Sprachliches fach-sprachlich untersuchen:
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jeder Art und Un-Art
„Lichterhell“ lässt sich nicht in einem Wörterbuch finden (außer dass es bei Rilke vorkommt. Ebenso „traumgemut“ und „kapellenlos“. Im Deutschen Wörter-Buch (der Gebrüder Grimm) finden sie bespielsweise folgende Wortbildungen mit „Kapelle“-: kapelle, kapellelein, n., kapellenberg, m., kapellenbild, n., kapellenfutter, kapellenkläre, n. f., kapellenklar, n. f., kapellenruine, f., kapellenthurm, m.
Rainer Maria Rilke: Advent
Es treibt der Wind im Winterwalde Die Flockenherde wie ein Hirt, Und manche Tanne ahnt, wie balde Sie fromm und lichterheilig wird, und lauscht hinaus. Den weißen Wegen streckt sie die Zweige hin - bereit und wehrt dem Wind und wächst entgegen Der einen Nacht der Herrlichkeit.
Rainer Maria Rilke Es gibt so wunderweiße Nächte
Es gibt so wunderweiße Nächte, drin alle Dinge silbern sind. Da schimmert mancher Stern so lind, als ob er fromme Hirten brächte zu einem neuen Jesuskind. Weit wie mit dichtem Demantstaube bestreut, erscheinen Flur und Flut, und in die Herzen, traumgemut, steigt ein kapellenloser Glaube, der leise seine Wunder tut.
Eine englische Übersetzung fand ich: Crowned in dreams
At times we do behold those wondrous nights when all is glistening in silv’ry whites. Many a star with its mild gleaming might charm a pious shepherd into dreaming that he is led to Jesus, newborn child.
Rilke jetzt: scheint alles zu können als junger Mann, alles jedenfalls über die lyrikgängigen Themen, soweit sie hierzulande interessieren: Heimat, Liebe, ein bisschen Tod, Einsamkeit, Melancholie und Verwandtes - nichts Ernstes also im Grund für einen solchen Könner.
Weihnachten ist vorbei, aber die Erinnerung an diese metaphorische Fügung der Einheit von Hirt und Herde bleibt:
"Es treibt der Wind im Winterwalde die Flockenherde wie ein Hirt, und manche Tanne ahnt, wie balde sie fromm und lichterheilig wird; und lauscht hinaus. (…)"
Da haben wir alle Sprachgewalt als –Wohltat, und die Zugabe des Könners ist dies nachgestellte "und lauscht hinaus".
Eine dreeinige Wortgewalt, eine Dreifaltigkeit...
Aber, was allein ein "kapellenloser Glaube" ausmacht, einer, der keine Kirchen mehr braucht, keine Kathedralen, keine Opferstätten, kein kapitalgestützten Bischöfs- und Kardinalstempel; wo das Wort Jesu Christi gilt: "Wo zwei oder drei in meinem Namen..." - ach was für Wunder tun sich da auf als wahrer Glaube ...
sehr schoen
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