Gnade -
Die Sonne geht zu Gnaden.
Da sLesbegn geht zu Gnaden.
Der Ssommre geht zu Gnadne.
Balde, baaaaaaalde geht
auch der Herbst zu Gnaden
... und
Mein Leben geht zu Gnaden.
Paul Gerhardt:
VON DER SONNE:
" ... die glüdne Soooooonne)
8
Alles vergehet,
Gott
aber stehet
ohn alles Wanken;
seine Gedanken,
sein Wort und
Wille hat ewigen Grund.
Sein Heil und Gnaden,
die nehmen nicht
Schaden,
heilen im Herzen
die tödlichen Schmerzen,
halten
uns zeitlich und ewig gesund.
* *
Jep: " zu Gnaden":
Wecker, Anna: Ein Köstlich new Kochbuch Von allerhand Speisen/ an
Gemüsen/ Obs/ Fleisch/ Geflügel/ Wildpret/ Fischen vnd Gebachens. Hrsg.
v. Katharina Taurellus. 2. Aufl. Amberg, 1598. "Dero zu Genaden nachmaln
vnterthänigst ergeben."
Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605: "Darnach so werden viel durch Seelmessen vnnd Ablaßbrieff wider zu Gnaden bracht."
In einer Morgenandacht. dlf 25.09.2025. Ich habe zugehört der Pfarrerin: Pfarrerin Melitta Müller-Hansen
Irgendwann ist das Wort Gnade aus der Alltagssprache verschwunden. Unsere Autorin hat Gnade neu entdeckt als Kraft zur Selbstbehauptung.
Wann genau die Gnade fast verschwunden ist aus der Alltagssprache, weiß ich nicht. Aber ich bin auf eine Redewendung gestoßen, in der sie noch ganz lebendig war. "Die Sonne geht zur Gnaden." So heißt es im Grimm’schen Wörterbuch der deutschen Sprache, aus dem 18. Jahrhundert. Wie platt unser "die Sonne geht unter" dagegen klingt.
Die Sonne geht zur Gnaden und strahlt umso heller dann am Morgen. Welche Lebenserfahrung mit der Gnade ist hier erhalten? Für die Augen, die der Sonne folgen am Abend, geht sie zur anderen Seite der Welt. Sie steigt hinab in die Nacht. Und wenn ich der Spur des Sprichworts folge, ist das der Weg, der zur Gnade führt.
Wenn ich den Sonnenuntergang beobachte, ist manchmal auch ein wenig Wehmut dabei, eine kleine Traurigkeit. Es geht etwas zu Ende. Ich muss Abschied nehmen. Von diesem Tag und immer wieder von vielem im Leben. Der Weg in die Nacht steht auch mir bevor, wenn die Sonne geht.
Ihren Weg in die Nacht beschreibt die Schriftstellerin Marica Bodrozic als dramatisches Erlebnis. Sie hat Gewalt erfahren von Mutter und Vater, von anderen Verwandten. Signale wie "dich sollte es am liebsten gar nicht geben". Sie sagt, diese Menschen haben ihr das "innere Figurenkabinett …mit Gewalt beschriftet". Das ist schon lange vorbei. Trotzdem lebt diese alte Welt im Inneren weiter und behauptet immer wieder: Ich bin deine ganze Welt. Ich bin die einzige Wahrheit in deinem Leben.
* Ich danke der Pfarrerin: Pfarrerin Melitta Müller-Hansen.

Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen