Mir schwai-schwa-schwante was.
Im Garten. Die kleine Akazie hat nur noch
fünf Blätter, von aller Farbe verlassen, vom Wind zersaut, gehalten am Stiel
mit Übermut. „Fünf und ein halb Blatts“, meint der Enkel, der das „halbe“ (Teil
eines sechsten) mit eine Handbewegung andeutete: gestisch „abgeschnitten“.
Ich zähle bis zum Abend. Wer ha zu diesem Wehen und dieser
Wehmut das schönste Herbstgedicht geschrieben? Mörike? Nein! – Uhland; ach der
hat sich die Herbstluft um die Nase in natura et pluvia wehen lasen; ein
Gedicht dazu kenn ich nicht von ihm. – Tucholsky mit „der fünften“ Jahresheit,
pardon: „Jahreszeit“; oh, das ist ein anderes Kaliber…
Herbst, als letzte Schön-Tages-Einheit.. – abends mit,
pardon: ohne Eintrag ins Tagebuch.
Ich greife zu einer kleinen Fontane-Ausgabe[1].
Theodor Fontane:
O trübe diese Tage nicht
O trübe diese Tage nicht,
Sie sind der letzte Sonnenschein;
Wie lange, und es lischt das Licht,
Und unser Winter bricht herein.
Dies ist die Zeit, wo jeder Tag
Viel Tage gilt in seinem Wert,
Weil man's nicht mehr erhoffen mag,
Dass so die Stunde wiederkehrt.
Die Flut des Lebens ist dahin,
Es ebbt in seinem Stolz und Reiz,
Und sieh, es schleicht in unsern Sinn
Ein banger, nie gekannter Geiz;
Ein süßer Geiz, der Stunden zählt
Und jede prüft auf ihren Glanz –
O sorge, dass uns keine fehlt
Und gönn' uns jede Stunde ganz.
*~ ~ *
Entstanden
ist das Gedicht im November 1870. Fontane veröffentlichte es zuerst in: Th. F.:
Kriegsgefangen. Erlebtes. 1870. Berlin 11871. (im Kapitel 4); später in den
„Gedichten“ von 1875. Dort schrieb Fontane: „So saß ich im Gefängnis zu Guéret,
schwere Tage hinter mir, schwere Tage vor mir, und schrieb Verse in mein
Notizbuch.“ [Das Notizbuch blieb erhalten. – Logo!]
Anm.:
„Und unser Winter“ (I, 4) korrigierte Th. F. aus „Der trübe…“ (Er erzielte also
mit der Personifizierung „unser Winter“ eine viel persönlichere Summe der
Aussage.)
Zu Fontanes Gefangenschaft auf
der Insel Oléron [Île d’Oléron], die er als privilegiert gefangen gesetzter preußischer Spion dort
verbrachte, gehört eine wunderschöne Tiererzählung:
Vgl.:
Theodor Fontanes schönstes
Feuilleton: „ B l a n c h e “.
[1] Theodor Fontane: Gedichte.
Hrsg. von Kai Richter. Stuttgart: Reclam. RUB 6956. – Das Büchlein in jede
Zigarettenschlach-, pardon: -schachtel, wenn man das Stinkig-Pafige weglässt. [Oder neben jede Schachtel; wenn nciht das Portefeuille [gehobenen Deutsches] zu viel Platz wegnimmt.
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