Donnerstag, 7. März 2019

Ein Zweig für Roth und Zweig:


Zweige für 

Meine Ge - Z w e i g e    3 - für Stefan Zweig:



Im 27. Kapitel schreibt Brigitte G. Fischer, die Tochter von Samuel Fischer, dem großen Verleger der 20/30er Jahre, Ehepartnerin von Gottfried Bermann Fischer, einen kleinen Essay über den französischen Germanisten Pierre Bertaux (1907 - 1986), der auch als Briefpartner auftritt.

Brigitte B. Fischer: Pierre Bertaux, der Kämpfer, der Forscher, der Deuter:




Bertaux erinnerte sich in seinen Memoiren an einen Sonntag bei uns im Grunewald im Februar 1928, an dem er viele unserer Freunde bei uns traf: Jakob Wassermann, Alfred Döblin, Ernst Toller, Alfred Kerr, George Grosz und Joseph Roth, der sagte: 

'In zehn Jahren wird 

a) Deutschland gegen Frankreich Krieg führen, 

b) werden wir, wenn wir Glück haben, in der Schweiz als Emigranten leben, 

c) werden die Juden auf dem Kurfürstendamm geprügelt werden.'


Keiner schenkte dem verzweifelt lächelnden Roth Glauben. Aber sehr bald sollten diese prophetischen Worte sich bewahrheiten.

Mit Pierre zusammen erlebten wir den Einbruch des Unheils. Wir wurden gemeinsam Zeugen des makabren Schauspiels der Bücherverbrennung. Auf den riesigen Platz vor Berlins ehrwürdiger Universität war ein Scheiterhaufen errichtet und eine Tribüne, von der der teuflische Hinkfuß Goebbels die Bücher von 24 „unerwünschten und zersetzenden“ Autoren den Flammen übergab. Für jeden der hier Verbrannten, unter ihnen Freud, Marx, Heinrich Mann, Stefan Zweig, Alfred Kerr, Alfred Döblin, hatte Goebbels eine Anklage vorbereitet, die er über den Lautsprecher für alle deutschen Sender verkündete: «Ihr tut gut daran ... den Ungeist der Vergangenheit den Flammen anzuvertrauen ... von nun an wird der Staat entscheiden, was gesunde und was verderbliche Literatur ist, jetzt muß die Feder dem Volk so dienen, wie Schwert und Pflug.» Es war ein gespenstisches Bild: oben auf der Tribüne der kreischende Zwerg, von den Flammen geisterhaft beleuchtet, unten eine stumme Menge, die den brennenden Bücherberg umkreiste und was noch unversehrt war, zu ergattern suchte. Ein Hexensabbat.

>> Brigitte B. Fischer: Sie schreiben mir. Oder: Was aus meinem Poesiealbum wurde. München 1987. S. 283f. - Brigitte (genannt „Tutti“; 1905–1991)

Frau Fischer hat noch öfters in ihrem „Poesie-Album“ von Stefan Zweig berichtet ...

> Später, mit dem großartigen und best-verkäuflichsten Hölderlin wechselte Pierre Bertauxr zum Suhrkamp Verlag:

* Hölderlin und die Französische Revolution. Suhrkamp, Frankfurt/M. 1969 (Neuauflage: Aufbau, Berlin 1990  - Eine Schrift, mit der ich 1969 mein Studium der Germanistik in Münster/Westf. anfing.



>Familiengrab (Ehrengrab) in Berlin-Weißensee


Noch ein Auszug von Pierre Bertaux, den Frau Fischer zitiert - und der mir vertraut vorkommt:

"Ich hörte einen Vortrag über den Begriff der 'Umkehr' bei Hölderlin, was mich auf eine neue Spur brachte - eine 'Psychoanalyse' von Hölderlin, ist sie je versucht wworden? Ein unerhört reiches Thema. Sein Verhältnis zur Mutter. Die 'Umkehr' ist die Sehnsucht nach dem Zustand vor der Geburt... -" (Wiedergegeben im "Poesiealbum" der Frau Fischer. 1987 S. 286)




                         In-cognito & retro-pschyoanalytisch ... im Pomp des "Peterhof" gebannt.


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