Donnerstag, 29. Dezember 2022

A l l e s von Jonny, äh: J a n n y

Zu  s e i n e m  Jahrestag -

  • über Janny, oder J., Buchhändler -

  • Ausgedruckt am 24.01.2022, am Jahrestag, als G.und J. heirateten -

heute Nacht, eigentlich gestern Abend ... hab ich noch mich intensiv an Johannes erinnert: Seine Stimme, war mir markat im Ohr. authentisch. Ich hatte mir, für J., den ich gerne Janny nannte, ein Buch ans Bett geholt, in dem ich lesen wollte: Es war das erste Kinder-Land von Hans-Joachim Gelberg (im Paulus Verlag. Recklinghausen. 1967) herausgegeben.

J.  hatte es noch ausgezeichnet. Schwungvoll: 19,80 M. (67 mit seinem Kürzel, im Jahre 1967)

Und er hat mir erzählt, dass er für Weihnachten 67, ja, eben: 1967, fünfzig von dem neu entwickelten Jahrbuch für Kinder, hrsg. von Gelberg, beim Paulus-Verlag bestellt hatte.

Aber erzähl-ich-mal, dass wir in den 90er Jahren im Fextal, in diesem Engadiner bezaubernden Tal, das Ehepaar Gelberg getroffen haben.

 



Darf ich noch ein wenig aufholen in der Erzählung? So fext mir mein Bücher-Hund zu.

 

Wir waren durch Zufall am selben Mittagstisch gelandet. Und er, den ich noch nicht erkannt hatte, erkundigte sich nach meiner gelben (eben: Reclam-) Lektüre, die ich beiläufig auf den Tisch gelegt hatte, weil ich noch morgens darin gelesen hatte. Und ich erzählte dem Mann, weil er sich interessiert zeigte, dass ich die schmale Schrift von Fontane Meine Kinderjahre, nachts&morgens gelesen hatte. Und meiner Frau irgendwie am nächsten Tag – oder am Morgen davon erzählen wollte, irgendwie bei einer Rast, wie es sich ergeben sollte. Da lag also der gelbe, unwechselbare Seitenblock – Und ich erläuterte (äh, weil ich mich als Magisterlein angesprochen fühlte), dass Fontane – „Wissen Sie, dass er sich Fonteine ausprechen ließ?“ - seine eigenen Jungenerlebnisse, mit dem HauRuck auf der Schaukel im Garten des elterlichen Grundstücks … „auf Effi übertrng; und schon war es wieder im Briest-Stoff; kerngesund“ - Woran er sich erinnerte, dass der psychische Nutzen nicht für seine Jungenleben; und gleichzeitig für die Übertragung der Schaukelpartie als ein Grundmotiv der Charakteristik des Mädchens, das – Aber sehen Sie hier (S. 31; ich las vor ): Da spielt hier halbe Tqge lang und legten Burgen an, oder turnten am Reck (….) Schöner aber als das, war, für mich wenigstens, ein zwischen Holzpfeilern angebracht, ziemlich baufällige Schaukel. Der quer überliegende Balken fing schon an morsch zu werden und die Haken, an den das Gestell hing, saßen nicht allzu fest mehr.

Dann verwies ich auch auf einige Anmerkungen in diesem schlauen GelbBlondBan: Fontane. Kindheit.Erläuterungen: Hier S.

Und Frau Gelberg hatten disesen Vortrag lebhaft mitverfolgt. Sie fragte: „... wird die Effi da nicht Tochter der Luft genanant?“

Genau, haben Sie das von der Schulzeit her behalten. - Dann war die Schulzeit wohl eie Erfolg für Sie.“

So hatten wir Spass und ein wenig Gelehrsamkeit … - eben Literatur in ihrem kommnikativen Raum.

Nach kurzer Zeit, fragte ich den Herrn, ob er auch, ob er auch schreibe oder Bücher mache - und ich fragte ihn nach wenigen Minute (und ich erinnerte mich an einem Porträtfoto in den orangenen Beltz&Gelberg-Büchern): „Sind … sind wohl Herr Gelberg mit Frau - und wir, äh, sind auch Recklinghausen, wo Sie wohl vor einiger Zeit für den Paulus-Verlag gearbeitet haben. Und dann vertrieben wurden … von Herrn Bitter... - Äh: Rey... -“

*

Unterhaltungen in der mediterranen Sonne des Fextals; und später erinnert, als ich Kinderland Zauberland wieder las und studierte; und mir auffiel: Schnurre, ja, der große Wolfdietrich, mit seinen meisterhaften Geschichten aus den Berliner Landen, Die Auszeichnung (auf dem Seiten nach 326), eine luzid leuchtende Story von einem jüdischen Jungen, der von seinem Vater beschützt wird, als der David-Stern Pflicht wird. Aber, diese Geschichte, ein zwittrig-ambivantes Stück für Kinder und Erwachsene, ganz Schnurre typisch, gehört auch in Als Vaters Bart noch rot war ist; jenem autobiographischen  Roman  Schnurres (aus dem Jahre 1958). Das Buch trägt den Untertitel: Roman in Geschichten und enthält in manchen Ausgaben, wie in der Erstausgabe, Illustrationen des Autors. Schnurre berichtete darüber: „... weil ich mit Bruno, dem kleinen Jungen, der es erzählt, identisch bin und die Zeit und den Zeithintergrund damals aus eigener Anschauung kenne. Und der Vater schließlich, die eigentliche Hauptfigur, der ist auch wirklich vorhanden, und er lebt auch Gott sei Dank noch, in Berlin.“ (Schnurre in einem Brief 1963[1] Wikipedia, Abruf 02.01.2022)

Dass Herr Gelberg sich auch als Schriftsteller auszeichnet, kann man schon in seinem ersten Jahrbuch nach-lesen: mit zwei Geschichten (S.66, 225); die mir liebste ist Der kleine König (S. 239). Aber ich hatte es damals vergessen. Hier nun es uns vergönnt, ihn als Autor kennenzulernen, in einer kleinen Anmerkung:Gelb1).

Nun, Herrn Gelberg konnte ich nicht fragen, weil es mir nicht bekannt war: Wie war es mit den Kinderland-Zauberland; viel Arbeit, tolle Verhandlungen mit den Beiträgern; (wohl schwierig mit Dr. Bitter, den ich später kennen lernte in RE: er war eine Kirchenwanze, bewachte die St. Markus-Kirche - und den Kindergarten dort. - Es ist die erste Anthologie neuen Typs, die er, Gelberg, im Paulus Verlag herausgab: Kinderland, Zauberland (zuerst 1967). Das Copyright verblieb wohl beim Paulus Verlag, Recklinghausen. - Nur die spätere Herausgaben der ersten Jahrbuchs ist verzeichnet, endlich bei Maier, Ravensburg 1986. Späterhin werden in seinen Jahrbüchern differenzierte Rechtsauskünfte gegeben.

Aber darüber haben wir nicht im Fextal anno 1999 gesprochen; Das Tälchen und seine vormaligen Wandrer beschäftigten uns: Wir alle vier wussten von mehreren Schriftellern, die alle entzückt waren und berichteten von Natur und Kultur am Fexbach; Sogleich fiel der Name DürrenmattDürrenm.


Ein niederländischer Sprichwort klärt: „Einen weisen Mannes Ernte währt das ganze Jahr“: Soll ich auf Die Auszeichung von Wolfdietrich Schnurre in einem Textausschnitt aufmerksam machen?

Gelb1) Ein kleinen Vorgeschmack möchte ich Ihnen geben mit dieser Kurzgeschichte von Ein kleinen Vorgeschmack möchte ich Ihnen mit dieser Kurzgeschichte geben von HANS-JOACHIM GELBERGs Der kleine König:

Einmal steht der kleine König am Fenster. Was er sieht, betrübt ihn. Sein Freund, der kleine Minister, wartet vor der Haustür, und niemand öffnet ihm. Da ärgert sich der kleine König. Rasch läuft er die Treppe hinunter und öffnet selbst. Aber der kleine Minister ist schon fort. Traurig geht der kleine König wieder in sein Zimmer. So allein ist es schwer, König zu sein. Er überlegt, ob er den Bau eines Schiffes befehlen soll. Ein Schiff mit achtzehn Schornsteinen und einem großen Segel, falls einmal die Schornsteine nicht rauchen wollen. Aus jedem Schornstein kommt eine lange Fahne Qualm. Du kannst die Schornsteine schon von weitem zählen: alle achtzehn! Vielleicht kann man etwas tun, daß aus jedem Schornstein der Rauch in einer anderen Farbe kommt. Blau, rot, grün, gelb, schwarz ... Da fällt dem kleinen König ein, daß die Schiffe heute nicht mehr rauchen. Es sind modeme Schiffe.

Der kleine König steht vor dem Spiegel. »Wo ist meine Krone?« fragt er. Aber der kleine Kammerherr hat sie zur Reparatur weggebracht. Etwas war nicht in Ordnung. Er hat die Krone in eine Aktentasche gepackt, gut in Seidenpapier eingeschlagen, und hat den Juwelier um rasche Arbeit gebeten. Denn Könige ohne Krone haben schlechte Laune.

»Gleich ist die Krone fertig«, sagt der kleine Kammerherr.

Der kleine König steht am Fenster und sieht dem kleinen Kammerherrn nach, der über die Straße läuft, um die Krone abzuholen. Da kommt der kleine Weltreisende ins Zimmer. Er hat noch nicht einmal angeklopft, so eilig hat er es. »Wo ist der König?« fragt er.

»Ich bin der König«, sagt der kleine König. »Du bist doch nicht der König«, sagt der kleine Weltreisende. »Könige tragen eine Krone.«

Dasist richtig«, sagt der kleine König. »Dann müssen wir etwas warten. Meine Krone wird eben geholt.Fortsetzung. Wer erzählrisch begabt ist – Oder Lehrer, der diesen Anfang der Geschichte den Kindern gibt – natürlich: um eine Klassenarbeit zu schreiben: Fortsetzung einer Geschichte.

(Aber: Sie können diese Geschichte in Gelbergs Kinderland Zauberland selbst lesen, auf S. 239f.)


Dürrenm] Ich berichtete Dürrenmatt (1921-1990), dem Schweizer Dramatiker und Erzähler, der oft in Sils-Maria zu Gast war, hat dieses Hotel verewigt. In seinem Arbeitsbuch Turmbau (1990), in dem er nie geschriebene Dramen und Erzählungen skizzierte, geht es um die Entstehung der hintergründigen Geschichte eines Attentäters namens Vinter. Sie ist, wie Dürrenmatt ausführt, auf groteske Weise mit dem Fextal verknüpft... So berichte ich vom: Friedrich Dürrenmatt (in Turmbau. (Ein Arbeitsbuch) Stoffe IV – IX. 1990. S. 95. - Hier in diesesr Wrüdigung der getreue Abdruck des Textes

"Einige Wochen später fuhren wir ins Engadin. Vom 'Waldhaus' in Sils-Maria stieg ich ins Fextal hinauf und begann in der Gaststube der 'Sonne' Vinter [ein aufgegebens Projekt F. D.s] zu schreiben. Wie immer benutzte ich dazu einen Blindband. Es gibt nichts Schöneres als eine Erzählung anzufangen, es ist der Beginn eines Abenteuers, dessen Ausgang ungewiß ist. Ich hatte einige Seiten geschrieben, als ein Bauer mit einem Hund die Gaststube betrat und am Nebentisch Platz nahm. Der Hund war wie jener, den ich auf der Bühne gesehen hatte, groß und weiß, ein Abruzzen-Schäferhund. Ich sprach den Bauern an, wir kamen ins Gespräch, andere Bauern kamen, wir tranken Roten, ich weiß nicht wie viel, und als ich von der 'Sonne' zum 'Waldhaus' hinunterging, war es schon am Eindunkeln. Alles war noch voll Schnee, auch die Straße, und als sie steil und vereist wurde, glitt ich aus und lag auf dem Rücken. Da glitt es warm und feucht über mein Gesicht. Über mir stand der große weiße Abruzzen-Schäferhund, als wolle er mich bewachen. Er hatte etwas Gespensterhaftes, Unwirkliches. Ich fühlte mich seltsam geborgen. Dann pfiff jemand, und der Hund verschwand lautlos den Hang hinauf voll Schnee. Was ich jedoch in der Gaststube der 'Sonne' geschrieben hatte, ließ sich nicht wiederfinden. Der Blindband blieb verschwunden. Ich mußte die Arbeit an der Erzählung von neuem beginnen, ließ sie aber nach einigen Wochen wieder fallen, die Erzählung drohte uferlos zu werden. Ich vollendete die Stoffe ohne sie ... « 

                     Max Liebmann: "Effi auf der Schaukel". In: Effi Briest" (Berlin. 1928)

- So gehen einem diese Stoffe an, oh, und wir verschwinden... bei wahren Dichtern.





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