Anton Stephan Reyntjes
Des N a c h h e r m o r g e n s
Was doch ein Lippenrausch gewesen
und hat erst des Morgens sich gelegt!
Bis Lilienworte starben und
rote Zungenpilger sich im Traum bewegt.
Da, im ersten Lichte, huschen Klettenblicke,
die halb verschüchert um sich sehn;
ein Rosenherz den Feueratem findet,
die alten Körperworte jung erglühn.
Enthetzt der Kerl, er will nicht mehr!
Das Mädchen will sich ihm wieder nahn:
So sehn sich herzlich und verlegen
Die ungewohnten Schläfer an.
Er scheint zu fragen, ob das Püppchen
die Biomasse schon zurecht gemacht,
die heut Nacht in ihrem Stübchen
die Knutscherei in Unordnung gebracht.
Sie nennt ihn Flackerherz,
nein, Tatterkopp,
du Teufelsbrot,
ach, du Schlackerkerz!
Achnee??
Ach-ja, du m e i n e –
Du, jau, meine liebe Not!
Wie du um die Ecke schaust –
Du kriegst es ja,
Wa? Wie? Wa?
Mein Korinthenbrot -
* *
(Nach: Eduard Mörikes "Begegnung"
**
E d u a r d M ö r i k e
B e g e g n u n g
Was doch heut' Nacht ein Sturm gewesen,
Bis erst der Morgen sich geregt!
Wie hat der ungebetne Besen
Kamin und Gassen ausgefegt!
Da kommt ein Mädchen schon die Straßen,
Das halb verschüchert um sich sieht;
Wie Rosen, die der Wind zerblasen,
So unstet ihr Gesichtchen glüht.
Ein schöner Bursch tritt ihr entgegen,
Er will ihr voll Entzücken nahn:
Wie sehn sich freudig und verlegen
Die ungewohnten Schelme an.
Er scheint zu fragen, ob das Liebchen
Die Zöpfe schon zurecht gemacht,
Die heute Nacht im offnen Stübchen
Ein Sturm in Unordnung gebracht.
Der Bursche träumt noch von den Küssen,
Die ihm das süße Kind getauscht,
Er steht, von Anmut hingerissen,
Derweil sie um die Ecke rauscht. (1828)
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