Samstag, 30. März 2024

VI.: Buch: Nonnenmann. Ein Brief-Chen von Doktor Hubert Wambach


 VI. Buch:


Während ich schreibe, wächst die Zahl der Bücher, die für mich so wichtig: lesenswert, wie historisch aktuelle [man verzeihe mir diese Kennzeichnung von Kunst&Kultur!],  halte, ins zwei Dutzendhafte. 

Ich schrieb mal „Die sieben Briefe des Doktor Wambach, geschrieben, 

herausgegeben und zur abendlichen Lektüre empfohlen von Klaus Nonnenmann; Walter Verlag, Olten und Freiburg i.B.; 150 S., 8,80 DM. (Die Zeit, 06.11.1959).Und ich schreibe noch heute, was mir daran so gefallen hat: kreativ, historisch, professionell: irdisch-himmlisch!

 

Klaus Nonnenbach hat's geschrieben:

Doktor Wambachs letzter Brief (aus „Die sieben Briefe des Doktor Wambach. 1959):

 Rapunzels Brief an die Puppenmutter Ise

                                                                 Frühlingsanfang

 Cherbourg, auf der Hochzeitsreise.

 Geliebte Mutter, kannst Du versteh», daß ich nie wieder zurückkehren werde?

Gérards Leben wird nicht von der doppelten Verantwortung getragen. Es wird gesellschaftlich nutzlos verlaufen, ohne gültige Arbeit, ohne einen anderen Schmerz als den, der sich selbst beweint.

Nur Künstler dürfen so leben. Und Gérard, denn er ist krank. Damit aber ein Künstler. Nichts ist formal schwerer zu bewältigen als ein Alltag gegen den Tod. Darin will ich ihm nahestehn.

Wir litten Dich herzlich, Emile, unseren frühgeborenen Sohn, in Pflege zu nehmen.

Ist er Deiner Rapunzel nicht zum Verwechseln ähnlich? Fast hätten wir für ihn die einfache Verantwortung gewagt, aber wir sind noch so hungrig in unserer Liebe. Gib ihm schon ruhig zwei Löffel Haferschleim in die Milch. Prüfe die Wärme der Flasche, indem Du sie gegen Deine blauen Augen hältst. Emile ist ein Prinz und überaus empfindlich.

 Behalte mich lieb. Ich denke an Dich. Ich bin sehr glücklich.

 Deine Rapunzel

 Später, bereits auf dem Schiff:

Doktor Wambach wird nun immer bei uns bleiben.

 

 Und er blieb – mit einem Lächeln, das sich wehrte gegen die Gewalt, die seinen weichen Mund verzerren wollte.

Er blieb und starrte an die dunkle Decke.

 (Klaus Nonnenmann: Die sieben Briefe des Doktor Wambach. Olten/Freiburg 1959. S. 149f.)

 

So schön, letal angehaucht, bestimmt vom Irdisch-Endzeit/lichen: 

"Behalte mich lieb. Ich denke an Dich. Ich bin sehr glücklich.."

 

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