gefunden!
Flankiert von zwei renommierten Strafverteidigern, Dr. Sascha Böttner aus Hamburg und Wolfgang Kutsch aus Köln, betrat Hanno R. am Montag Saal 127 am Amtsgericht in Recklinghausen im Ruhrgebiet. Die Kapuze seines grauen Hoodies weit über seinen Kopf gezogen, der einstige Zottelbart ordentlich gekürzt.

Auf Nachfrage der Richterin erklärte der Priester, dass er seit der Razzia im Pfarrhaus suspendiert sei, jedoch weiterhin bezahlt werde: 3000 Euro netto im Monat.

Dann listete die Staatsanwältin haargenau auf, was für widerliches Material vor zwei Jahren bei ihm gefunden wurde. Auf einem halben Dutzend Festplatten hortete der Gemeindepfarrer im Arbeitszimmer, wo er vermutlich auch Predigten schrieb, rund 1,2 Millionen Bilder und Videos. Tausende davon bilden nackte Mädchen ab, das jüngste vielleicht neun Jahre alt.
„Mehrere Dateien zeigen den schweren sexuellen Missbrauch durch Männer“, sagte die Staatsanwältin. Beschriftungen deuteten darauf hin, dass die Schändungen der Kinder im Grundschulalter teilweise durch Väter begangen worden seien.

Danach verlas Hanno R. eine Erklärung. „Ich empfinde tiefe Scham und Reue über mein Verhalten“, sagte er. Aufgrund einer Depression habe er eine „ausgeprägte Sucht“ nach Pornografie entwickelt. Die ihm unbekannten Betroffenen bitte er um Verzeihung. Der Pfarrer erklärte, er wollte die Verantwortung übernehmen, sprach von „Umkehr und Buße“.

Richterin Britta Nowak (57) fragte: „Ist Ihnen klar, dass hinter jedem Bild der Missbrauch eines Kindes oder eines Jugendlichen steht?“ Der Angeklagte: „Mir ist klar, dass ich damit Leid verursacht habe. Ich möchte aber klarstellen, dass ich selbst nie übergriffig geworden bin.“

Am Ende verurteilte das Gericht den Kirchenmann zu 15 Monaten Gefängnis auf Bewährung. Er muss 450 Euro an den Kinderschutzbund zahlen und wurde dazu verdonnert, ein Gespräch mit einem Sexualtherapeuten zu führen.
Der Bischof kündigte eine kirchenrechtl. Untersuchung an.

Was davon nach außen dringt, weiß nur der 'Heilige. Geist':

Das Unrechtssystem Kirche wird aufrecht erhalten, weil der Zustrom von weiblichen Betern, Heuchler*innen , von weiblicher Obödienz getrieben und vom politischen Machterhalt der Hoch-lichen gesegnet:

Der Priester ist beschützt(beschäftigt durch

* rituelle Bedürfnisse/ Erfordernisse/sekundären Gewinn an autogenen Sicherungen

  • durch meta-theologische Beschäftigung mit Verschwörungstheorien (z.B.: mit dem „Limes“)

  • mit a-sexuellen Erfordernissen (im Umgang mit Personal/Kindern)

  • mit erz-katholischen Sammlungen/Kollekten/Gestaltungen in Kirchen/Kapellen/Heiligtümern/Umgebungen von Kirchen/Friedhöfen/Ausschüssen/Vereinen.: Vandagg gonn ek minn enne Sakk Pippers schnöje >> or en Hopp Gäld“ (ndr-dt. Im Klever Platt formuliert) -

  • Priester beten, auch individuell; lesen in kanonischen Gebeten, im Brevier;

  • werder eingewiesen in die Beherrschung im Umgang. Gespräch. Erwerb von Spenden und Schenkungen. In digitalischen Werkzeugen.

  • Haben individuellen Zugang zu Spiel/Sport (?). Musik.

  • als privat angelegten Ausflügen/Reisen/Nützlichkeiten des Zeitvertreibs. - „Wollen habe ich wohl, aber das Gute vollbringen kann ich nicht (Röm 7,18)


Äh  was für ein blöder Eintrag zu "Sublimierung" in Freuds-Handbuch „365 x Freud“ (Stgt. 2022). Im Beitrag von Leonhard Hieronymi, zum ("27. März"; ohne Seitenangabe)

Zum Inhalt, offensichtlich eine verkürzte Handlung oder ein Traumgehalt: Die genannte, aber nicht in der Funktionn eindeutig beschriebene Aktion Waffe ist eine "Weihrauch HW 88 Super Airweight" - ein Schreckschussrevolver von Weihrauch & Weihrauch. - Beispiel für "Sublimierung durch Tod", die es erlebt hat, von Seiten einer Frau? ? -  Wenn das Sublimierung/Sublimation (von lat. sublimis = hoch in der Luft, schwebend) eine (angestrebte?) Befriedigung niederer (z. B. sexueller) Bedürfnisse durch Ersatzhandlungen, die von der Gesellschaft als "höher" geschätzt werden - nee, danke für den Beitrag: Er/es stinkt, tiefen-psychologisch gesehen: er ist wie in „Trance“ geschrieben: un-erotisch im Gehabe; liebend-verwicklungstechnisch: unbefriedigend. Tödlich im Ausgang. Oder: eine ironische Parodie auf den Befriedigungszweck der im Titel signalisierten „Sublimierung“?

Auch das noch genannt: „Sublimierung durch Tod“? Als Ersatz fürs Leben/Lieben: tördlich angestrebt?

*

https://www.instagram.com/all__about_news/p/DDX2pgPNuPF

Was Wiki schreibt: „wertmobil“ - eine unsinnig-nichtssagendes Wortungetüm.

https://www.youtube.com/watch?v=TWFjIzEMOsY


Männerwelt"Ebenso sollt ihr Frauen euch euren Männern unterordnen […]" - 1. Petrus 3,1 EU; vgl. Titus 2,3-5 EU


Subl-] “Allein die Blume der Sublimation entsteht nur durch Verflüchtigung der Materie; wie kannst du also in der sublimierten Substanz eben die Stoffe vermissen, von welchen du sie geschieden? Allerdings läßt sich das unpersönliche Wesen der Natur nicht aus dem Begriffe der Persönlichkeit erklären. Erklären heißt Begründen; aber wo die Persönlichkeit eine Wahrheit oder vielmehr die höchste, einzige Wahrheit ist, da hat die Natur keine wesenhafte Bedeutung und folglich auch keinen wesenhaften Grund. Die eigentliche Schöpfung aus Nichts ist hier allein der zureichende Erklärungsgrund; denn sie sagt nichts weiter als: die Natur ist Nichts, spricht also präzis die Bedeutung aus, welche die Natur für die absolute Persönlichkeit hat.“ - Für mich ist diese Charakterisierung der Sublimierung in der literarischen Tradition das früheste Excemplum: Feuerbach, Ludwig: Das Wesen des Christentums (1849)



 Sublimiertes?

Von „Wohl und Wehe[n]“ der Priester:

in Sachen Bölls 'Ansichten eines Clowns' (1963

*

  1. Hier spricht nicht der „Clown ...“, sondern seine 'katholische' Angebete: Marie Derkum.

  2. Hier spricht ein unbefriedigter Priester, in Analogie zu den Problemen eines unbefriedigten, psychsomatisch laboriernden „Clowns“

  3. Ansatzpunkte für

« Ich bin ein Clown und sammle Augenblicke. »

https://de.wikipedia.org/wiki/Ansichten_eines_Clowns

https://de.wikipedia.org/wiki/Ansichten_eines_Clowns_(Film)

*

http://www.reyntjes.de/Anton/Boell/BoellAnsichtenClownStichwortregister.htm

Darin fehlt das Stichwort „fleischliches Verlangen“ (in verschiedenen Formulierungen) -

Vom „fleischliches Verlangen:

https://www.dwds.de/r/?corpus=dwdsxl&q=fleischliches%20Verlangen

Das „fleischliche Verlangen“ (zuerst geäußert als Liebesbereitschaft zu Marie Derkum (KB13. „Ansichten (...)“: S. 45:) „Das Überraschende für mich war, daß ich vom 'fleischlichen Verlangen' nicht das geringste spürte.“ Aber er, der schnass-clowneske Hans Schnier, wollte Marie verführen; also machohaft sie für sich gewinnen; denn dann darf das der Mann (im Nachkrieg/'katholon'/christlich) versus Frau behaupten, dass er sie liebt.


Freitag, 14. März 2025

Der Clown spricht von "Selbstmord" - warum?

              > Clown Schnier, in Gestalt des Schauspielers Hellmut Griem > 
 

Nach Feierabend – ergo am Abend: ein ästhetischer Donnerschlag: Ja,  dieses Gefühf kenne ich; vielleicht erst seit einem Jahr, als er sich den 80-sten (plus "hundert Tage") auf-schlug):

Heinrich Böll „Ansichten eines Clowns“:

*Selbstmord*: "In solchen Augenblicken möchte ich am liebsten Selbstmord begehen“ -

Warum 'Selbstmord'; ein alter Begiff, aber von Böll gesetzt; auch wenn wir heute 'Suizid' einzusetzen wünschen:

Ja, dieses wohlig, pardon:nicht nicht nur 'wohlige' Gefühl: des Glanzpunkt für alle Augenblicke, konzentriert. Man überschaut sein Leben, sein Lebensende: … mensch kann sich seine gefühlten Tod vor-stellen; akut, sondergleichen, ohne moralischen Hemmuuuuunngen ..: Das Leben und das Lebensende: die Auflösung im Materiellen, im Physischen:

Die künstlerischen Menschen fangen immer genau dann von Kunst an, wenn der Künstler gerade das Gefühl hat, so etwas wie Feierabend zu haben. Sie treffen meistens den Nerv ganz genau, in diesen zwei, drei, bis zu fünf Minuten, wo der Künstler die Kunst vergißt, fängt ein künstlerischer Mensch von van Gogh, Kafka, Chaplin oder Beckett an. In solchen Augenblicken möchte ich am liebsten Selbstmord begehen - wenn ich anfange, nur an die Sache zu denken, die ich mit Marie tue, oder an Bier, fallende Blätter im Herbst, an Mensch-ärgere-dich-nicht oder an etwas Kitschiges, vielleicht Sentimentales, fängt irgendein Fredebeul oder Sommerwild von Kunst an. Genau in dem Augenblick, wo ich das ungeheuer erregende Gefühl habe, ganz normal zu sein, auf eine so spießige Weise normal wie Karl Emonds, fangen Fredebeul oder Sommerwild von Claudel oder Ionesco an. Ein bißchen davon hat auch Marie, früher weniger, in der letzten Zeit mehr. Ich merkte es, als ich ihr erzählte, daß ich anfangen würde, Lieder zur Guitarre zu singen. Es traf, wie sie sagte, ihren ästhetischen Instinkt. Der Feierabend des Nichtkünstlers ist die Arbeitszeit eines Clowns. Alle wissen, was Feierabend ist, vom hochbezahlten Manager bis zum einfachsten Arbeiter, ob diese Burschen Bie - (...).

[(1963). K A. Bd. 13. Köln 2004.: Kap. 10. S. 96f.)

Bisher habe ich noch immer weiter-ge-leb(*i)ebt! - trotz vieler (unfähifer) Helden.


Böll verwendet den Begriff, also das „Wort zu einem Bild vom Begriff {den wir uns selber begreiflich mach*n müssen}: „Selbstmord“ neumal in „Ansichten eines Clowns“: Hej: waarum so offffft – da will ich weiter-lesen:


Hej – meine Metasphern:

(...)

Schon stand im Nebelkleid die Eiche
Ein aufgetürmter Riese, da, (….)

<So goethesch!> Und Kafka zeigt, äh. „zeiht“: uns nur noch das Nebelk{äh: l}eid, ohne Kontext, ohne 'tertium comparationis':

>> »Ein Glaube wie ein Fallbeil, so schwer, so leicht.«  Franz Kafka, Beim Bau der Chinesischen Mauer. Betrachtungen über Sünde, Leid, Hoffnung und den wahren Weg.


Von den F e m i z i d e n - in unserer G e s e l l - s c h a f t

 Von den papatrialischen Mördereien, den  F e m i z i d e n >auch in der Nachbarschaft!< 

(... eine  F r a u  - ?)

'' F r u  d 'sches – oder: Brosamen in fiktiver Bröseligkeit  # #  02

Schrei nach GeRechtigkeit:

   Publik-forum # 5/2025:

Ich lese in Ihrem Doppelinterview Thierse-Weisband: "Wie weiter nach der Wahl?": Marina Weisband sagt und kriegt keine Antwort: "Wir schaffen es gut, über jede ermordete Frau zu schweigen." - Na, machen Sie doch mal ein Jahresheft 'Femizide'! - Könnte mensch doch mal eine Saison publizieren: "Drei Mördereien an Frauen in der Woche." - Auch biblisch, historisch! Mal husch - in die Puschen, I h r Foristen der C!


G r ü s  s   G # tt!

Nachher: An einen Hirten in Münster/Westf. geschrieben:

info@thomas-laufmoeller.de.

Ü. S. Ich habe mich gerade daran erinnert, an ein Gespräch mit Studentenpfarrrer Wener Huch (+ in Marl: 2024) auf den Stufen am Coll. Ludgerinaum; wir sprachen von einem Frauenmord, in MS-West: "Wie fruchtbar; das schlimmste Ereignis, seitdem ich in MS bin: die Frau war hier, im Ludgerianum - fuhr nach Hause nach einem Vortrag- und  kam nie wieder an; sie wurde ermoedert aufgefunden." - Ja, ich war vorher 1962/63 in diesem Schuppen gewesen; und sehr froh dort geworden (weil ich Kaplan werden wollte; sozusagen ein "Hirte") - wo die  Frau ermordert wurde (wahrschlich von jdm <einem MANN!>, der sie hier abfahren sah und sie ermordete!

Grüss nach MS: 

G r ü s s  G # t t 

Wer kann das nicht der katholischen Sünden-Leere, äh: Lehre verbunden; wobei erst im Höllensumpf die entsprechende Vergeltung >ewiglich unbamherzig< stattfinden soll;  ABER im Leben keine A U F -K LÄ R U N G   als  Liebes-Lehre stattfinden kann: weil die Priester liebes-l e e r  sein sollen.

 

Donnerstag, 13. März 2025

Ein Essay von Wilhelm L e h m a n n:

 


W i l h e l m   L e h m a n n: 

GUTEN GEISTES


 https://de.wikipedia.org/wiki/Alpenveilchen#/media/File:Alpenveilche

Zyklame, vulgo Zimmer-Alpenveilchen

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Die Behauptung, die Leute auf dem Lande betrügen sich besser als die Stadtbewohner, ist ebenso unsinnig wie die, daß die Süddeutschen liebenswürdig und treulos, die Norddeutschen unliebenswürdig und treu seien, jene redselig, diese mundfaul. Wer aber ist unter den drei Korrespondenten Gottfried Keller, Eduard Mörike, Theodor Storm der Gesprächige? Gewiß ist, daß die Menschen auf dem Lande einander viel genauer ins Auge fassen als in der Stadt. Menschen wie Dinge führen, in Schwermut und Behagen, auf dem Dorfe ein geräumiges Dasein. Regen und Gewitter sind hier nicht schnell verbrauchte Ereignisse, Hochzeit und Beerdigung huschen nicht vorbei, sondern verharren und entscheiden. Ich weiß von einem Gildenumzug, den »Juchfrauen« geleiten, so geheißen, weil sie die Luft mit festlichem Jauchzen zu erschüttern gehalten werden. Es ist nicht schwer, von da den auch noch nicht verschollenen Brauch der Klagefrauen zu begreifen. Treibt alles Geschehen unvermindert sich ins Innere, mächtig in seiner Einzelheit, so erzeugen sich Formen, die es ins Außen leiten. So werden Freude wie Schmerz erträglich, das einzelne, der einzelne wird wohltätig von einem Ganzen aufgesogen. Viele Vergangenheit wird verständlich, gegenwärtig. Verschobene Verhältnisse gibt es heute auch im Dorf genug, aber das Unverrückte blüht hier wie die Lilie, die der Ruß der Städte nicht schwärzt.

Von meinem Arbeitstisch aus sehe ich den kastanienbraunen Wallach des Nachbar-hofs die Dorfstraße entlangjagen. Er ist Elvira, der Magd, durchgegangen. Er hat sich plötzlich seiner unkastrierten Existenz entsonnen. Er ist vielleicht vor Zeiten ein Flügelpferd gewesen. Nicht lange, so trabt er willig zurück, den Schweif wieder gesenkt. Elvirens schmeichelnder Macht hat er nicht widerstehen können. Ich sehe über den immer ordentlichen Garten meiner Wirtsleute hinweg auf dem Hof gegenüber jemand unverdrossen die frisch geernteten Steckrüben in die Schubkarre laden und wegfahren. Der Jemand könnte der Totengräber im Hamlet sein, denn die Rübenkugeln türmen sich wie zu Schädelhaufen. Der Jemand ist eine Magd mit hellrotem Kopftuch. Auf die Frage, ob sie nicht friere, schüttelt sie den Kopf. Sie freue sich schon auf den Schnee. Es ist Elvira. ich habe sie nicht erfunden, sie könnte sich aus einer Mozartoper hergesungen haben.

Sabine, die zweite Magd, dunkeläugig, mit schlaksigen Gliedern, hat den Kirschbaum vor der Haustür erklettert, um die letzten Blätter des versinkenden Jahres herunter-zuschütteIn, denn ihre Herrin, Frau Wirdeler, sehnt sich nach vollendeter Kahlheit und kann die jeden Morgen frische Unordentlichkeit der Blätter auf den sauberen Beeten nicht leiden. Ihr Mann, Klaus Wirdeler, kommt herzu. Er lacht. Wenn er nicht lacht, lächelt er. Er nimmt es nicht so genau und nicht so schwer wie seine Frau und verbreitet gemächliche Ruhe um sich. Das Leben kommt ihm zu kurz vor, als daß er es mit Ärger verseuchen möchte. Eduard Mörike würde von ihm sprechen: »Lieber Vetter! Er ist eine von den freundlichen Naturen, die ich Sommerwesten nenne ... Und ich sah ihm so von hinten nach und dachte: Ach, daß diese lieben hellen Sommerwesten, die bequemen, angenehmen, endlich doch auch sterben müssen!«

Jeden Donnerstag aber kommt Juanita zu uns zum Reinmachen. Mozart hätte sie nicht brauchen können. Sie ist keineswegs spanischen Geblüts, nicht mehr jung, sie hat große Füße und ein zerknittertes Gesicht. Sie schuftet von früh bis spät, eine rheumatische Mutter und sich zu erhalten. Aber sie lacht gern, keineswegs bitter, die Arbeit ist ihr gern ertragenes Schicksal. Sie zerscherbt lieber eine Tasse, als daß sie mir die Tür nicht höflichst öffnete. Ihre Lehrjahre diente sie in einem fremden Haushalt ab, und was sie dort gelernt hat, treibt ihr niemand mehr aus. Vergebens sucht meine Frau sie zu richtigen Äußerungen zu erziehen. »Oh, niedliche kleine Frau«, sagt sie von einer Nichte. Die Nichte ist indessen eine große, stattliche Person. Juanita spricht stets von »unsrer Mutter«. Die ständige Frage meiner Frau, wieviel Geschwister sie habe, kuriert die Sprache des einzigen Kindes nicht. »Es regnet«, würde sie sich erst getrauen zu sagen, wenn es ein anderer vor ihr gesagt hat.

Einer blühenden Zyklame ließ ich eine reifende Samenkugel. Juanita findet den hangenden Ball unordentlich, reißt ihn weg und muß ihn aus dem Mülleimer herausfischen. Sie ist so diensteifrig, daß Karl Marx sie servil schelten und als stärkstes Hindernis einer klassenfreien Gesellschaft verdammen würde. Sie ist unwahrscheinlich treu; die Arbeit braucht nur zu rufen: ich bin Arbeit, und Juanita kommt gelaufen. Wir lieben sie, wir freuen uns, daß es sie gibt. Sie wird nie als Goldmarie zu ihrer kranken Mutter in die Stube tanzen, aber auch nie wird es ihr wie der Pechmarie des Märchens gehen, da jedes Brot, das ihr zuruft, es aus dem Backofen zu ziehen, es verbrenne sonst, jeder Apfel, der gepflückt werden will, er platze sonst vor Reife, gewiß sein darf, daß Juanita aus der Not helfen will. Und mehr verlangte Kant von einem guten Menschen nicht.


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Text nach:

WL: GW. Bd. 8. Hrsg. und mit Anmerkungen von Verena Kobel-Bänninger. 1999. S. 142 – 145; S. 686f. (zuerst 1951; in: Die Neue Zeitung, Nr. 305 vom 28.12.1951)

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Herrn Menzel als BeiBlatt für den Vortrag in der WLG übersandt:

Wilhelm Lehmanns Bezüge zu Eduard Mörike als Person und im Werk