Wörter oder Worte zum S o n n t a g
OTTO
WAALKES:
Das
Wort zum Montag
eine
Damen und Herren!
Wir
alle haben unsere Sorgen und Nöte und lassen uns nicht mit billigem
Trost über die Last des Alltags hinwegtäuschen. Aber als ich
neulich in meiner Musikbox blätterte, da stieß ich auf folgende
kleine Zeile:
»Theo,
wir fahr'n nach Lodz«.
Nun,
was wollen uns diese Worte sagen? Da ist von einem Menschen die Rede.
Von einem ganz bestimmten Menschen. Nicht Herbert, nicht Franz, nicht
Willy, nein, Theo ist gemeint. Aber um welchen Theo handelt es sich?
Ist es nicht auch jener Theo in uns allen? Jener Theo, der in so
wunderbaren Worten vorkommt, wie Theologie, Theodorant, Tee oder
Kaffee. Und an diesen geheimnisvollen Theo ist eine Botschaft
gerichtet:
»Theo,
wir fahr'n nach Lodz«.
Vier
fahr'n. Da sind also vier Menschen unterwegs. Und wer sind diese
vier? Sind es die vier Jahreszeiten? Die vier Musketiere? Oder
sind es vier alle? Schweigt Brüder. Da fällt mir in diesem
Zusammenhang eine Geschichte ein. Ich besuchte neulich einen Freund.
Einen Millionär. Der glaubte, der unglücklichste Mensch der Welt zu
sein, weil ihm sein Rasierpinsel ins Klo gefallen war. Da nahm
ich ihn beiseite und sprach: »Freilich bist du übel dran, daß dir
dein Rasierpinsel ins Klo gefallen ist. Aber es gibt Leute, die sind
viel schlechter dran als du. Die haben noch nicht einmal einen Bart.
« Da fiel es ihm wie Schuppen aus den Haaren. Und sollte nicht auch
einer von uns, oder morgen, oder heute, oder vielleicht nicht. Wer
weiß. Schönen guten Abend.
* *
.. ein A g n u s D e i ...
Literarisches Stichwort Gott
Im Spannungsfeld von Literatur und Theologie
Folge ...
Alltägliche
Lehren aus dem TV-"Wort zum Sonntag" (und aus Parodien auf
es)
Anlaß
für meine kleine Sammlung von Satiren auf die
TV-Selbstverständlichkeit des kirchlich organisierten "Wort zum
Sonntag" war die öffentliche Debatte in den Medien, ob ein
Pastor Fliege, Moderator und Show-Star einer nachmittäglichen
Talk-Show, denn ein neu gestyltes "Wort zum Sonntag"
sprechen dürfe. Es war aufgefallen: Seit 40 Jahre beanspruchte diese
Standard-Sendung öffentlich-rechtlicher Unterhaltung, pardon:
"Belehrung", am Samstagabend seine Alibi-Funktion: Wir
haben noch eine religiös geprägte Wochenkultur, mit einer Vorfeier
zum Sonntag. Wir bereiten uns vor auf den Tag des Herrn vor. Wir
leben nach christlichen Auffassungen und wollen sie auch im
Medienbrei von Talk-Vera (sat 1) bis Show-Verona (bei rtl) verkündet
sehen.
Neue,
interaktive Möglichkeiten, wie bei Rundfunkübertragungen von Sonn-
oder Feiertagsmessen (im DLF oder in der jeweiligen
Landesrundfunkanstalt z.B.), die einen Telefondienst eingerichtet
haben für Rückfragen, für religiöse Aussprache und psychosoziale
Herzensangelegenheiten.
Die
Fragen bleiben meist ungestellt: Wer kennt das "Wort zum
Sonntag"? Wo kann ich mir dessen Texte besorgen? Wird es
überhaupt gedruckt? Was sagen die Kurzinszenierungen mir und
anderen? Lohnt es sich, mich privat oder im Unterricht mit ihnen
auseinandersetzen?
Die
40 Jahre lang bescheiden geübte Praxis hat eine schwer zu
beschreibende, unmöglich zu kontollierende Wirkung, und vielleicht
ist sie fast gänzlich wirkungslos, da es bisher keine Affären,
keinen Skandal gab, die den Nutzen der Übung öffentlich
signalisiert oder zur Diskussion gebracht hätten. Und siehe: Die
Textsorte "Wort zum Sonntag" taucht in keinem
Theologie-Lexikon auf; die kirchlichen Bemühungen um Auswahl der
Vortragenden und die gesprochene Lehre bleiben öffentlich unbekannt,
ebenso interne Reaktionen. Zugespitzt gefragt: Wie viele Menschen
sind durch es bewegt, angeregt, überrascht, gar bekehrt worden, wie
viele haben sich abends, nach dem letzten geistlich inspirierten
"Gute Nacht!" der theologisch fachkundig Vortragenden
(männlich und weiblich) anrühren, gar bekehren lassen; wieviele
ließ das geistliche Wort gleichgültig, bestärkte vielleicht die
kirchlich Abstinenten, die häufig zitierten, aber nicht umworbenen
Randständigen? Alles offene Fragen... Aber von Isa Vermehren, einer
Samstagabend-TV-Gallionsfigur, weiß man: sie ist die katholisch
lizensierte, junggebliebene Gute-Laune-Nonne, die einsatzbereit ist
an der medialen Front - ohne Erregung öffentlichen Ärgernisses...
Doch
in diesem verwunderlichen Sommer 98 hat es eine öffentliche
Diskussion der wöchentlichen Fünf-Minuten-Religionssparte "Wort
zu Sonntag" gegeben.
In
einem Interview beklagt die Johanna Haberer, die Rundfunkbeauftragte
der evangelische Kirche, den Grundton der üblichen TV-Verkündigung:
"Wie haben einen moralinsauren Gestus gegenüber dem Fernsehen,
den wir uns abgewöhnen müssen. Bis zum Ende der Achtziger hat man
in der Kirche einen heiligen Schwur auf die Öffentlich-Rechtlichen
geleistet oder war überhaupt ganz gegen das Fernsehen. Und plötzlich
hat man gemerkt: Oje, es gibt ja schon 32 Programme und wir kommen
gerade mal in den öffentlich-rechtlichen vor." (...) "Dort
kommen [nur] lauter Schöne und Reiche und Begabte vor." Deshalb
umreißt Frau Haberer zukünftige Aufgaben: "Wir sind Experten
für Tod, Elend und allgemeines Leid. Zu dieser Rolle müssen wir
stehen. Ich kann nicht sagen: Kirche ist nur Fun. Und das Leben mit
den Mühseligen und Beladenen ist ja ausgesprochen spannend. Ganze
Krimiserien leben davon. Es kann doch nicht angehen, dass der
Bildschirm wochenlang behinderten- und arbeitslosenfrei ist. Da
entfernt sich das Fernsehen von den Menschen und wird zur Volldröhne.
Dieses Fernsehen ist dann kein Lebensmittel mehr, das der Mensch
braucht." (Angelika Onland: Ein Christ als Serienheld? In:
Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt. 40/1998. S.33)
Zurück
in die Alltags- und Unterhaltungswelt der Medienöffentlichkeit und
ihren möglichen psychologsichen und religiösen Intentionen: Was
lehren uns die Medien, wenn sie zu Menschennutz und -unterhaltung,
gar zur Seelenhatz aufbrechen, wenn sie einplanen, was unplanbar ist:
die Begegnung mit Gott, die Verantwortung vor Gott, die Chance, seine
und die eigene Identität zu befragen?
Von
einer geplanten aufwendigeren, attraktiveren Aufmachung der
Minisendung ist die Rede; die Zahl der Sprecherinnen und Sprecher
soll reduziert werden auf sechs - nach optischen und theologischen
Kriterien ausgewählt. Bunte Trailer und eine Seelsorge-Hotline
sollen hinzukommen.
Für
die Analyse gilt, und das ist nun die Intention ex negativo aus der
vorgestellen Satire-Definition: Der intelligente, undogmatische und
gerechte und helle und gute Gott! Er ist eine Fiktion aller
Religionsbedürftigen! Jedenfalls nach den Vorstellungen und
Leistungen seines medienbeauftragten Bodenpersonals. Man müßte es
besser machen können und dürfen. Auch indem man die Parodien
öffentlich zur Kenntnis nimmt, sie diskutabel macht, auch wenn im
ersten Augenblick die besonders bei katholischen Würdeträgern (den
sogenannten verantwortlichen Seelsorgern) die kulturspezifische
Schmerzgrenze durch Kritik und Satire überschritten sein mag; sie
fühlen sich so leicht beleidigt, obschon sie nur höchst irrende
Vertreter eines geistig revolutionären Prinzips sind. Sind sie auf
ihre Rollen im Hier und Jetzt vorbereitet - oder sind sie statusmäßig
fixiert auf klerikal-vergeistigte Weltfremdheit?
Doch
Satire ist per definitionem intelligentiae (seit den Tagen des
klassisch-römischen Horaz, fortentwickelt in den Tagen der Urstände
der deutschen Aufklärung): Satire ist eine ästhetisch sozialisierte
Aggression, deren Intention ex negativo vom Leser bzw. Zuhörer zu
erfassen ist.
Seien
wir also mutig, es ist die aufgeklärte Öffentlichkeit, die
kulturelle Wirklichkeit, die einem ständisch-klerikalen Zopf (samt
zugehörigem Kopf) hinterruft: Merkt ihr nicht, daß ihr den Zopf
tragt? Und: Unterm Kinn getragen, ist er nur ein um 180° gewendeter
Eitelkeitspinsel, kein besenartiger Wisch, mit dem man den sichtbaren
Staub des Unverständnisses und eines Hörigkeits- und
Selbstseligkeitskultes aus den Kammern des Geistes fortfegen kann.
Z.B.
ist die Verkündigungsprache der offiziellen, katholischen Kirche
häufig autistisch-zölibatär, männlichkeitsorientiert, gar
sklerotisch 1]
und wirklichkeitsfremd, sie schließt kritisch fähige und historisch
kundige Menschen aus und erklärt sie häufig leichtfertig oder
feindlich mißgestimmt zu Querulanten und Übelwollenden. Die
kirchlichen Realitäten unserer Tage bedürfen der Kritik und
Diskussion, auch der (angeblich oder vermutlich) schmerzenden,
überzeichnenden Satire. Ihre Denk- und Kritikmöglichkeiten
karikieren den respektlosen Umgang mit den innerhalb der Kirchen
selbstverständlichen Usancen, dem spezifisch-seelenvollen,
religiösen Wortmaterial, dem weihevoll-sakralen Stil einer Predigt
und ihrer religiös und pädagogisch aufdringlichen, zitatmäßig
abgesicherten Pointierung in den Schlußsätzen.
Zur
Auswahl der Texte:
Der
älteste Text ist aus dem satirischen Werk Hanns Dieter Hüschs
entnommen. Das zweite Beispiel bietet uns ein sehr populärer
Spötter, ein Klamaukunterhalter und komischer Vogel. Es ist
Unterhaltungsstar Otto der Friesenwitzgott, in pathetisch-dominanter
Betonung, im Ton geistlicher Würdenträgerschaft, passend zu
Orgel-Untermalung inszeniert; bürgerlich Otto Waalkes:
Von
einem speziellen, gewollt anstößigen Künstler im frech-brutalen
Stil stammt das letzte Parodie-Beispiel, von dem TV-Pöbler Oliver
Kalkofe: das "Wort zum Wort zum Sonntag". Der radikalste
TV-Satiriker spricht seine "Schäfchen" wahrheitsgerecht
als Leser an, da er den Text in einem Printmedium veröffentlichte.
Andere,
neuere, modernere Beispiele für die Textsorte Wort zu Sonntag, die
die größte, regelmäßige, öffentlich wirksame Form der religiösen
Verkündigung ist, möchte ich mit zwei aktuellen Texten bieten. Ich
habe sie aus dem Jahre 1998 ausgewählt: ein konventionell
gestaltetes und vorgetragenes Beispiel von Werner Thissen, Münster;
und eine themenspezifisch und optisch gelungene Umsetzung eines
Vortrags zuum Tag der deutschen Einheit 1998 durch die Magdeburger
Pastorin Gabriele Herbst.
Aufgabenstellung
zu allen Texten:
1.
Erarbeite folgende strukturelle Gegebenheiten des Worts zum Sonntag:
Anknüpfung beim Zuschauer/Sitz im Leben - Einstieg in die höhere
Bedeutung der Rede - Steigerung der Aussage - Anrufung oder Benennung
Gottes - wiederholende Intensivierung der Intention - das finale
Zitat - die Verabschiedung/der Gruß als Entlassung in den Feier-
oder Alltag.
2.
Kläre die jeweils vorliegenden Intentionen: die getragen-geistliche,
die unterhaltsam-nützliche und die provozierend-satirische. Welche
Stilmittel werden zu diesen Aussagen eingesetzt? (Anspielungen,
Wiederholungen, Zitate, Verfremdungen, Wortspiele, intensivierende
Steigerungen)
3.
Erarbeite eine persönliche Stellungnahme zu den Texten.
4.
Versuche, ein eigenes oder in der Gruppe ein "Wort zum Sonntag"
zu verfassen, das sich auf ein bestimmtes Datum festlegt:
Ostersamstag, Frühlingsanfang, Pfingsten, Herbstbeginn, Weihnachten,
Jahreswechsel o.ä.
Text
1
Hannsdieter
Hüsch: Das Wort zum Sonntag
Es
spricht Propst Aloysisus Knobelzieher. [Hüsch mit vollem, verbalen
Gestus in der Rolle eines ungeniert Weihrauch atmenden und Geist
aussprechenden Propstes:] Ich muß auf ein Zeichen des Regisseurs
warten, damit wir synchron auf den Bildschirm gehen.
Wenn
ich mir jetzt,
meine lieben Zuschauer, eine Brille aufsetze und Sie mir freundlichst
erlauben, in Ihre Stube hinein zu Ihnen zu sprechen, ja gleichsam in
Ihren eigenen Bereich hineinzuschauen, so hat das ja mit der Brille
gerade heute eine ganz besondere Bewandtnis.
Vor
einigen Tagen sah ich, wie ein netter, junger Mann, nach Anbruch der
Dunkelheit, sich eine alles noch mehr verdunkelnde Sonnenbrille
aufsetzte, ein andermal hörte ich, wie jemand zu seinem Nachbarn
sagte, eine rosarote Brille und alles sieht gleich ganz anders aus.
Nun
- da habe ich mich gefragt: Was sieht denn gleich ganz anders aus?
Und wie oft hören wir doch heute, ich habe nicht mehr den richtigen
Überblick, wir sehen da nicht mehr klar, ich schaue da nicht mehr
hindurch.
Sollten
da vielleicht zu viele Sonenbrillen und zu viele rosarote Brillen mit
ihm Spiel gewesen sein? Wer immer nur Buttercremetorte ißt, weiß
eines Tages gar nicht mehr, wie Buttercremetorte schmeckt. Und wer
sich eine Sonnenbrille aufsetzt oder eine rosarote Brille, der muß
nicht meinen, daß Gott unseren wahren Alltag nicht sieht. Er ist
unser Optiker. Er braucht keinen Kneifer und keinen Aussichtsturm. Er
ist weitsichtig und kurzsichtig zugleich. Er sieht uns und durch uns
hindurch, durch und durch, für und für. Lassen Sie mich schließen
mit einem Wort, das uns die Augen öffnen helfen will. Mit einem Wort
des böhmischen Wanderpredigers Heinrich Ignaz Mützenbecher, der da
sagt: "Möge der du sein werdest [in den Beifall hin
wiederholend:] möge der du sein werdest, dann siehst du, was du sein
dürftest. Guten Abend.
[Porträtfoto]
Hanns Dieter Hüsch (geb. 1925)
Erläuterungen
zum Text Nr. :
Hüsch
ist einer der bekanntesten deutschen Kabarettisten; seine
kritisch-politische Phase liegt allerdings hinter ihm. Heute
charakterisiert er seine öffentlichen Vorträge eher mit dem
inflationären Spruch "versöhnen statt spalten". Aus
seinen neueren Programmen ist der Text "Religiöse Nachricht"
typisch; in: H.D.H.: Das Schwere leicht gesagt. Freiburg 1994:
Herder-Spektrum Bd. 4274. S. 28f. - Der abgedruckte Text stammt aus
dem Hüsch-Programm: Nachtvorstellung im deutschen Schauspielhaus.
LP. Intercord 1975.
Text
2:
Otto
Walkes: Liebe Brüder und Schwestern!
Liebe
Brüder und Schwestern!
Es
herrscht zu viel Aberglauben auf dieser Welt, allzuviel auch heute
noch! Da gibt es Menschen, die stecken ihre Füße in kleine
Wollsäcke, weil sie glauben, somit die Götter des Frostes milde
stimmen zu können. Andere wiederum kleben kleine, bunte Läppchen
auf ihre Briefumschläge, um so das Heer der Götterboten zu einem
schnelleren Brieftransport zu bewegen. Ja, der Aberglaube führt
einige unserer Mitmenschen sogar so weit, daß sie sich Kerben und
Zickzackmuster in ihre Autoreifen schnitzen lassen, um somit die
Götter des Aquaplaning zu überlisten. Andere wiederum stülpen sich
kleine Gummitütchen über ihren Schniedelwutz, um somit die Götter
des Familienplaning gnädig zu stimmen. Das alles ist dunkelster,
dunkelster Aberglaube!
Ich
selbst habe immer eine geweihte Christophorus-Plakette an meiner
Orgel, und ich bin seitdem noch nie mit einer anderen Orgel
zusammengestoßen. Ich könnte euch noch tausend Gründe nennen, wenn
ich nur welche wüßte. Sollte uns das nicht zu denken geben? Ich
glaube, nein!
[Porträtfoto
des Autors] Otto Waalkes (geb. )
Erläuterungen
zum Text: Der Slapstick-Künstler erzielt viele Effekte aus Klamauk
und Zerstörung einer gut gemeinten oder auch kritischen Intention.
Er ist in seiner langen Karriere immer wieder Signal für
Unterhaltung als Konsum, just for fun, gewesen. Eindeutige
Intentionen und Stellungnahmen im gesellschaftlichen Kontext mag er
wohl, um niemanden zu verprellen, scheuen. So endet denn auch seine
gedanklich gewollt chaotische Parodie in einer Nonsense-Pointe.
Text
3:
Oliver
Kalkofe:
Das
Wort zum Wort zum Sonntag
Liebe
Leser. Als ich heute morgen aufstand und in mein Badezimmer fuhr, da
fragte ich mich: "Wo um alles in der Welt bin ich nur - und wer
waren diese drei schlafenden Blondinen?" Da plötzlich sah ich
vor mir ein kleines unschuldiges Häschen über die Straßen hoppeln
und mußte lächeln, denn als ich es überfuhr, dachte ich bei mir:
"Hasen sind irgendwie auch Menschen - wenn man über sie
drüberfährt, gehen sie tot."
Sie
haben es natürlich erkannt: dies kleine Gleichnis war mein
bescheidener Versuch einer Hommage an Das Wort zum Sonntag!
Fernseheh, wie man es sich wünscht: Unterhaltung mit Verstand,
Belehrung mit Esprit, Verstaubtheit mit Schmackes. Als Kind ließ ich
mich noch ein wenig vom Titel in die Irre führen und wartete
jedesmal gespannt darauf, was denn wohl diesmal das Wort zum
Wochenabschluß sein würde: Barmherzigkeit? Brustwarze?
Religionsverdrossenheit? oder gar Reiserücktrittsversicherung? Nein,
schnell sah ich ein: Das Wort zum Sonntag ist mehr als nur ein Wort.
Geschichten, die zwar kaum zum Zuhören, dafür aber zum Nachdenken
anregen, vorgetragen von charismatischen Kirchen-Kleindarstellern,
ästhetisch in die Filmsprahce transponiert mit oftmals bis zu einer
Kameraeinstellung, aber vor allem: kein Fernsehballett!
Und
seien wir mal ehrlich: wie oft hätten wir uns wohl in den letzten 40
Jahren beim Spätfilm der ARD in die Hosen gemacht, hätte uns die
klerikale Stand-Up-Comedy nicht vorher die Gelegenheit zum
entspannten Strullen oder gar zu schnellen Stuhlpflege gegeben.
Doch
frag ich mich: wo bleibt die Wort zum Sonntag-Late Night Show?
Inquisition, Kreuzzüge, Hexenverbrennung - das zeigt, daß die
Kirche ja schon Ahnung hat vom Entertainment. Warum läßt sie sich
gerade im Fernsehen so einfach abspeisen? Okay, sie haben uns Fliege
in den Nachmittag geschmugelt, das war unfair aber pfiffig, jedoch
weit unter ihren Möglichkeiten. Wenn es schon Hamster-TV gibt, warum
nicht auch Zölibat oder Liebe?, die versteckte Kamera im
Beichtstuhl, Ministranten-Stadl oder Abendmahlissimo? Denn eins
sollte man bei all der schönen Langeweile und behaglichen
Betulichkeit nie vergessen: der liebe Gott sieht alles - wir aber
können abschalten!
(Aus:
O.K: Kalkofes letzte Worte. Frankfurt/M. 1997.S. 46f.)
[Porträt-Foto
des Autors] Oliver Kalkofe (geb. 1965)
Erläuterungen
zum Text:
Oliver
Kalkofe schriebt (neben den Auftritten in seinen
"Mattscheibe"-Inszenierungen für den Sender premiere)
wöchentlich Kolumnen in dem tv-magazin.
Er verbindet intellektuell anspruchsvolle, konsumkritische
Intentionen mit sprachlichem Klamauk und überbordendem Witz. Er
versucht, Anspruchslosigkeit, Dummheit und Ignoranz auf den
Fernsehschirmen der Nation mit aggressiver, überzeichnender Kritik
zu treffen.
Text
4:
[S.
beiligendes Blatt S. ]
[Porträtfoto
des Autors] Werner Thissen (Daten unbekannt)
Erläuterungen
zum Text:
Text
des Wortes zum Sonntag am 12.9.1998. Bei den TV-Wortmeldungen zum
Sonntag des Münsteraner Domkapitulars Werner Thissen kommen keine
beschädigten Alltagsmenschen vor, kein Behinderter, kein
Arbeitsloser, kein Stadtstreicher, pardon: Berber, kein verhaschtes,
verwahrlostes, wärme- und liebebedürftiges Wohlstands- oder
Armutskind. Er predigt gerne von den Feinsinnigkeiten der bildenden
Kunst. Ein Beispiel übergebe ich hiermit Ihrem Verstehen-Wollen.
Hinweis:
Das besprochene Bild - Salvador Dalis "Brennende Giraffe"
aus dem Jahre 1936/37 - ist abgebildet in: Gott und die Welt. 9/10.
Erarbeitet von Theodor Eggers. Düsseldorf 1993: Patmos Verlag. S.
15)
Text
5:
Karl-Heinrich
Brinkmann, Detmold
Text
des Wortes zum Sonntag vom 18.07.98
Erläuterungen
zum Text:
Das
konventionelle Schema der TV-Predigt geht von einer erlebten oder
imaginierten Äußerlichkeit aus, um schreckhaft-bedrohliche
Sentenzen von schwerwiegendem Ernst als insistierend notwendige
Nachfolge oder Neuübernahme von Geboten für Gottes Wege bei den
Menschen rüberzubringen. Die Symbolik des Leuchtturm mit seiner
Signalgebung für die Sinnfindung des Lebens wirkt pathetisch,
konservativ und überzeichnet für eine mögliche
Fünf-Minuten-Wirkung: "groß und stark und hell". Für
einen gewöhnlichen Samstagsabend-Einblick in die Heilsgeschichte
Gottes mit den Menschen wirkt ein absoluter, moralversessener Hinweis
auf das fünfte und sechste Gebot katechetisch überstrapaziert.
Gehören Mord und Ehebruch zum sommerlichen Inventar des Bewußsteins
eines interessentieren, vielleicht sogar kindlich-jugendlichen
TV-Zuschauers (siehe deren Erwähnung in der Einleitung)?
Text
6:
Gabriele
Herbst, Magdeburg
Ohne
Titel: Wort zum Sonntag (am 3.10.98 in der ARD gesendet)
Was
für ein Gefühl, liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, heute, am Tag
der Einheit, hier im ehemaligen Niemandsland zwischen Hötensleben
und Schöningen zu stehen und ungestört ein Brot zu essen.
Kein
Grenzhund faßt zu, kein Scharfschütze hat mich im Visier, keiner
schreit: "Stehen bleiben, oder ich schieße!"
Ich
kann hier stehen und schauen und essen. Und weil das so ist, schmeckt
mein Brot nach Freiheit. Ich denke, das kennen Sie: Brot kann nach
Vielerlei schmecken: nach Kindheit oder fernem Land. Es schmeckt
besonders gut nach einer überstandenen Operation. Und es schmeckt
süß, wenn man liebt. Manchmal hat man das Gefühl, dass eine
Schnitte noch niemals so gut geschmeckt hat wie genau in diesem
Moment. Und so geht es mir jetzt, hier an der ehemaligen Grenze. Ich
mußte hierher fahren, weil ich zu Hause in Magdeburg häufig
vergesse, wie sehr ich mir und den Menschen in Ostdeutschland vor nur
neun Jahren gewünscht habe, endlich frei zu sein. Ich mußte heute
hierher fahren, damit das Geschenk der Freiheit wieder einmal
aufleuchtet, nicht so schrecklich alltäglich wird, mich dankbar
macht und stark.
Morgen
feiern wir Christen Erntedankfest. Wir danken dafür, dass die Bitte
aus dem Vaterunser 'Unser tägiches Brot gib uns heute!' nicht ins
Leere ging, daß genug da war für Inländer und Ausländer, um
wirklich satt zu werden. Und ich persönlich möchte mich heute und
morgen gerne an das Geschenk der Freiheit erinnern, nach dem so viele
Menschen gehungert haben, wofür sie in die Gefängnisse gingen und
die Ostsee durchschwammen.
Ich
möcht Tschechen, Ungarn, den mutigen ostdeutschen Demonstranten und
Menschen aus der alten Bundesrepublik danken, dass sie diese Grenze
zur Ruine werden ließen. "Danken, sagen Sie? Da mach' ich nicht
mit! Mir hat die Freiheit Arbeitslosigkeit gebracht. Mich hat sie
jede Menge Geld gekostet. Und mir brachte sie neue Unfreiheiten.
Wofür sollte ich dankbar sein?"
Vielleicht
finden Sie selbst eine Antwort auf diese Fragen, indem Sie sich
wieder einmal aufmachen, an einen Ort wie diesen zu fahren, und
überlegen, was hier geschah, was Ihnen Freiheit bedeutet, die nach
Rosa Luxemburg immer auch die Freiheit der Andersdenkenden sein muß.
Und wenn Sie dann im Niemandsland Ihr Brot auspacken, dann werden Sie
darüber staunen, dass es hier wirklich einen besonderen
Wohlgeschmack hat. Das gibt keine Arbeitsstelle zurück und auch den
alten Wohlstand nicht wieder, aber es gibt Lebenskraft zur
Dankbarkeit, zum Kampf und zur Erinnerung.
[Porträtbild
der Autorin] Gabriele Herbst (Daten unbekannt)
Erläuterung
zum Text:
Frau
Herbst ist eine häufig, individuell und originell sich äußernde,
telegene Pastorin aus Magdeburg. Den gedruckten Text muß man sich
von der Inszenierung her vorstellen als freien Vortrag der Autorin,
die sich im ehemaligen Todesstreifen der DDR-Befestigungen auf grünem
Gras zwischen spanischen Reitern und Mauerresten bewegte, in fünf
ruhigen Einstellungen. Sie hielt ein Brotstück als zentrale
symbolische Geste in den Händen, das sie sich abschließend
schmecken ließ.
Zu
dem beiliegenden Illustrationsvorschlag:
1.
Cartoon ohne Titel von Waldemar Mandzel aus dem Jahr 1991. In:
Löwensteiner Cartoon-Service. Folge I + II. 1991. S. 15.
2.
Cartoon ohne Titel von Jan Tomaschoff. In: Löwensteiner
Cartoon-Service. Folge I + II. 1991. S. 14.
Anton
Stephan Reyntjes
Zusätzlich:
Literarisches
Stichwort Gott
Im
Spannungsfeld von Literatur und Theologie
Folge
X (??)
Alltägliche
Lehren aus dem TV-"Wort zum Sonntag" (und aus Parodien
dazu)
Anlaß
für meine kleine Sammlung von Texten und Satiren auf die
TV-Selbstverständlichkeit des kirchlich organisierten "Wort zum
Sonntag" war die öffentliche Debatte in den Medien, ob ein
Pastor Fliege, Moderator und Show-Star einer nachmittäglichen
Talk-Show, denn ein neu gestyltes "Wort zum Sonntag" in der
ARD sprechen dürfe. Es war den Verantwortlichen aufgefallen: Seit 40
Jahre beanspruchte diese Standard-Sendung öffentlich-rechtlicher
Unterhaltung, pardon: religiöser Belehrung, am Samstagabend eine
Alibi-Funktion: Wir haben noch eine religiös geprägte Wochenkultur,
mit einer einstimmenden Vorfeier zum Sonntag als dem Herrentag; wir
bereiten uns vor durch Dank, Lob und Einsicht; wir leben nach
christlichen Auffassungen und wollen sie auch im Medienbrei von
Talk-Vera (sat 1) bis Show-Verona (bei rtl) angemessen anspruchsvoll
verkündet sehen.
Neue,
interaktive Möglichkeiten, reichen von bei Rundfunkübertragungen
von Sonn- oder Feiertagsmessen (im DLF oder in der jeweiligen
Landesrundfunkanstalt z.B.), die einen Telefondienst eingerichtet
haben für Rückfragen, bis zur religiösen Aussprache Hilfsangeboten
für psychosoziale Herzensangelegenheiten.
Die
Fragen blieben meist ungestellt: Wer kennt das "Wort zum
Sonntag"? Wo kann ich mir dessen Texte besorgen? Wird es
überhaupt gedruckt? Was sagen die Kurzinszenierungen anderen und
mir? Lohnt es sich, mich privat oder im Unterricht mit den Angeboten
auseinandersetzen?
Die
40 Jahre lang bescheiden geübte Praxis hatte eine schwer zu
beschreibende, unmöglich zu kontollierende Wirkung, und vielleicht
ist sie fast gänzlich wirkungslos, da es bisher keine Affären,
keinen Skandal gab, die den Nutzen der Übung öffentlich
signalisiert oder zur Diskussion gebracht hätten. Und siehe: Die
Textsorte "Wort zum Sonntag" taucht in keinem
Theologie-Lexikon, keinem Unterrichtswerk für Religion auf; die
kirchliche Auswahl der Vortragenden und die gesprochene Lehre bleiben
öffentlich unbekannt, ebenso interne Reaktionen. Zugespitzt gefragt:
Sind Menschen durch TV-Religions-Wort bewegt, angeregt, überrascht
worden; wie viele haben sich abends, nach dem letzten geistlich
inspirierten "Gute Nacht!" der theologisch fachkundig
Vortragenden (männlich und weiblich) anrühren, gar belehren oder
bekehren lassen; wie viele ließ das geistliche Wort gleichgültig,
bestärkte vielleicht die kirchlich Abstinenten, die häufig
verurteilten, aber nicht umworbenen Randständigen? Alles offene
Fragen... Aber von Isa Vermehren, einer
Samstagabend-TV-Gallionsfigur, weiß man: sie ist die katholisch
lizensierte, junggebliebene Gute-Laune-Nonne, die einsatzbereit ist
an der medialen Front - ohne Erregung kirchlichen oder öffentlichen
Ärgernisses...
Doch
in diesem verwunderlichen Sommer 98 hat es eine öffentliche
Diskussion über die wöchentliche Fünf-Minuten-Religionssparte
"Wort zu Sonntag" gegeben.
In
einem Interview beklagte die Johanna Haberer, die Rundfunkbeauftragte
der evangelische Kirche, den Grundton der üblichen TV-Verkündigung:
"Wie haben einen moralinsauren Gestus gegenüber dem Fernsehen,
den wir uns abgewöhnen müssen. Bis zum Ende der Achtziger hat man
in der Kirche einen heiligen Schwur auf die Öffentlich-Rechtlichen
geleistet oder war überhaupt ganz gegen das Fernsehen. Und plötzlich
hat man gemerkt: Oje, es gibt ja schon 32 Programme und wir kommen
gerade mal in den öffentlich-rechtlichen vor." (...) "Dort
kommen [nur] lauter Schöne und Reiche und Begabte vor." Deshalb
umriß Frau Haberer zukünftige Aufgaben: "Wir sind Experten für
Tod, Elend und allgemeines Leid. Zu dieser Rolle müssen wir stehen.
Ich kann nicht sagen: Kirche ist nur Fun. Und das Leben mit den
Mühseligen und Beladenen ist ja ausgesprochen spannend. Ganze
Krimiserien leben davon. Es kann doch nicht angehen, dass der
Bildschirm wochenlang behinderten- und arbeitslosenfrei ist. Da
entfernt sich das Fernsehen von den Menschen und wird zur Volldröhne.
Dieses Fernsehen ist dann kein Lebensmittel mehr, das der Mensch
braucht." 2]
Von
katholische Seite aus erklärte R. Jacobi, Leiter der zentralstelle
Medien bei der Deuteschen Bischofskonferenz (lt. KNA-Meldung): "Die
Sendung solle weiterhin einen optischen Widerstand gegen sonstige
mediale Präsentationsformen bilden. Daher werde man den Mut zum
ruhigen Bild haben und sich nicht an der verbreiteten 'Clip-Kultur'
orientieren." Und: "Angesprochen sollen weiterhin die mehr
als 50 Jahre alten Fernsehzuschauer", sagte Jacobi zur gewünschten
Zielgruppe. 3]
Daß man auch religiöse Wortsendungen für Menschen unter 50
konzipieren könne, mag oder kann man innerhalb des Katholizismus
nicht einsehen.
Zurück
in die Alltags- und Unterhaltungswelt der Medienöffentlichkeit und
ihren möglichen psychologischen und religiösen Intentionen: Was
lehren uns die Medien, wenn sie zu Menschennutz und -unterhaltung,
gar zur Seelentröstung aufbrechen, wenn sie einplanen, was unplanbar
ist: die Begegnung mit Gott, die Verantwortung vor Gott und den
Mitmenschen, die Chance, seine und die eigene Identität zu befragen?
Von
einer geplanten aufwendigeren, attraktiveren Aufmachung der
Minisendung ist die Rede; die Zahl der Sprecherinnen und Sprecher
soll reduziert werden auf sechs als TV-Elite - nach optischen und
theologischen Kriterien ausgewählte, mit der Möglichkeit zum Star
aufzusteigen. Bunte, den veränderten Wahrnehmungsfähigkeiten von
Zuschauern angepaßte Trailer und eine Seelsorge-Hotline sollen
hinzukommen.
Zu
den ausgewählten Texten:
In
gedruckter Form lagen mir keine zur Auseinandersetzung brauchbaren
Texte aus der Zeit vor 1998. Für die Analyse der vorgelegten
Parodien gilt, und das ist nun die Intention ex negativo aus der
Satire-Beispielen: Der intelligente, undogmatische und gerechte,
helle und gute Gott - er ist eine Fiktion des TV-Wortes zum Sonntag
für alle Religionsbedürftigen; jedenfalls nach den Vorstellungen
und Leistungen seines medienbeauftragten Bodenpersonals. Man müßte
Religion besser präsentieren können und dürfen; auch indem man die
Parodien öffentlich zur Kenntnis nimmt, sie diskutabel und letztlich
überflüssig macht, auch wenn im ersten Augenblick die besonders bei
katholischen Würdeträgern (den verantwortlichen Seelsorgern) die
kulturspezifische Schmerzgrenze durch Kritik und Satire überschritten
sein mag; sie fühlen sich so leicht beleidigt, obschon sie nur
höchst irrende Vertreter eines geistig revolutionären Prinzips
sind. Sind sie auf ihre Rollen im Hier und Jetzt vorbereitet - oder
sind sie statusmäßig fixiert auf klerikal-vergeistigte
Weltfremdheit?
Doch
Satire ist per definitionem intelligentiae (seit den Tagen des
klassisch-römischen Horaz, fortentwickeltanläßlich der Urstände
der deutschen Aufklärung): Satire ist eine ästhetisch sozialisierte
Aggression, deren Intention ex negativo vom Leser bzw. Zuhörer zu
erfassen ist.
Seien
wir also mutig, es ist die aufgeklärte Öffentlichkeit, die
kulturelle Wirklichkeit, die einem ständisch-klerikalen Zopf (samt
zugehörigem Prediger-Kopf) hinterruft: Merkt ihr nicht, daß ihr
einen Zopf tragt? Und: Unterm Kinn getragen, ist er nur ein zu lang
gewordener Bart, ein um 180° gewendeter Eitelkeitspinsel, kein Besen
zum Auskehren, mit dem man den fühl- und sichtbaren Staub des
Unverständnisses und eines Hörigkeits- und Selbstseligkeitskultes
aus den Kammern des Geistes und den Vorhöfen der Macht fortfegen
kann.
Z.B.
ist die Verkündigungsprache der offiziellen, katholischen Kirche
häufig autistisch-zölibatär, männlichkeitsorientiert, gar
sklerotisch 4]
und wirklichkeitsfremd; sie schließt kritisch fähige, historisch
vorurteilslose und psychologisch kundige Menschen aus und erklärt
sie häufig leichtfertig oder feindlich mißgestimmt zu Querulanten
und Übelwollenden. Die kirchlichen Realitäten unserer Tage bedürfen
der Kritik und Diskussion, auch der (angeblich oder vermutlich)
schmerzenden, überzeichnenden Satire. Ihre Denk- und
Kritikmöglichkeiten karikieren den respektlosen Umgang mit den
innerhalb der Kirchen selbstverständlichen Usancen, dem
spezifisch-seelenvollen, religiös eingeschränkten Wortmaterial, dem
weihevoll-sakralen Stil einer Gemütspredigt und ihrer pädagogisch
aufdringlichen, im Bibelzitat abgesicherten, moralischen Pointierung
in den Schlußsätzen.
Der
älteste Text ist der satirischen Vortragskunst Hanns Dieter Hüschs
entnommen. Das zweite Beispiel bietet uns ein sehr populärer Spötter
an, ein Klamaukunterhalter und komischer Vogel. Es ist
Unterhaltungsstar Otto der Friesenwitzgott, in pathetisch-dominanter
Betonung, im Duktus geistlicher Würdenträgerschaft, passend zu
Orgel-Untermalung inszeniert; bürgerlich Otto Waalkes.
Neuere,
modernere Beispiele für die Textsorte "Wort zu Sonntag",
die die größte, regelmäßige, öffentlich wirksame Form der
religiösen Verkündigung in Deutschland ist, möchte ich mit zwei
aktuellen Texten bieten. Ich habe sie aus dem Jahre 1998 ausgewählt:
ein konventionell gestaltetes und vorgetragenes Beispiel von Werner
Thissen, Münster; und eine themenspezifisch und optisch gelungene
Umsetzung eines einstimmenden Vortrags zum Tag der deutschen Einheit
1998 und des Erntedankfestes durch die Magdeburger Pastorin Gabriele
Herbst.
Aufgabenstellung
zu allen Texten:
1.
Erarbeite folgende strukturelle Gegebenheiten des Worts zum Sonntag:
Anknüpfung beim Zuschauer/Sitz im Leben - Einstieg in die höhere
Bedeutung der Rede - Steigerung der Aussage - Anrufung oder Benennung
Gottes - wiederholende Intensivierung der Intention - das rhetorische
Finale: das Herrenwort oder das Bibelzitat - die Verabschiedung/der
Gruß als Entlassung in den Feier- oder Alltag.
2.
Kläre die jeweils vorliegenden Intentionen: die getragen-geistliche,
die unterhaltsam-nützliche und die provozierend-satirische. Welche
Stilmittel werden zu diesen Aussagen eingesetzt? (Anspielungen,
Wiederholungen, Zitate, Verfremdungen, Wortspiele, intensivierende
Steigerungen)
3.
Erarbeite eine persönliche Stellungnahme zu den Texten.
4.
Versuche, ein eigenes oder in der Gruppe erarbeitetes "Wort zum
Sonntag" zu verfassen, das sich auf ein bestimmtes Datum
festlegt: Ostersamstag, Frühlingsanfang, Pfingsten, Herbstbeginn,
Weihnachten, Jahreswechsel, Einschuldung, Zeugnistermin o.ä.
Text
1
Hanns
Dieter Hüsch: Das Wort zum Sonntag
Es
spricht Propst Aloysisus Knobelzieher. [Hüsch mit vollem, verbalen
Gestus in der Rolle eines ungeniert Weihrauch atmenden und Geist
ausspendenden Propstes: Ich muß auf ein Zeichen des Regisseurs
warten, damit wir synchron auf den Bildschirm gehen.]
Wenn
ich mir jetzt, meine lieben Zuschauer, eine Brille aufsetze und Sie
mir freundlichst erlauben, in Ihre Stube hinein zu Ihnen zu sprechen,
ja gleichsam in Ihren eigenen Bereich hineinzuschauen, so hat das ja
mit der Brille gerade heute eine ganz besondere Bewandtnis.
Vor
einigen Tagen sah ich, wie ein netter, junger Mann, nach Anbruch der
Dunkelheit, sich eine alles noch mehr verdunkelnde Sonnenbrille
aufsetzte. Ein andermal hörte ich, wie jemand zu seinem Nachbarn
sagte, eine rosarote Brille - und alles sieht gleich ganz anders aus.
Nun
- da habe ich mich gefragt: Was sieht denn gleich ganz anders aus?
Und wie oft hören wir doch heute, ich habe nicht mehr den richtigen
Überblick, wir sehen da nicht mehr klar, ich schaue da nicht mehr
hindurch.
Sollten
da vielleicht zu viele Sonnenbrillen und zu viele rosarote Brillen
mit ihm Spiel gewesen sein? Wer immer nur Buttercremetorte ißt, weiß
eines Tages gar nicht mehr, wie Buttercremetorte schmeckt. Und wer
sich eine Sonnenbrille aufsetzt oder eine rosarote Brille, der muß
nicht meinen, daß Gott unseren wahren Alltag nicht sieht. Er
ist unser Optiker. Er
braucht keinen Kneifer und keinen Aussichtsturm. Er
ist weitsichtig und kurzsichtig zugleich. Er
sieht uns und durch uns hindurch, durch und durch, für und für.
Lassen Sie mich schließen mit einem Wort, das uns die Augen öffnen
helfen will. Mit einem Wort des böhmischen Wanderpredigers Heinrich
Ignaz Mützenbecher, der da sagt: "Möge der du sein werdest [in
den Beifall hin wiederholend:] möge der du sein werdest, dann siehst
du, was du sein dürftest. Guten Abend.
[Porträtfoto]
Hanns Dieter Hüsch (geb. 1925)
Erläuterungen
zum Text Nr. 1:
Hüsch
ist einer der bekanntesten deutschen Kabarettisten; seine
kritisch-politische Phase liegt allerdings wohl hinter ihm. Heute
charakterisiert er seine öffentlichen Vorträge eher mit dem
inflationären Spruch "versöhnen statt spalten". Aus
seinen neueren Programmen ist der Text "Religiöse Nachricht"
typisch; in: H.D.H.: Das Schwere leicht gesagt. Freiburg 1994:
Herder-Spektrum Bd. 4274. S. 28f. - Der abgedruckte Text ist eine
Transskribierung und stammt aus dem Hüsch-Programm: Nachtvorstellung
im deutschen Schauspielhaus. LP. Intercord 1975.
Text
2:
Otto
Walkes:
Liebe
Brüder und Schwestern!
Es
herrscht zu viel Aberglauben auf dieser Welt, allzuviel auch heute
noch! Da gibt es Menschen, die stecken ihre Füße in kleine
Wollsäcke, weil sie glauben, somit die Götter des Frostes milde
stimmen zu können. Andere wiederum kleben kleine, bunte Läppchen
auf ihre Briefumschläge, um so das Heer der Götterboten zu einem
schnelleren Brieftransport zu bewegen. Ja, der Aberglaube führt
einige unserer Mitmenschen sogar so weit, daß sie sich Kerben und
Zickzackmuster in ihre Autoreifen schnitzen lassen, um somit die
Götter des Aquaplaning zu überlisten. Andere wiederum stülpen sich
kleine Gummitütchen über ihren Schniedelwutz, um somit die Götter
des Familienplaning gnädig zu stimmen. Das alles ist dunkelster,
dunkelster Aberglaube!
Ich
selbst habe immer eine geweihte Christophorus-Plakette an meiner
Orgel, und ich bin seitdem noch nie mit einer anderen Orgel
zusammengestoßen. Ich könnte euch noch tausend Gründe nennen, wenn
ich nur welche wüßte. Sollte uns das nicht zu denken geben? Ich
glaube, nein!
[Porträtfoto
des Autors] Otto Waalkes (geb.1947)
Erläuterungen
zum Text Nr. 2:
Der
Slapstick-Künstler erzielt viele Effekte aus Klamauk und Zerstörung
einer gut gemeinten oder auch kritischen Intention. Er ist in seiner
langen Karriere immer wieder Signal für Unterhaltung als Konsum,
just for fun, gewesen. Eindeutige Intentionen und Stellungnahmen im
gesellschaftlichen Kontext mag er wohl, um niemanden zu verprellen,
scheuen. So endet denn auch seine gedanklich gewollt chaotische
Parodie in einer Nonsense-Pointe.
(Der
Text liegt mir nur in einer ungedruckten Fassung vor, ohne
Quellenangabe.)
Text
3:
[S.
beiliegendes Blatt S. ]
[Porträtfoto
des Autors] Werner Thissen (Der Autor lebt als bischöflicher
Generalvikar in Münster/Wesft.)
Erläuterungen
zum Text Nr. 3:
Text
des Wortes zum Sonntag am 12.9.1998. Bei den TV-Wortmeldungen zum
Sonntag des Münsteraner Domkapitulars Werner Thissen kommen keine
beschädigten Alltagsmenschen vor, kein Behinderter, kein
Arbeitsloser, kein Stadtstreicher, pardon: Berber, kein verhaschtes,
verwahrlostes, wärme- und liebebedürftiges Wohlstands- oder
Armutskind. Er predigt gerne von den Feinsinnigkeiten der bildenden
Kunst. Ein Beispiel übergebe ich hiermit Ihrem Verstehen-Wollen.
Hinweis:
Das besprochene Bild - Salvador Dalis "Brennende Giraffe"
aus dem Jahre 1936/37 - ist abgebildet in: Gott und die Welt. 9/10.
Erarbeitet von Theodor Eggers. Düsseldorf 1993: Patmos Verlag. S.
15)
Text
4:
Gabriele
Herbst, Magdeburg
Ohne
Titel: Wort zum Sonntag (am 3.10.98 in der ARD gesendet)
Was
für ein Gefühl, liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, heute, am Tag
der Einheit, hier im ehemaligen Niemandsland zwischen Hötensleben
und Schöningen zu stehen und ungestört ein Brot zu essen.
Kein
Grenzhund faßt zu, kein Scharfschütze hat mich im Visier, keiner
schreit: "Stehen bleiben, oder ich schieße!"
Ich
kann hier stehen und schauen und essen. Und weil das so ist, schmeckt
mein Brot nach Freiheit. Ich denke, das kennen Sie: Brot kann nach
Vielerlei schmecken: nach Kindheit oder fernem Land. Es schmeckt
besonders gut nach einer überstandenen Operation. Und es schmeckt
süß, wenn man liebt. Manchmal hat man das Gefühl, dass eine
Schnitte noch niemals so gut geschmeckt hat wie genau in diesem
Moment. Und so geht es mir jetzt, hier an der ehemaligen Grenze. Ich
mußte hierher fahren, weil ich zu Hause in Magdeburg häufig
vergesse, wie sehr ich mir und den Menschen in Ostdeutschland vor nur
neun Jahren gewünscht habe, endlich frei zu sein. Ich mußte heute
hierher fahren, damit das Geschenk der Freiheit wieder einmal
aufleuchtet, nicht so schrecklich alltäglich wird, mich dankbar
macht und stark.
Morgen
feiern wir Christen Erntedankfest. Wir danken dafür, dass die Bitte
aus dem Vaterunser 'Unser tägliches Brot gib uns heute!' nicht ins
Leere ging, daß genug da war für Inländer und Ausländer, um
wirklich satt zu werden. Und ich persönlich möchte mich heute und
morgen gerne an das Geschenk der Freiheit erinnern, nach dem so viele
Menschen gehungert haben, wofür sie in die Gefängnisse gingen und
die Ostsee durchschwammen.
Ich
möcht Tschechen, Ungarn, den mutigen ostdeutschen Demonstranten und
Menschen aus der alten Bundesrepublik danken, dass sie diese Grenze
zur Ruine werden ließen. "Danken, sagen Sie? Da mach' ich nicht
mit! Mir hat die Freiheit Arbeitslosigkeit gebracht. Mich hat sie
jede Menge Geld gekostet. Und mir brachte sie neue Unfreiheiten.
Wofür sollte ich dankbar sein?"
Vielleicht
finden Sie selbst eine Antwort auf diese Fragen, indem Sie sich
wieder einmal aufmachen, an einen Ort wie diesen zu fahren, und
überlegen, was hier geschah, was Ihnen Freiheit bedeutet, die nach
Rosa Luxemburg immer auch die Freiheit der Andersdenkenden sein muß.
Und wenn Sie dann im Niemandsland Ihr Brot auspacken, dann werden Sie
darüber staunen, dass es hier wirklich einen besonderen
Wohlgeschmack hat. Das gibt keine Arbeitsstelle zurück und auch den
alten Wohlstand nicht wieder, aber es gibt Lebenskraft zur
Dankbarkeit, zum Kampf und zur Erinnerung.
[Porträtbild
der Autorin] Gabriele Herbst (Die Autorin lebt als Pastorin in
Magdeburg)
Erläuterung
zum Text Nr. 4:
Frau
Herbst ist eine häufig, sich individuell und originell äußernde,
telegene Pastorin aus Magdeburg. Den gedruckten Text muß man sich
von der Inszenierung her vorstellen als freien Vortrag der Autorin,
die sich im ehemaligen Todesstreifen der DDR-Befestigungen auf grünem
Gras zwischen spanischen Reitern und Mauerresten bewegte, in fünf
ruhigen Einstellungen. Sie hielt ein Brotstück als zentrale
symbolische Geste in den Händen, das sie sich abschließend
schmecken ließ.
Zu
dem beiliegenden Illustrationsvorschlag:
1.
Cartoon ohne Titel von Waldemar Mandzel (1991). In: Löwensteiner
Cartoon-Service. Folge I + II. 1991. S. 15.
2.
Cartoon ohne Titel von Jan Tomaschoff. In: Löwensteiner
Cartoon-Service. Folge I + II. 1991. S. 14.
Anton
Stephan Reyntjes
Texte
zu dem Artikel:
Literarisches
Stichwort Gott
Im
Spannungsfeld von Literatur und Theologie
Folge
X (Für das Osterheft. Nr. 39/99)
Alltägliche
Lehren aus Parodien auf das TV-"Wort zum Sonntag"
Text
1:
Hannsdieter
Hüsch: Das Wort zum Sonntag
Es
spricht Propst Aloysisus Knobelzieher. (Hüsch, innehaltend, mit
vollem, verbalen Gestus eines ungeniert Weihrauch ein- und
ausatmenden Dom-Propstes:) Ich muß auf ein Zeichen des Regisseurs
warten, damit wir synchron auf den Bildschirm gehen.
Wenn
ich mir jetzt,
meine lieben Zuschauer, eine Brille aufsetze und Sie mir freundlichst
erlauben, in Ihre Stube hinein zu Ihnen zu sprechen, ja gleichsam in
Ihren eigenen Bereich hineinzuschauen, so hat das ja mit der Brille
gerade heute eine ganz besondere Bewandtnis.
Vor
einigen Tagen sah ich, wie ein netter, junger Mann, nach Anbruch der
Dunkelheit, sich eine alles noch mehr verdunkelnde Sonnenbrille
aufsetzte, ein andermal hörte ich, wie jemand zu seinem Nachbarn
sagte, eine rosarote Brille und alles sieht gleich ganz anders aus.
Nun
- da habe ich mich gefragt: Was sieht denn gleich ganz anders aus?
Und wie oft hören wir doch heute, ich haabe nicht mehr den richtigen
Überblick, wir sehen da nicht mehr klar, ich schaue da nicht mehr
hindurch.
Sollten
da vielleicht zu viele Sonenbrillen und zu viele rosarote Brillen mit
ihm Spiel gewesen sein? Wer immer nur Buttercremetorte ißt, weiß
eines Tages gar nicht mehr, wie Buttercremetorte schmeckt. Und wer
sich eine Sonnenbrille aufsetzt oder eine rosarote Brille, der muß
nicht meinen, daß Gott unseren wahren Alltag nicht sieht. Er ist
unser Optiker. Er braucht keinen Kneifer und keinen Aussichtsturm. Er
ist weitsichtig und kurzsichtig zugleich. Er sieht uns und durch uns
hindurch, durch und durch, für und für. Lassen Sie mich schließen
mit einem Wort, das uns die Augen öffnen helfen will. Mit einem Wort
des böhmischen Wanderpredigers Heinrich Ignaz Mützenbecher, der da
sagt: "Möge der du sein werdest (möge der du sein werdest),
dann siehst du, was du sein dürftest. Guten Abend.
(Aus
dem Hüsch-Programm: Nachtvorstellung im deutschen Schauspielhaus.
LP. Intercord 1975.)
*
Zu
der Walkes-Parodie (Text 2):
Das
nächste Beispiel respektlosen Umgangs mit den innerhalb der Kirchen
selbstverständlichen Usancen, dem spezfischen Wortmaterial, dem
weihevoll-sakralen Stile einer Predigt und der pädagogisch
aufdringlichen Pointe als Schlußsatz, bietet uns ein sehr populärer
Spötter, ein Klamaukunterhalter und komischer Vogel. Es ist Otto der
Friesenwitzgott, in pathetisch-dominanter seelsorgerischer Betonung,
im Ton geistlicher Würdenträgerschaft, passend zu Orgel-Untermalung
inszeniert; ein erfolgreicher Spötter und Unterhalter, bürgerlich
Otto Walkes:
Text
2:
Otto
Walkes: Liebe Brüder und Schwestern!
Liebe
Brüder und Schwestern!
Es
herrscht zu viel Aberglauben auf dieser Welt, allzuviel auch heute
noch! Da gibt es Menschen, die stecken ihre Füße in kleine
Wollsäcke, weil sie glauben, somit die Götter des Frostes milde
stimmen zu können. Andere wiederum kleben kleine, bunte Läppchen
auf ihre Briefumschläge, um so das Heer der Götterboten zu einem
schnelleren Brieftransport zu bewegen. Ja, der Aberglaube führt
einige unserer Mitmenschen sogar so weit, daß sie sich Kerben und
Zickzackmuster in ihre Autoreifen schnitzen lassen, um somit die
Götter des Aquaplaning zu überlisten. Andere wiederum stülpen sich
kleine Gummitütchen über ihren Schniedelwutz, um somit die Götter
des Familienplaning gnädig zu stimmen. Das alles ist dunkelster,
dunkelster Aberglaube!
Ich
selbst habe immer eine geweihte Christophorus-Plakette an meiner
Orgel, und ich bin seitdem noch nie mit einer anderen Orgel
zusammengestoßen. Ich könnte euch noch tausend Gründe nennen, wenn
ich nur welche wüßte. Sollte uns das nicht zu denken geben? Ich
glaube, nein!
Zu
Text 3:
Von
einem speziellen Künstler im frech-brutalen Stil stammt das letzte
Beispiel, von dem "TV-Pöbler" Oliver Kalkofe das "Wort
zum Wort zum Sonntag": Er spricht seine Schäfchen
wahrheitsgerecht an: "Liebe Leser", denn den Text wird er
nie als Inszenierung vorlesen können, außer für seine spezielle,
satiregewohnte Kult-"Gemeinde"im Privatsender Premiere.
Oliver
Kalkofe: Das Wort zum Wort zum Sonntag:
"Liebe
Leser. Als ich heute morgen aufstand und in mein Badezimmer fuhr, da
fragte ich mich: "Wo um alles in der Welt bin ich nur - und wer
waren diese drei schlafenden Blondinen?" Da plötzlich sah ich
vor mir ein kleines unschuldiges Häschen über die Straßen hoppeln
und mußte lächeln, denn als ich es überfuhr, dachte ich bei mir:
"Hasen sind irgendwie auch Menschen - wenn man über sie
drüberfährt, gehen sie tot."
Sie
haben es natürlich erkannt: dies kleine Gleichnis war mein
bescheidener Versuch einer Hommage an Das Wort zum Sonntag!
Fernsehen, wie man es sich wünscht: Unterhaltung mit Verstand,
Belehrung mit Esprit, Verstaubtheit mit Schmackes. Als Kind ließ ich
mich noch ein wenig vom Titel in die Irre führen und wartete
jedesmal gespannt darauf, was denn wohl diesmal das Wort zum
Wochenabschluß sein würde: Barmherzigkeit? Brustwarze?
Religionsverdrossenheit? oder gar Reiserücktrittsversicherung? Nein,
schnell sah ich ein: Das Wort zum Sonntag ist mehr als nur ein Wort.
Geschichten, die zwar kaum zum Zuhören, dafür aber zum Nachdenken
anregen, vorgetragen von charismatischen Kirchen-Kleindarstellern,
ästhetisch in die Filmsprache transponiert mit oftmals bis zu einer
Kameraeinstellung, aber vor allem: kein Fernsehballett!
Und
seien wir mal ehrlich: wie oft hätten wir uns wohl in den letzten 40
Jahren beim Spätfilm der ARD in die Hosen gemacht, hätte uns die
klerikale Stand-Up-Comedy nicht vorher die Gelegenheit zum
entspannten Strullen oder gar zur schnellen Stuhlpflege gegeben.
Doch
frag ich mich: wo bleibt die Wort zum Sonntag-Late Night Show?
Inquisition, Kreuzzüge, Hexenverbrennung - das zeigt, daß die
Kirche ja schon Ahnung hat vom Entertainment. Warum läßt sie sich
gerade im Fernsehen so einfach abspeisen? Okay, sie haben uns Fliege
in den Nachmittag geschmuggelt, das war unfair aber pfiffig, jedoch
weit unter ihren Möglichkeiten. Wenn es schon Hamster-TV gibt, warum
nicht auch Zölibat oder Liebe?, die versteckte Kamera im
Beichtstuhl, Ministranten-Stadl oder Abendmahlissimo? Denn eins
sollte man bei all der schönen Langeweile und behaglichen
Betulichkeit nie vergessen: der liebe Gott sieht alles - wir aber
können abschalten!
(Aus:
O.K.: Kalkofes letzte Worte. Frankfurt/M. 1997. S. 46f.)
**
Neues
zum „Wort zum Sonntag“
Ergänzungen
zu:
Wort zum
Sonntag:
(Datei -
holen!)
Einen
üblicherweise kritischen, aber auch notwendigen, weil
diskussionswürdigen Beitrag lieferte die Unterhaltungssendung mit
Niveau und satirischen Stich „Sieben Tage -. Sieben Köpfe“:
Jochen
Busse, der Moderator der Veranstaltung, beginnt den Beitrag:
Meine
lieben Damen und Herren, liebe Brüder und Schwestern, samstags
abends, wenn Ihnen nichts besseres einfällt und sie die Wiederholung
der Lottozahlen schon zum dritten Mal gesehen haben, tritt auf Ihren
Bildschirm irgendeine Damen oder ein Herr mit einem Augenaufschlag
und erinnert Sie an die Worte des Herren, der über uns wohnt. Das
ist eine Sendung, die leider nicht mehr so gerne gesehen wird. Jetzt
hat man den Herrn angerufen und gebeten: „Schickt uns einen, der
uns leitet, um die Sendung vor mehr Zuschaueraugen zu werfen.“ Und
es erbot sich einer, der wie ein Engel gleich „Fliege“ heißt.
Und nun haben wir ihn und können uns nicht satt sehen an ihm, und
ich kann Sie nur bitten: Passen Sie auf ihn auf. Das ist das Thema -
„Das Wort zum Sonntag“ will keiner mehr sehen, Fliege soll es auf
Vordermann bringen. Es spricht zu Ihnen Tanja Schumann.
Tanja
Schumann:
Na, ja,
Fliege hat ja neulich einen Unfall gehabt, und da hat er es doch
tatsächlich geschafft, gleich gegen drei christliche Gebote zu
verstoßen: Du sollst nicht falsch Zeugnis ablegen, du sollst nicht
ehebrechen, und du sollst deinen Sicherheitsgurt anlegen.
Rudi
Carrell:
Also ich
fände’ es schön, wenn Rudolf Scharping das Wort zum Sonntag
spricht. Der braucht nur einen langen Satz zu sagen, und dann ist
schon Sonntag. Kalle, stimmt das, daß du beim „Wort zum Sonntag“
vorgesehen bist als Gastprediger?
Kalle
Pohl:
Ja, das
ist wohl wahr, mein lieber Rudi. Ich mach’ das natürlich unter
einem Pseudonym, versteht sich.
Rudi
Carrell:
Ja, wie
willst du dich denn nennen?
Kalle
Pohl:
Bremse -
Fliege gibt’s ja schon. Ich will auch mal sagen, hier kann man ja
über Fliege herziehen, wie man will - für mich ist er ein ganz
großes Vorbild: Fliege ist offen, Fliege ist ehrlich, Fliege ist
herzergreifend und gütig und vor allem: Er glaubt an das, was er
verkauft.
Und ich
glaube, Fliege ist auch vielseitig religiös. Fliege könnet doch bei
einem reformierten „Wort zum Sonntag“ auch die Beichte abnehmen:
„Hallo, Pastor Fliege, ich bin ein schmutziges kleines Ferkel.“
Fliege: „Sind wir das nicht alle, mein Sohn?“ - „Ich, ich lege
Hand an mich, jeden Samstag nach dem Baden.“ - Fliege: „Das ist
wirklich schmutzig, du Ferkelchen.“ - „Was kann ich denn tun,
Pastor Fliege?“ Fliege: Tu’s vor dem Baden, du Ferkelchen.“
Ich
glaube, Fliege ist so vielseitig, der könnte nicht nur predigen und
die Beichte abnehmen, der könnte beim „Wort zum Sonntag“ auch
die Werbung einbauen: „Ding, dong. Überraschender Besuch? Und
wieder kein Knabbergebäck im Haus? Das muß nicht sein - Hostien...
ja, Hostien in der extragroßen Vorratspackung, für die Kommunion
zwischendurch. Die gibt der Herrgott seiner Familie - Hostien!“
(Aus:
Felix c. Beckermann: Das Beste aus 7 Tage - 7 Köpfe. Bd. 2.
Stuttgart 1998: Dino Verlag. S. 87ff.)
*
Das Streiflicht
(Tägliche anonyme Glosse in der SZ)
(SZ) Bedenkt man; dass die Verkündigung „als
Ereignis des Wortes Gottes zeugend personales,
dynamisch pneumatisches, eschatologisch präsentes
Heilsgeschehen ist“, und hält man sich vor Augen, dass
ein evangelischer Pfarrer einmal einen Hund ins Studio brachte,
um den Stellenwert des Tieres in unserer Gesellschaft predigend
zu erhellen dann bekommt man vielleicht ein Gefühl dafür,
in was für einem Kräftefeld sich das „Wort zum Sonntag"
Woche für Woche zu bewähren hat. Wenn je die inflationär
verwendete „Zerreißprobe“ auf irgendetwas passte, dann auf
diese Sendung, die sich einerseits auf den göttlichen Auftrag
stützt, andererseits auf die in unserer Verfassung vorgesehenen
Drittsenderechte. Wie man diesen „Spagat“ (auch so ein
Wort!) bewältigt, ohne sich in der dynamisch pneumatischen
Präsentation allzu stark zu blamieren, das ist seit nunmehr
fünfzig Jahren die Frage.
Am 8. Mai 1954 sprach Pastor Walter Dittmann das erste
von gut 2600 „Worten zum Sonntag“, und es ist durchaus
erwägenswert, was der Sendung zum Jubiläum ins Stammbuch
geschrieben wurde. Wir denken hier weniger an das etwas knallige
Statement Kardinal Karl Lehmanns, wonach Gott „kein
Gottschalk“ sei. Das hatten wir bisher schon nicht geglaubt,
auch nicht in umgekehrter Reihenfolge, und wir hoffen, dass
Thomas Gottschalk das ähnlich sieht. Spannender erscheint uns
die Behauptung des Hamburger Erzbischofs Werner Thissen, dass Paulus,
lebte er heute, im Fernsehen von Jesus sprechen würde. Dieser Paulus
war ja einer, der sich das Fernsehen genauso erobert hätte, wie
er sich die damals bekannte Welt eroberte: erfüllt von seiner
Mission und unbekümmert darum, ob ihm Drittsenderechte das
erlaubten oder nicht. Manche Bibeln haben im Anhang eine Karte
des Mittelmeerraumes, auf der die vier Reisen Pauli
eingezeichnet sind: Was für eine Rennerei, was für ein Stress,
stets unter dem Druck, dass der Herr möglicherweise bald
wiederkäme, ohne dass er, Paulus, das Bekehrungswerk
vollendet hätte. Was wäre dem Mann nicht mit einer
funktionierenden ARD geholfen gewesen, mag es gleich nicht
auszuschließen sein, dass Paulus in seinem Eifer die übrigen
Prediger vom Bild verdrängt hätte: Bischof Kruse, Pfarrer
Sommerauer, Jörg Zink; Isa Vermehren und wie sie
sonst alle hießen, bis hin zur unersetzlichen Oda Gebbine
Holze Stäblein.
Und nach dem „Wort zum Sonntag“? Bernhard von
Clairvaux kannte es zwar noch nicht, rät aber generell,
Predigten „in die Eingeweide deiner Seele"
aufzunehmen und dortselbst nutzbringend zu verdauen. Darum,
Sportsfreunde: Wenn heute Abend Stephan Wahl mit seinem Sermon zu
Ende ist, nicht gleich wieder aufs ZDF umschalten und
„Sportstudio“schauen! Die Eingeweide Eurer Seelen sind
empfindlicher, als Ihr denkt.
(SZ. 8./9.Mai 2004)
*
Und letztens:
Das
Wort zum Sonntag
vom 13. Mai 2000
vom 13. Mai 2000
gesprochen
von Andrea Schneider - live von der Reeperbahn
Guten
Abend!
Ganz
Deutschland in Partylaune - und mittendrin: die Nachricht von dem
Explosionsunglück in Enschede.
Mitten in Europa. Mittendrin in diesem großen europäischen Grand-Prix-Festival.
Viele, die hier Party machen wollen auf dem Spielbudenplatz, wissen vielleicht noch gar nichts davon. Vielleicht ist das typisch für unser Leben: hier die Party, dort das schlimme Unglück. Hier Leute, die einfach nur abfeiern wollen. Dort Menschen, die starr sind vor Entsetzen.
Alles ganz nah beieinander – auch hier auf dem Kiez in St. Pauli.
Von dieser Spannung wollte ich Ihnen heute Abend erzählen. Jetzt tu' ich das unter einem ganz anderen Eindruck:
Schillernd-krasses Leben. Rotlicht und Blaulicht. Spaß hoch drei und Elend ohne Ende. Leben, wie es ist - hier auf dem Kiez in all seinen Extremen.
Mitten in Europa. Mittendrin in diesem großen europäischen Grand-Prix-Festival.
Viele, die hier Party machen wollen auf dem Spielbudenplatz, wissen vielleicht noch gar nichts davon. Vielleicht ist das typisch für unser Leben: hier die Party, dort das schlimme Unglück. Hier Leute, die einfach nur abfeiern wollen. Dort Menschen, die starr sind vor Entsetzen.
Alles ganz nah beieinander – auch hier auf dem Kiez in St. Pauli.
Von dieser Spannung wollte ich Ihnen heute Abend erzählen. Jetzt tu' ich das unter einem ganz anderen Eindruck:
Schillernd-krasses Leben. Rotlicht und Blaulicht. Spaß hoch drei und Elend ohne Ende. Leben, wie es ist - hier auf dem Kiez in all seinen Extremen.
Und
mittendrin: Jesus in St. Pauli. Jedenfalls steht's so auf dem Haus
der Heilsarmee in der Talstraße um die Ecke.
Jesus in St. Pauli? Auch heute Abend unter den Grand-Prix-Partygästen? Vielleicht - ich weiß nicht. Gegen Spaß hat er nichts gehabt. Und gefeiert hat er gern, was manche Leute gar nicht gut fanden...
Doch – ich bin mir sicher: Jesus ist in St. Pauli. Mittendrin.
Jesus in St. Pauli? Auch heute Abend unter den Grand-Prix-Partygästen? Vielleicht - ich weiß nicht. Gegen Spaß hat er nichts gehabt. Und gefeiert hat er gern, was manche Leute gar nicht gut fanden...
Doch – ich bin mir sicher: Jesus ist in St. Pauli. Mittendrin.
Auch
weil es hier Leute gibt – viele engagierte Christen - wie die vom
Jesus-Center, zum Beispiel. Oder die Heilsarmee, manchmal belächelt,
und doch hochgeachtet.
Mittendrin. Und gerade bei Menschen, denen es nicht so gut geht. Im Schatten der glitzernden Reeperbahn. Auch jetzt - im Schatten dieser Riesenparty:
Auch wenn einer zum x-ten Mal auf dem Boden liegt, zugedröhnt, vielleicht voll bis über'n Halskragen: Wieder Mensch sein dürfen. Das kriegen, was man zum Leben braucht: Suppe, Seife, Seelenheil - das alte Motto der Heilsarmee.
Jesus in St. Pauli: das ist Zuwendung - ohne Angst, sich die Hände schmutzig zu machen. Nächstenliebe - ohne die Frage, was bringt das schon.
Mittendrin. Und gerade bei Menschen, denen es nicht so gut geht. Im Schatten der glitzernden Reeperbahn. Auch jetzt - im Schatten dieser Riesenparty:
Auch wenn einer zum x-ten Mal auf dem Boden liegt, zugedröhnt, vielleicht voll bis über'n Halskragen: Wieder Mensch sein dürfen. Das kriegen, was man zum Leben braucht: Suppe, Seife, Seelenheil - das alte Motto der Heilsarmee.
Jesus in St. Pauli: das ist Zuwendung - ohne Angst, sich die Hände schmutzig zu machen. Nächstenliebe - ohne die Frage, was bringt das schon.
Viele
Geschichten hab' ich hier gehört. Eine geht mir nicht mehr aus dem
Kopf: Die von dem jungen Mann, der extra aus der Provinz nach St.
Pauli gekommen war, um sich hier den Goldenen Schuss zu setzen. Ein
Abschiedsbrief, ein billiges Hotelzimmer, eine lange Nacht in
tödlicher Verzweiflung, herumirren in den Straßen...
Irgendwann läuft er – "zufällig" – den Christen hier in die Arme: Reden, zuhören, weinen, trösten.
Ein kleines Wunder: Er fährt nach Hause zurück. Ein halbes Jahr später ist er wieder da, hat einen Job und stellt freudestrahlend seine Freundin vor.
Irgendwann läuft er – "zufällig" – den Christen hier in die Arme: Reden, zuhören, weinen, trösten.
Ein kleines Wunder: Er fährt nach Hause zurück. Ein halbes Jahr später ist er wieder da, hat einen Job und stellt freudestrahlend seine Freundin vor.
Klar,
nicht alle Geschichten gehen gut aus – hier auf dem Kiez. Auch
sonst nicht. Leben, wie es ist: Tolle Party - Spaß, wie heute Abend
– aber manchmal auch tiefer Frust. Schmerz, wie jetzt in
Enschede.
Gut, wenn dann Menschen da sind, die Hoffnung haben – für andere. Und langen Atem. Ganz unspektakulär. Siegerpunkte gibt’s dabei nicht zu gewinnen. Auch keine hohen Zuschauerquoten, aber Hilfe zum Leben.
Jesus in St. Pauli. Mittendrin. Mitten in diesem Leben.
Und: Wunder gibt’s da immer wieder... Manchmal auch ein bisschen Frieden...
Trotz aller anderen Gedanken und Gefühle - für mich ist das ein Grund, heute Abend zu feiern.
Gut, wenn dann Menschen da sind, die Hoffnung haben – für andere. Und langen Atem. Ganz unspektakulär. Siegerpunkte gibt’s dabei nicht zu gewinnen. Auch keine hohen Zuschauerquoten, aber Hilfe zum Leben.
Jesus in St. Pauli. Mittendrin. Mitten in diesem Leben.
Und: Wunder gibt’s da immer wieder... Manchmal auch ein bisschen Frieden...
Trotz aller anderen Gedanken und Gefühle - für mich ist das ein Grund, heute Abend zu feiern.
Einen
schönen – spannenden - Abend noch. Und Tschüs.
1]
Vgl. die wiederholte, gut fundierte Kritik, die Prof. Hans-Josef
Kuschel wiederholt öffentlich niedergelegt hat, der im Grenzbereich
von Literatur und Theologie Bemerkenswertes leistet. Vgl. seine
grundlegenden Werke: Der
Andere Jesus.
München 1987. Serie Piper 625. Und: Jesus
in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur.
München 1978. Serie Piper 627.
2]
Angelika Onland: Ein
Christ als Serienheld? In: Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt.
40/1998. S. 33.
4]
Vgl. die wiederholte, gut fundierte Kritik, die Prof. Hans-Josef
Kuschel wiederholt öffentlich niedergelegt hat, der im Grenzbereich
von Literatur und Theologie Bemerkenswertes leistet. Vgl. seine
grundlegenden Werke: Der
Andere Jesus.
München 1987. Serie Piper 625. Und: Jesus
in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur.
München 1978. Serie Piper 627.
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