Nachrichtlich:
eine Klassenarbeit, die geschrieben - und als mangelhaft bewertet, so dass sich die Sch*in H e l e n L. herabsetzt fühlen musste ...
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Klassenarbeit
Nr. 5 (28.03.1987 in einer Realschule, Klasse 9)
Thema:
Kurt T u c h o ls k y
Aufgabe:
Parodiere eines folgender Tucholsky-Gedichte!
„Die
freie Wirtschaft“
„Das
Weltwort“
„Holder
Friede“
H e l e n
L. schreibt in ihre Klassenarbeitsheft:
Mein
Thema: das Gedicht „Das Weltwort“ -
Es
gibt in allen Sprachen ein Wort,
das
läuft von Mund zu Munde.
Es
pflanzt sich durch die Lande fort,
und
überall macht’s
es seine Runde. Der Se -
Ja, der Sechs!
Früher
war es meistens eine Untat,
doch
heute ist es eine Wohltat.
Ich
will nicht aufdringlich sein.
Aber
bitte: Nehmt mich nicht so ernst.
Wie
soll ich es nur sagen?
So daß
wir uns vertragen -
Vielleicht:
Ja, beim Sechs!
Du
willst ein Pärchen trennen,
da
mußt ein Zauberwort du nennen
Deine
Mutter weiß nicht so recht,
sie
sagt: „Du brauchst nicht so viel Se-
Ja, Sechs!
Deutschland
darf nicht untergehen,
darum
muß jeder drauf bestehn. Auf Se-
Ja,
auf Sechs!
Die
Wort ist so voll gGraus,
Ich
bekomm’ es nicht aus meiner/m Kehle
Kopf heraus.
Der
Papst, ich glaub, er macht es gerne,
wünscht
sich in manch stiller Stunde..
Er
könnte noch ‘ne Runde.
Doch
dann fällt im ein, oh
heilger Graus,
oh
Schreck, mein „Kondom“
ist weg.
Warum
ausgerechnet jetzt, beim Se-
Ja,
beim Sechs!
In
allen Sprache gibt es dieses Wort,
aber
es geht nicht nur von Mund zu Munde;
es
pflanzt sich durch alle Länder fort,
und
hält sich meine Wort bis
zur Stunde. Der Se-
Ja, der Sechs!
Es
macht Spaß wohl überall.
Auf
der Welt sagt man: klasse!
Doch
gibt es etwas, das es hemmt. Beim Se -
Ja, beim Sechs!
Diese
Sache, das weiß die Masse,
ist so
schrecklich und so schlimm,
daß
alle betrübt darüber sind.
Ich
kann nur hoffen,
das
die Betroffnen hoffen,
und
nicht nur sie,
sondern
wir alle, mit dem
diesem Wort
vorsichtiger
umgehen. Beim Se -
Ja,
beim Worte Sechs!
Du
hättest das Weltwort „Ja, sechs“ als Weltwort „Ja, Sex“ in
Deinem Gedicht im Inhalt und in der sprachlichen Form nicht
geschmacklos und diffamierend darstellen dürfen.
Deine gedankliche Leistung ist:
mangelhaft
30.3.97
The
Handschriftlicher
Zusatz des Vaters in das Heft seiner Tochter:
Ich
glaube, daß Heike das Thema formal richtig und sprachlich durchaus
befriedigend angefaßt hat. Daß Sie glauben, eine Ehrenerklärung
für den „Heiligen Papst“ durch Ihre miesmachende Bewertung
abgeben zu müssen, ist Ihre Privatsache, aber keine sinnvolle
Deutschlehrerinnen-Leistung.
Wenn
Sie Kinder in das Wagnis einer Parodie jagen, was nach den
Richtlinien nicht vorgesehen ist, müssen Sie ihnen auch einen
geistigen Spielraum werden, daß es ein möglicherweise kritischer
Gegengesang wird. Ich bin nicht der Meinung, daß Sie in dieser
Klasssenstufe das Tucholsky-Gedicht ohne analytische und erörternde
Leistung in einer Klassenarbeit vorlegen dürften.
Sie kennen wohl
Tuchos Aussage: In der Satire ist ..... .......!
Ich
bitte um ein Gspräch in Ihrer nächsten Sprechstunde..
Theodor Langenberg
2.4.97
*
So mag sich Heike gefühlt haben - misserstanden, verachtet - gedemütigt. Was sie geschreiben hat - nullundnichtig!
,
Das original-wahre Tuchoksky-Gedicht kann man richtig, geschrieben und gut erklärt - hier lesen:
Ein später Kranz von Tulpen für die Schreiberin
P.S.: Ich habe dieses Orignal-Klassenarbeit von der Schwester der Schreiberin Helen (Name verändert) erhalten; ich habe dann - in meinem Grundkurs Deutsch 12 - das Gedicht behandelt; mit den Erläuterungen aus dem KT: GTB. Bd. 10, S. 387 u. 842: Ja, K. T. hatte alle Begründungn mit dem Schei...-Wort optima nachvollziehbar begründet.
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