Das Neu- und Übelwort
„Böllgeschädigt“ – Kempowiskil, pardon: kempowski [ja, kleingschrieben], hat sich da abreagiert, lange nachdem Böll tot war, mit dummen Sätzen wie ; aber, er hält sich für heiter, sagt kempelwopski, ach: nu: Kempensko, pardon: „Bis heute hat ein Wilhelm Busch keine Daseinsberechtigung in unserem böllgeschädigten Bildungssystem. Die junge Generation wurde von Achtundsechzigern erzogen, und Revolutionäre können keinen Sinn für Humor haben. (Kepwski 2006; ja, da lebte er noch):
Selbst ein Leser, ein Kommentator der FAZ, wusste hier kleingedruckte Gerechtigkeit, dank Herrn Guido Heinen. Er schrieb:
„Bin enttäuscht von Kempowski; Weltschmerz und Verbitterung auf der ganzen Linie:
1. "böllgeschädigt" gehört ins Wörterbuch des Unmenschen. Gerade Böll lebt "Heiterkeit".
2. "Lions-Club-Leute" können zu Konvertiten mutieren.
3. "Mitleid mit Grass": Ich auch, mit Kempowski ebenfalls.
4. Kinder nach dem 4. Schuljahr mag ich auch "sehr gerne", sie sind keine "Verlorenen". ogottogott!“
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/interview-walter-kempowski-der-mensch-muss-uns-doch-fuer-verrueckt-halten-1354879.html
Den FASel-, ach: FAZ-Interviewern fielen solche Einfachheiten bei Kempskis Her- und Hin- und Hintworten nicht auf: „Das Gespräch führten Hannes Hintermeier und Edo Reents.“
(Seit Walter Jens' großen "Republikanischen Kritiken" in der ZEIT:) Die Deutsche Literaturkunde befindet sich im internetalen Öffentlichkeitsbereich auf einem Niveau der Erbärmlichkeit, von sogenannten (Gottseidank: toten) Dichtern … und von Poeten/Kritikern, denen das Maul in der Springertränke gewaschen wird und die Feder UnZüchtiges niederkrakelt.
Vgl.
Günter Grass: „Springers Morgengabe
Was wir ausscheiden, steht täglich,
ob dünnflüssig, ob kompakt, in der Zeitung.
Fett oder mager gedruckt,
stinkt unser Abbild in hoher Auflage
und gilt als Ausweis
für jedermanns Wunsch
nach leicht verdaulichen Lügen
und konsumierbarer Demokratie.
So werden wir seit Jahrzehnten verköstigt,
denn selbst wer Nahrung anderswo sucht,
dem wir mit Beigeschmack käuflich,
was uns alltäglich als Ekel vertraut ist.“
(Aus: „Die Eintagsfliegen“. 2012. S. 48)
Ich glaube, Heinrich Böll kannte solche Gerechtigkeitnachfragen - wie Kempowski sie nach Pfennig & Mark & Dämelei inszenierte - und ordnete sie prospektiv nach seiner Schicht- und Milieuadelig, äh: -edelhaftigkeit ein, mit der er den Großkaufmannsklamottenpoeten nebenlang (auch) leben lässt:
"Es ist keine Kunst, ein ehrlicher Mann zu sein, wenn man täglich Suppe zu löffeln hat."
Und:
Kempowski nach eigener Stall&Steil&Stil&Stusslage in einigen Zitaten:
http://de.wikiquote.org/wiki/Walter_Kempowski
Günter Grass könnte zu solchem Ränkespiel aus seinen "Dreizehn einfachen Sätzen" beitragen:
"Eis schmilzt, nicht aber der Haß."
(Aus dem neuesten Gedichtsband von GG: »Eintagsfliegen. Gelegentliche Gedichte«. Steidl Verlag Göttingen. S. 94. - Gebunden in Überlebensleinen mit verstärkten Ecken und Einband. - W.K. könnte sich daran die gebleckten Zähne ausbeißen.)
Ach - ad rem, ähem: zum Thema:
Das blödelnde Adjetiv "böllgsechädigt" wird allein von Kempowski in weitere Sphären getragen; so im Net gezogen:
"'Über etwas lachen zu müssen ist den Deutschen verdächtig. Bis heute hat ein Wilhelm Busch keine Daseinsberechtigung in unserem böllgeschädigten Bildungssystem. Die junge Generation wurde von Achtundsechzigern erzogen, und Revolutionäre können keinen Sinn für Humor haben.' Walter Kempowski, Schriftsteller"
Dort will ich es auch lassen: im Schwatzhaus der Literatur.
Allenfalls könnte man bei dem schmalen, autorenzentriertten Wortbefund konstatieren:
Kempowski war 'böllgeschädigt'. Als Großbürger wollte er auch GROß-Schriftsteller sein. Doch da gelten andere - geistige und formale - Befunde als für "moin" oder "moinmoin".
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