B ö l l :
Jaja, heute habe ich Lust, über Heinrich Böll zu schreiben.
Da suche in nach „Böll“ im Kirchenfunk, also nach Sendungen, die im wdr gelaufen sind.
Kirche im Wdr:
Ja, das suche - und hat ihn gefunden: meinen Allzeit-Böll:
Petra Schulze: Literatur
als Therapie
Guten
Morgen,
Sonntag. Zeit. Zeit für mich. Zeit für Dinge die
ich mag. Lesen zum Beispiel. In einem Buch, so richtig aus Papier.
Viele habe ich ja längst in meiner digitalen Bibliothek. Auf dem
Tablet, dem Handy oder einem digitalen Lesegerät.
Lesen.
Vielleicht jemandem vorlesen. Einem Kind oder dem Partner. Mit einer
Freundin über das neue Lieblingsbuch reden. Bücher sind
Seelennahrung, entführen mich in andere Welten, bringen zum Lachen
oder Weinen, zum Gruseln. Bücher bilden und weiten den Geist.
Kürzlich las ich in einer Zeitschrift von der Bibliotherapie. Das
heißt: Therapie mit Büchern. Mit Romanen, Sachbüchern und Poesie.
Die Wirkung ist wissenschaftlich nicht eindeutig nachgewiesen.
Aber es ist ja klar: Seit Jahrhunderten, ja Jahrtausenden werden
Legenden und Mythen, Märchen und Gedichte, Heilige Schriften und
wichtige Regeln erst mündlich und dann schriftlich weitergegeben.
Denn: An dem, was andere erlebt haben, kann ich mich ausrichten. Es
hilft mir, wenn ich lese, wie jemand mit seiner schweren Krankheit
fertig wurde. Oder mit Lieblosigkeit. Mit Streit. Mit Trennung und
Tod. Es hilft mir zu lesen, wie eine Liebe gelingen kann oder eine
Familie oder eine Wohngemeinschaft. Wie Diktaturen überwunden werden
können und wie sich die zartesten Seelen in einer kalten rauen Welt
Überlebensschlupflöcher in ihren Gedichten suchten. Es hilft mir zu
wissen, wie Worte wärmten und dufteten und satt machten. Schon im
18. Jahrhundert sollen Ärzte ihren Patienten Bücher verordnet
haben. (1) Es gibt Bücher, die sind mir zu Lebensbüchern geworden.
Das Märchenbuch, aus dem uns unsere Großmutter vorlas.
Lebensberichte von Menschen, die unbeirrt ihren Weg gingen – oft
unglücklich und doch der einzig richtige.
Gedichtbände wie die
von Rose Ausländer, Mascha Kaléko und Hilde Domin wichen mir nie
von der Seite. Dass Bücher noch viel mehr als Seelenwegweiser sind,
das hat kürzlich der evangelische Theologe Friedrich Schorlemmer
gezeigt. „WORTmacht und MACHTworte“ hat er sein Buch
überschrieben. „Eine Eloge an die Leselust“. In der ehemaligen
DDR musste Friedrich Schorlemmer viele verbotene Bücher verstecken –
auch seine eigenen Schriften. Er lernte Literaten kennen, deren
Bücher verboten wurden. Ließ verbotene Literatur einschmuggeln.
Schorlemmer schreibt über die Schriftsteller Reiner Kunze, Max
Frisch, Heinrich Böll, Christa Wolf und viele andere. Wie sie den
Horizont weiteten und das Undenkbare … wurde schon fast
Wirklichkeit. Machte Mutig. Als etwa der Theologieprofessor
Klaus-Peter Hertzsch aus Jena zur Biblischen Geschichte von Jona und
dem Wal dichtete:
„Ihr sollt in Häusern und in Hütten
Den
Herrn um sein Erbarmen bitten.
Vielleicht ist es noch nicht zu
spät,
dass unsre Stadt nicht untergeht.“ ( 2 )
Vielleicht.
Noch nicht zu spät.
Ein Hoffnungswort.
Noch können wir
etwas ändern.
Am Klimawandel. Am Hunger. Am Krieg. An der Börse.
Je nachdem.
Ich denke an die Jugendlichen, die Gebete und Lieder
der Ökumenischen Gemeinschaft von Taizé in die DDR und die
Osteuropäischen Länder schmuggelten. Texte, die Christinen und
Christen beider Konfessionen Nahrung und Stärkung wurden. In einer
Umwelt ohne Gott.
Welche Bücher sind für Sie unverzichtbar?
Welches biblische Buch lieben Sie besonders und warum?
Einen
schönen Sonntag wünsche ich Ihnen – mit Zeit zum Lesen!
(
1 )
https://www.zeit.de/kultur/literatur/2016-09/bibliotherapie-literatur-lesen-heilmittel
(letzter Abruf 20.08.2018)
( 2 ) Friedrich Schorlemmer: WORTmacht
und MACHTworte, RADIUS-Verlag GmbH Stuttgart, 2018, S. 122.
Dieser B ö l l - Roman: Ansichten eines Clowns, in der Verfilmung von Jasný:Vojtěch Jasný, hat mich am stärkten - semper idem, allzeit-bereit - bewegt (auch in Lektüren in Oberstufen-Klassen im Gymn.) - in articulo vitae&mortis.
Und wenn diese Autorin wieder einen Vortrag hlt, im wdr - wrde ich mich weder melden - egal ob über "Böll" oder Tagesthemen, bitte sehr:
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