Sonntag, 31. März 2024

Josef P e r a u, ein P r i e s t e r im !Heere H i t l e r s" ...

 X. Busch, äh: Buch:

  1. Perau, Josef: Priester im Heere Hitlers. Essen 1962

    >> Adolf Hitler (1. Weltkrieg: Meldegänger; 'erblindet'): 


anton@reyntjes.de

Josef  P e r a u , ein Priester im Krieg (dem 2. Weltkrieg)

(Adaption und Kommentierung zu den Erinnerungen Josef Peraus: „Priester im Heere Hitlers“. (1962; ²1963. S. 241: Stichwort: Goebbels Führergeburtstag, Hitlers Proklamationen [Aufzeichnungen am Standort der San.-Stabes in Kahlberg/Ostpreußen - Endzeitstimmung, die auf den Wehrmachtspfarrer einwirkt, ohne dass er als Privatperson oder politisch darauf reagieren kann.]



April 1945: Letzter „Führergeburtstag“:

Eintrag am 19.4.1945: in Kahlberg, Ostpreußen, auf der Frischen Nehrung, von wo dann ein Truppentransporter die Rückzugseiligen des San.-Stabes (unter Führung eines überaus kompetenten Generals] über die Ostsee nach Rügen/Saßnitz oder nach Kiel oder Schleswig gebracht werden sollen):


Szenenraum I (Originalebene Peraus; vorzulesen in einer Schreib- oder VorLesesituation)


Kahlberg (Station auf der Frischen Nehrung), den 19. 4. 1945


Wir sind dankbar für das trübe, regnerische Wetter, welches zur Zeit herrscht. So bleiben wir doch etwas von den Fliegern verschont. Heute besuchte uns Hptm. Goerke von der Nachrichten-Abt. Er veranlaßte, daß wir Pfarrer einen Kleinempfänger bekamen. Wir hörten die Rede von Goebbels zum Geburtstag des Führers, Ich ertrug die schamlose, Sophisterei nicht bis zum Ende und ging ins Freie. Es gibt immer noch "Gläubige", auch hier.

Hitler hat vor einigen Tagen eine Proklamation erlassen, in der es heißt: "Berlin bleibt deutsch, Wien wird wieder deutsch."


[Perau: Priester. 1963, 241]



Szenenraum II [Historisch-dokumentarische Ebene]


  • Joseph Goebbels:

[Rundfunkansprache; Knatternde Übertragung aus dem Radioempfänger]


Deutschland wird nach diesem Kriege in wenigen Jahren aufblühen wie nie zuvor. Seine zerstörten Landschaften und Provinzen werden mit neuen, schöneren Städten und Dörfern bebaut werden, in denen glückliche Menschen wohnen. Ganz Europa wird an diesem Aufschwung teilnehmen. Wir werden wieder Freund sein mit allen Völkern, die guten Willens sind, werden mit ihnen zusammen die schweren Wunden, die das edle Antlitz unseres Kontinents entstellen, zum Vernarben bringen.

Auf reichen Getreidefeldern wird das tägliche Brot wachsen, das den Hunger der Millionen stillt, die heute darben und leiden. Es wird Arbeit in Hülle und Fülle geben, und aus ihr wird als der tiefsten Quelle menschlichen Glücks Segen und Kraft für alle entspringen. Das Chaos wird gebändigt werden! Nicht die Unterwelt wird diesen Erdteil beherrschen, sondern Ordnung, Frieden und Wohlstand.

Das war immer unser Ziel! Es ist das auch noch heute. Setzten die Feindmächte ihren Willen durch, – die Menschheit würde in einem Meer von Blut und Tränen versinken. Kriege würden sich mit Kriegen, Revolutionen mit Revolutionen abwechseln, und in ihrer furchtbaren Folge würde auch noch der letzte Rest, der von einer Welt, die schön und liebenswert war und wieder sein wird, übrig geblieben ist, zugrunde gerichtet werden.“


[W. Kempowski (Hrsg.): Das Echolot. Abgesang ’45. Ein kollektives Tagebuch. 2005. S. ]





Szenenraum III [zusätzliche, persönliche, irreale Ebene]



>> Adolf Hitler:

Hitlers Tagesbefehl vom 13. April: "Berlin bleibt deutsch, Wien wird wieder deutsch, und Europa wird niemals russisch!"

(A.H.: „Proklamationen“


Proklamation an die Soldaten der Ostfront

  15. April 1945


Soldaten der deutschen Ostfront!

 

[…] Wer in diesem Augenblick seine Pflicht nicht erfüllt, handelt als Verräter an unserem Volk. Das Regiment oder die Division, die ihre Stellungen verlassen, benehmen sich so schimpflich, daß sie sich vor Frauen und Kindern, die in unseren Städten dem Bombenterror standhalten, werden schämen müssen.

 

Achtet vor allem auf die verräterischen wenigen Offiziere und Soldaten, die, um ihr erbärmliches Leben zu sichern, im russischen Solde, vielleicht sogar in deutschen Uniformen, gegen uns kämpfen werden. Wer euch Befehl zum Rückzug gibt, ohne daß ihr ihn genau kennt, ist sofort festzunehmen und nötigenfalls augenblicklich umzulegen, ganz gleich welchen Rang er besitzt.

 

Wenn in diesen kommenden Tagen und Wochen jeder Soldat an der Ostfront seine Pflicht tut, wird der letzte Ansturm Asiens zerbrechen genau so, wie am Ende auch der Einbruch unserer Gegner im Westen trotz allem scheitern wird.

 

Berlin bleibt deutsch. Wien wird wieder deutsch, und Europa wird niemals russisch. Bildet eine verschworene Gemeinschaft nicht des leeren Begriffs eines Vaterlandes, sondern zur Verteidigung eurer Heimat, eurer Frauen, eurer Kinder und damit unserer Zukunft.

 

In dieser Stunde blickt das ganze deutsche Volk auf euch, meine Ostkämpfer, und hofft nur darauf, daß durch eure Standhaftigkeit, euren Fanatismus, durch eure Waffen und unter eurer Führung der bolschewistische Ansturm in einem Blutbad erstickt.

 

Im Augenblick, in dem das Schicksal den größten Kriegsverbrecher aller Zeiten von der Erde genommen hat, wird sich die Wende dieses Krieges entscheiden.

 

Adolf Hitler

Nachzulesen der vollständige Text:

http://der-fuehrer.org/reden/deutsch/Proklamationen/1945-04-15.htm



Auf dem Wege heim, zu Pfarrdienst, zu eifrigem Schreiben seiner „Erinnerungen von 11944 bis 1945“, seiner Kunde vom Weiterleben des Christlichen nach der übelsten Phase deutscher Gott-, Ideen- und Weltbemächtigung.

Der durchreisende Pfarrer, der im Stab einer Sanitätseinheit an jedem Treck der Einheimischen vorbeiziehen konnte, geschützt durch Kettenkunde – er näherte sich der realen und realistischen Lage an. Er nahm deren NachRichten auf und hielt sie fest als erste dienliche Hinweise auf die Realitätsverschiebungen, dir möglich wurde durch die Niederlage der Wehrmacht, die Ohnmacht der Kirche – und die Gnade der Westalliierten.

Worin bestand seine Schuld-Analyse?

Er erzählte von seinem Leben, seinen Zwängen, seinem Durchhaltevermögen, seinem Mut … in unmenschlichen Zeiten.

Er verlangte, ohne Forderungen zu stellen, von seinen Lesern, seinen Zuhörern, sich die Frage zustellen: Hätte ich das geschafft? Wäre ich christlich geblieben? Wie viel Leid hätte ich zu trösten versucht? Wie viel Liebe hätte zu erwidern vermocht (pardon: zu erwiedern, zu wiederholen vermacht oder vermocht).


Nachzutragen?

Vom Geburtstag des allgegenwärtigen Führers (durch deutscher Frauen, Männer, auch Bischöfe… Schanden) erfahren wir auch vom 22.4.1941


Perau trägt nach in Roslawl, am 22. 4. 1942:


Als ich am Montagmorgen ins Kasino kam, lagen für jeden zwei Eier da, eine Tafel Schokolade und Weißbrot: Ich fragte, ob denn wieder Ostern sei. Auch als man mich fragte, ob ich ins K.Z. wolle, kam ich nicht darauf, daß Führers Geburtstag war. Mittags bei Tisch gab es Sekt.

Es geht im Kasino höflich und liebenswürdig zu, aber ein solch herzliches Verhältnis wie in Tomaszow und Lublin kommt nicht zustande. Mein evangelischer Kollege und ich stehen abends früh vom Tisch auf, gehen in unser Heim und schreiben für die Verwundeten.“ (In: Priester, S. 60)

Nachzutragen?

Roslawl war Haupteinsatzort des Pfarrers Perau, sowohl im Vormarsch auf Moskau, als auch in den Rückzugsbemühungen bzw. -wirren. Roslawl wurde 1941 im Zuge der Kesselschlacht bei Smolensk von deutschen Truppen besetzt. Dabei kamen im Juli 1941 im Raum Roslawl erstmals die Raketenwerfer vom Typ Katjuscha, deutlich und deutsch „Stalinorgel“ genannt, zum Einsatz. Bis 1943 blieb Roslawl besetzt, ehe die Stadt in der Schlacht von Smolensk von der Roten Armee befreit wurde.

Fakten eines Lebens:

JOSEF PERAU

1910 Geboren in Wissel (8.11.1910).

1932 Abitur im Collegium Augustiniam auf Gaesdonck

1937 Priesterweihe durch Clemens August von G a l e n (18.7.1937).
1940 Ende der Kaplanzeit in Walbeck und Einberufung zur Wehrmacht

1940 – 1945 Wehrmachtspfarrer in den östlichen Kriegsfeldern in Hitlers Armee.

1948 - 1954 Kaplan in der katholischen Kirchengemeinde St. Maria-Magdalena Goch; auch tätig als Religionslehrer.

1954 – 1959 Präses auf der Gaesdonck
1959 Pfarrer in Mariä Opferung zu Hülm bei Goch.
2004 Gestorben (29.7.2004).

2004 Beerdigt in Hülm (am 4. August 2004 im Schatten seiner Pfarrkirche)


Ich mag ihm zuhören, seiner Stimme, seiner Überzeugung, seiner Christlichkeit.

Ich mag ihm zuhören, seiner klaren Stimme, seiner deutschen und menschenwürdigen Sprache, seinen menschengerechten Überzeugungen, seiner jesuanischen Christlichkeit.


Die Predigt zur Todesfeier, vorgetragen von Erzbischof Dr. Werner Thissen, ist nachzulesen:

http://www.willing-evers.de/1_nm/1010/nm-Pastor-Josef-Perau-Strasse-Goch-100-Jahre-Predigt-Erzbischof-Thissen.htm


Ist der immer noch da“, (der Kriegs- und Friedenspfarrer)?


Ja, er ist immer noch da, der am Niederrhein „Engel des Herrn“ genannt wird.


Notiz: Ich legte den ersten Stein auf Pfarrer Peraus Grab am 20. Juni 2012.



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Hülm Netz:

http://static.rp-online.de/layout/fotos/HB85f2Bi.pdf

Interessantes über die Familie P e r a u:

http://www.eugen-perau.de/karten/karte_niederrhein.html


Nachzulesen:

Josef Perau: Priester im Heere Hitlers. Erinnerungen 1940- 1945. Ludgerus Verlag Essen 1962.

In der Nachschau:

Film „Hirte in Hülm“ von Dieter Bongartz und Wolfram Seeger (1990)

http://www.onlinefilm.org/de_DE/film/48898




Als Manuskript verfasst von:

ASt Rey - Recklinghausen

anton@reyntjes.de

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