Landschaft(en), aufgebrochen
… unter dem technischen und dem chemischen Fracking, Fracken (nein:
Fracksausen nicht!):
Der Sprachwissenschaftler Anatol
Stefanowitsch schrieb zum Stichwort seine Kolumne:
und verweist auch für dieses Lehnwort,
das eine deutsche Wortkarriere verspricht: als Nomen, als Verb, als duden-übliches
Stammwort
Die Technik des Frackings, des Gesteins-Brechens,
wird schon fast, aber noch nicht unmittelbar vor unserer Haustür (ein
abgeschliffene Redensart!) eingesetzt:
Das engl. to „fracture“
‚aufbrechen‘, ‚aufreißen‘ liegt direkt zugrunde ( zurück bis zum Lateinischen führt es kurzerhalb: Fraktion, Fraktur...
Im Ruhrgebiet - meinem
derzeitigen Zuhause, nicht meiner Heimat -, ist Fracken ausgeschlossen (wg. der
hohen Bevölkerungsdichte; die aber in 30 Jahren auch schon um etwa 20 %
abnehmen wird). Im weiten, weiten Münsterland wird wohl jeder
Großgrundbesitzer, der nicht neben den Zufahrtswegen, dem Bohrturm, den
Wassertanks (geschwiegen den Chemievorräten!) wohnen muss, seine Genehmigung
für das Schürfen erteilen:
Dafür gilt das Bergrecht; und da
packt jede Hand zu, die sich versilbern oder vergolden lassen will. Und
weiterhin in feinstem Zwirn oder mal im Frack irgendwo erscheinen will, z.B.
beim „Parzifal“ in Dortmund; da darf man mitwimmern (im Herzen und im
Applaus!).
Also: Frackt euch! Es soll sich
lohnen.
Nachträglich, beiläufig, in
lyrischer Einfachheit lässt sich ja noch Löns schwarzes Gedicht vom Bohrturm in
der Heide zitieren:
Hermann Löns:
Der Bohrturm
Es steht ein schwarzes
Gespenst im Moor;
Das ragt über Büsche und
Bäume empor.
Es steht da groß und steif
und stumm;
Sieht lauernd sich im Kreise
um.
In Rosenrot prangt das
Heideland;
»Ich ziehe dir an ein
schwarzes Gewand.«
Es liegt das Dorf so still
und klein;
»Dich mache ich groß und
laut und gemein.«
Es blitzt der Bach im
Sonnenschein;
»Bald wirst du schwarz und
schmutzig sein.«
Es braust der Wald so
stark und stolz;
»Dich fälle ich zu
Grubenholz.«
Die Flamme loht, die Kette
klirrt,
Es zischt der Dampf, der
Ruß, der schwirrt,
Der Meißel frißt sich in
den Sand;
Der schwarze Tod geht
durch das Land.
Hermann Löns: Sämtliche Werke, Band 1, Leipzig 1924, S. 211
Nachlesbar:
Ja, (nin, nicht: unser!) Hermann, ein heiliger des Heimatgesanges, der H. Löns war
konsequent in seiner Heimatliebe, auch wenn er im Schützengraben „in
Feindesland“ 1914 seinen Todesschuss, seine Garbe er-stritt. Oder vorher seiner
Heide Garbe, pardon: Farbe, Geruch und Gesundheit erkundete und im Rhythmus und
im Reim erzittern ließ.
Nein, dieses Gedicht gibt es
nicht in liedhafter Gesangespracht. Es blieb immer ein ungeliebtes Kind der
Lönsschen Naturkollektion.
Da neue Bohren setzt ein, zwei
Kilometer weiter, nein: tiefer an, als Löns es beobachtete und wahrnahm und
beschrieb, dass die Heide krachte.
Aber nein, „Frack“ hat nicht mit
(lat.) frangere, Fraktion, Fraktur etc. zu tun. Die Etymologie kleidet sich fein: in den „frock“ (engl.;
deutsch „Rock“).
.
Mythos-Berichte und Gedenkstätten
gibt es für den späteren Nazi-Liebling genug; hier soll die absolute Ausnahme
in seinem Werk, ein Stück zerstörter Heimat im Zugriff der Rohstoffindustrie,
genügen:
Der ungekürzte, ungeschönte Löns in der Wikipedia...:
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