ErInnerung an eine Schule:
- Dokumentarische Erzählungen -
Christlich-katholisch zum Exzess-, pardon: exercitium;
Internat II
Sein Blick zurück in den langen Gang, er wandert ihn noch heute im Gedächtnis entlang, wenn er sein erstes Alleinsein erprobt; und schreckt immer noch auf, wenn er irgendwo in den westfälischen Kirchenprovinzen die typischen langgestreckten Klinkerbauten der bischöflichen Architekten in langhin führendem Backsteinrot und mit den kleinsprossig marottenhaft fein gegliederten Fenstern sieht. Und sich zurück in den langen Gang gedrängt sieht, den Blick von den linkerhand durch die deckenhohen Fenster mittagsprächtig sonnendurchflutet ist: ein Abschlussseiner Kindheit: ein heller, lichter Tag.
Später ortet er, dass die Fensterflucht nach Osten hinausreicht ins immer Sonnenlose. Trotzdem glaubt er in allen Träumen, dass ihn die Sonnenmittagsflut auf dieser Seite des Hauses aufsuchte, als er allein losging.
Mutter, sein Bruder und er hatten den Binsenkoffer und die zwei Taschen nach oben, bis in den Schlafsaal gebracht, wo er sein nummeriertes Bett fand, Nr. 23, ein einfaches praktisches Holzgestell, eines aus vier Reihen unter einer arg niedrigen Decke mit schrägen Seitenwänden und vier zweiflügeligen Gauben auf jeder Längsseite.
Sie wollten das Bett beziehen.
Das schaffen wir, das machen wir noch eben zusammen. Mutter lächelt verlegen, er schaut mutig hoch.
Aber da tutet es. Jojo, er wird zum Mittagessen gerufen. Mutter hat ihm alles Nötige beim Falten und Einpacken erklärt, Betten beziehen hat er längst drauf von zu Hause.
Und nu ist Mittagszeit, hatte ein Präfekt vorhergesagt.
Kurz nach 13 Uhr. Nur 'n paar Minütchen. Ah, Sekunden wohl, meint er, sein erster Abschied.
Sie gehen vom zweiten Stock hinunter in das Foyer. Den Namen hat er shcon aufgenommen. In die blendend weiß geschlämmte, hellkalkige Eingangshalle zurück; die einzelnen Klinker zwischen den tieferen Wülsten sucht der Blick.
Können sie zurückblicken?
Wie sie sich verabschiedet haben, weiß er nicht mehr. Ob Mutter weinte? Nein. Er war beschäftigt mit dem Neuen: Suchen, Schnüffeln, Weitergehen, weißt du noch, wo du bist? Auf welchem Flur? In welchem Stock?
Was meinst du mit Stock?
Etage, meine ich, Etage! Eben: unten oder oben.
Er ging durch einen langen, sehr hellen Gang, dann schaut er zurück: Seine Mutter ist nochmals von der Außentür her zurück in den Vordergang getreten; sie winkt; ob sie weinte, fragte er sich später, am Abend, als er auf seinem bezogenen Bett saß und ein paar andere Mitschüler studierte, die erste Kontaktgespräche führten.
Jeder ist hier im Anfang; kein Stein kennt den anderen.
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Samstag, 7. Januar 2012
E r i n n e r u n g an meine S c h u l e:
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