Samstag, 13. Januar 2018

Jakob MENDELs Weg durch Konzentrationslager

Konzentrationslager? 

Ja -


Herr Jakob Mendel geriet in die idiotische Querelen des GROßEN Krieges: Stefan ZWEIG berichtet uns von dieser quälenden, qualvollen Etappe des kuk-Habsburger Kaiser-Reiches. Her Jakob Mendel geriert wg. seine ruthenischen Abstammung in Mißkredit, in Ablehnung, in Ausweisung in eines jener Speziallager, die das ÖsterReicher Militär aus dem Boden stammten – um Menschen zu massakrieren:



                                                                                                            
GeFUNDen ... des WEGs   RISS eines Kaninchens
 


                                                                                                                  
SZ erzählt uns von dem Antiquar, der sein eigenes AbBILD, als BücherLIEB_Haber, als FreiGEIST, als HUMAnist ist:


Die beiden starrten den vor Unsicherheit schon leicht schwitzenden Jakob Mendel an, als sei der Mond mitten in ihr Bürozimmer gefallen. Dann rasselte das Telephon, knackten die Schreibmaschinen, liefen die Ordonnanzen, und Jakob Mendel wurde dem Garnisonsgefängnis überantwortet, um mit dem nächsten Schub in ein Konzentrationslager abgeführt zu werden. Als man ihm bedeutete, den beiden Soldaten zu folgen, starrte er ungewiß. Er verstand nicht, was man von ihm wollte, aber eigentlich hatte er keinerlei Sorge. Was konnte der Mann mit dem goldenen Kragen und der groben Stimme schließlich Böses mit ihm vorhaben? In seiner obern Welt der Bücher gab es keinen Krieg, kein Nichtverstehen, sondern nur das ewige Wissen und Nochmehrwissenwollen von Zahlen und Worten, von Titeln und Namen. So trollte er gutmütig zwischen den beiden Soldaten die Treppe hinunter. Erst als man ihm auf der Polizei alle Bücher aus den Manteltaschen nahm und die Brieftasche abforderte, in der er hundert wichtige Zettel und Kundenadressen stecken hatte, da erst begann er wütend um sich zu schlagen. Man mußte ihn bändigen. Aber dabei klirrte leider seine Brille zu Boden, und dies sein magisches Teleskop in die geistige Welt brach in mehrere Stücke. Zwei Tage später expedierte man ihn im dünnen Sommerrock in ein Konzentrationslager russischer Zivilgefangener bei Komorn.

Was Jakob Mendel in diesen zwei Jahren Konzentrationslager an seelischer Schrecknis erfahren, ohne Bücher, seine geliebten Bücher, ohne Geld, inmitten der gleichgültigen, groben, meist analphabetischen Gefährten dieses riesigen Menschenkotters, was er dort leidend erlebte, von seiner obern und einzigen Bücherwelt abgetrennt wie ein Adler mit zerschnittenen Schwingen von seinem ätherischen Element – hierüber fehlt jede Zeugenschaft. Aber allmählich weiß schon die von ihrer Tollheit ernüchterte Welt, daß von allen Grausamkeiten und verbrecherischen Übergriffen dieses Krieges keine sinnloser, überflüssiger und darum moralisch unentschuldbarer gewesen als das Zusammenfangen und Einhürden hinter Stacheldraht von ahnungslosen, längst dem Dienstalter entwachsenen Zivilpersonen, die viele Jahre in dem fremden Lande als in einer Heimat gewohnt und aus Treugläubigkeit an das selbst bei Tungusen und Araukanern geheiligte Gastrecht versäumt hatten, rechtzeitig zu fliehen – ein Verbrechen an der Zivilisation, gleich sinnlos begangen in Frankreich, Deutschland und England, auf jeder Scholle unseres irrwitzig gewordenen Europa. Und vielleicht wäre Jakob Mendel wie hundert andere Unschuldige in dieser Hürde dem Wahnsinn verfallen oder an Ruhr, an Entkräftung, an seelischer Zerrüttung erbärmlich zugrunde gegangen, hätte nicht knapp rechtzeitig ein Zufall, ein echt österreichischer, ihn noch einmal in seine Welt zurückgeholt. 
                                              [SZ: Buchmendel. Erzählungen. 2007. S. 220]


Dass Herr Jakob Mendel noch einmal nach dem Orlog Nr. I in Europa nach Wien zurückkehren darf – ist nur eine kleine Etappe auf dem WEG in seine VerNichtung, durch ein UmWELT, die seiner BuchKUNST nicht beDARF: einer VorGESCHICHTE, wie sie Stefan Zweig persönlich und alle frei-geSINNten Menschen erLEBEN mussten; bis sie - die FREIheit uns als GeSCHENK von den Alliierten gegeben wurde:

Libertas est potestas faciendi id, quod iure licet.

Ein VogelKIND, getötet ... von-ich-weiß-nicht-wem.

JZ spricht von Konzentrationslagern. Solchd Evidenz, solche veritas ... ist in Geschichtsbüchern verloren gegangen.
Solcher Art, pardon: UnART möchte mann in felix Austria nicht gerühmt – oder ihretwegen berühmt werden.


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