Mittwoch, 2. Oktober 2024

Vom Stolpern - äh: vom S t o p p e l n -

S t o p p e l n (Verb): 

 http://www.zeno.org/Adelung-1793/A/Stoppeln?hl=stoppeln

Stoppeln, verb. regul. act. 

1. Die in den Stoppeln liegen gebliebenen Ähren zusammen lesen. Ähren stoppeln. Jemanden nachstoppeln. Auch in weiterm Verstande von der einzelnen Aufsammelung anderer zurück gebliebener Früchte. So gebraucht man es auch von dem Nachsammeln der sitzen gebliebenen Weintrauben in den Weinbergen. Ingleichen figürlich und im verächtlichen Verstande, mühsam aber ohne Wahl zusammen lesen oder suchen; compiliren. S. Stoppler. Ein Buch aus hundert andern Büchern zusammen stoppeln. 

2. In einem andern Verstande ist in der Landwirthschaft stoppeln, das noch mit Stoppeln bedeckte Feld zum ersten Mahle pflügen, welches Pflügen auch stürzen genannt wird, weil dadurch die Stoppeln umgestürzet werden. So auch das Stoppeln.  [Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 405]

  

Ein Bauernhof, wie mein 'Pannofen'  
                                                                                  - aber ein Gemälde von Ursula Höffken

  > H o p p la  - v o m    S t o p p e l n  -

Ein Bund Stroh aufzuheben, muß man keine Maschine in Bewegung setzen. Gotthold Ephraim Lessing (1729 - 1781)

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Stoppeln

Mein Erinnern: Späte Sommerzeit, fast herbstlich (50er/60er Jahre, am Niederrhein).

Sofort, wenn unser Binder (von zwei Pferden gezogen; vom Vater gesteuert), die die Garben schwingen, wenn der Mähbalken sie abgeschnitten hat – und wenn die Binder die Garben ausgepuckt hat, und die gebundenen Strohbüsche zu den Hocken aufgessmmelt werden, von desn fleißigen Frauen - dann war da immer ein altes Mütterlein, das auf den Stoppeln heruntergefallene Ähren sammelte: Sie 'stoppelte', wir beobachteten, wenn wir morgens und mittags von der Schule kamen. Vater war das bekannt; sie durfte 'stopppeln'. - Mutter wusse, dass sie einen und hatte, ein alten Dackel, den sie mit den Körnern der gesammelten Ähren ernährte; sie drosch in einer Handmühle das Korn - und Milch hin – ja, das fehlt an Ver-; [bitte, selber ergänzen]; ach, sie weiss es wieder: sie schüttete; pardon: schüttelte .. Ja, ein bisschen Milch dazu; und der Hund hatte ein reichlich dünnes Milchsüppchen (für einige Wochen).-

Ja, sie 'stoppelte' – sie durfte es. Für ihr Hundchen. - Wir nannten ihn Milchi. Er war immer der alten Frau befuss.

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Ein schöner, kleiner Sprachfetzen erinnert an „Stoppeln“, als so an das Nomen; fast wie ein Gedicht < - mein letzter Beitrag zu „stoppeln“ (dem mühseligen Verb - oder dem häufigen „Stoppeln“ (als Nomen, das häufigin dee dt. Literatur vorkommt; von einer Kornähre abgeschlagen wird, um Körner und Mehl zu schaffen: zu  tierischen und menschlichen Mahl.

Von Klabund, in seiner „Harfenjule“ (1927)

Die letzte Kornblume

Sie ging, den Weg zu kürzen, übers Feld. Es war gemäht. Die Aehren eingefahren. Die braunen Stoppeln stachen in die Luft, als hätte sich der Erdgott schlecht rasiert. Sie ging und ging. Und plötzlich traf sie auf die letzte blaue Blume dieses Sommers. Sie sah die Blume an. Die Blume sie. Und beide dachten (sofern die Menschen denken können, dachte die Blume . . .) dachten ganz das gleiche: Du bist die letzte Blüte dieses Sommers, du blühst, von lauter totem Gras umgeben. Dich hat der Sensenmann verschont, damit ein letzter lauer Blütenduft über die abgestorbene Erde wehe – Sie bückte sich. Und brach die blaue Blume. Sie rupfte alle Blütenblätter einzeln: Er liebt mich – liebt mich nicht – er liebt mich . . . nicht. – Die blauen Blütenfetzen flatterten wie Himmelsfetzen über braune Stoppeln. Ihr Auge glänzte feucht – vom Abendtau, der kühl und silbern auf die Felder fiel wie aus des Mondes Silberhorn geschüttet.

https://www.projekt-gutenberg.org/klabund/harfenjl/harfen80.html

 

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