Heinrich Böll:
Das Gebet
(1946)
Mit
allem Willen,
aller
Qual
Konnt'
ich die Blumen Gottes
nicht
gebären
Mein
Herz verkrampfte sich
in
lähmendem Verwehren
und
stieß ein dumpfes Schluchzen aus,
ohne
die quellende
Süße
der Tränen
Da
riß mir Gottes Hand
die
müden Funken auf
und
ließ den Wein der Tränen
strömen,
strömen .....
Vom
Blut der Gnade
fand
sich dann sein Lauf
und
wölbte sich in seliger Spannung auf
in
wildem Sehnen...
(In: H. B. Kölner Ausgabe. Bd. 2. Texte
1946 – 1947. S. 60
Zu dieser Zeit, als
Heinrich Böll kryptisch- medidtative Gedichte, wie dieses GEBET, schreib, hatte er noch
nicht seine Phase der kritisch-reflexionen Text gefunden, deren
vorzüglich-ergreifenden Text er mit den „Ansichten einer Clowns“
im Jahre 1963 lieferte.
Die Vorform seines
christlichen „Gebets“ nimmt Anleihen im Mythtischen, in der
Meditation. In einre solchen Interpretation kann jede behustsame
Seele „die Blumen Bottes“ erkennen und die „Funken in die
Bedeutung von Augen erkennen. Wein . ..Gnade kann
auf das im Wein der Eucharistie enthaltene und gespendete Blut
Christi identifiziert werden.
In der auf scharf
gestellten Prosa des „Ansichten des Clowns“ wird Fraktur geredet:
in aller Materie ist auf die Emotionen der Liebenden abespielt und
ihre christlichen Fesseln werden bloßgelegt.
Szenenfoto
aus „Ansichten eines Clowns“, Film von Vojtech
Jasný (1976)
Im
Text der Romans:
Ich nehme es, wie es kommt, und rechne mit der Gosse. Marie hat ganz andere Ideen im Kopf; sie redete immer von »Verkündigung«, alles sei Verkündigung, auch, was ich tue; ich sei so heiter, sei auf meine Weise so fromm und so keusch, und so weiter. Es ist grauenhaft, was in den Köpfen von Katholiken vor sich geht. Sie können nicht einmal guten Wein trinken, ohne dabei irgendwelche Verrenkungen vorzunehmen, sie müssen sich um jeden Preis »bewußt« werden, wie gut der Wein ist, und warum. Was das Bewußtsein angeht, stehen sie den Marxisten nicht nach. Marie war entsetzt, als ich mir vor ein paar Monaten eine Guitarre kaufte und sagte, ich würde nächstens selbstverfaßte und selbstkomponierte Lieder zur Guitarre singen. Sie meinte, das wäre unter meinem »Niveau«, und ich sagte ihr, unter dem Niveau der Gosse gebe es nur noch den Kanal, aber sie verstand nicht, was ich damit meinte, und ich hasse es, ein Bild zu erklären. Entweder versteht man mich oder nicht. Ich bin kein Exeget. (H. B.: „Die Ansichten eines Clowns“. 6. Kapitel KA. Bd. 13. S. 38)
Ich nehme es, wie es kommt, und rechne mit der Gosse. Marie hat ganz andere Ideen im Kopf; sie redete immer von »Verkündigung«, alles sei Verkündigung, auch, was ich tue; ich sei so heiter, sei auf meine Weise so fromm und so keusch, und so weiter. Es ist grauenhaft, was in den Köpfen von Katholiken vor sich geht. Sie können nicht einmal guten Wein trinken, ohne dabei irgendwelche Verrenkungen vorzunehmen, sie müssen sich um jeden Preis »bewußt« werden, wie gut der Wein ist, und warum. Was das Bewußtsein angeht, stehen sie den Marxisten nicht nach. Marie war entsetzt, als ich mir vor ein paar Monaten eine Guitarre kaufte und sagte, ich würde nächstens selbstverfaßte und selbstkomponierte Lieder zur Guitarre singen. Sie meinte, das wäre unter meinem »Niveau«, und ich sagte ihr, unter dem Niveau der Gosse gebe es nur noch den Kanal, aber sie verstand nicht, was ich damit meinte, und ich hasse es, ein Bild zu erklären. Entweder versteht man mich oder nicht. Ich bin kein Exeget. (H. B.: „Die Ansichten eines Clowns“. 6. Kapitel KA. Bd. 13. S. 38)
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Kommentar:
38.27-28
„Verkündigung“, alles sei Verkündigung] Der Kommentar von Arpad
Bernath gibt an: Im religiösen
Sprachgebrauch Bezeichnung für die Botschaft vom Heilshandeln Gottes
in Jesus Christus und ihre Weitergabe durch die christlichen Kirchen
in Wort und Tat. - Hans Schnier ist seinem unverblümten, einer
wahren Diktat, dass er von „irgendwelchen Verreckungen“ spricht,
in einer Wahrheitsliebe, die man als man ein Diktat von Sigmund Freud
auffassen kann: „Unsere Kultur ist ganz allgemein auf der
Unterdrückung von Treiben aufbaut.“ , oder Hanns Schnier nennt es
„Indolenz“; in Wahrheit sind es pschyoanalytische Setzungen, in Schniers lauten Rufen.
Es
sind Prokovationen des „Clowns“, die Theologen oder
Wischiwaschi-Feuilettonisten in Gänze und Vehemenz beantwortet werden zur
Entstehungszeit von 1963/65.
In
den Kritiken und Würdigungen nach zu Bölls Todestags hat die
Schärfe der Ablehnung von Hans Schniers Kritiken abgekommen...
Poet in der Nähe Jesu – Heinrich Böll, das Politische Nachtgebet in Köln und das Christentum:
Böll, als katholischer
Rebell:
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Jürgen Springer:
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