Sonntag, 17. März 2019

Von Schirach: - Stefan Zweig - Jean Améry

 

M e i n e   G e - Z w e i g e -  № 8 -

 
Ferdinand von Schirach: Kaffee und Zigaretten. (Über Stefan Zweig) - im Schlusskapitel Achtundvierzig
                                                      
                                            > Thomas Mann & Stefan Zweig: Briefe. 2017 <
Oder 

Über Siuizid - als Freitod (nicht als Selbstmord, wie er despektierlich genannt wird)


Und dann im „Kapitel Achtundvierzig“. Auch hier wird das eigentliche Thema und eine Intention nicht verraten: Es gibt keine Überschriften in diesem Buch, keine angedeuteten Intentionen, die die Handlungssteile verbinden.



Also das Schlusskapitel – über einen Mann, der in einem alten Mercedes, der renoviert wurde, herumfährt - und – rätselhaft erweise - über Stefan Zweigs Freitod in Petropolis (1942):



Da wird Thomas Mann zitiert, mit seiner Tagebuch-Notiz: über Zweig Selbstmord „ albern, schwächlich und schimpflich“.


Es wird so zitiert im Zusammenhang: „(…) Mann, in sein Tagebuch ein, er fände diesen Selbstmord „albern, schwächlich und schimpflich“.



Die Einschaltung in dieser Story wird von der Autofahrer-Figur und ReiseFan vorgenommen, ohne dass der Zhg. als Kontext erläutert wird: „Thomas Mann hat sich getäuscht, denkt er.“



So können Story nicht funktionieren; sie bleiben blinde Flecke.

Es bleiben Rätsel, die nicht erläutert werden, die unnötig sind – ein Autor hat die VerAntWortUng, die er leisten muss. Sonst werden sie mit komischen Mitteln vom Leser er-ledigt!



Der Zusammenhang wird nicht thematisiert. Ich schreibe ihn zu Ende mit einem kleinen Text:



Im Auto, wird er zum lebendigen Autor, als er die Frau beachtet, die ihrem Freund den Schuhriemen flicht, zieht es wieder in Buch:



Klänge es nicht so vermessen, dann müßte man freilich sagen, daß das größte Meisterwerk Zweigs, des Erfolgreichen, Umworbenen, des Götterlieblings, sein Freitod im Jahre 1942 war. Hier war, zur letzten Höhe hinaufgesteigert, das „ungewöhnliche Ereignis", dem keine Psychologie, keine kausale Erklärung überhaupt gerecht werden kann. Franz Werfel, der Freund und Landsmann, sprach über diesen Tod aus heiterem Himmel Brasiliens dies: »(Das Argument der Feigheit vor dem Leben) ist billig und abgeleiert. (... ) Ein Mann, vom Leben verwöhnt, der Schönheit hingegeben, noch immer jung genug, um sich nach allen Genüssen des Körpers und Geistes zu sehnen, hält ein Glas mit tödlichem Gift in der Hand, Er weiß, wenn er dieses Glas geleert hat, wird sein Blut sich zersetzen, der Atem röcheln, das liebe, gierige Herz gelähmt sein. Vor dem Manne stehen nicht mehr die Gründe, die ihn dazu gerieben haben, das Todesurteil über sich zu verhängen, vor dem Mann steht nun das nackte Todeserlebnis selbst und die und die Gehorsamspflicht, es zu vollstrecken.“


Zweigs Freitod, [so verliebte er sich final ergriffen in seinem geschenkten Narrativ] ein Tod aus Gram über den Zerfall seiner „Westen von gestern“, hebt ihn hinaus über sein Werk und gibt auf geheimnisvolle Weise diesem oft unzulänglichen opus einen neue Dimension. Man hat den Lebenden oft, wie es so heißt, nicht ganz ernst genommen genommen.

Seine Antwort, auf die nun keinerlei Widerrede mehr statthaft ist, war der fürchterliche Ernst seines letzten Aktes.
                                         


(Jean Améry: Bücher aus der Jugend unseres Jahrhunderts. Glanz und Elend der Schriftsteller Stars. Über Jakob Wassermann und Stefan Zweig. 1981, S. 174f.)


                                  Für St. Z., meinen literarischen Heiligen meiner letzten Tage:

                      

                 

... und - (Stefan Zweig bedarf meiner Blumengabe nicht): 

Meine  finalen   T  u  l   e  n   letzter Hand:


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