„Rose, oh reiner Widerspruch, Lust, niemandes Schlaf zu sein unter soviel Lidern.“ (R. M. Rilke...) - Äh, wer versteht diesen Spruch...?
Rainer Maria Rilke:
L i e b e s - L i e d
Wie soll ich meine Seele halten, daß
sie nicht an deine rührt? Wie soll ich sie
hinheben über dich zu andern Dingen?
Ach gerne möchte ich sie bei irgendwas
Verlorenem im Dunkel unterbringen
an einer fremden stillen Stelle, die
nicht weiterschwingt, wenn deine Tiefen schwingen.
Doch alles, was anrührt, dich und mich,
nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich,
der aus zwei Saiten eine Stimme zieht.
Auf welches Instrument sind wir gespannt?
Und welcher Geiger hat uns in der Hand?
O süßes Lied.
(R. M. Rilke: Werke. Bd. I. Gedichte. Frankfurt/M. 1962. S. 238)
*
Hermann Josef Coenen:
[Ja, ich verehre das Werk des Poesten und Geistlichen; es ist objektiv-subjektiv, verständlich - und ehrt die Prinzipen der Lyrik: delectare et prodesse]:
RILKES G R A B
Unten am Dorfplatz von Raron
steht im Schatten die schwere Yamaha
aus Hamburg mit zwei Sturzhelmen.
Oben auf dem kleinen Kirchplatz
über dem Rhonetal sitzen
der junge Mann und sein Mädchen
angelehnt an die Friedhofsmauer
in der Nachmittagssonne.
Hand in Hand schauen sie schweigend
auf das schlichte Grab mit dem Rosenstrauch.
Als Rilke starb, wurden ihre Großeltern
gerade geboren. Und jetzt
fahren die beiden 9oo Kilometer hierher.
Das Mädchen zieht ein Taschenbuch
aus dem Rucksack mit seinen Gedichten:
„Auf welches Instrument sind wir gespannt?
Und welcher Spieler hat uns in der Hand?
O süßes Lied!“
(Aus: H. J. C.: Freiheit, die ich meine. Düsseldorf 1995.S. 33) - Dass ich hier ein GeDicht von H.J. Coenen abdrucke, entspricht meiner Verehrung zu diesem Priester-Poeten. Er wirkte lange Jahre in Marl, einer Stadt im Industriegebiet in NRW; er veröffentliche wahre-realistisch-christliche Texte.- Leider ist der ganze Schatz seiner GeDichte im Verlagswesen untergegangen, seit dem der Patmos Verlag, dann der Kreuz-Verlag verschwinden sind. Der alles beherrschende Herder Verlag, Ffb., verlegt nichts mehr von Coenen. Vgl., der Name Coenen ist verschwunden; ich verehre ihn weiter:
* * *
W i r ... waren später da; mein Gott, was für ein rosenbedecktes Grab, was für ein Grabspruch.
Dort liegt die Hoffnung auf eine lyrische Weltsprache des Friedens begraben, beerdigt – nein: in die Höhe der Lüfte gehoben - und keiner - kaum einer - fährt hin, um sie auferstehen zu lassen – die Hoffnung,
die L i e b e !
Das Grab, auf Papier montiert:
Sein – na: mein. Nein: sein, Rilkes Spruch, er wird mich begleiten, mich leiten, mich lieben oder leiden (lassen):
„Rose, oh reiner Widerspruch, Lust, niemandes Schlaf zu sein unter soviel Lidern.“ (Rilke...; wer versteht diesen Spruch nicht – im Traum der Liebe, de Wortes...?
*
Das Grab, desolat:
http://www.picswiss.ch/Wallis2/VS-57-02.html
Rilke (gemeinfrei):
https://de.wikipedia.org/wiki/Rainer_Maria_Rilke#/media/File:Stamp_Germany_2000_MiNr2154_Rainer_Maria_Rilke.jpg
Briefmarkenausgabe der Deutschen Post (2000) zum 125. Geburtstag von Rilke, gestaltet von Elisabeth von Janota-Bzowski:
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