Dienstag, 2. April 2024

XII. Buch: Zu E h r e n: W o l f d i e t r i c h S c h n u r r e

  

       

Wolfdietrich  S c h n u r r e:

Ketzerisches zum Märchenschatz:

(In Der Schattenfotograf. München 1978.S. 292f.


Oho, was da geschrieben steht. Es bringt mir zu ErLeuchTung!

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https://www.deutschlandfunk.de/wolfdietrich-schnurre-schluesselfigur-der-fruehen-deutschen-100.html

„Begräbnis“:

https://youtu

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.be/GKs-eebp7QU

Im SWR: Jedes Mal - das erste Mal ?

von Traugott Schächtele, Freiburg, Evangelische Kirche

Es gibt keine Regeln. Es gibt nur Ausnahmen, für die man die Gnade erwerben muss, sie zu erkennen. Denn sie haben sich als Regel getarnt.“

Beim Schriftsteller Wolfdietrich Schnurre bin ich vor einigen Wochen auf diesen Satz gestoßen. Und seitdem mischt er sich immer neu in mein Leben ein. „Es gibt keine Regeln. Es gibt nur Ausnahmen, für die man die Gnade erwerben muss, sie zu erkennen. Denn sie haben sich als Regel getarnt.“

Meine Erfahrung lehrt mich zunächst das Gegenteil. Die Regeln und die Erfahrungen, die ich in einer konkreten Situation gewonnen habe, helfen mir, eine ähnliche Situation besser zu bewältigen. Wenn das nicht so wäre, würde mich das Leben vermutlich überfordern.

Aber mich beschleicht zusehends mehr das Gefühl: Diese Vorgehensweise macht zwar vieles einfacher. Aber der konkreten Situation wird sie oft nicht gerecht. Wenn ich einem Menschen in einer bestimmten Weise begegne, weil ich eine ähnliche Situation mit jemand ganz anderem im Kopf habe. Oder wenn ich eine bestimmte Entscheidung nicht treffe, weil sie sich beim letzten Mal auch als falsch erwiesen hat.

Der Satz von Wolfdietrich Schnurre bestätigt mich in meiner Skepsis gegenüber allem vorschnellen Vergleichen. Nicht nur im Blick auf Regeln. Und ich spüre: Ich werde der Unterschiedlichkeit bestimmter Situationen und Abläufe nicht gerecht, wenn ich nach Regeln suche, um so zu scheinbar einfachen Lösung zu finden. Wolfdietrich Schnurre legt dagegen energisch Widerspruch ein. Das imponiert mir.

Bei Schnurre ist das so etwas wie die Bilanz seines bewegten Lebens, in dem er im Rückblick keine Regeln erkennen kann. Der Philosoph Heraklit brachte das mit dem Satz zum Ausdruck: „Man steigt nie zweimal in denselben Fluss.“ Er ist eben immer anders. Eigentlich ist jedes Mal das erste Mal. Alles, was mir im Leben als scheinbare Gesetzmäßigkeit zustößt, ist im Grunde einzigartig. Eine Ausnahme, wie Schnurre sagen würde.

Das fordert mich heraus. Und überfordert mich nicht selten. Deshalb spricht Schnurre davon, es sein eine Gnade, dies zu erkennen. Gnade heißt, ich kann am Ende doch ertragen, was mir da an Ausnahmen zugemutet wird. „Verlass dich ganz auf diese Gnade. Das genügt. Dann wird dir das Leben auch mit beschränkter Kraft gelingen!“ (2. Korinther 12,9) Paulus bekommt diesen Satz von Gott zugesprochen. Dieser Satz hilft auch mir, einem Leben voller Ausnahmen von der Regel einen Sinn abzugewinnen.

Wolfdietrich Schnurre, Der Schattenfotograf, 1978/2010

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>>> https://www.kirche-im-swr.de/beitraege/?id=26836

+Und noch einmal im SWR:

Zeit haben

von Mechthild Alber, Stuttgart, Katholische Kirche

Kennen Sie das Gefühl, Zeit zu haben? Für mich sind das eher seltene Momente.
Schon am frühen Morgen fällt mir eine ganze Liste von Dingen ein, die ich heute noch zu erledigen habe. Der Tag sollte 48 Stunden haben! Ob es dann anders wäre..?
Ich hätte gerne mehr Zeit. Zeit, um nicht nur zu funktionieren, sondern um zu mir zu kommen und um wirklich beim anderen anzukommen. Zeit, mich in Dinge zu vertiefen, Gedanken nachzuhängen, etwas mit Muße zu tun....
Aber da ist immer zugleich das Gefühl: ich muss mich beeilen, schnell noch dies und das erledigen....

„Sich Zeit nehmen
Und woher?
Sollte die Endlichkeit
Tatsächlich so im Überfluß leben?“

Dieses kleine Gedicht von Wolfdietrich Schnurre stellt eine Frage, die irritiert:. „Sollte die Endlichkeit / Tatsächlich so im Überfluß leben?“
Zeit ist endlich und wir messen sie in Tagen, Stunden, Minuten und Sekunden, damit nichts von dieser kostbaren Zeit unnütz verloren geht. Die Sanduhr wurde zum Inbegriff der unaufhaltsam verrinnenden Zeit: irgendwann ist das Glas leer und die Zeit zu Ende. Daher ist es so schwer, sich Zeit zu nehmen. Weil wir die Zeit gerade nicht im Überfluß haben.

Aber ist das wirklich der einzig mögliche Umgang mit dem Phänomen „Zeit“?

Wenn ich mich morgens über die ersten Sonnenstrahlen freue, wenn ich das belebende Wasser auf meiner Haut spüre, wenn der Kaffeeduft die Wohnung
erfüllt, kann ich auch in diese kleinen Erfahrungen eintauchen und innehalten. Dann ist die Zeit nicht mehr das drängende Tik-Tak außer mir. Dann kann ich ahnen, dass Zeit – auch meine bemessene Zeit – ein Geschenk ist aus der Unendlichkeit und dem Überfluß der Ewigkeit Gottes. In seiner Ewigkeit ist alles aufgehoben, was ist und was geschieht. Nichts kann verloren gehen. In dieses Vertrauen kann ich mich einüben, wenn ich ein, zwei Atemzüge lang alles bewusst wahrnehme und mich entschleunige.

„Meine Zeit, Herr, steht in deinen Hände, denn Du gabst sie mir.
Du Herr bist doch der Zeiten Anfang und ihr Ende. Ich vertraue Dir.“

Für mich ist das eine wirksame Methode, aus dem Hamsterrad der Geschäftigkeit auszubrechen

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>>> https://www.kirche-im-swr.de/beitraege/?id=4013

Zweimal im Kirchenfunk-des-SWR - oho. - Aber die revolutionäre Story vom "Begräbnis" - da wagt man ist nicht heran. 

Aber noch steht hier aus: 

Ketzerisches zum Märchenschatz (1978):

24 kurzweilige Thesen


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Dazu noch diesen Kram:

Wie läuft dein Arbeitskreis? Du, der kleine Hansen, der ist flott, der hat zwei Matrizen vollgeschrieben. Alle wichtigen Aphorismen aus Schnurres Schattenfotograf. Hat mich gewundert! Oh, der hat mir schon mal geboten!

Kuck mal! Ja? Ja, wer da kommt! Na, der kleine Heberling. Auf dem Fahrrad. Und die erzählt den Schülern was von Öko und so. Und Protest gegen die Benzinpreise. Meinst du denn, die bindet den Blagen das auf die Nase. Das mit dem Führerschein!

Da, den Grass! Ja, versuch dich mal am Butt! Ungenießbar der Fisch! Hat er aber lange geangelt für! Ja, dem ist der Humor total flöten gegangen. Auch auf den Ranicki! Den könnte man doch fertig machen. So etwa mit: hat schon immer für die falsche Partei spioniert. Erst für die Kommunisten. Und dann ist er bestimmt vom Verfassungschutz abgeschöpft worden. Frag mal den Schwertfeger, der hat sich, vorgestern war ich beim Winkelhaus, da hat der sich den Ranicki einpacken lassen. Ob der den auch lesen wird.

Hast du schon gehört? Der Steinberg, ja, ja, unser Lapismons, der hat sich für ein Jahr abgemeldet. Sabbat, verstehst du!

So, jetzt pack ich mal. Wird wieder eine Überraschungstüte? Ja, für meine 10b. Die liebt Überraschungen. Die haben aber rausgekriegt, daß du dich in der Palette mit der kleinen Maus getroffen hasst. Na, sollte so ein Köder sein! Woran aht man denn sonst noch seinen Spaß.

Nun, wie geht es denn der Langer? Die hat jetzt ihren Freund auch offiziell in ihrem Haus. Der alte -Wie alt ist der denn genau? Glaub schon, 77! Der bringt das ja nicht mehr. Hat sie mir noch vor vierzehn Tagen oder so, erzählt. Drastisch, wie die ist. Sagt die doch. Da fummelt der Kerl noch an mir rum. Und muß Blutdruck senkenden Mittel nehmen. Ne, ist das eine Murkserei. Ehrlich. Und von dem neuen? Ja, sagte, sie, der ist ja was primitiv. Aber mit dem muß sie sich auch nirgendwo sehen lassen. Der bringt es sexuell, sagte sie so schnippisch, wie ein siebzehnjähriger Odysseus. Forsch, wie! Ja,  Höhenforscher, wie? Taucht noch im Herbst in dem, dem Loch da. Da von der schönen Lau!

Von der Monika - Die du in Prag damals, äh, die du da näher kennen gelernt hast? Ja, die! Ist die mittlerweile erwachsen geworden? - Na, sie hat aus Marburg geschrieben. Hat dort einen Salon eröffnet. Hier, der Prospekt! -(Margot liest - lacht auf: Die schmeißt ja mit Vokabeln rum, die macht ja auf Religion! - Ja, kuck, hier! -„Herr, ich hoffe auf dich und spreche: Du bist mein Herr. Deine Zeit steht in meinen Händen. (Psalm 31,15f.)  - Ob das stimmt. Frag mal den Jonathan! - Oder unseren Jonas! - Noch wichtiger, kuck da! - „Man nimmt die unerklärte dunkle Sache wichtiger als die erklärte helle.“ Das stammt von irgendwem Gelehrten. Weiß nichmehr, vorbei - von wem! - Die macht ihren Betrieb zum 1. Advent auf. Willst du zur Eröffnung gratulieren? Nimm was aus dem Hirten-Psalm, 23 oder so: „Herr du bist mein Hirte. Deine Nagaika soll den Unwilligen züchtigen.“

Vom Nachbartisch hangelt sich einer rüber. Was, Nagaika? Kenn ich von Gogol: Taras Bulba. Da schwirrt die Nagaika fast in jedem Kapitel!

Ilse: Beruhig dich. Gibt es heute in jedem Sexladen!

Kichern, Prusten. - Wir verabschieden uns erst mal!

Äh - der hier? Jep! Wg. Hundi!

 

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